Perfect Addiction [2023]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 15. Februar 2023
Genre: Liebesfilm / Unterhaltung

Originaltitel: Perfect Addiction
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Castille Landon
Musik: Jonathan Sanford
Besetzung: Kiana Madeira, Ross Butler, Matthew Noszka, Bree Winslow, Nicholas Duvernay, Manu Bennett, Ryan Bown, Poppy Gilbert


Kurzinhalt:

Das Leben von Studentin Sienna Lane (Kiana Madeira) besteht aus zwei Dingen, ihrem Studium und ihrer Arbeit als Mixed Martial Arts-Trainerin, bei welcher sie die Liebe ihres Lebens, den Champion Jax (Matthew Noszka), kennengelernt hat, den sie auch erfolgreich trainiert. Doch dann überrascht sie ihn und ihre eigene Schwester Beth (Bree Winslow) beim Fremdgehen und Siennas Welt liegt in Scherben. Ihre Enttäuschung wandelt sich in Wut und sie fasst den Plan, sich an Jax zu rächen, indem sie seinen größten Rivalen, Kayden Williams (Ross Butler) trainiert, um Jax zu besiegen. Bei ihm kann sie auch wohnen und im Laufe des Trainings kommen sich beide näher, als sie ursprünglich wollen. Zumal Kayden ein dunkles Geheimnis hat, weshalb er sich selbst isoliert. Es verkompliziert die Situation zusehends, zumal der Termin für seinen Kampf mit Jax schon feststeht – und der Sienna immer noch zurück will, während sie selbst aus ihren Gefühlen nicht schlau wird …


Kritik:
Perfect Addiction ist die Verfilmung des zweiten Buches der sogenannten Perfect-Romanreihe von Autorin Claudia Tan. Die Geschichte erzählt von der Studentin Sienna Lane, die als Trainerin in Mixed Martial Arts sehr erfolgreich ist, bis ihre Beziehung und damit ihr Leben in einem Scherbenhaufen vor ihr liegt. Das klingt bekannt und wärmt zahllose Klischees auch wieder auf. Gepaart mit Teenager-tauglicher Erotik und zahmen Kampfszenen, eignet sich das durchaus für das Zielpublikum, das sogar ein paar hörenswerte Botschaften vorfindet.

Ähnlich wie die After-Filmreihe, erschien die ursprüngliche Geschichte von Perfect Addiction ebenfalls bei der Online-Plattform Wattpad und verbindet eine Liebesgeschichte um tragische Figuren nebst dunkler Vergangenheit mit (vermeintlich) knisternder Erotik. Für die Leinwandadaption greift Filmemacherin Castille Landon, die drei der fünf After-Filme inszenierte, auf die daraus bekannten Stilmittel zurück, so dass sobald die Figuren hier intim miteinander werden, Popsongs erklingen und in schnellen Schnitten dicht an den Figuren Eindrücke geschildert werden, die man so in Hochglanzmagazinen oder Musikvideos zu sehen bekommt. Sinnlich oder stimmungsvoll ist das Geschehen aber nicht, was in gewisser Hinsicht zu den vorgestellten Figuren passt.

Von diesen steht die Studentin Sienna Lane im Zentrum und lässt das Publikum fortwährend durch eine Begleitung aus dem Off an all ihren Gedanken und Tagträumen teilhaben. Wenn sie nicht studiert, trainiert sie in einer Mixed Martial Arts-Schule, auch den Kämpfer Jax, mit dem sie seit drei Jahren zusammen ist. Anfangs nur eine körperliche Anziehung, verliebt sie sich Hals über Kopf in Jax, als sie ihn nach einem Unfall zurück in den Sport begleitet und wieder aufbaut. Doch dann überrascht Sienna ihn und ihre 18jährige Schwester Beth in flagranti und innerhalb von Minuten hat sie keine Bleibe mehr, keine Familie (Beth war ihre letzte Verwandte) und kein Geld. Da Jax aber nur ein Champion wurde, weil Sienna die beste Trainerin ist, nimmt sie sich vor, den vielversprechenden Kayden zu trainieren, damit er Jax besiegt. Dass die beiden sich dabei näher kommen, liegt in der Natur der Story.

