Z for Zachariah - Das letzte Kapitel der Menschheit [2015]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. Januar 2017
Genre: Drama

Originaltitel: Z for Zachariah
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: Island / Schweiz / USA
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Craig Zobel
Musik: Heather McIntosh
Darsteller: Chiwetel Ejiofor, Margot Robbie, Chris Pine


Kurzinhalt:

In einem kleinen Tal liegt die Farm von Ann Burden (Margot Robbie) geschützt vor dem radioaktiven Fallout. Die Welt selbst ist unbewohnbar geworden und Ann seit über einem Jahr allein, als die letzten auszogen, um Überlebende zu finden. Doch eines Tages findet Ann den Wissenschaftler John Loomis (Chiwetel Ejiofor), der mit einem Wagen voller Geräte und Medikamente und in Schutzkleidung den Weg heraufkommt. Schwer krank, pflegt Ann den Mann gesund. Als sich beide langsam daran gewöhnen, nicht mehr allein zu sein, trifft Ann Caleb (Chris Pine). Der junge Mann unterscheidet sich grundlegend von John, zu dem sich Ann bis dahin hingezogen fühlte. In der Abgeschiedenheit gerät die zerbrechliche Balance zunehmend aus den Fugen ...


Kritik:
Filmemacher Craig Zobel präsentiert in seinem ruhigen, kammerspielartigen Dialogdrama Z for Zachariah - Das letzte Kapitel der Menschheit das Ende der Welt in so umwerfenden Bildern, dass die Einsamkeit der Figuren darin beinahe verschwindet. Die vielen Metaphern, die er in der Geschichte verarbeitet, richten sich im Grunde genommen an ein gläubiges Publikum, auch wenn man die Entscheidungen der Figuren anders deuten kann. Dies muss man schon deshalb, da viele Dinge, die hier geschehen, gar nicht ausgesprochen werden.

Wenn wir die Hauptfigur Ann das erste Mal sehen, trägt sie Atemmaske und Schutzkleidung in einer verlassenen Welt, in der die Ruinen der Städte erahnen lassen, dass was immer geschehen ist, nicht so schnell geschah, dass die Menschen ihre Häuser nicht mehr verlassen konnten. Ann selbst lebt mit ihrem Hund hoch oben auf einer Farm, auf der sie Gemüse anpflanzt und mit einfachen Fallen kleine Tiere jagt. Was immer dafür gesorgt hat, dass die Welt unbewohnbar geworden ist, es hat sie verschont. Darstellerin Margot Robbie gelingt hier ein derart dezentes Spiel, dass die Einsamkeit, die Ann verspürt, jede ihrer Bewegungen zu definieren scheint. Was es für sie bedeuten muss, als Ann urplötzlich einem Fremden gegenübersteht, wird so entsprechend greifbar.

John war Wissenschaftler und ist nach seiner langen Reise sehr krank. Von Ann gesundgepflegt, scheint es, als würde beide mehr unterscheiden, als dass sie gemeinsam haben. Ann ist tief religiös, John nicht. Sie hat sich mit der Situation abgefunden, während er darauf aus ist, die Welt wiederaufzubauen. Das erste Projekt auf diesem Weg soll ein Wasserrad sein, mit dem Strom für die Farm produziert wird. Doch da begegnet Ann Caleb, der ebenfalls in der verlassenen Welt auf der Suche nach anderen Menschen ist.
Es heißt, drei sind einer zu viel, und sieht man sich die Konstellation in Z for Zachariah an, dann versteht man auch, wieso. Während Ann so froh darüber ist, nicht mehr allein zu sein, dass sie sich nichts sehnlicher als Johns Nähe wünscht, ist dieser reserviert. Der nächste Schritt würde alles zwischen ihnen verändern und angesichts der Tatsache, dass sie vielleicht die letzten Überlebenden sind, wäre das aus seiner Sicht fatal. Als Caleb erscheint, steht er für all das, was John nicht ist: Impulsiv, gefühlsbetont, und zumindest nach eigener Aussage so gläubig wie Ann selbst.

Durch Calebs Erscheinen gerät das zerbrechliche Gefüge dieses Mikrokosmos zusehends aus dem Gleichgewicht. Durch kleine Gesten versucht er, Ann zu beeinflussen und behält sich dank Chris Pines gelungen zweideutiger Darbietung stets eine Seite offen, die man nicht einzuschätzen vermag. Auch wenn sich die beiden Männer zu Beginn ihres Aufeinandertreffens die Waage halten, sobald der Entschluss gefasst wird, die Kirche, die Anns Vater selbst aufgebaut hatte, für das Wasserrad zu demontieren, gerät die Situation außer Kontrolle. Das ist toll geschrieben und erzeugt im Laufe der zweiten Hälfte zunehmend eine bedrohliche Stimmung.
Ob Filmemacher Zobel die Kirche als moralische Instanz versteht, die wenn sie beseitigt wird, der "Sünde" in einer zerstörerischen Form Einlass gewährt, muss jeder für sich entscheiden. Sicher ist eines, ist die Kirche hier abgebaut, verstrickt sich das Trio in Lügen, Betrug, Eifersucht und sogar Mord. Mit seinem Wunsch nach dem Fortschritt durch Wissenschaft, hier im Speziellen Elektrizität, zerstört der Mensch das Idyll, das er besaß. Gewissermaßen gleich der Verbannung aus dem biblischen Paradies.

Das klingt nach schwerer Kost und in der Tat wird Z for Zachariah für viele ein zu ruhiger, zu nachdenklicher Film sein, zumal die Verhaltensweisen der Figuren, wie eine Ann, die sich nach alledem wieder allein an ihre Kirchenorgel zurückzieht, oder einem John, der gefährlich nahe an der Klippe steht, gedeutet werden müssen, anstatt erklärt zu werden. Doch wer sich darauf einlässt, den erwarten drei herausragende Darstellerleistungen und Bilder, die diese kleine Welt über den Wolken fantastisch einfangen. Das ist anspruchsvoll, aber durchaus sehenswert.


Fazit:
Vieles lässt Regisseur Craig Zobel in Z for Zachariah - Das letzte Kapitel der Menschheit unausgesprochen. Das ist kein Kritikpunkt, sondern soll verdeutlichen, dass wer nicht bereit ist, seine eigenen Schlüsse aus der Geschichte und den Handlungsweisen der Figuren zu ziehen, hier mit mehr Fragen als Antworten zurückbleiben wird. Mit wohl überlegten Bildern erschafft der Filmemacher in einer für sich genommen atemberaubenden Kulisse ein Gefängnis, in dem die Figuren trotz der Nähe zueinander stets einsam bleiben. Während John und Caleb jeweils ein Ziel verfolgen, ist es Ann, die zwischen ihnen steht. Die tollen Darsteller, darunter ein erstklassige Chiwetel Ejiofor in einer fordernden Rolle, machen das sehenswert und dank des subtilen Kontexts packend. Vielleicht nicht so packend, wie es hätte sein können, wenn die Figuren mehr aus sich herausgehen dürften, aber nichtsdestoweniger gelungen.