Star Force Soldier [1998]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 02. Februar 2003
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Soldier
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 1998
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren

Regie: Paul W.S. Anderson
Musik: Joel McNeely
Darsteller: Kurt Russell, Jason Scott Lee, Jason Isaacs, Connie Nielsen, Sean Pertwee, Gary Busey


Kurzinhalt:
Die Regierung startet Mitte der 1990er Jahre ein Soldatenprojekt, bei dem Kinder ausgesucht und eisern trainiert werden. Auf Intelligenz oder Individualität wird keinen Wert gelegt, vielmehr sind die Soldaten bedingungslos aufoperungsvoll, reden nur, wenn sie gefragt werden, und kennen keine körperlichen Grenzen.
Doch als Colonel Mekum (Jason Isaacs) dem skeptischen Captain Church (Gary Busey) eine neue Generation Supersoldaten vorstellt, die zudem noch genetisch aufgewertet wurden, scheinen die Tage von Sergeant Todd (Kurt Russell) & Co. gezählt.
Er selbst wird bei einer Machtprobe mit dem Anführer der neuen Truppe, Caine 607 (Jason Scott Lee) schwer verletzt und auf einem Müllplaneten abgeladen. Dort sieht sich Todd einer Gruppe Schiffbrüchiger gegenüber, die auf dem Planeten ihr Dasein fristen und ihn auch mehr oder weniger herzlich aufnehmen.
Colonel Mekum will den neuen Soldaten Kampferfahrung verschaffen, weshalb sich die Truppe auf den Weg zu verschiedenen Außenplaneten macht; zufällig landen sie auch auf dem Müllplaneten, und Todd bekommt erneut eine Aufgabe: Der wortkarge Soldat nimmt sich im Alleingang die neuen Supersoldaten vor und beschützt gleichzeit seine neuen Freunde.


Kritik:
Mit 190.000 Dollar pro Wort, bei 104 zu sprechenden Wörtern, gelang Hauptdarsteller Kurt Russell eines der lukrativsten Geschäfte der Filmgeschichte – aber zu welchem Preis?
Die Zuschauer wurden in Soldier, so der Originaltitel, mit Raumschlachten im Werbeteaser gelockt und wer sich informierte, dachte vermutlich, dass ein Drehbuch aus der Feder des Autors von Blade Runner [1982], nicht wirklich schlecht sein kann, zumal der Film laut David Webb Peoples auch im selben Universum angesiedelt war. Zusammen mit dem Regisseur von Event Horizon [1997] und mit Kurt Russell, der sich mit Breakdown [1997] aus der Versenkung zurückmeldete, als Hauptdarsteller konnte da ansich nicht viel schief gehen. Oder doch?

Es ist eigentlich ein Trauerspiel, wenn man sich die Karriere von Gary Busey ansieht: bei seinen über 100 Filmen sucht man gute – wie beispielsweise Lethal Weapon - Zwei stahlharte Profis [1987] oder Gefährliche Brandung [1991] – wie die Nadel im vielgerühmten Heuhaufen. Böse Zungen gehen sogar so weit zu behaupten, dass ein Film mit ihm in einer Haupt- oder Nebenrolle höchstwahrscheinlich zu den schlechteren Filmen gehört – auch wenn diese Verallgemeinerung nicht zwangsläufig zutrifft.
Er selbst kann eigentlich nichts dafür, er durfte schon einige Male zeigen, dass er wirklich spielen kann.
Wenn man dies in Betracht zieht, und gleichzeitig den Faktor Anderson hinzu nimmt, der bereits mit Mortal Kombat [1995] und Resident Evil [2002] sein "Talent" beziehungsweise das Fehlen desselben unter Beweis stellen konnte, ergibt sich ein eher flaues Gefühl im Magen.
Sieht man sich anschließend noch die Zuschauerzahlen an, die sich bei über 70 Millionen Dollar Produktionskosten auf ein Einspielergebnis von nicht einmal einem Viertel der Herstellung belaufen, dann fragt man sich doch, ob man den Abend nicht besser mit etwas anderem verplanen sollte. Und auch wenn die Geschichte um genmanipulierte Supersoldaten recht interessant klingt, zwei Regentropen beim Verdunsten zuzusehen, ist spannender und unterhaltsamer als dieses überschätzte Machwerk.

Das Drehbuch balanciert zu Beginn zwischen Drama und Gesellschaftskritik und gibt sich alle Mühe, die Soldaten, ihre Ausbildung und ihr Verhalten dem Zuschauer so un-nahe wie möglich zu bringen.
Doch als wäre das nicht genug, wandelt es sich durch viele Zufälle in der Story zu einem billigen Rambo [1982]-Verschnitt, ohne Tiefe oder spektakuläre Action, sondern stattdessen mit billigen Kulissen, schlechten Spezialeffekten und einer Geschichte, die nicht einmal komprimiert auf einen 30-sekündigen Werbespot interessant gewesen wäre. Von den Klischees und dem vorhersehbaren Ablauf gar nicht zu sprechen.
Die Dialoge bewegen sich dabei auf dem Niveau einer Weichspülergebrauchsanweisung, daran ändern auch Bezüge zu Filmen wie Blade Runner oder Event Horizon nichts, die immer wieder als Kulissen-Schrott-Teile auf dem Müllplaneten vorgeführt werden.

