The Ring [2002]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 1. März 2003
Genre: Horror / Drama / Thriller

Originaltitel: The Ring
Laufzeit: 115 min.
Produktionsland: USA / Japan
Produktionsjahr: 2002
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Gore Verbinski
Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Naomi Watts, Martin Henderson, David Dorfman, Brian Cox, Daveigh Chase, Shannon Cochran


Kurzinhalt:
Als Becca (Rachael Bella) ihrer Freundin Katie (Amber Tamblyn) von einem Videoband erzählt, bei dem man eine Woche, nachdem man es gesehen hat, stirbt, kann die junge Schülerin darüber gar nicht lachen. Vor genau einer Woche sah sie sich mit drei Freunden ein Videoband an; es erinnerte an den Alptraum eines Menschen, und als es zu Ende war, klingelte das Telefon und eine Stimme sagte den jungen Leuten, dass sie in sieben Tagen sterben würden.
Wenige Minuten später ist Katie tot. Becca, die die Leiche findet, erleidet einen Schock und wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen; wie sich später herausstellt, starben auch Katies drei andere Freunde zur selben Zeit unter mysteriösen Umständen.
Katies Tante Rachel Keller (Naomi Watts) ist Mutter eines kleinen Sohnes, Aidan (David Dorfman), und Journalistin. Katies Mutter bittet sie, Nachforschungen über den seltsamen Tod ihrer Nichte anzustellen.
Rachel findet schließlich ein Videoband und sieht es sich ebenfalls an; anschließend klingelt das Telefon und eine Stimme sagt ihr, sie werde in sieben Tagen sterben. Rachel ist davon überzeugt, dass sie sich retten kann, wenn sie herausfindet, woher das Video gekommen ist und was es bedeutet.
Immer wieder begegnen ihr Szenen aus dem Video in der Realität – doch als sie, zusammen mit ihrem Freund Noah (Martin Henderson), endlich eine Spur aufgenommen hat, verrinnen ihre restlichen Tage immer schneller ...


Kritik:
Tagebücher helfen den Menschen dabei, ihre Erlebnisse zu verarbeiten; dabei wird das, was geschehen ist, nochmals überdacht und insofern analysiert, dass man Erfahrungen daraus ziehen und mit dem Erlebten in gewisser Weise abschließen kann.
Man könnte ohne große Übertreibung behaupten, dass Kinokritiken die Tagebücher der jeweiligen Autoren sind. Sie sollen einerseits dem Leser ein Gefühl dessen vermitteln, was ihn in dem Film erwartet, gleichzeitig sollen die Reviews allerdings dem Kritiker auch ermöglichen, den Film nochmals zu erleben und dadurch einen Abschluss zu finden. Bei Filmen wie Schindlers Liste [1993] oder auch Der Soldat James Ryan [1998] oder jedem anderen erschütternden Drama hilft es auch, genauso wie wenn man über den Film spricht, die Erlebnisse und die Eindrücke niederzuschreiben, um so den Film zu begreifen und zu verarbeiten.
Der Romanautor Stephen King meinte sogar, er müsse seine Geschichten aufschreiben, da sie ihn sonst erdrücken würden.

Ein ähnlich befreiendes Gefühl ist es auch, über The Ring zu schreiben, ein Film, der wie kaum einer vor ihm die Urängste der Menschen manifestiert und einem buchstäblich das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Es kommt durchaus selten vor, dass man nach so vielen Filmen, die man gesehen hat, über einen Horrorfilm stolpert, der nicht die bekannten platten Methoden anwendet, um bei den Zuschauern den einen oder anderen Erschreck-Effekt zu erhaschen, sondern der einem als Zuseher tatsächlich Angst macht. Echos - Stimmen aus der Zwischenwelt [1999] war so ein Film, und auch bei The Sixth Sense [1999] gab es diese Momente. Dass ein auf Zelluloid gebanntes Werk diese (An-)Spannung über beinahe zwei Stunden erreichen und halten kann, ist fast so etwas wie ein kleines Wunder. Und ein erschreckendes dazu.

