Blog
Der Blog stellt eine Art Internettagebuch dar, in dem die Mitglieder der Redaktion ihre Gedanken mit den Lesern teilen. Er bietet Einblicke in den Alltag und in die Themen, die die jeweiligen Autoren am meisten beschäftigen.Für den Inhalt sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Auch spiegelt die Meinung eines einzelnen Autors nicht die Meinung der gesamten Redaktion wider.
Hallo Stil, ciao Substanz | von Jens am 06.10.2007, um 08:00 Uhr. |
Wer schön sein will, muss leiden; dieser Leitspruch aus dem Showbusiness wird vielen besagten Bulimie-Top-Schweizer-Käse-IQ-Anwärterinnen tagtäglich zum Verhängnis. Auch die Anhänger der Spezies Frau sind immer wieder lebender Beweis dafür, wenn man sich denn erdreistet zu fragen, ob die komplimentierten schicken Schuhe auch bequem sind. "Die sind furchtbar, kann in den Dingern keine zwei Schritte laufen", kriegt man dann zu hören – und sollte sich die Frage verkneifen, weswegen sie dann getragen werden. Traurig ist allerdings, dass das Schicksal der stilisierten Substanz inzwischen auch all diejenigen ereilt, die damit an sich rein gar nichts zu tun haben. |
Im Falle des besagten, grün schimmernden und blinkenden Sliders wurde schlicht an Material gekürzt, was gekürzt werden konnte; mit dem Ergebnis, dass zahlreiche Käufer ihr Handy nach wenigen Tagen umtauschten, da die Tasten durchgebrochen waren. Wer hier mit einem Einzelfall rechnet, der irrt leider. Wie bei der Entwicklung von Computersoftware, werden bei allen elektronischen Geräten heutzutage die Käufer mehr oder weniger als Konsument, wie als Tester missbraucht, was zur Folge hat, dass regelmäßig Akkus und sonstige Einzelteile zurückgerufen werden und umgetauscht werden müssen.
Das Geld stecken die Firmen, so scheint es, statt in die Entwicklung lieber in die Werbung. Anders kann man sich nicht erklären, dass für ein neues Produkt ein Werbeetat vorgelegt wird, der in den zweistelligen Millionenbereich ragt, während die Entwicklungskosten auf Grund der reinen Weiterentwicklung bekannter Technologien vergleichsweise gering sind. Nicht nur, dass von vorne herein (so vermuten zumindest die Schwarzseher der Gesellschaft) die maximale Lebensdauer eines neuen Elektrogerätes mit eingebaut wird, das Produkt selbst ist nicht einmal bis zur Marktreife entwickelt, da wird es bereits verkauft.
Wie bei Kinofilmen heutzutage der Starttermin für die Kinoveröffentlichung schon feststeht, ehe auch nur eine Seite im Drehbuch geschrieben ist, wird die Werbekampagne für einen neuen Elektroartikel schon entwickelt, ehe feststeht, was das Gerät alles können muss.
Zu kompensieren versucht man das, sei es nun beim ubiquitären iPod, den Handys oder dem iPhone mit Updates, die die ganzen Fehler in der Software ausbügeln sollen. Die in der Technik verankerten Schachstellen kann man so aber nicht beheben und ruft somit regelmäßig allerlei Produkte aus allen möglichen Sortimenten regelmäßig zurück.
Es ist traurig, womit man als Käufer in der heutigen Zeit abgespeist wird, dabei ist es auch ganz im Gegenteil überhaupt nicht beruhigend, dass dies eine gängige Praxis aller möglichen Firmen darstellt. Die einzig sinnvolle Möglichkeit, mit der man als Konsument jenem Verhalten der Industrie begegnen kann, ist das Abwarten. Statt auf neu eingeführte Techniken zu setzen, sollte man sich auf die bewährten konzentrieren, statt immer up to date zu bleiben, lieber die zweite Generation abwarten, bei der die meisten groben Fehler dann beseitigt oder eingedämmt sind.
Zu einem ähnlichen Verhalten zwingt momentan auch die Filmindustrie die potentiellen Käufer der nächsten Generation der Heimunterhaltung. Denn während bislang der Kampf um das HD-Format des DVD-Nachfolgers zumindest bis Weihnachten klar entschieden aussah (zugunsten von blueRay), hat sich das Bild dank eines doch unverschämten Verhaltens von Seiten der Software-Firma Microsoft gewandelt.
Der Konzernriese hat mehreren Studios eine große Geldsumme geboten, wenn diese in Zukunft exklusiv HD-DVD anbieten, anstatt ebenfalls auf die von Sony propagierte blaue Scheibe zu setzen. Sinn und Zweck dahinter ist leicht verständlich und dabei im selben Zuge kurzsichtig. Hybrid-Player, die beides unterstützen sind zwar in Entwicklung, werden aber noch einige Zeit brauchen und zu Beginn auch exorbitant teuer sein. Bis dahin, das erhofft sich die Industrie zumindest, werden die Interessenten beide Lager unterstützen und sich beide Techniken zulegen. Viel wahrscheinlicher und auch empfehlenswerter ist es, weiterhin auf die bewährte DVD zu setzen. Nicht nur, dass bereits am HD-Nachfolger gewerkelt wird, man sollte ein solches Vorgehen nicht noch unterstützen.
Dies ist auch der einzige Rat, den man – egal ob nun in Bezug auf die aktuelle Filmflut mit wenig Inhalt, dafür aber schicken Bildern, oder aber Neuerscheinungen in allen Bereichen, die einzig auf das Auge abzielen, dafür aber technisch oder an Verarbeitung zu wünschen übrig lassen – geben kann.
Statt zuzulassen, dass sich die Industrie die Kundschaft erzieht, sollte es anders herum sein. Nicht zuletzt bestimmt auch die Nachfrage das Angebot, nicht zwangsläufig umgedreht.
Zurück