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Aus der Asche in die Asche
Treffpunkt: Kritik Seit dem Frühjahr lieferte die viel versprechende Mars-Sonde Phoenix erstaunliche Bilder vom roten Planeten. Nebst Rückschlägen gab es viele Überraschungen und Erkenntnisse, für deren Auswertung die Wissenschaft noch Jahre benötigen wird. Nun ist Phoenix, der an sich ja aus der Asche aufsteigen sollte, in sein eisiges Grab hinabgestiegen. Auf Grund mangelnden Sonnenlichts hat die solarbetriebene Sonde ihre Arbeit eingestellt. Letzte Bilder berichteten von marsianischem Schnee – doch seit etwas mehr als einer Woche herrscht Funkstille.
Selbiges könnte man sich angesichts mancher Horrornachrichten hierzulande nur wünschen. Doch während Phoenix mit Naturproblemen zu kämpfen hat, scheinen die hiesigen Schwierigkeiten ausschließlich selbst gemacht. Und wer keine hat, der scheint irrsinnig darum bemüht, sich welche zu machen.
Anders lässt es sich nicht erklären, dass innerhalb von wenigen Wochen nun schon der vierte Fall publik wurde, in dem ein Kind von einem Zugbegleiter, beziehungsweise einer Zugbegleiterin auf Grund mangelnden Fahrscheines vorzeitig aus dem Zug geworfen wurde. Wäre das nicht schon schlimm genug, geschieht so etwas auch meist noch nachts, in gottverlassenen Gegenden mit minderjährigen Mädchen, denn sonst was passieren könnte.
Wer nun meint, ein erwachsener Mensch muss schon mit Dummheit geschlagen sein, um sich so verantwortungslos benehmen zu können, der würde sich wundern, angeblich gerät das Verweisen von Jugendlichen des Zuges nun zum Sport unter den Kontrolleuren, die im jüngsten Fall sogar zu zweit unterwegs gewesen sein sollen.
Als würde der Bahn die schlechte Publicity um die mit Bonuszahlungen zum Börsengang geköderten Manager und die sich in die Länge ziehenden Achsenprobleme der ICEs (hat diesbezüglich schon mal jemand bei den Regionalzügen überhaupt nachgeschaut?!) nicht ausreichen, ist man mit Nachdruck darum bemüht, den ohnehin nicht rosigen Ruf des Unternehmens schlecht zu machen. Und dies gerade zur Anstehenden Fahrpreiserhöhung im Dezember. Getreu dem Motto, "wer nichts wird und wer nichts kann, der geht zur Post und Bundesbahn". Immerhin hat man bei DHL endlich den Stecker beim defizitären US-Engagement gezogen. Ein Stecker, an dem 15.000 Arbeitsplätze hingen. Da muss der Aktienkurs doch durch die Decke gehen, oder nicht?

Angesichts der "Finanzkrise", die ohne Frage Anspruch auf das am häufigsten abgedruckte Wort 2008 erhebt, muss man sich wundern, dass nicht wieder mehr Geld unterm Kopfkissen verstaut wird. In den USA wurden erneut Banken geschlossen, hierzulande lachen sich die Bankmanager dusselig, wenn sie Milliarden vom Staat kassieren, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und dann fragen sich die Herrschenden in der Tat, ob man mit Bezuschussungen und Unterstützungen nicht die "Rezession" aufhalten könne.
Nur ein Jahr soll sie dauern, und selbst das sei zu pessimistisch, da nun ja die Aktien "so günstig seinen wie nie!". Ganz abgesehen davon, dass diese "ohnehin notwendige Marktbereinigung", wie sie vielerorts zitiert wird, längst überfällig gewesen war. Da fragt sich nur, weswegen die Kleinanleger, die normalen Leute, die Leidtragenden des Crashs sind und nicht diejenigen, die seit Jahren damit spekulieren.

Bleibt die Frage, wer nun naiver ist, die Banken die momentan wie verrückt in Anzeigen und im Fernsehen für ihre stabilen Fonds werben (und dabei selbst erst nach Hilfe vom bundesdeutschen Rettungspaket geschrien haben), oder diejenigen Bürgerinnen und Bürger, die in der Tat jetzt investieren, anstatt zu warten, bis sich die Situation entspannt hat. Gerade wenn man die Entwicklung in den USA verfolgt müsste einem klar sein, dass die Abwärtsspirale noch nicht am Ende angekommen ist.
Man kann nur hoffen, dass auch die Regierung sich mit ihrem Finanzpaket nicht übernommen hat. Denn wer der Meinung ist, dass ein Land nicht bankrott gehen kann, der sollte sich einmal genauer unsere Nachbarn anschauen.

Da scheint die Nachricht um eine Abschaffung der irrsinnigen EU-Norm zur Krümmung der Gurke wie ein Licht am Ende des Tunnels.
Die vor 20 Jahren eingeführte Vermarktungsnorm, laut der "Gurken der Klasse extra […] gut geformt und praktisch gerade sein" müssen, also höchstens eine Krümmung von 10 Millimetern auf zehn Zentimeter Länge vorweisen dürfen, soll zurückgenommen werden. Dass man selbst in Brüssel nun das eingesehen hat, was jeder normale Mensch schon vor 20 Jahren gesagt hat, ist zwar eher deprimierend, doch könnte das ja bedeuten, dass man europaweit tatsächlich mehr in der Birne hat, als einfach wie die Lemminge auf die Klippe zuzusteuern.
Will heißen eine einheitliche Regelung zur Haftung von Managern für ihre Entscheidungen, Höchstgehälter und stärkere Kontrollen einer morallosen Finanzwirtschaft werden zumindest umrissen, wenn auch sicher nicht in den nächsten 20 Jahren näher definiert.

Denn, und dies ist vielleicht der größte Unterschied zwischen der Wirtschaft und der Politik, während sich bei Letzterer die Mühlen erschreckend langsam drehen, findet die Wirtschaft schon vor der Niederschrift ins Gesetzesbuch eine Möglichkeit, die neuen Regelungen zu umgehen.
Nur dass die Gesetzgebenden diesbezüglich seit Jahrzehnten blind zu sein scheinen, wundert einen selbst heute noch. Von daher, selbst wenn man irgendwann auch nur einzelliges Leben auf dem Mars vorfinden sollte, einfältiger als das auf dem Blauen kann es an sich kaum sein.
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