Indiana Jones und der Tempel des Todes [1984]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 4. März 2006
Genre: Action / FantasyOriginaltitel: Indiana Jones and the Temple of Doom
Laufzeit: 118 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1984
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Steven Spielberg
Musik: John Williams
Darsteller: Harrison Ford, Kate Capshaw, Ke Huy Quan, Amrish Puri, Roshan Seth, Philip Stone, Roy Chiao, David Yip, Ric Young, Chua Kah Joo, Rex Ngui, Philip Tan, Dan Aykroyd, Dr. Akio Mitamura, Michael Yama
Kurzinhalt:
1935 landet der Archäologe Indiana Jones (Harrison Ford) zusammen mit seinem Gehilfen Short Round (Ke Huy Quan) und der eher unfreiwillig mitgenommenen Sängerin Willie Scott (Kate Capshaw) nach einem Zwischenfall in Shanghai in Indien, wo ihn die fast verhungerten Bewohner eines Dorfes lange erwartet haben. Nicht nur, dass seit dem Diebstahl eines heiligen Steins ihre Felder unfruchtbar geworden sind, und ihre Brunnen versiegten, die Soldaten des nahe gelegenen, neu eröffneten Palastes von Pankot haben ihre Kinder entführt und einen längst vergessenen Kult zum Leben erweckt.
Als Indiana Jones zusammen mit Willie und Short Round beim Palast eintrifft, deutet jedoch nichts auf ein solches Vorhaben des neuen Maharadscha hin. Doch die Gastfreundschaft nimmt ein jähes Ende, und über einen geheimen Gang dringen die drei tief ins Tempelinnere vor, wo der Prediger Mola Ram (Amrish Puri) nicht nur einen teuflischen Kult praktiziert, sondern weit schlimmere Verbrechen begeht.
Die drei Außenseiter bleiben aber nicht lang unentdeckt, und alsbald muss Indiana Jones nicht nur das Leben der Kinder der Dorfbewohner retten versuchen, sondern auch das seiner Gefährten, und sein eigenes ...
Kritik:
Auch wenn Regisseur Steven Spielberg mit allen drei Indiana Jones-Filmen überaus zufrieden ist, und die Dreharbeiten der Abenteuerfilme eine Menge Spaß bedeuteten, ist er sich aber sicher, dass Der Tempel des Todes für ihn der schwächste der Reihe ist. "Wenn Sie mich fragen würden, was mir Indiana Jones und der Tempel des Todes gegeben hat", so Spielberg, "wäre es Kate Capshaw", die sieben Jahre später seine Frau wurde. Für die Rolle der Willie Scott war sie für Spielberg die einzige Wahl, auch wenn bis zu ihrem Vorsprechen Sharon Stone eine der wahrscheinlichsten Entscheidungen für die Rolle gewesen wäre. Capshaw, am 3. November 1952 in Texas als Kathleen Sue Nail geboren, zog nach New York, um ihren Traum einer Schauspielkarriere in die Tat umzusetzen. Nach einem ersten Auftritt in der Serie The Edge of Night [1956-1984] errang sie mit Der verführte Mann [1982] ihre erste Hauptrolle an der Seite von Tim Matheson (der übrigens für die Rolle des Indiana Jones bei Jäger des verlorenen Schatzes [1981] im Gespräch gewesen war). Von dem Angebot, bei Der Tempel des Todes mitzuwirken war Kate Capshaw hin- und hergerissen, denn auch wenn sie sich darüber klar war, dass ihr die Rolle zukünftige Projekte nach ihrer Wahl ermöglichen würde, wollte sie sich eigentlich stärker auf unabhängige, kleinere Produktionen konzentrieren.
Was mit ihrer Zusage tatsächlich auf die damals 31jährige zukam, konnte sie nicht ahnen; nicht nur, dass sie nicht wusste, wie man vor laufender Kamera schreit, sie wurde während der Produktion mit mehreren hundert Käfern überschüttet und überkam für kurze Zeit ihre Angst vor Schlangen – nachdem Spielberg eine andere Szenen, in der sie einer großen Schlange begegnen sollte, gestrichen hatte. Capshaw war allein beim Anblick des Reptils in Panik geraten und hatte beinahe einen Zusammenbruch erlitten. Dafür hatte sie sich darauf gefreut, ihre Sanges und Tanzkünste bei der Eröffnung vorzuführen, doch war ihr Kostüm so eng geraten, dass sie sich darin kaum bewegen konnte.
