Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft [1989]
Wertung:
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Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 29. Juni 2025
Genre: Komödie / Science Fiction
Originaltitel: Honey, I Shrunk the Kids
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: USA / Mexiko
Produktionsjahr: 1989
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Joe Johnston
Musik: James Horner
Besetzung: Rick Moranis, arcia Strassman, Amy O’Neill, Robert Oliveri, Matt Frewer, Kristine Sutherland, Thomas Wilson, Jared Rushton, Carl Steven, Mark L. Taylor, Kimmy Robertson, Lou Cutell, Laura Waterbury, Trevor Galtress, Martin Aylett, Janet Sunderland
Kurzinhalt:
Wissenschaftler und Erfinder Wayne Szalinski (Rick Moranis) hat seine sichere Arbeit aufgegeben, um seinen Traum einer Maschine Realität werden zu lassen, mit der sich Objekte vergrößern und schrumpfen lassen sollen. Doch der Apparat funktioniert nicht, auch wenn seine Berechnungen stimmen. Umso größer ist das Gelächter, als Wayne seine Forschung auf einer Konferenz vorstellt. Er ahnt nicht, dass gleichzeitig zuhause der junge Ron (Jared Rushton) der Nachbarsfamilie Thompson einen Baseball durch das Fenster seines Arbeitszimmers wirft und die Maschine dabei versehentlich einschaltet. Als Russell (Thomas Wilson) seinen Bruder Ron zwingt, den Schaden bei den Kindern der Szalinskis, Amy (Amy O’Neill) und Nick (Robert Oliveri) anzuzeigen, und die in das Arbeitszimmer gehen, werden sie von der Maschine erfasst und auf die Größe von einem halben Zentimeter geschrumpft. Wenig später finden sie sich in der Mülltonne hinter dem Gartenzaun wieder und müssen, wenn sie wieder ihre normale Größe erreichen wollen, nicht nur Wayne auf sich aufmerksam machen, sondern zuerst quer durch den Rasen zum Haus gelangen. Es erwartet sie ein gefährliches Abenteuer, bei dem selbst kleine Insekten eine tödliche Gefahr darstellen …
Kritik:
Entgegen aller Erwartungen war Disneys Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft vor über 35 Jahren ein solch großer Erfolg, dass die Komödie mehrere Fortsetzungen und eine Fernsehserie nach sich zog, nebst langlebigen Attraktionen in Themenparks des Studios. Blickt man mit Abstand auf den Familienfilm zurück, fällt es leicht, dessen Reiz zu erkennen. Mit enormem Einfallsreichtum zum Leben erweckt, erzählt Filmemacher Joe Johnston darin eine Geschichte, in der sich alle Altersklassen wiederfinden können. Das besitzt immer noch Charme, selbst wenn die Story weit mehr Potential bietet, als die Verantwortlichen interessiert sind, auszuloten.
Die Geschichte erzählt von dem Erfinder und Wissenschaftler Wayne Szalinski, der eine Maschine entwickelt hat, mit der er die Größe von Objekten verändern, sie also vergrößern oder schrumpfen will. Doch der Apparat funktioniert nicht und auf einer Konferenz, auf der er seine Arbeit vorstellt, wird er nur ausgelacht. Wayne ist derart eingenommen von seiner Forschung, dass sich seine Frau Diane eine Auszeit genommen hat und auch seine Kinder Amy und Nick kaum einen Zugang zu ihm finden. Nick eifert seinem Vater dabei nach und will irgendwann selbst Wissenschaftler werden. Aber während sich Wayne auf der Konferenz dem Spott seiner Kolleginnen und Kollegen ausgesetzt sieht, sorgt ein Baseball, der vom Nachbarsjungen Ron ins Arbeitszimmer der Szalinskis geworfen wird dafür, dass die Maschine eingeschaltet wird. Wenig später sind sowohl Amy und Nick als auch Ron und sein älterer Bruder Russell auf die Größe von 5 mm geschrumpft und als wäre das nicht genug, werden sie kurz darauf von Wayne mit dem Müll, den er in seinem Arbeitszimmer zusammengefegt hat, in die Mülltonne entsorgt. Damit Wayne sie wieder auf ihre alte Größe transformieren kann, müssen sie es nicht nur schaffen, dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sondern zuerst den Rasen hinter dem Grundstück überqueren und wieder zurück ins Haus gelangen. Es ist eine Reise, bei der selbst eine Ameise eine Gefahr für sie darstellt.
