Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag [2003]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 20. Juli 2025
Genre: Komödie

Originaltitel: Freaky Friday
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Mark Waters
Musik: Rolfe Kent
Besetzung: Jamie Lee Curtis, Lindsay Lohan, Ryan Malgarini, Mark Harmon, Harold Gould, Chad Michael Murray, Stephen Tobolowsky, Christina Vidal, Haley Hudson, Rosalind Chao, Lucille Soong, Willie Garson, Dina Spybey, Julie Gonzalo, Marc McClure, Mary Ellen Trainor, Cayden Boyd


Kurzinhalt:

Kaum ein Tag vergeht, an dem es zwischen der alleinerziehenden Psychiaterin Tess Coleman (Jamie Lee Curtis) und ihrer Teenagertochter Anna (Lindsay Lohan) nicht kracht. Oder zwischen Anna und ihrem jüngeren Bruder Harry (Ryan Malgarini). Dass in Kürze die Hochzeit von Tess und dem neuen Mann im Leben von Annas Mutter, Ryan (Mark Harmon), stattfindet, lässt die Spannungen zwischen Tess und Anna nur größer werden. Umso mehr, da Tess nur wenig Verständnis für die Leidenschaft ihrer Tochter aufbringt: Rockmusik. Anna spielt in einer Band und soll ausgerechnet am Polterabend vor der Hochzeit ihrer Mutter an einem Probespielen teilnehmen, was Tess ablehnt. Doch dann wachen Tess und Anna im Körper der jeweils anderen auf. Nicht nur, dass sie sich nicht erklären können, was geschehen ist, sie wissen auch nicht, wie sie wieder zurücktauschen können. Notgedrungen stellt sich Tess im Körper ihrer Tochter dem High School-Alltag und muss erkennen, dass der nicht so einfach ist, wie sie vermutet hat, während Anna als ihre Mutter nicht nur die Hochzeitsvorbereitungen treffen soll, sondern sich auch Ryans Zuneigung gegenüber sieht. Es ist ein verrückter Freitag, bei dem beide aber auch einen Einblick in den Alltag der jeweils anderen erhalten …


Kritik:
Basierend auf Mary Rodgers’ Roman Verrückter Freitag [1972] erzählt Filmemacher Mark Waters mit Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag die bis dahin bereits dritte Adaption der Geschichte, die man auch in abgewandelter Form bereits zig mal gesehen hat. Darin tauschen die zerstrittenen Mutter und Tochter an einem Tag die Körper und erhalten so einen neuen Blick auf das Leben und die Absichten der jeweils anderen. Vor allem dank der Besetzung besitzt das Charme, auch wenn man Überraschungen vergebens sucht.

Neben Mark Waters’ Verfilmung der Vorlage, gibt es bislang drei weitere. In der ersten im Jahr 1976 spielte eine junge Jodie Foster eine der Hauptrollen (ein Angebot, hier die Mutter zu spielen, lehnte sie ab), 1995 wurde der Roman als Fernsehfilm adaptiert, ehe man sich 2018 ein Beispiel an der zwei Jahre zuvor veröffentlichten Musicaladaption nahm. Alle Erzählungen von Freaky Friday handeln im Kern davon, dass Mutter und Tochter für einen Tag die Körper tauschen. Hier ist ein magischer Glückskeks ausschlaggebend, zusammen mit einem Zauberspruch, auf dass Mutter und Tochter Verständnis für einander entwickeln sollen. Denn zwischen der seit dem Tod ihres Mannes vor drei Jahren alleinerziehenden Tess Coleman und ihrer Tochter Anna knirscht es gewaltig. Die Teenagerin kommt nicht nur mit ihrem jüngeren Bruder Harry regelmäßig in Konflikt, sondern auch an der High School mit Lehrern oder dem Leben im Allgemeinen. Für ihr Hobby, die Musikband, in der sie spielt, zeigt ihre Mutter kaum Verständnis, die als Psychiaterin alle Hände voll zu tun hat und derzeit ihre Hochzeit mit Ryan organisiert, einem Mann, der vor kurzem in ihr Leben getreten ist. Zwei Tage vor der Hochzeit, einem Freitag, wachen Tess und Anna jeweils im Körper der anderen auf und können sich nicht erklären, wie das passieren konnte, geschweige denn, wie sie es rückgängig machen können. Um nicht als verrückt abgestempelt zu werden, bleibt ihnen nichts übrig, als den Tag irgendwie zu überstehen, so dass Tess im Körper ihrer Tochter versucht, den Schultag zu überstehen, während Anna als ihre Mutter nicht nur den beruflichen Alltag zu meistern versucht, sondern auch Ryans zunehmende Skepsis anhand ihres seltsamen Verhaltens auffangen muss.