Was das Endergebnis noch umso erstaunlicher macht, ist die Tatsache, dass es sich bei The Ring um ein amerikanisches Remake eines japanischen Kultfilms, Ring [1998], handelt wobei das Original erfolgreich genug war, um im selben Jahr noch ein Prequel, eine Fortsetzung, eine Serie und eine Comicreihe nach sich zu ziehen.
Mir ist das Original nicht bekannt, und auch wenn es ähnlich originell sein mag, wird es wohl wahrscheinlich mehr auf blutige Effekte, statt den subtilen Horror setzen, der ein größeres Publikum ansprechen soll.
Die Geschichte von The Ring erscheint damit ansich (das Original im Hinterkopf) nicht wirklich sehr innovativ, auch wenn Drehbuchautor Ehren Kruger der Story viele Facetten abgewinnt und neben dem Horror eine gute und interessante Geschichte erzählt. Und doch bietet sie etwas Neues, das es zumindest in Hollywood bislang noch nicht gab.
Im Horrorfach ist Kruger kein Unbekannter; nach dem ausgezeichneten Thriller Arlington Road [1999] lieferte er mit Scream 3 [2000] immerhin solide Horrorspannung ab, auch wenn ihm aufgrund der Vorgänger und des Studios künstlerisch die Hände gebunden waren.
Für The Ring greift er allerdings tief in die Zauberkiste und offenbart eine Ausgangslage, die faszinierender nicht sein könnte: Sobald man sich ein bestimmtes Video angesehen hat, stirbt man sieben Tage später. Als Zuseher muss man sich nun die erste Frage stellen: Glaubt man diesem Märchen? Und wenn nein, würde man sich das Video dann ansehen? Oder wäre die Neugier letztendlich nicht so groß wie der Selbsterhaltungstrieb?
Während des Films schafft es das Drehbuch zudem, den Charakteren, insbesondere Rachel (Naomi Watts), dem Fotografen Noah (Martin Henderson) und Rachels Sohn Aidan (David Dorfman), einen verwobenen und interessanten Hintergrund zu geben, so dass auch ihre persönlichen Schicksale aufgedeckt werden, ohne aber (wie es in den letzten Jahren üblich geworden ist), derart gebrochene Charaktere zu präsentieren, dass der Film zur klischeehaften Charakterstudie verkommt.
Interessant für Video-Freaks ist zudem der Einblick in die Videotechnik, die hier gekonnt eingesetzt und mit viel Hintergrundwissen erklärt wird. Ein Experte ist man nach dem Film zwar nicht, man erfährt aber viele wissenswerte und interessante Details, die man bislang in keinem Film bewundern konnte.
Kurzum, das Drehbuch ist durchdacht und ausgereift, kann mit Horrorelementen ebenso dienen, wie mit komplexen Charakteren, ohne jedoch die Hauptgeschichte aus den Augen zu verlieren.
Zum Wohl derer, die sich im Horrorgenre auskennen, versucht The Ring außerdem nicht, dem Zuschauer mit den bekannten Versatzstücken wie lauten Geräuschen oder Ähnlichem zu erschrecken, und so auf billige Effekthascherei zu setzen. Vielmehr baut sich die Spannung schon Minuten vor den wirklich beängstigenden Szenen langsam auf, bevor man unwillkürlich im Sitz nach oben fährt – Menschen mit Herzleiden sollten der Film tunlichst meiden.
Die Dialoge klingen natürlich, Klischees kündigen sich zwar von weitem an, werden aber gekonnt umschifft, und die Auflösung scheint auf den ersten Blick altbekannt, entpuppt sich dann jedoch als einer der besten und überraschendsten Twists des Films.
Für aufmerksame Zuschauer ist es mit Sicherheit angenehm, dass nicht sämtliche Antworten vorgekaut werden, sondern Vieles mit einem Blick zwischen den Charakteren gesagt oder entschieden wird, so dass man weiterhin mitdenken muss. Auch der fast schon detektivische Beginn trägt dazu bei, dass man The Ring nicht einfach konsumieren sollte, sondern die eigenen grauen Zellen anstrengen muss, um jede Nuance, jede Anspielung und auch die kleinen Rätsel mitzubekommen und auflösen zu können. Glücklicherweise kommen den Darstellern im Film die Lösungen für manche Fragen aber auch nicht zu schnell, so dass sie immer einen Schritt vor dem Zuschauer wären – und auch nicht zu langsam, so dass man selbst schon viel weiter gedacht hätte, und ihnen die Antworten würde zurufen wollen.
Ehren Kruger hat eine erfrischende Mischung gefunden und schafft es, gerade dadurch zu fesseln.

