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Der Blog stellt eine Art Internettagebuch dar, in dem die Mitglieder der Redaktion ihre Gedanken mit den Lesern teilen. Er bietet Einblicke in den Alltag und in die Themen, die die jeweiligen Autoren am meisten beschäftigen.
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Historiker als Opportunisten
Treffpunkt: Kritik Kaum zu glauben, was in so kurzer Zeit alles vorbei gegangen ist. Nicht nur, dass der "Nadelstichstreik" der Bahn-Gewerkschaften so viel Wirkung gezeigt hat, dass keine weiteren Streiks mehr folgen werden – auch das Lottofieber ist schon wieder abgeklungen.
Wem im Übrigen bei der Bemerkung "Nadelstichstreik", wie ein Transnet-Streikleiter die Aktion vor kurzem benannte, das sprichwörtliche Messer im Sack aufgeht, der sollte im Internet auf Suche nach Voodoo-Puppen der Gewerkschaftsvorsitzenden gehen. Für die dürfte sich dann ein Nadelstich ganz anders anfühlen – und wenn man im Internet keine findet, wäre das sicherlich eine Marktlücke. Denn angesichts des Chaoses, in das Ver.di eben diejenigen wieder einmal stürzt, die am wenigsten etwas für die Lage der Beschäftigten können, würden jene Puppen einen reißenden Absatz finden.
Die zwei glücklichen Lottogewinner des letzten Jackpots mit 35 Millionen Euro werden sich in etwa ähnlich im Fadenkreuz fühlen, wenn ihre Identität erst einmal bekannt wird. Ob so viel Geld aber glücklich macht, darüber wird nach wie vor heftigst diskutiert.

Beliebt macht es aber auf jeden Fall, also etwas, was dem Oberhaupt der Katholischen Kirche und dem Vatikan generell gut tun würde. Wie man sich mittels weniger Äußerungen und Handlungen derart ins gesellschaftliche Aus boxieren kann, ist an sich erstaunlich. Dabei wirken die Aktionen von Papst Benedikt XVI. gar nicht so unkoordiniert, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen. Erinnert man sich noch an das vergangene Jahr zurück, in dem der Papst nacheinander Muslime, Homosexuelle und bei der Karfreitagsfürbitte auch die Juden beleidigte, scheint sich das Kirchenoberhaupt nun gegen die eigenen Leute zu wenden.
Mit der Rücknahme der Exkommunion des Holocaustleugners Bischof Richard Williamson und nun der Weihbischofsernennung von Linz mit Gerhard Wagner, der nicht nur Harry Potter Satanismus vorwarf, sondern den Wirbelsturm "Katrina" als Gottesstrafe für New Orleans bezeichnete, da dort neben Bordellen auch Abtreibungskliniken zerstört worden wären, beraubt sich der Papst nicht nur jeder Glaubwürdigkeit, sondern auch jeglicher Autorität im eigenen Lager.
Von Kirchenaustritten durch Bischöfe, Abbruch der diplomatischen Beziehungen durch Israel ist die Rede. Wer schnell reagiert, kann vielleicht noch einen Platz in einer anderen Glaubensgemeinschaft erhaschen, die Erfolg verheißt. In der heutigen wirtschaftlichen Lage wäre vielleicht eine Wechselprämie bei den Zeugen Jehovas oder Scientology durchaus interessant?

Wie viele Bankmanager davon wohl gebrauch machen würden?
Die "notleidenden Banken" wurden ja jüngst zum Unwort des Jahres 2008 gekürt. Dabei laufen diese gerade noch Gefahr, dieses Jahr verstaatlicht zu werden. Ein Schritt, den sich die Bundeskanzlerin durchaus vorstellen könne. Nur, mit wessen Geld?
Es ist erst ein paar Monate her, da wollten mehrere Europäische Nationen Insolvenz anmelden. Von bankrotten Ländern war die Rede.
Interessenten sollten sich dabei einmal überlegen, woher das Wort "bankrott" stammt. Wer diesbezüglich nachforscht wird auf die beiden italienischen Ursprungswörter "banca" als Geldgebergeschäft und "rotta" für kaputt oder geschädigt kommen.
Der Bundesregierung mag durchaus daran gelegen sein, den Finanzsektor zu stabilisieren, doch woher soll das Geld denn kommen, wenn nicht von den Bürgern? Und wenn diese keins mehr haben, kann sich der Staat auch nichts mehr holen.
Die Verstaatlichung eines bankrotten Finanzinstituts durch einen bankrotten Staat macht nicht wirklich Sinn.

Doch wie die ehrlichen Bürger ja inzwischen lernen mussten, liegt es ohnehin nicht an den Großen und Meistverdienern, für ihre (Fehl)Entscheidungen einzustehen. Dies wird nach wie vor den normalen Bürgern überlassen. So erinnern sich vielleicht noch einige an das große Steuerversprechen von Fr. Merkel vor der letzten Bundestagswahl, in dem es hieß, es bleibe bei 16 % Mehrwertsteuer.
Was kurz nach der Wahl geschehen war, braucht an dieser Stelle nicht wiederholt zu werden.
Insofern sollte man auch alle politischen Versprechungen, die nun bereits in die Runde geworfen werden mit einem dementsprechend skeptischen Blick sehen. Der Vorwurf dabei ist weniger, dass die damals geleugnete Steuererhöhung stattgefunden hat. Sondern vielmehr, dass die Wählerinnen und Wähler darüber bewusst belogen wurden, um sich eine möglichst große Stimmenzahl zu sichern.
Wenn es also jetzt heißt, dass ab Herbst Steuersenkungen auf die schwarzgelben Wähler warten würden, sollte man nicht vergessen, dass die kaputte Wirtschaft, die mit staatlichen Mitteln saniert werden soll, ja auch irgendwie finanziert werden muss. Und da der Staat selbst kein Geld hat außer dem, das er den Bürgern über Steuern abnimmt, wird es sich nicht vermeiden lassen, dass wir wieder stärker zur Kasse gebeten werden.

Doch auch dieses Wahlversprechen wird, sollte es gebrochen werden, sicherlich nicht in den Geschichtsbüchern zu finden sein. Die Geschichte wird immerhin von den Gewinnern geschrieben. Und unter denen gibt es die goldene Regeln, dass wenn einem nicht gefällt, was im Geschichtsbuch steht, man sich eben sein eigenes schreibt.
Na dann, zückt schon mal die Füllfederhalter ... wobei, der Vorteil an der heutigen Zeit ist es ja, dass mit einem Tastendruck viel mehr viel schneller revidiert werden kann!
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