Die Idee von Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft erinnert nicht von ungefähr an den Jack Arnold-Klassiker Die unglaubliche Geschichte des Mr. C [1957]. Aber während jener Film im Kern existenzielle Fragen aufwarf und vor dem Hintergrund des Creature-Horrors ein Drama um eine Figur erzählte, die in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden droht, gestaltet Johnston sein Spielfilmregiedebüt als familientaugliche Komödie. Zwar könnte man hier Anknüpfungspunkte finden, dass die beiden Elternpaare, die Szalinskis und die benachbarten Thompsons, ihre Kinder im Alltag übersehen, sie gewissermaßen unsichtbar für sie sind, doch selbst an dem angedeuteten Familiendrama um die Spannungen in der Ehe zwischen Wayne und Diane ist das Drehbuch nicht wirklich interessiert. Die Ausgangslage wird lediglich ein weiteres Mal aufgegriffen, hat aber für die Figuren keinerlei Auswirkungen. Dafür ist das Drehbuch darum bemüht, in jeder einzelnen Situation den Humor zu finden. Aus dem Grund verhalten sich sowohl Wayne als auch sein Nachbar Russell Thompson Sr. derart überkanditelt, als hätte man sie einem Handbuch für unterhaltsame Hollywood-Drehbücher entliehen. Das bedeutet nicht, dass Rick Moranis und Matt Frewer ihre Sache nicht gut machen würden, man würde sich nur wünschen, ihre Figuren bekämen auch etwas mehr Tiefe verliehen.
Stattdessen konzentrieren sich die Verantwortlichen darauf, die Welt, die Amy, Nick, Ron und Russell vorfinden, mit möglichst viel Detail- und Einfallsreichtum zum Leben zu erwecken. Machen sie sich auf, den – aus ihrer Sicht – kilometerlangen Rasen hinter dem Haus zur Veranda zu durchqueren, erwarten sie riesige Grashalme, Wassertropfen der Sprinkleranlage, die wie Geschosse einschlagen, oder meterhohe Legobausteine, die einmal achtlos fallengelassen wurden. Hinzu kommt eine Tier- und Pflanzenwelt, die mit viel Liebe zum Detail und überwiegend praktischen Effekten umgesetzt ist. Das mag man aus heutiger Sicht den Sets oder auch den gezeigten Insekten stellenweise ansehen, doch schmälert das nicht den Spaßfaktor beim Zusehen. Abgesehen davon wohnt das junge Zielpublikum dem Abenteuer nichtsdestoweniger staunend bei, schon weil die Kinder und Jugendlichen hier auf sich allein gestellt sind und die Situation selbst bewältigen müssen. Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft gelingt es tadellos, diese Welt vor den Augen des Publikums entstehen zu lassen und die Spannung aufrecht zu erhalten, selbst wenn nie in Frage steht, wie all dies ausgehen wird.
Als ausgesprochene Komödie, die ihre Figuren trotz Andeutungen nicht mit emotionalem Ballast versieht und das Drama der Eltern, die ihre Kinder suchen, überwiegend ausblendet, mag man Filmemacher Joe Johnston vorwerfen, dass seine Geschichte oberflächlicher gerät, als sie selbst vorgibt. Dabei macht gerade diese beinahe naive Unbeschwertheit den Charme des Familienfilmklassikers aus. Vor dem gezeichneten Vorspann bekam das Kinopublikum seinerzeit sogar noch den animierten Kurzfilm Roger in Nöten [1989] zu sehen (mit Figuren aus Falsches Spiel mit Roger Rabbit [1988]). Es war eine andere Zeit, in der sich zu verlieren bereits die Hälfte des Reizes ausmacht, so dass man über die inhaltlichen Schwächen gerne hinwegsieht.
Fazit:
Die Grundidee erinnert ebenso an andere Geschichten (u. a. Die Reise ins Ich [1987]), wie Waynes Erfindungen im Haus der Szalinskis an Doc Brown in Zurück in die Zukunft [1985]. Aber trotz der vielen vertrauten Elemente gelingt es Regisseur Joe Johnston, seinem Film ungeachtet des flotten Erzähltempos eine eigenständige Atmosphäre zu verleihen. Dank der Musik von James Horner, die auf Grund der kontroversen Verwendung von Raymond Scotts Jazz-Stück „Powerhouse“ [1937] nicht von ungefähr an einen Cartoon erinnert, prescht die Erzählung schnell genug voran, dass man kaum bemerkt, wie viel Potential die Geschichte besitzt, mehr zu sein, als nur eine spaßige Komödie. Als solche funktioniert sie durch die Brillengläser der Nostalgie und für ein junges Publikum besser, als wenn man aus heutiger Sicht darauf zurückblickt, doch das ist kein Kritikpunkt. Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft ist im besten Sinne harmlose Unterhaltung für die ganze Familie. Kurzweilig und nicht nur für die damalige Zeit mit viel Fantasie bei der Erschaffung dieser geradezu unbekannten Welt aus Sicht der geschrumpften Kinder toll getrickst, ist dies immer noch ein Abenteuer für Groß und Klein (kein Wortwitz beabsichtigt).