Die Darsteller sind erstklassig ausgesucht, auch wenn bis auf Brian Cox (Manhunter [1986], ... denn zum Küssen sind sie da [1997]) kein großer Name und kein bekanntes Gesicht dabei ist. Sowohl die Kind- und Teendarsteller, als auch die beiden Hauptakteure Watts (Mulholland Drive [2001]) und Henderson spielen überzeugend, nicht überdreht und nicht unterkühlt. Sie bringen der etwas seltsamen Ausgangssituation eine gesunde Portion Skepsis entgegen, ohne auch bei den offensichtlichsten Anzeichen immer noch stur auf der reinen Logik zu beharren.
Naomi Watts gelingt es dabei allerdings schneller, die Zuschauer für sich einzunehmen. Durch ihre natürliche und unverfrorene Art (ohne allerdings unverschämt zu sein), identifiziert man sich als Zuseher sehr schnell mit ihr und wünscht ihr ständig, dass sie sich vor Ablauf der Frist zu retten vermag.
Dahingehend ist Henderson zwar nicht schlecht, bei ihm braucht es allerdings etwas länger, bis man einen Zugang zu ihm findet – das liegt vermutlich daran, dass er nicht von Anfang an zu sehen ist, sondern erst später eingeführt wird. Besondere Erwähnung verdient auch Kinddarsteller David Dorfman, der durch seine minimalistische Mimik, die großen dunklen Augen und seine leise Art etwas leicht Beunruhigendes ausstrahlt. Er ist zwar nur ein Nebendarsteller im weitesten Sinn, zeigt jedoch viel Potential und kann voll überzeugen. An Haley Joel Osment aus The Sixth Sense kommt er allerdings nicht heran.
Auch die beiden jugendlichen "Stars" zu Beginn des Films spielen ihre Rollen gut, zu beanstanden gibt es hier jedenfalls nichts.

Wovon The Ring allerdings lebt, und was seine bedrückende Stimmung hauptsächlich ausmacht, sind die beeindruckenden Bild- und Farbkompositionen, die Regisseur Gore Verbinski auf die Leinwand zaubert. Viel kühles Grün mit einem Neontouch und allgemein kalten Farben beherrscht von der ersten Sekunde an das Geschehen. Kamera und Schnitt können mit vielen innovativen und ungewöhnlichen Einstellungen überraschen, hin und  wieder bekommt man schnellerlaufende Szenen vom Sonnenuntergang oder -aufgang zu sehen (die jedoch, wie die wenigen Traumsequenzen ebenso, nicht stören, sondern perfekt zum Film passen und weder zu kurz noch zu schnell gehen) und der ständige Regen im Hintergrund macht das Ganze nicht weniger bedrohlich.
Wie so oft manipulieren die Macher den Zuschauer dadurch, dass sie ihm nicht alles zeigen, sondern nur einen kleinen Ausschnitt; der Rest, all das, was nicht auf der Leinwand zu sehen ist, wirkt dadurch umso unheilvoller und beängstigender.
Viel Symbolik, Anspielungen und nicht zuletzt das geniale, wenngleich auch extrem aufwühlende Ring-Video, das man einmal in voller Länge gezeigt bekommt, veredeln den Film weit über den Genredurchschnitt hinaus. Zusammen mit der Inszenierung, die viel auf Licht/Schatten-Spiele setzt und durch schnelle Kamerafahrten panikartige Zustände auszulösen vermag, erzeugen die Macher eine immens bedrohliche Atmosphäre, die von der ersten bis zur letzten Minute den Angstschweiß auf die Stirn der Zuschauer treibt.
Die Ausstattung ist tadellos und ausgefeilt, mit vielen Details versehen, so dass man nie das Gefühl bekommt, man würde sich nur einen Film ansehen.

