Judge Dredd [1995]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. April 2014
Genre: Science Fiction / Action / Thriller

Originaltitel: Judge Dredd
Laufzeit: 96 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1995
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Danny Cannon
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Sylvester Stallone, Armand Assante, Diane Lane, Rob Schneider, Jürgen Prochnow, Max von Sydow, Joanna Miles, Joan Chen, Balthazar Getty, Christopher Adamson, Peter Marinker, Angus MacInnes, Mitch Ryan, Pat Starr


Kurzinhalt:
Im dritten Jahrtausend ist die Welt großteils unbewohnbar. Statt in der Verfluchten Erde suchen die Menschen Schutz in Mega-Cities, die mehrere Hundert Millionen Einwohner zählen und auf Grund des geringen Platzes in die Höhe gebaut wurden. Um der Unruhen Herr zu werden, die sich in den viel zu dicht besiedelten Städten ausbreiten, wurden die Judges ins Leben gerufen. Sie sind Polizist, Ankläger, Richter und Vollstrecker in einem. Der berühmteste unter ihnen ist Judge Joseph Dredd (Sylvester Stallone), der von Chief Justice Fargo (Max von Sydow) persönlich ausgebildet wurde. Er verkörpert das Gesetz wie niemand anders – umso unvorstellbarer, dass Dredd wegen vorsätzlichen Mordes an dem TV-Journalisten Hammond (Mitch Ryan) angeklagt und verurteilt wird.
Um das Todesurteil abzuwenden, tritt Fargo zurück und damit seinen Langen Marsch in die Verfluchte Erde an. Auf dem Weg ins Gefangenenlager wird Dredds Transport abgeschossen und so macht er sich auf herauszufinden, wer Hammond tatsächlich getötet hat. Dabei muss er sich auf den Kleinkriminellen Fergee (Rob Schneider) ebenso verlassen, wie auf Judge Hershey (Diane Lane), die ihn vor Gericht verteidigt hat. Sie ahnen nicht, was Judge Griffin (Jürgen Prochnow) zusammen mit dem Chaos verbreitenden Rico (Armand Assante) plant ...


Kritik:
Selbst als Judge Dredd vor beinahe 20 Jahren im Kino lief, besaß die Science Fiction-Comic-Verfilmung mehr "cheesy" Momente, als gut für sie waren. Die sind seither auch nicht gut gealtert, dafür überzeugt das Konzept nach wie vor. Regisseur Danny Cannon distanzierte sich zwar auf Grund der vielen Änderungswünsche seines Stars Sylvester Stallone vom Film mit der Begründung, vom ursprünglichen Skript wäre nicht viel übrig geblieben, doch gerade die lockere Ironie macht den Film aus.

Das wird umso deutlicher, wenn man sich die erst kürzlich erschienene Neuinterpretation des Stoffes, Dredd 3D [2012], von Regisseur Pete Travis ansieht. Er zeigt den Titelhelden als unnahbaren Gesetzeshüter, der kompromiss- und gewissermaßen anteilnahmslos für Recht und Ordnung sorgt und nicht zuletzt deshalb unantastbar bleibt, weil sein Gesicht nie zu sehen ist. Stallones Auftritt als auf den Straßen gefürchteter Street-Judge, der Polizist, Richter und Vollstrecker vereint, ist dabei ebenso kantig, aber dank seiner lockeren Sprüche nicht so distanziert.

Die düstere Zukunftsvision im 22. Jahrhundert erzählt von einer Welt, die durch Naturkatastrophen beinahe unbewohnbar geworden ist. Die Überlebenden drängen in Mega-Cities, in deren Straßen das Chaos herrscht. Das Gesetz repräsentieren die Judges, die dem Ansturm aber ebenso wenig Herr werden. Judge Griffin vom Hohen Rat plädiert dafür, noch härter durchzugreifen, um Verbrechen im Keim zu ersticken. Chief Justice Fargo spricht sich vehement dagegen aus, immerhin stünde das Abzeichen der Judges für Freiheit und nicht für Unterdrückung.
Dass der Mord an einem Enthüllungsreporter, der Judge Dredd angelastet wird, Teil eines Komplotts ist, verwundert nicht, doch die Thrillerstory um den von einem Unbekannten aus dem Gefängnis befreiten Rico schlägt ein paar unerwartete Haken. Kurze Zeit später findet sich der fälschlicherweise des Mordes bezichtigte Dredd an Bord eines Gefangenentransportes, der außerhalb der Stadt abgeschossen wird. Dass er sich mit dem Kleinkriminellen Fergee zusammenraufen muss, um herauszubekommen, wer ihn weshalb als Sündenbock opfern möchte, rundet das Buddy-Element des Films ab.

Zusammen mit der Polizistin Hershey, die als eine der wenigen an Dredds Unschuld glaubt, und einem Geheimprojekt, das seit Jahrzehnten auf Reaktivierung wartet, bietet Judge Dredd inhaltlich mehr, als manch andere Comic-Verfilmung. Dass dies überhaupt interessiert, liegt an der namhaften Besetzung, die bis in die Nebenrollen bekannte Darsteller aufweist, denen man sogar mitunter wenig geistreiche Dialoge abnimmt.
Ein weiterer Pluspunkt ist neben der packenden musikalischen Untermalung von Alan Silvestri – der im Grunde genommen nur die dritte Wahl darstellte – die überzeugende Machart des Films. Das Studio vertraute dem noch sehr jungen Regisseur Danny Cannon ein überraschend großes Budget an, das sich in tollen Tricks niederschlägt, die bis auf wenige Ausnahmen auch heute noch bestehen. Auch die Actionsequenzen packen, selbst wenn sie inhaltlich nichts wirklich Neues bieten.

So gelungen sich all das anhört, der Verlauf der Story ist absehbar, manche Figuren selbst für eine Comic-Verfilmung stark überzeichnet (unter anderem die Angel-Familie) und aus dem Potential mancher Charaktere vermag die Vorlage nicht viel zu machen. Vielleicht auch, weil Judge Dredd zu sehr auf seinen Hauptdarsteller zurechtgeschnitten ist, anstatt um ihn herum ein Team aufzubauen, das zusammenarbeiten muss, um die Herausforderung beim Finale zu bestehen. Doch aller Kritikpunkte zum Trotz, bietet das Science Fiction-Abenteuer für Erwachsene auch heute noch gelungene Unterhaltung, die dank Rob Schneider und Sylvester Stallones Mut zur Selbstironie überraschend humorvoll ausfällt.


Fazit:
Von der Bedingungslosigkeit der Comic-Vorlage mag nicht viel übrig geblieben sein und Judge Dredds Spruch, der regelmäßig wiederkehrt, ist auch nicht so markant wie der manch anderer Filmhelden, aber dank der Besetzung überzeugt die düstere Zukunftsvision, die ihre Figuren weit weniger fordert, als es die Darsteller dahinter verdienen würden.
Sowohl inhaltlich, wie in Bezug auf die Umsetzung sieht man Judge Dredd sein Alter durchaus an, doch das ist nicht negativ gemeint. Der Film gewinnt immer in den Momenten, in denen seine Charaktere etwas zu tun bekommen. Das ist zwar nicht allzu oft, aber oft genug, dass man sich dabei mühelos und meist gelungen unterhalten lassen kann.