Und dagegen ist auch nicht wirklich etwas einzuwenden, wenn man sich mit Dialogen wie „Schluss mit dem Sad-Girl-Shit, jetzt war Mad-Girl-Shit angesagt“ anfreunden kann. Denn sowohl Sienna als auch Kayden wirken sympathisch, wobei Kayden von Beginn an sagt, dass er niemanden an sich heranlassen will und zurückgezogen in einer Kellerwohnung lebt. Was sein dunkles Geheimnis ist, das ihn beziehungsunfähig traumatisiert hat, löst Perfect Addiction selbstverständlich auf und es ist so oberflächlich, dass man selbst beim flüchtigen darüber nachdenken nur den Kopf schütteln kann. Wofür es aber sorgt, ist eine Erkenntnis, die in Sienna langsam reift, dass sie ihr Leben und ihr Glück nicht von den Männern in ihrem Leben bestimmen lassen soll. Das ist – vor allem für das Zielpublikum – eine hörenswerte Botschaft, die letztlich aber dann wieder konterkariert wird, wenn die Männer irgendwann wieder vor ihr stehen und betonen, dass sie selbst diese Beziehung nicht führen könnten bzw. später, dass sie nun ihre Fehler eingesehen hätten. Es ist eine permanente, männliche Egozentrik, die zwar gezeigt wird, aber das ist nicht gleichbedeutend damit, dass Sienna selbstbestimmt agiert, wenn sie sich dennoch stets überreden lässt.

So dreht sich das Liebeskarussell im Kreis und ist der größte Schwachpunkt der Geschichte. Die Kampfszenen hingegen wären durchaus interessant und dass die Beteiligten offenbar viel Training in ihre Vorbereitung gesteckt haben, ist sichtbar. Doch die Kämpfe sind allesamt zu dicht an den Figuren eingefangen, mit ständigen Schnittwechseln, so dass kein Bewegungsablauf wirklich zu sehen ist. Davon abgesehen, dass trotz der brachialen Fights die Beteiligten keine Blessuren davontragen. Nimmt man dazu die schwülstigen Dialoge, Traumfantasien und ein Liebesdreieck, das so zahm wie absehbar ist, dann kommt man kaum umhin, bei Perfect Addiction regelmäßig tief durchzuatmen, oder die Augen zu verdrehen. Bis immer wieder Momente auftauchen, in denen Sienna und Kayden überaus sympathisch erscheinen und vor allem Kiana Madeira in der Hauptrolle eine überraschend gute Darbietung zeigt. Das macht den Film insgesamt nicht wirklich besser, aber es erklärt vielleicht, weshalb es für solche Geschichten ein Publikum gibt. Wenn das auf seine Kosten kommt, haben die Verantwortlichen doch alles erreicht.


Fazit:
Mit dem verschlossenen Kayden einen gewissen Gegenentwurf zu dem extrovertierten Jax vorstellen zu wollen, klingt wie eine gute Idee, doch beide Figuren sind auf ihre jeweilige Art oberflächlich und bloße Abziehbilder von altbekannten Klischees. Die scheinbare Wandlung, die Siennas Schwester durchmacht, wäre hier eine interessantere Geschichte, die aber nicht erzählt, sondern am Ende letztlich deren Ergebnis präsentiert wird. Als zentrale Figur ist Sienna durchaus sympathisch und trotz der unablässigen Erzählung aus dem Off der beste Grund, sich auf die unoriginelle Story einzulassen. Die Mischung aus leidenschaftlicher Erotik und adrenalingeladenen Kampfszenen mag ein gewisses Publikum ködern, beides verpufft jedoch beim ersten Hinsehen. Darüber hinaus sind Ergebnis und Ablauf so vorhersehbar wie inhaltlich seicht. Doch die grundsätzliche Aussage hinter Perfect Addiction, dass Sienna aus dem Schatten der Männer in ihrem Leben treten soll, ist durchaus richtig. Wenn das Zielpublikum, das auch die Romanvorlage verschlungen hat, dessen zugrundeliegende Story sucht, wird es bei Castille Landons Adaption Lovestory und Kämpfe gleichermaßen finden und kann sich entsprechend unterhalten lassen. Sofern dabei die Botschaft mit hängen bleibt, wäre das doch durchaus positiv.