The Expendables 4 [2023]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 18. Dezember 2023
Genre: Action

Originaltitel: Expend4bles
Laufzeit: 103 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 18 Jahren

Regie: Scott Waugh
Musik: Guillaume Roussel
Besetzung: Jason Statham, Sylvester Stallone, Curtis „50 Cent“ Jackson, Megan Fox, Dolph Lundgren, Andy García, Tony Jaa, Iko Uwais, Randy Couture, Jacob Scipio, Levy Tran, Sheila Shah


Kurzinhalt:

Es klingt wie ein Routineauftrag für Barney Ross (Sylvester Stallone) und sein Team der Expendables. CIA-Agent Marsh (Andy García) hat Informationen erhalten, wonach Suarto Rahmat (Iko Uwais) in Libyen nukleare Zünder an sich bringen will. Hat er alle anderen Einzelteile zusammen, plant er, einen internationalen Zwischenfall zu provozieren, der die ganze Welt ins Unglück stürzen könnte. Barney und sein Team, zu dem auch Lee Christmas (Jason Statham) zählt, sollen verhindern, dass Rahmat die Zünder bekommt. Doch der Einsatz nimmt eine unerwartete Wendung. Nicht nur, dass Rahmat mit den Waffenteilen entkommen kann, Marsh verbannt Christmas vom Team und überträgt die Wiederbeschaffung der Zünder der CIA-Verbindungsbeamtin Gina (Megan Fox), Christmas’ Freundin. So macht sich Christmas auf eigene Faust auf, nicht ahnend, dass auch Rahmat nur im Auftrag handelt – und die Expendables geradewegs in eine Falle laufen …


Kritik:
Ob man nun ein Fan brachialer Nostalgie-Action ist, oder nicht, man konnte der Expendables-Reihe in den ersten drei Teilen, deren letzter bereits neun Jahre zurückliegt, durchweg zugutehalten, dass sie überwiegend kompetent in Szene gesetzt waren und die namhafte Darstellerriege offenbar ihren Spaß hatte. Beides kann man Scott Waughs The Expendables 4 nicht attestieren. Zu unkoordiniert die gesamte Erzählung, von den Actionszenen ganz zu schweigen, und auch für die Besetzung scheint es mehr Pflicht- als Kürprogramm.

Dabei klingt die Grundidee der Expendables-Filme durchaus vielversprechend, wenn auch altbekannt. Ein waffenstarrendes Team, das diejenigen Aufträge übernimmt, die diplomatisch nicht zu lösen sind, bietet in Kombination mit einer kompromisslosen Inszenierung die Möglichkeit, das nostalgische Flair früherer Action-Kracher, insbesondere der 1980er-Jahre, heraufzubeschwören, die oftmals in Videothekenregalen zu finden waren. Aber während es den bisherigen Teilen wenigstens gelang, eine namhafte Besetzung zu versammeln und dafür an der handwerklichen Umsetzung zu sparen, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen, wohin das Budget von The Expendables 4 geflossen ist. Beginnend ab der ersten Aufnahme, die eine Chemiefabrik in Libyen zeigen soll, begrüßen digitale Hintergründe das Publikum, zu denen sich später noch digital erstelle Explosionen und allerlei andere Trickeffekte gesellen. Selbst „harmlose“ Aufnahmen, wenn Team-Chief Barney Ross in einem Türrahmen steht und im Hintergrund eine Häuserreihe in New Orleans zu sehen sein soll, sind ganz offensichtlich im Studio entstanden und der Hintergrund wurde im Nachgang eingefügt. Da sich diese Tricks auch durch sämtliche Actionsequenzen ziehen, erweckt Scott Waughs Film umso mehr den Eindruck, es handle sich dabei um einen langen Animationsfilm aus einem Videospiel, in den sich gelegentlich tatsächliche Darstellerinnen und Darsteller verirrt haben. Das Ergebnis ist eine Mischung aus irritierend und grausig.

Die Story folgt durchaus absehbar dem Team der Expendables, die von CIA-Agent Marsh den Auftrag erhalten, den Schurken Suarto Rahmat aufzuhalten, der in Libyen nukleare Zünder stehlen will, um einen internationalen Zwischenfall hervorzurufen. Doch die Mission ist ein Fehlschlag, Rahmat kann mit den Zündern entkommen und das Team erleidet den größtmöglichen Verlust. Während die Expendables Rahmat fortan hinterherjagen, mit Marsh an ihrer Seite, wird Lee Christmas aus dem Team geworfen und versucht auf eigene Faust, eine Katastrophe zu verhindern.
Das Expendables-Team selbst besteht bis auf Barney Ross, Christmas, Gunner und Toll Road aus neuen Mitgliedern, von denen jedoch einzig Megan Fox als CIA-Vermittlerin (und gleichzeitig Christmas’ Freundin) Gina etwas zu tun bekommt. Das ist für sich genommen kein Kritikpunkt, würden die neuen Figuren denn eingebunden. Allerdings erwecken viele ihrer Momente, wie auch eine kurze Sequenz, wenn Christmas nach seinem Rauswurf als Personenschützer für einen Influencer anheuert, den Eindruck, als handelt es sich im Grunde um gelöschte Szenen, die aus unerfindlichen Gründen im Film verblieben sind. Sie bringen weder die Geschichte, noch die Figuren wirklich voran und machen die Erzählung am Ende nur länger.

