The Frighteners (Director’s Cut) [1996]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. Januar 2023
Genre: Fantasy / Horror / Komödie

Originaltitel: The Frighteners
Laufzeit: 123 min.
Produktionsland: Neuseeland / USA
Produktionsjahr: 1996
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Peter Jackson
Musik: Danny Elfman
Besetzung: Michael J. Fox, Trini Alvarado, Peter Dobson, Dee Wallace Stone, Jake Busey, Jeffrey Combs, Chi McBride, Jim Fyfe, John Astin, Troy Evans, Julianna McCarthy, R. Lee Ermey, Elizabeth Hawthorne


Kurzinhalt:

Nach einem Autounfall, in Folge dessen seine Frau ums Leben kommt, kann Architekt Frank Bannister (Michael J. Fox) Geister sehen. Sein bisheriges Leben liegt in Trümmern, weshalb sich Frank seither mit Hilfe der Geister Cyrus (Chi McBride), Stuart (Jim Fyfe) und des Richters (John Astin) über Wasser hält. Die drei, die für normale Menschen nicht zu sehen sind, sorgen in einem Haus für einen Spuk, so dass Frank gerufen wird und gegen ein stattliches Honorar eine „Geisteraustreibung“ vornehmen kann. Doch dann beginnt Frank, auf der Stirn mancher Menschen eine Zahl eingeritzt zu sehen, die mit dem Tod seiner Frau in Verbindung stehen könnte. Als immer mehr Menschen im Ort sterben, fasst neben Sheriff Perry (Troy Evans) auch der verschrobene FBI-Agent Dammers (Jeffrey Combs) Frank ins Visier. Einzig die frisch verwitwete Ärztin Lucy Lynskey (Trini Alvarado) glaubt an Franks Unschuld. Der sieht eine Gestalt, die an den Sensenmann erinnert, durch die Straßen ziehen und immer mehr Menschen fallen ihm zum Opfer …


Kritik:
Nach einer bereits auf Grund ihrer Indizierung bekannt gewordenen Splatterkomödie und dem vielfach preisgekrönten Heavenly Creatures [1994], war The Frighteners vermutlich derjenige Film, mit dem Regisseur Peter Jackson international einem größtmöglichen Publikum bekannt wurde. Vor seiner Fantasy-Trilogie Der Herr der Ringe [2001-2003]. Durch Filmstar Michael J. Fox in der Hauptrolle und für die damalige Zeit bahnbrechende Trickeffekte empfahl sich die Fantasy-Horror-Komödie einem breiten Publikum. Doch so viele Ansätze hier gelungen sind, so wenig werden sie bis zu Ende verfolgt.

Präsentiert vom ausführenden Produzenten Robert Zemeckis, der ursprünglich selbst Regie führen wollte und den Film als Fortsetzung der Horror-Anthologie-Serie Geschichten aus der Gruft [1989-1996] geplant hatte, verbirgt sich hinter The Frighteners gleichermaßen eine Horror-Komödie wie ein Krimi mit durchaus skurril-düsterem Humor. Die Stimmung erinnert daher mehr an Beetlejuice [1988] denn an Ghostbusters - Die Geisterjäger [1984], auch wenn sich von beiden Klassikern Elemente wiederfinden. Im Zentrum der Erzählung steht der von Fox in der zweiten Filmhälfte mit überraschend vielen Nuancen gespielte, ehemalige Architekt Frank Bannister, der sich sein Geld inzwischen als Geisteraustreiber verdient. Tatsächlich kann Frank seit einer Nahtoderfahrung Geister sehen und mit ihnen sprechen. Dass Frank diese exorzieren muss, rührt aber eher daher, dass er mit den Verstorbenen Cyrus, Stuart und dem großteils zerfallenen Richter eine Abmachung getroffen hat. Sie stiften Unruhe und versetzen die Menschen in Panik durch sich bewegende Gegenstände, woraufhin Frank gerufen wird und dem Spuk für viel Geld ein Ende bereitet. Reich wird er damit aber nicht und droht sogar, sein halbfertiges Haus zu verlieren. Seit einigen Jahren wird die Kleinstadt, in der Frank wohnt, von unerklärlichen Todesfällen heimgesucht. Mehr als zwei Dutzend sind es inzwischen, jüngere und ältere Menschen. Während Polizei und Presse von einer wahren Epidemie sprechen, sieht Frank eine Geistergestalt, die an den Sensenmann erinnert und mordend durch die Straßen zieht.

Dass es hier eine größere Hintergrundgeschichte gibt, wird bereits an den Informationen deutlich, die die Ärztin Lucy Lynskey aufdeckt, als sie bei einem Hausbesuch das Gefühl bekommt, die dortige Patientin werde misshandelt. Lucy findet heraus, dass vor mehr als dreißig Jahren eine Mordserie die Stadt erschütterte. Ausgeübt von dem anschließend hingerichteten Psychopathen Johnny Bartlett, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, mehr Menschen zu ermorden, als andere Serienmörder. Die damals minderjährige Patricia Bradley soll seine Komplizin gewesen sein – oder sein Opfer.
Die Idee, dass die aktuellen Todesfälle mit den damaligen in Zusammenhang stehen, kommt dem Publikum dabei früher als den Figuren in der Geschichte, wobei The Frighteners die Punkte offenkundig miteinander verbindet. Das ist kein wirklicher Kritikpunkt, doch hätte man aus den Todesfällen auch einen stringenteren Krimi erzählen können. Dieser Aspekt kommt letztlich etwas kurz. Dass Franks Hintergrundgeschichte stückweise offengelegt wird, ist ebenfalls eine gute Idee. Nicht nur, dass anfangs unklar ist, ob er ein Betrüger ist, oder nicht, was es mit dem Unfall und dem Tod seiner Frau auf sich hat, deckt das Drehbuch Zug um Zug auf und behält sich so eine gewisse Spannung vor.