Das Horrorgenre kann allgemein in zwei Bereiche unterteilt werden: zum einen gibt es die gewohnten Splatterfilme, die mit viel Blut und Ekeleffekten versuchen, den Zuschauer zum Ausspeien der letzten Mahlzeit zu "überreden", und zum anderen gibt es die "jugendfreien" Horrorfilme, die mit Erschreckeffekten wie vom Bildrand eintretende Menschen, dem berühmten 'jetzt ist die Leiche im Spiegel sichtbar' Trick oder lauten Geräuschen den einen oder anderen effekthascherischen Schrei beim Publikum erwirtschaften, aber ansonsten wenig neue Ideen einbringen.
The Ring geht hier, wie bereits schon erwähnt, andere Wege. Die Panik wird subtil im Kopf des Zusehers aufgebaut, gleichzeitig seine Neugier soweit angeheizt, dass man gar nicht anders kann, als hinzusehen.
Ein paar der "normalen" Erschreckeffekte gibt es zwar auch, meistens lösen die Bilder allerdings eine innerliche Angst aus, die man in kaum einem Film wiederfindet.
Bestes Beispiel hierfür ist die Szene mit einem Pferd; erschütternd, beunruhigend und ein Anblick, den man nicht so schnell vergisst.

Leider provoziert dieser unterschwellige Horror bei den Zuschauern für gewöhnlich zwei verschiedene Reaktionen. Es gibt die eine Sorte Menschen, die sich daraufhin stocksteif und still im Sitz verkriecht, die Nackenhaare aufgestellt mit einem unguten Gefühl in der Magengegend.
Und es gibt leider die immer häufiger werdende Sorte Menschen, die dann extrovertiert versucht, die inneren Ängste zu überspielen. Das äußert sich dann dadurch, dass die Herren auf einmal mit pseudo-coolen Sprüchen reinplatzen oder meinen, unkontrolliert lachen zu müssen, auch wenn um sie herum alle still sind. Die Frauen hingegen beginnen dann auf einmal, ihre Sitznachbarn irgendetwas Abstruses oder gar Filmbezogenes zu fragen. Hauptsache, man bekommt vom Geschehen auf der Leinwand so wenig wie möglich mit und muss sich somit nicht damit auseinandersetzen.
Das mögen zwar legitime Abwehrmechanismen sein, verdirbt allerdings den anderen Zuschauern den Spaß am Gruseln. Insofern kann man The Ring nur bedingt fürs Kino empfehlen, da bei diesem Film die Gefahr sehr groß ist, mit einer Reihe unterentwickelter und emotional armseliger "Proleten" im Saal zu sitzen, die ihrer Angst durch hanebüchene und aufgesetzte Prahlerei Luft machen wollen und dies leider auch tun.
Andererseits wirkt ein solcher Film im Kino schon deshalb am besten, da man sich dem Geschehen aufgrund der Leinwandausmaße nicht so einfach entziehen kann. Auch der Ton kommt hier (bei einem gut ausgesteuerten Kinosaal) voll zur Geltung und bei The Ring ist dies ein Pluspunkt, den man nicht verpassen sollte.