Dem tragen auch die Darsteller Rechnung, die zu Beginn einfach lustlos wirken, später jedoch Gefallen am Trash zu finden scheinen. Anders ist es nicht erklärbar, dass sich eigentlich gute Schauspieler für ein dermaßen unterdurchschnittliches Drehbuch interessieren konnten. Bis auf die Gage natürlich.
Kurt Russells Mimik und Gestik erinnert mit wenigen Ausnahmen an eine Steinmauer. Nach seinem Erfolg in den 80ern und hin und wieder auch in den 90ern ist es momentan wieder still um ihn geworden. Der einstige Kassenmagnet köchelt auf Sparflamme, trotz sehr guter Filme wie Breakdown. In Star Force Soldier wirkt er allerdings lustlos und gelangweilt, da ändert es auch nichts, schönzureden, dass er sich gleich zu Beginn der Dreharbeiten den Knöchel brach und alle "ruhigen" Szenen mit ihm vorgezogen werden mussten. Der Wettlauf zu Beginn des Films war in der Tat die letzte Szene, die gedreht wurde.
Jason Isaacs (der auch bereits in Event Horizon zu sehen war) buhlt mit Jason Scott Lee um die Rolle des erbärmlicheren Bösewichts. Er spielt, als hätte er noch nie eine gute Rolle gehabt; sich vorzustellen, dass er in Armageddon - Das jüngste Gericht [1998] eine gute Nebenrolle hatte, oder in Der Patriot [2000] Mel Gibson die Familie raubte, ist wirklich schwer.
Auch die aus Gladiator [2000] bekannte Connie Nielsen, die dieses Jahr in One Hour Photo [2002] bereits im Kino zu sehen ist, vermag angesichts ihrer Filmographie in guten Rollen aufzugehen. Als blondes "Püppchen" in Star Force Soldier wirkt sie fehl am Platz, zu geschminkt und trotz des Make-Ups farblos.

Die Musik von Joel McNeely ist sicherlich nicht die uninspirierteste, die es je in einem Film zu hören gab, aber abgesehen von pompösem Marschgeklimper bietet sie nicht viel.

Die Inszenierung verdient allerdings eine ausgiebigere Beurteilung.
Angefangen bei den zahlreichen kurzen Zeitlupen, die immer wieder während des Films eingestreut sind, ohne dass ein bestimmtes Schema dahinter erkennbar wäre. Kamera und Schnitt sind bestenfalls Durchschnitt, wirken in den Actionszenen jedoch, als hätte man versucht ein Sahnetörtchen mit einer Kettensäge zu tranchieren. Übersicht ist ein Fremdwort, dafür werden immer solange Zeitlupen eingesetzt, damit man die Geschosse aus den Waffen fliegen sieht – dass dies dem ohenhin nicht vorhandenen Realismus zusätzlich abträglich ist und jedem noch so unerfahrenen Zuschauer "Das ist ein Effekt!" ins Gesicht schreit, scheinen die Macher wohl übersehen zu haben.
Ein absolutes Lowlight sind allerdings die Spezialeffekte, die zwischen 'naja' und 'oje' pendeln. Insbesondere die Computereffekte sind derart peinlich geraten, dass die offensichtlichen Blue- und Green-Screens gar nicht mehr so stark ins Gewicht fallen.
Zu erwähnen sind auch die Bauten, die zwar anfangs aufwändig aussehen, sobald beim Finale ein Panzer allerdings zum dritten Mal um exakt denselben Schrotthaufen fährt, fallen einem unwillkürlich alte Bonanza [1959-1973]-Episoden wieder ein, in denen die Darsteller zehn Mal an demselben Felsen in der Landschaft vorbeireiten.
Wohin auch immer die 75 Millionen Dollar Produktionskosten verschwunden sind – sie können definitiv nicht ins Drehbuch gegangen oder in den Effekten hängen geblieben sein. Auch die Bauten sind bei weitem nicht anspruchsvoll genug, als dass das Geld dorthin verschwunden sein könnte – vermutlich ist das Schwarze Loch in Hollywood am Geldschwund schuld.

Was dem Film allerdings letztenendlich den Todesstoß versetzt, ist die Tatsache, dass er sich nicht als Parodie oder Trashorgie sieht, sodern stocksteif und ernst gemeint ist.
In Anbetracht der Darstellerleistungen, der Inszenierung und des Endergebnisses hätte man den Machern raten sollen, den Film noch etwas schlechter zu machen, vielleicht wäre er dann wenigstens witzig gewesen.

Um die Fahrzeuge im Film größer aussehen zu lassen, wurden kleinere Menschen für die Aufnahmen verwendet, die etwa einen Meter zwanzig groß waren – als Steuerknüppel für die Waffen der Panzer mussten Joysticks herhalten. Auch mit zwei geschlossenen Augen kann man nicht übersehen, dass Star Force Soldier ein aufgeblähter, schlecht gemachter und obendrein scheußlich gespielter Film ist, der keinerlei Unterhaltungswert bietet und aus der Grundstory nicht das Geringste zu machen vermag.
Für Trash zu ernst – um es ernst zu nehmen, zu trashig.


Fazit:
Was als klägliches Pseudo-Drama beginnt, endet in einem dumm-dämlichen, schlecht inszenierten und dazu noch erbärmlich gespielten Rambo-Abklatsch, ohne Tiefe, Sinn, Originalität oder Innovation.
Heute wird der Film als verkanntest Meisterwerk angepriesen, damals war er glücklicherweise ein kolossaler Flop und von Kritik und Publikum zu Recht in den Boden gestampft.
Im Gehirnleerlauf vielleicht erträglich, ansonsten: Zurück auf den Müll(planeten), von dem er herkommt!