Worauf all dies hinauslaufen wird, ist ebenso wenig eine Überraschung, wie dass im Zentrum der Geschichte von Freaky Friday eine Botschaft über Toleranz und Verständnis steht. Denn so sehr man auch Teil einer gemeinsamen Familie sein mag, sich in den jeweils anderen hinein zu versetzen, ist nicht immer einfach und erfordert so viel Empathie wie auch Zeit und manchmal sogar Fantasie. Anna befindet sich diesbezüglich in einer Entwicklungsphase, in der ihre Mutter sie womöglich eher noch als Kind wahrnimmt, sie aber doch bereits beinahe erwachsen ist. Entsprechend hat sie mit Sorgen und Unsicherheiten zu kämpfen – hier betreffend den Jungen Jake, für den sie schwärmt – und ihr selbst fehlt das Verständnis für die Situation ihrer Mutter, die ganz allein versucht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Zwar gibt es zusammen mit der tragischen Familiengeschichte um den Verlust von Annas und Harrys Vater genügend Potential, die Figuren tatsächlich zu vertiefen, aufzuzeigen, welche Stütze Tess verloren hat, dass der junge Harry seinen Vater kaum kannte oder wie sehr Anna ihre Bezugsperson vermisst, doch daran ist das Drehbuch kaum interessiert. Diese ernsteren Elemente werden lediglich angerissen. Stattdessen konzentriert sich Regisseur Mark Waters auf den oft körperbetonten Humor, der insbesondere auf Grund der Besetzung auch funktioniert.

Sowohl Jamie Lee Curtis als auch Lindsay Lohan gelingt es ausgesprochen gut, nicht nur die körperlichen Eigenheiten der jeweils anderen Person zu übernehmen, sondern mit Mimik und Gestik deutlich zu machen, dass Mutter und Tochter im Körper der jeweils anderen Person gefangen sind. Sei es, wenn Anna in Tess’ Körper ein Umstyling vornimmt, oder aus der rockigen Anna zu Beginn die beinahe biedere Version wird, die Tess aus ihr macht. Dank Nebenfiguren wie dem etwas durchtriebenen Harry besitzt der Humor eine geradezu kindliche Naivität, während Charaktere wie Mark Harmons Ryan jedoch kaum zum Zug kommen. Freaky Friday richtet sich daher spürbar an ein jüngeres Publikum, das sich von den körperbetonten Witzen eher mitnehmen lässt, als von der Geschichte, die dahinter liegt. Das ist kein Kritikpunkt und der Erfolg gibt den Beteiligten durchaus Recht.

Als familientaugliche Unterhaltung eignet sich Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag daher durchaus und weiß die Stärken der Ausgangslage für ein breites Publikum zu nutzen. Mag sein, dass die Erzählung nie tiefer geht, als man in den ersten 20 Minuten zu sehen bekommt, und die Figuren kaum weiter definiert werden, dem Unterhaltungswert der kurzweiligen Komödie schadet das aber nicht. Die positive Aussage hat dabei in den letzten 20 Jahren nichts von ihrer Bedeutung verloren, ganz im Gegenteil. In einer Zeit, in der Eltern und ihre Kinder in ganz anderen Medien zu „leben“ scheinen, könnte dies vielleicht hörenswerter sein, als je zuvor.


Fazit:
Es spricht für die Geschichte selbst, dass sie seit über einem halben Jahrhundert in verschiedensten Variationen erzählt wird, selbst wenn die Botschaft im Grunde dieselbe bleibt. Verständnis, Rücksicht und Toleranz sind Eckpfeiler einer jeden friedlichen Gesellschaft, wie auch im kleinen Kreis der Familie. Selbst wenn Regisseur Mark Waters Figuren vorstellt, die zu Beginn miteinander im Clinch liegen, die Atmosphäre ist doch nicht vergiftet oder feindselig. Auch deshalb stört der absehbare Verlauf nicht, der mit wenigen Überraschungen aufwartet, sondern stattdessen darum bemüht ist, aus den Alltagssituationen Humor nach absehbarem Muster zu finden. Die Besetzung findet daran sichtbar Gefallen, weshalb Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag als eine im besten Sinne harmlose Komödie merklich gelungen ist. Zwar lassen die Verantwortlichen Vieles ungenutzt, bedenkt man allerdings, was die Romanadaption sein will, trifft sie zielsicher den Nagel auf den Kopf und vielleicht sogar ins Herz.