Sei es nun das berühmte weiße Rauschen, das dumpfe Pochen der schweren Regentropfen, oder im Wald und auf dem Land das Fehlen der Naturgeräusche, der Ton von The Ring ist erstklassig und braucht sich vor den anderen Filmen wie Road to Perdition [2002] im selben Kinojahr nicht zu verstecken.
Allein die Geräuschkulisse des Ring-Videos sorgt für Gänsehaut. Der Klang ist detailliert, voller Facetten und mit so vielen Ebenen gespickt, dass es das Ohr beinahe überanstrengen könnte. Der Ton ist quasi omnipräsent und gerade deshalb bringt es nicht viel, die Augen im Kino zu schließen – die Geräusche sind isoliert beinahe noch schlimmer.

Dem gesamten Film scheint auch Komponist Hans Zimmer Rechnung zu tragen, er schrieb eine eingängige und doch beunruhigende Melodie, die sich wie ein roter Faden durch den Film zieht. Seine Musik passt sich den Momenten im Film gekonnt an, ohne je negativ aufzufallen, aber immer so "spürbar", dass sie zur Gänsehaut des Zuschauers einen großen Teil beiträgt.
Nach vielen aufgeblasenen und uninspirierten Scores, wie denjenigen zu Gladiator [2000] findet Zimmer endlich zu seinen ruhigen, minimalistischen Wurzeln zurück, die das gesamte pompöse Synthesizergeklimper der vergangenen Jahre vergessen lassen. Der Soundtrack klingt so neuartig und innovativ, wie seine Scores zu Rain Man [1988] und Miss Daisy und ihr Chauffeur [1989]. Dass er hierfür keine Auszeichnung bekam ist eine Frechheit und unverständlich obendrein.

Die Synchronisation von The Ring ist ordentlich geraten, wenn auch besonders Aidan mit Sicherheit hinter seiner tatsächlichen Aussagekraft des Originals zurückbleibt. Die Sprecher sind allerdings routiniert und leisten sich keine Patzer, die Dialoge wirken zudem stimmig und auch die Fachbegriffe sind sauber ins Deutsche gebracht worden.
Es ist erfreulich, dass man so etwas auch heute immer wieder (wenn auch selten) von einem Film sagen kann.

Doch The Ring sah nicht immer so aus, wie er im Kino zu sehen ist: während angeblich einige Szenen nachgedreht wurden, weil die ursprünglichen zu brutal waren (darunter auch Samaras Tod), gab es außerdem Testvorführungen mit einer interessanten Rahmenhandlung, einem Mordfall, dessen Täter von Chris Cooper gespielt wurde. Dieser bat Rachel zu Beginn, ihm zu helfen - später ließ sie ihm eine Kopie des Videos zukommen.
Auch der Betreiber der Motels kam ursprünglich im späteren Verlauf nochmals vor - als Leiche, da er ebenfalls das Video gesehen hatte. Im Trailer zum Film war das ebenso zu sehen, wie eine Textzeile von Samara zu hören war, "Alle werden leiden.", die allerdings nicht im endgültigen Film vorkommt.
Charles Gibson, der die Spezialeffekte überwachte, sagte in einem Interview, dass eine Szene geplant war, in der das Ring-Video vom Videorekorder aus gezeigt werden sollte, wie es eingelegt und abgespielt wird. In den Film ist das jedoch nicht übernommen worden, auch wenn Ausschnitte daraus im Trailer zu sehen sind.

Aber abgesehen davon gibt es noch viele weitere Anspielungen und Anekdoten zum Film, die sicherlich wissenswert sind; so ist ein Ausschnitt aus dem japanischen Original Ring auf einem Fernseher in einer Szene zu sehen, und es gibt noch weitere Andeutungen, wie den japanischen Ahornbaum und Spielzeug auf Aidans Nachttisch, die an das Ursprungsland der Ring-Idee erinnern sollen.
Während zudem kurze Szenen aus dem Ring-Video ab der zweiten Filmhälfte immer wieder kurz in Schnitten eingestreut sind, sieht der aufmerksame Zuseher immer wieder einen Kreis oder Ring im Film, auf T-Shirts, Schildern und Zeitungen - für Fans eine wahre Fundgrube.
Neben Anspielungen wie einer Shrek - Der tollkühne Held [2001]-Videokassette (wie The Ring auch ein DreamWorks-Film) baute Regisseur Verbinski auch Anleihen an die Hitchcock-Klassiker Das Fenster zum Hof [1954], Psycho [1960] und Familiengrab [1976] ein. Hier alles aufzuzählen oder erstmal zu entdecken, kann selbst für Filmkenner schwer sein.