Dabei klingen mehrere Ideen für aufwändige Actionszenen, sei es eine Verfolgungsjagd durch eine riesige Lagerhalle der Chemiefabrik, oder eine Motorradverfolgung auf einem Frachtschiff, durchaus interessant und vielversprechend. Nur gerät die Umsetzung derart unübersichtlich oder wirkt auf Grund der Trickeffekte so befremdlich künstlich, dass sie im Film nie packen. Hinzu kommt, dass Scott Waughs Aneinanderreihung der Szenen dem Erzählfluss stellenweise eher hinderlich als förderlich ist. So wird die Eröffnung in Libyen durch eine Sequenz unterbrochen, in der Barney Christmas in den USA bittet, mit ihm in einer Bar etwas wiederzubeschaffen, das er dort versetzt hat. Daran schließt sich der animierte Filmtitel an, ehe die Sequenz in Libyen fortgesetzt wird, zu der schließlich auch die Expendables stoßen. Einzig, tagelang wird der Angriff Rahmats auf die Chemiefabrik kaum gedauert haben. The Expendables 4 ist voller Entscheidungen, die man kaum nachvollziehen kann. Weshalb müssen beispielsweise nach einem Feuergefecht die verstümmelten Leichen auf dem Boden liegend gezeigt werden?

Die zweite Filmhälfte hinterlässt durchaus einen besseren Eindruck, was vor allem daran liegen mag, dass sie sich auf das Frachtschiff als Lokalität beschränkt und überwiegend in der Nacht spielt. Doch auch hier klingen die lockeren Sprüche der Figuren erzwungen, von der kaum vorhandenen Motivation des lange absehbaren Bösewichts ganz abgesehen. Als Film wirkt The Expendables 4 regelrecht kraftlos, wie eine müde Zugabe, von der sämtliche Beteiligten selbst nicht überzeugt sind. Das ist weniger, als bei den ersten drei Teilen und es überträgt sich durchaus auf den Umgang der Besetzung untereinander, die nie wie eine Gemeinschaft auftritt. Selbst für Fans der Vorgänger ist das eine Enttäuschung.

Die Heimvideoveröffentlichung von LEONINE Studios wartet dafür mit einer 4K Ultra-HD-Disc auf, bei der die Farben stellenweise förmlich vom Bildschirm überspringen. Sind die dunklen Bereiche der Nachtaufnahmen geradezu pechschwarz eingefangen, als würde auf eine Visualisierung mittels Farbfiltern geradezu verzichtet, erscheinen viele andere Szenen am Tag erfreulich hell, während beispielsweise die Momente in der Bar zu Beginn oder am Ende eine enorme Farbfülle und einen knackigen Kontrast bieten. Sieht man in manchen Aufnahmen ein ganz leichtes Filmkorn (das in Anbetracht der digitalen Aufnahmetechnik nachträglich eingefügt wurde), erscheinen vor allem die Trickeffektszenen glatt und künstlich, was der Präsentation einen recht uneinheitlichen Look verleiht. Die Bildqualität ist erstklassig, wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass es sich offenbar um ein deutschsprachiges Bildmaster handelt. Lobenswert sind auch die Tonspuren, die in Deutsch und Englisch jeweils in Dolby Atmos vorliegen. Untertitel sind dabei optional verfügbar, sowohl in deutscher Sprache als auch für hörgeschädigte Menschen. Überaus erfreulich ist auch, dass ein Audiokommentar mit Regisseur Scott Waugh vorhanden ist, für den es jedoch leider keine Untertitel gibt. Die übrigen Extras, zu denen zwei lange Making ofs und der Trailer zum Film gehören, sind auf der 4K Ultra-HD-Disc nicht enthalten, sondern befinden sich laut Verleihinformationen auf der beiliegenden Blu-ray-Disc, die für die Besprechung nicht zur Verfügung stand. Auch wenn sich Fans zweifelsfrei mehr Bonusmaterial wünschen würden, schmälert das die vorliegende 4K Ultra-HD-Präsentation in keiner Weise.


Fazit:
Die bereits im letzten Film angekündigte Staffelübergabe innerhalb des Expendables-Teams ist auch in Scott Waughs viertem Teil noch nicht abgeschlossen. Dafür wartet die späte Fortsetzung mit bekannten Namen auf, wobei noch mehr neue Figuren vorgestellt, aber kaum oder gar nicht vertieft werden. Das könnte man insoweit verschmerzen, würde denn packende Action im Mittelpunkt stehen. Doch gerade hier enttäuscht The Expendables 4 von der ersten Minute an. Zu offensichtlich sind die Trickeffekte, die sich durch die gesamte Erzählung ziehen, von völlig verwackelten Aufnahmen und hektischen Schnitten ganz abgesehen. Es hat streckenweise durchaus den Eindruck, als würde man ein Videospiel ansehen. Das wird in der zweiten Hälfte besser, gelungen ist es aber auch dann nicht und wäre es nicht um eine routinierte Darbietung von Jason Statham und seinen Mitstreiterinnen wie Mitstreitern, denen zumindest manche Momente gelingen, dann würde man schon früher das Interesse verlieren. Auch deshalb, da sich die Actionszenen nicht nur wiederholen, sondern geradezu ermüden. Selbst für Fans der Reihe ist dieser Teil also entbehrlich – was in Anbetracht des Potentials durchaus bedauerlich ist.



Wertung der 4K Ultra-HD-Disc: 4 von 6 Punkten
The Expendables 4-Packshot The Expendables 4
ist seit 22. Dezember 2023 als DVD, Blu-ray
und 4K Ultra-HD, die letzten beiden auch
in limitierten Steelbooks®
von LEONINE Studios sowie digital erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei
LEONINE Studios.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.