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Dienst statt Leistung
Treffpunkt: Kritik Endlich ist es soweit, Weihnachten, das Fest der Liebe, des Friedens, des Konsums ist eingetroffen. Und damit nach langer Vorbereitungszeit endlich die wenigen Tage im Jahr, die die meisten Menschen tatsächlich für ein paar Stunden genießen können. Es sei denn natürlich man hat denn alljährlichen Familienspießrutenlauf vor sich, der an dieser Stelle aber vernachlässigt sein soll.
Trotz sinkender Umsatzprognosen im kommenden Jahr, schlechten Konjunktur-Prophezeiungen derjenigen Menschen, die an der Misere überhaupt erst Schuld sind und einem Überangebot an "Restverkäufen", "Sonderangeboten" und "Sales" gestaltete sich die Vorweihnachtszeit für den Einzelhandel deutlich einträglicher, als zunächst vermutet. An sich ein Grund zur Freude, wenn da nicht die Schattenseiten wären, die einen mitunter wenigstens zum Schmunzeln bringen.
So beispielsweise die Auflösung des viel publizierten Datenskandals bei der Berliner Landesbank, die ja bekanntermaßen vor einigen Wochen schlappe 13.000 Kundendaten verloren hat. Kreditkarteninformationen inklusive der Geheimnummer – in den falschen Händen durchaus auch so etwas wie ein Weihnachtsgeschenk. Entsprechende Informationen wurden augenscheinlich der "Frankfurter Rundschau" zugespielt.
Doch so bösartig man den Datenklau dahinter vermuten würde, so unfreiwillig komisch ist dann doch die Erklärung hinter der Panne. Wie inzwischen vielerorts zu lesen war, waren weniger Datenspione daran Schuld, sondern zwei äußerst gefräßige Kurierfahrer, die einen an die "Frankfurter Rundschau" adressierten Christstollen abfingen und aufaßen, um selbiges zu vertuschen dann allerdings den Adresskleber bei einem anderen Paket anbrachten – nämlich einem von sechs Paketen, die für die Berliner Landesbank bestimmt waren.
So bekam die Redaktion der "Frankfurter Rundschau" statt Christstollen sensible Kundendaten zugesandt.
Der Teufel, das mussten die Kuriere eben feststellen, steckt eben doch im Detail. So ernüchternd also die Moral zur passenden Jahreszeit, dass selbst kleine Sünden sofort bestraft werden.

An derselben Stelle ist unter anderem zu lesen, dass ein DHL-Transporter mit Kreditkartenbelegen so rasant unterwegs war, dass er Teile der Ladung verlor, die von einem nachfolgenden Fahrzeug dann über die ganze Autobahn verteilt wurden.
Wie viel dabei verloren gegangen ist, ist nicht abzusehen.

DHL – das am besten mit "dauert halt länger" gleichzusetzen ist – gehört insbesondere in Deutschland zu den unbeliebtesten Firmen. In den USA nach Verlusten vom Markt gedrängt glaubt sich der Konzern hierzulande immer noch als Nonplusultra im Dienstleistungsbereich und schafft es dabei nicht einmal, ein einfaches Paket von A nach B zu bringen.
Wer sich wundert, weswegen gerade zur festlichen Jahreszeit viele Pakete nie ihren Empfänger erreichen, der wird von folgenden Aussagen eines Kundenbetreuers des größten internationalen Onlinekaufhauses begeistert sein. Dieser meinte nämlich bei einer Nachforschung eines vermeintlich abgegebenen Pakets, das aber nie ankam:
"Da wären Sie nicht der erste, dem das so geht. […] Die Postboten denken sich eben, das ist ein Paket von [unveröffentlicht], da ist mit Sicherheit was Schönes drin."
Es scheint also beinahe so, als wäre der Verlust des Paketes durch die Lieferfirma oftmals im Preis inbegriffen. Auch eine Sendungsverfolgung schützt vor solchen Wolfen im Post-Pelz nur bedingt. Denn von der kostenpflichtigen (!) DHL-Hotline bekommt man dann so universell gültige Aussagen zu hören wie "Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wo Ihr Paket gerade ist", oder aber der moderne Klassiker: "Wenden Sie sich an den Absender, der hat mehr Rechte als Sie".
Als Kunde hat man also keine Rechte. Das ist gut zu wissen – denn selbst wenn man kein Recht und keinen Anspruch auf etwas hat, die Wahl hat man zumindest. Die Wahl, jemand anders zu wählen. Jemand, der mit dem Wort Dienstleistung tatsächlich etwas anfangen kann.

Insofern sollte man Weihnachten, wenn nicht im christlichen Sinne, dann doch irgendwo als Dienstleistung am Menschen sehen. Immerhin sind es zweieinhalb Tage im Jahr, die der Familie und einem selbst gehören sollten. Ohne Hektik, ohne Querelen oder den Termindruck des Arbeitsalltags.
Man sollte es genießen und zur Ruhe kommen, und vielleicht auch kurz an diejenigen denken, mit ihrem unermüdlichen Einsatz auch während der Feiertage, diese erst möglich machen. Man kann nur hoffen, dass auch ihnen irgendwann ein solcher Dienst erwiesen wird.

In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten, besinnliche, ruhige und friedvolle Feiertage!
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