Wissenswert ist ebenfalls, dass die weibliche Hauptrolle von Rachel zuerst Jennifer Connelly, dann Gwyneth Paltrow und Kate Beckinsale angeboten wurde, bevor letztendlich Naomi Watts das Skript und den Zuschlag erhielt.
Auch der rote japanische Ahornbaum machte dem Produktionsteam zu schaffen, er war künstlich (aus Stahlrohren, Gips und mit farbiger Seide als Blätter) und musste während der Dreharbeiten in Washington drei Mal aufgebaut werden – alle drei Mal wurde er von Windböen mit mehr als 160 km/h wieder umgepustet, unbeabsichtigterweise natürlich! In Los Angeles wurde er ein viertes Mal errichtet, und wieder ungewollt umgeblasen, durch einen 90 km/h starken Windstoß.
Es sei allerdings erwähnt, dass man diese mehr oder weniger chaotischen Zustände dem Film nicht ansieht, im Gegenteil. Der Baum wirkt einheitlich, aus einem Guss und in keinster Weise künstlich.

The Ring verzichtet großteils darauf, den Zuschauer mit Ekelbildern und Blutströmen zu bombardieren, sondern setzt stattdessen auf einen unterschwelligen und umso bedrohlicheren Horror – genau aus dem Grund ist die FSK-Freigabe von ab 16 Jahren meiner Meinung nach trotzdem zu niedrig angesetzt.
Weitaus schlimmer ist es allerdings in den USA zugegangen, dort ist der Film sogar ab 13 Jahren freigegeben; selbst, wer nicht Psychologie studiert hat, aber einmal jung gewesen ist, sollte einsehen, dass diese Freigabe nur ein schlecht gemeinter Scherz sein kann.
Nicht nur Teile des Ring-Videos, sondern auch ein paar andere Szenen aus dem Film werden den Zuschauern nach dem Kinobesuch noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben. Manche beunruhigende Eindrücke sind wirklich schwer zu verdauen, egal welchen Alters man sein mag.
Regisseur Gore Verbinski, der mit Mäusejagd [1997] und The Mexican [2001] gezeigt hat, dass er auch im Unterhaltungsgenre zu glänzen vermag, gelang ein beklemmender und eindringlicher Horrortrip, den man gesehen haben sollte – wenn die Nerven stark genug sind. Aus Jux oder angeheitert ist der Kinobesuch allerdings nicht zu empfehlen, wer sich aber ernsthaft auf den Film einlässt, wird einige Schrecken erleben, die er/sie nicht so schnell vergessen wird.


Fazit:
Die Story ist schon mehr als nur originell und innovativ, die Ausführung steigert dies sogar noch und ist so ungewöhnlich und neuartig, dass man The Ring mit einigen Preisen hätte auszeichnen sollen.
Sehr gute Darstellerleistungen, ein ausgefeiltes und beeindruckendes Drehbuch und eine grandiose Ausstattung, samt Kamera, Schnitt, Setdesign und der beunruhigenden Musik machen Verbinskis Film zu einem der verstörendsten und atemberaubendsten Horrorfilme überhaupt, der mit subtiler Spannung und erschreckenden Bildern an den Nerven der Zuschauer zerrt.
Nicht für Jugendliche ausgelegt (auch wenn die Altersfreigabe das suggerieren mag) und in manchen Szenen buchstäblich schockierend, erreicht The Ring einen Grad an Horror, dem billige Slasher- und Splatterfilme nicht im entferntesten das Wasser reichen können.
Kurz: Genial und beängstigend!