The New Daughter [2009]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 06. Mai 2012
Genre: Horror / Fantasy

Originaltitel: The New Daughter
Laufzeit: 108 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Luiso Berdejo
Musik: Javier Navarrete
Darsteller: Kevin Costner, Ivana Baquero, Samantha Mathis, Gattlin Griffith, Erik Palladino, Noah Taylor, James Gammon, Sandra Ellis Lafferty, Margaret Anne Florence, Christopher Harvey, Brynn Massey


Kurzinhalt:
In dem kleinen Ort Mercy in South Carolina versucht der Autor John James (Kevin Costner) mit seinen beiden Kindern neu anzufangen. Louisa (Ivana Baquero) ist ohnehin in einem rebellischen Alter und die Tatsache, dass sie von ihren Freunden wegziehen musste und ihre Mutter sie und ihren Bruder Sam (Gattlin Griffith) zurückgelassen hat, setzt ihr zusätzlich zu.
Auch in der Schule, wo die Lehrerin Cassandra (Samantha Mathis) auf Sam Acht gibt, fühlt sich Louisa nicht wohl. Am liebsten erkundet sie das Gelände um das Haus, in das sie gezogen sind und hat darauf einen großen Grabhügel entdeckt. Während John versucht, in die Normalität zurückzufinden, beginnt Louisa, sich zu verändern. Zuerst ganz subtil, dann auffällig und ablehnend. Bis John erfährt, dass in dem Haus zuvor schon etwas Seltsames geschehen ist ...


Kritik:
Ein wenig erinnert The New Daughter sowohl inhaltlich wie auch vom Aufbau her an Episoden der Serie Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI [1993-2002]. Das ist kein Kritikpunkt, immerhin waren diese oft sehr atmosphärisch, unheimlich und gut gemacht. Aber sie liefen meist nach einem bekannten Schema ab und hielten jedes Mal ein Ende bereit, das Fans spätestens im dritten Jahr vorhersehen konnten. Diese Absehbarkeit besitzt auch der Gruselfilm des spanischen Regisseurs Luiso Berdejo. Es verwundert auch nicht, dass The New Daughter selbst in den USA nur kurz in einer kleinen Auswahl an Kinos zu sehen war, ehe er für den Heimvideomarkt erschien. Im Rest der Welt feierte er so beinahe ausschließlich Premiere. Und wäre Hauptfigur John James nicht von Kevin Costner gespielt, hätte er vermutlich noch weniger Aufmerksamkeit bekommen.

Die Geschichte bietet viele vertraute Elemente. Beginnend mit dem von einer Schreibblockade geplagten Autor John, der mit seinen beiden Kindern Sam und Louisa ins ländliche South Carolina zieht, um neu anzufangen. Seine Frau hat ihn verlassen und die Kinder im Stich gelassen. Bisher musste er sich um sie nicht kümmern und nun hat er einen kleinen Sohn, der sich in der neuen Umgebung fürchtet und eine Tochter, die in der Pubertät steckt und überall lieber wäre, als bei ihrem Vater. Das Anwesen ist groß und das Haus bietet mehr Zimmer, als sie bewohnen können. Dass etwas Seltsames vor sich geht erkennen wir bereits daran, dass schmutzige Fußspuren ins Haus führen, obwohl die James' eine verschlossene Tür vorfinden. Wenig später beginnt Louisa sich zu verändern, sie verbringt viel Zeit draußen, auf einem großen Grabhügel, kehrt voller Laub und Erde in ihr Zimmer zurück, schlafwandelt und lehnt sich noch mehr als zuvor gegen ihren Vater auf.

Regisseur Berdejo nimmt sich viel Zeit, seine Figuren einzuführen und verrät doch nur wenig Interessantes über sie. Die ersten Versuche von John, sich mit der Lehrerin Cassandra anzufreunden bleiben so oberflächlich, dass es beinahe verwundert, dass sie später nochmals in Erscheinung tritt. The New Daughter lebt davon, dass uns die Mythologie der Ereignisse vorenthalten bleibt. Dabei kann man nicht behaupten, dass John sich nicht natürlich verhalten würde. Er reagiert, wie man vermutlich reagieren würde, bekäme man unerwartet eine so große Verantwortung allein aufgeladen. Nachdem er von den Ortsansässigen Gerüchte über Vorkommnisse in seinem neuen Heim hört, stellt er (etwas spät) Nachforschungen an. Diese führen, wie bei solchen Geschichten üblich, vor dem eigentlichen Finale dazu, dass John auf eine ältere Person trifft, die ihm und uns die Zusammenhänge erklärt. Hier wird sie verkörpert von James Gammon, für den es leider die letzte Filmrolle war. Er verknüpft einzelne Storydetails zu einer fantasylastigen Hintergrundgeschichte, deren größte Überraschung es ist, dass ein so junges Mädchen wie Louisa ihr Mittelpunkt sein soll.

Mehr über den Inhalt zu verraten würde die Mythologie vorwegnehmen, die wenn schon nicht neu, dann zumindest gut aufgebaut ist. Ein Pluspunkt, abgesehen von der atmosphärischen Musik, ist die Schlusseinstellung des Films, die Raum für Interpretationen offen lässt. Von den sich versteckt im Hintergrund bewegenden Figuren, bis hin zur letzten Textzeile, die gesprochen wird, könnte sich hierin viel verbergen. Und wer genau hinhört, vernimmt eventuell ein metallenes Klicken. Was das alles bedeuten kann? The New Daughter hält sich bewusst bedeckt mit eindeutigen Aussagen und veredelt so am Ende eine Geschichte, die kaum Überraschungen aufweist, aber tadellos dargebracht ist. Von Kevin Costner, Ivana Baquero, Samantha Mathis und Gattlin Griffith überzeugend gespielt richtet sich die kleine Produktion nicht an Freunde blutrünstiger Splatterfilme, sondern diejenigen, die sich Gruseln und gezielt mit Schreckeffekten schocken lassen wollen. Und selbst wenn Vieles bekannt vorkommt, meistens funktioniert es dennoch.


Fazit:
Eine drückende Atmosphäre, erdige Farben – allein die Umgebung des Hauses verheißt nichts Gutes. Die nächtlichen Geräusche, das Gefühl, beobachtet zu werden und die daraus resultierenden Alpträume tun ihr Übriges dazu. The New Daughter lebt von einer unheimlichen Stimmung, die Regisseur Luiso Berdejo bereits in den ersten Minuten erzeugt und sie sogar dann noch erhält, wenn die Geschichte sich auf das Fantasyelement verlässt. Inhaltlich gibt es Fragen, die nicht beantwortet werden und wer sich in dem Genre etwas auskennt, dem wird Vieles vertraut vorkommen.
Doch auch wenn die gruseligen Momente bekannt sind, bleiben sie trotzdem effektiv und die gut gelaunten Darsteller sorgen dafür, dass wir uns für ihre Geschichte interessieren. Wer sich auf den ruhig erzählten Film einlässt wird zwar wenig Neues zu sehen bekommen, doch die Mythologie sorgt zusammen mit der Endeinstellung für eine gelungene Erzählung.