Allerdings vergessen die Verantwortlichen dabei, ihre Hauptfigur tatsächlich zu definieren. Ob Frank nach den unerklärlichen Todesumständen seiner Frau immer noch in Trauer lebt, wird nie erwähnt. Ebenso wenig, wie die übrigen Einwohner der Stadt mit ihm umgehen. Macht sich Frank Vorwürfe wegen des Todes seiner Frau? Was hat er überhaupt für ein Ziel, dass er dort geblieben ist, oder hat er gar keines? Frank ist eine Figur, die existiert und tut, was sie tut, damit die Story funktioniert. Wirklich greifbar wird sie aber trotz der charmanten Darbietung von Michael J. Fox nicht, weshalb die Nebenhandlung um den Tod seiner Frau umso aufgesetzter wirkt. Im Gegensatz dazu wird die Figur des exzentrischen und im Grunde tragischen FBI-Agenten Milton Dammers durch seine eigenen Erklärungen so umfassend vorgestellt, dass es umso bedauerlicher ist, wie wenig sie in Aktion zu sehen ist. Das liegt sicherlich auch an der fabelhaften und unnachahmlichen Darbietung eines grandiosen Jeffrey Combs, der die Szenen als traumatisierter Undercover-Agent förmlich dominiert. Es ist ein Auftritt, der unvergessen bleibt.
Darüber hinaus fehlt The Frighteners eine nachvollziehbare Mythologie. Alle Elemente, die hier vorgestellt werde, angefangen von Himmel und Hölle, Geistern, die mal durch Böden fallen können, schweben oder Dinge berühren, sich verwandeln und Ausrüstung herbeidichten, bis hin zu Franks Ausführungen, weshalb die Geister überhaupt noch auf der Erde wandeln oder was mit ihnen passiert, wenn der Sensenmann sie tötet, erscheinen zusammengewürfelt. Es ist, als hätten Peter Jackson und seine Ehefrau Fran Walsh, die gemeinsam das Drehbuch schrieben, die Geschichte beim Erzählen weitergesponnen und jeweils einzelne Elemente hinzugefügt. Stimmig ist das nicht, was durch urplötzlich verschwindende Elemente wie den Hund des Richters, der nie mehr gesehen ward, noch verstärkt wird.

Dafür vermag die Präsentation immer noch zu überzeugen, angefangen von hervorragenden Maskenarbeiten bis hin zu Trick- und Poltergeisteffekten, die nicht nur in Anbetracht des Budgets das Genre geprägt haben. Die unheimliche Optik, düstere Häuser, ein verlassen-verfallenes Krankenhaus und Franks halbfertiges Traumhaus, das den Eindruck erweckt, als würde die Figur selbst in einem Stadium zwischen Leben und Tod schweben, sind bemerkenswert und tragen zur gelungenen Atmosphäre ebenso bei wie der teilweise durchaus skurril-düstere Humor, den Fans an der Serie Geschichten aus der Gruft oder Beetlejuice zu schätzen wissen. Umso erfreulicher, dass der Genreklassiker inzwischen bei Turbine Medien in einer herausragenden Veröffentlichung sowohl in der regulären Kinofassung wie auch als Director’s Cut in einer fantastischen Präsentation als 4K Ultra-HD verfügbar ist. So leuchtend und klar die Bildqualität, durch welche die Trickeffekte naturgemäß deutlicher erkennbar sind, so überraschend ist auch der deutsche Ton, der in Dolby Atmos vorliegt und das heimische Soundsystem stärker beansprucht, als es bei den Heimkinoveröffentlichungen vieler heutiger Hollywood-Produktionen der Fall ist. Es ist insgesamt nicht nur die beste Veröffentlichung, die Peter Jacksons Film bislang gesehen hat, sondern auch eine tolle Gelegenheit, ihn (neu) zu entdecken.


Fazit:
Lässt man sich nicht allein von der skurril-verschrobenen und teils auch bösartigen Story mitnehmen, kommen einem bei der Geschichte viele Fragen. Sei es, weshalb die drei Geister überhaupt bei Frank bleiben und seine Betrugsmasche unterstützen, oder weshalb der Geist von Lucys kürzlich verstorbenem Ehemann Ray nach wenigen Tagen zerfällt, während die anderen drei seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten offenbar stabil in ihrer Erscheinung sind. Doch an der Mythologie hinter der Story scheint das Drehbuch nicht wirklich interessiert. Ebenso wenig am tatsächlichen Krimiaspekt, der erst in der zweiten Hälfte überhaupt zum Tragen kommt. Stattdessen beweist Regisseur Peter Jackson viel Gespür für ein tolles Design eines Fantasy-Horrors, bei dem gerade die temporeichen Momente durchaus mitreißen. Ganz zu schweigen von der gelungen unheimlichen Atmosphäre. Es lohnt sich durchaus, The Frighteners hierfür eine Chance zu geben und es gibt entsprechend auch Vieles zu entdecken. Doch dem Potential der Geschichte werden die Beteiligten trotz des gelungenen und kurzweiligen Unterhaltungswerts kaum gerecht.