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Erfolg durch Scheitern
Treffpunkt: Kritik So viele hat es schon lange nicht mehr erwischt! Selten in einem Jahr sind die Beziehungen so vieler bekannter Menschen vor den Augen der Öffentlichkeit wirkungsvoll zerbrochen. Für die Boulevard-Zeitungen ist das ein gefundenes Fressen, und auch für die Konsumenten jener Industrie ist dies in der Tat wie ein vorgezogenes Weihnachtsfest.
Aufpassen muss man nur insofern, als dass angesichts der ganzen Promi-News viele wirklich wichtige Nachrichten in der Versenkung verschwinden. Unbeachtet. Scheinbar uninteressant. Und dabei doch das beste Gegenmittel, uns vom Höhenflug durch die persönlichen Schicksale anderer wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen.
Eine Schlagzeile, die trotz grundsätzlicher Brisanz nicht weiter verfolgt wurde war vor kurzem, dass der neue bayerische Kaiser Horst Seehofer die Kanzlerin angerufen hat, angesichts der Finanzkrise doch die Regelungen zum Klimaschutz außer Kraft zu setzen.
Immerhin seien Auto-Jobs sind wichtiger als Klimaschutz. Wie kurzsichtig sich der Minister dabei wieder sinnfrei äußert erkennt man schon daran, wenn man über den großen Teich blickt und dort den kommenden US-Präsidenten Obama hört, der den Klimaschutz vorantreiben möchte, da sich dahinter eben eine ganz neue Industrie verbirgt, die Wachstumspotential bietet.
Doch Herr Seehofer, der sich in seiner bisherigen Karriere als sehr industrieaffin profiliert hat und sicherlich keine Schwierigkeiten haben wird, sich einen Aufsichtsratsposten auszusuchen, wenn er denn einmal das Land fähigen Leuten überlassen wird, zählt ja bekanntermaßen zu den Top drei Politikern, wenn es darum geht mit Desinteresse zu glänzen. Angeführt von Wirtschaftsminister Michael Glos und in bester Gesellschaft von Bildungsministerin Annette Schavan bleibt auch der ehemalige Landwirtschaftsminister Seehofer gern den EU-Ratssitzungen fern. Dass es unseren Wirtschaftsminister nicht einmal interessiert, wenn dort über die Wirtschaftskrise beraten wird, verwundert wohl nicht weiter. Jedenfalls wurde dies in den Nachrichten nicht in dem Maß diskutiert, wie man sich das wünschen würde.

Es scheint gar, als wäre dies nicht von größerem Interesse, so wie es für die Boulevard-Presse an sich nichts Langweiligeres gibt als eine so genannte Traum-Ehe. Jenes Kunstgebilde, geschaffen von unserer modernen Gesellschaft, das verdeutlichen soll, dass wir trotz sozial unverträglicher Arbeitszeiten, unerreichbar geschaffener Ideale der Werbe- und Unterhaltungsbranche und gesellschaftlicher Verpflichtungen, die uns jede Zeit zur Entfaltung der Persönlichkeit berauben, immer noch die Hoffnung darauf haben könnten, so glücklich zu werden wie jene Prominente, die uns doch immer nur das von ihrem Privatleben zeigen, was sie gerade für günstig erachten.
Für die Konsumenten, nämlich uns, gibt es nicht entmutigenderes als ein Traumpaar, verkörpern sie doch das, was man selbst nicht hat, zumindest nicht in jener Konstellation. Die Freiheit zu tun, was man möchte, ein perfekt gestyltes Aussehen, scheinbar von Sonnenauf- bis nach Sonnenuntergang und so viele Freunde, dass man sich kaum aus ihrer Umklammerung retten kann. Umso besser ist es, wenn jene Ehen in die Brüche gehen, unter den gehetzten Augen der Journalisten, die darin wieder eine Möglichkeit sehen, die Gelüste ihrer Leser zu befriedigen. Denn, und das ist leider eine Tatsache, wir genießen es, diese Ehen scheitern zu sehen. Mitzuerleben, wie jene unnahbar scheinenden Schauspieler, Sänger und Mogule ihre perfekten Leben zusammenbrechen sehen und sie sich auf einmal auf genau jener Stufe wieder finden, auf der wir die ganze Zeit auf sie gewartet haben. Es gibt kaum etwas schöneres, als dabei zu sein, wenn diejenigen, denen es finanziell an nichts mangelt, die Ansehen und Ruhm genießen und in einer ganz anderen Welt zu leben scheinen doch jenen Gesetzen unterworfen werden, die auch unser eigenes Leben definieren. Und hier lautet die erste und wichtigste Devise: Es gibt nicht immer nur Sonnenschein. Egal wie glücklich ein Paar zu sein scheint, es wird ihnen nicht immer und überall so ergehen. Dafür sind die Mechanismen hinter dem Zusammenleben zu komplex, die Menschen, ganz gleich wie ähnlich sie sich auch sein mögen, doch zu unterschiedlich und der Druck, der auf einem Traumpaar lastet, gemeinsam mit dem Erwarteten Scheitern der Beziehung doch zu groß.
Dass der Druck, der dabei auf einem Prominentenpaar lastet ungemein größer ist, als der Druck, den sich ein jeder selbst auferlegt, steht außer Frage. Und so verwundert es nicht, dass die Ehen von Veronica Ferres, Madonna, Amy Winehouse, Pink, dem deutschen Sternchen Sarah Connor oder "Bobbele" Boris Becker an ihrem Ende mehr Häme und Grinsen provozierten, als während sie aufblühten.

Denn wie bei den normalen Nachrichten interessieren auch bei den Promi-News diejenigen, die Dramen und Katastrophen versprechen mehr, als diejenigen von einer heilen Welt, auf die wir selbst privat ja hinarbeiten – und wenn überhaupt dann doch nur auf Zeit erreichen werden.
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