Für ihre Darbietung musste sie indes viel Kritik über sich ergehen lassen, wurde ihre passive, hysterische Rolle von allen Seiten bemängelt. Dass sie seither weit weniger anspruchsvolle Rollen bekam, als ihr ansich zustehen würden, ist ein offenes Geheimnis, doch wirkte sie in namhaften Produktionen wie Dreamscape - Höllische Träume, Windige Stadt (beide 1984), Black Rain [1989] oder Im Sumpf des Verbrechens [1995] mit. 1991 heiratete sie Steven Spielberg und konvertierte zum Judaismus, aus ihrer ersten Ehe mit Robert Capshaw brachte sie eine Tochter mit, hatte mit Spielberg seither allerdings fünf weitere Kinder, wobei zwei adoptiert sind.
Sowohl Steven Spielberg, als auch Harrison Ford mussten beim Beginn des ersten Films zusagen, drei Teile der Indiana Jones-Saga zu drehen, geistiger Vater der Reihe, George Lucas, sicherte Spielberg zu, die Abenteuer bereits als Trilogie geplant zu haben. Der zweite Teil sollte sich dabei laut Lucas in Indien um den Kali-Kult drehen, was Spielberg zum Anlass nahm, all jene Ideen, die aus Zeitgründen nicht in Jäger des verlorenen Schatzes integriert werden konnten – darunter eine Verfolgungsjagd durch einen Minenschacht und auch eine Wildwasserfahrt – im zweiten Teil der Reihe einbauen zu wollen.
Hierfür holte Lucas das Autorenpaar Willard Huyck und Gloria Katz an Bord der Produktion, die bereits an seinem American Graffiti [1976] beteiligt waren und sich lange Zeit in Indien aufgehalten hatten. Sie sollten für Lucas und Spielberg einen merklich düstereren Ansatz der Abenteuergeschichte finden, wobei Lucas offen zugibt, damals durch seine im Gang befindliche Scheidung grundsätzlich nicht in bester Stimmung gewesen zu sein. Angesichts der Vorgaben ist es eigentlich erstaunlich, dass es Huyck und Katz gelingt, eine grundsätzlich stringentere Geschichte als in Jäger des verlorenen Schatzes zu erzählen, die ohne inhaltliche Sprünge oder abrupte Szenenwechsel auskommt, sondern vielmehr die jeweiligen Szenen voll auskostet und doch zwischen den verschiedenen Locations gekonnt überleitet. Die Story selbst mag zwar an den Haaren herbei gezogen sein, lässt dem Zuschauer aber trotz der flotten Erzählweise und den immer wieder eingebrachten ruhigen Momenten keine Zeit zum Nachdenken.
Man verliert sich vielmehr in der von den Drehbuchautoren erschaffenen Sage um einen längst vergangenen und nun wieder erweckten Kult in einem sehr exotischen Land, dessen Probleme und Nöte die Autoren doch nicht unterschlagen, aber dem Zuschauer auch nicht aufdrängen. Was ihnen jedoch ausgesprochen gut gelingt, ist die Beziehung zwischen Indiana Jones und Willie Scott zu etablieren, die als ungleiches Paar einige der witzigsten Momente der Trilogie teilen und sich trotz ihrer unterschiedlichen Wesensarten gut ergänzen. Auch Short Round wird vernünftig einbracht, ohne (wie beispielsweise in den Jurassic Park-Filmen) zurecht Anlass zur Kritik zu bieten.
Aber während die Vorlage mit wirklich witzigen Situationen aufwartet und auch die Figuren zu überzeugen wissen, nimmt die Geschichte im Mittelteil unvermittelt eine Wendung weg von der charmanten Erzählung des Abenteuers um den Archäologen, und wird trotz der grundsätzlich düsteren Stimmung noch hoffnungsloser, indem die Hauptfigur ihrer Persönlichkeit buchstäblich beraubt wird. Im mittleren Drittel häufen sich auch überaus brutale Szenen, die in ihrer Natur nicht nur Gewalt zeigen, sondern Folterungen und Opferungen, denen ein nicht zu leugnender sadistischer Charakter anhaftet. Dies scheint gerade in Bezug auf Jäger des verlorenen Schatzes zum Ton der Reihe nicht passen zu wollen, zumal das Finale eine ähnlich gelungene Stimmung wie zu Beginn verbreitet, und sich somit von den erwähnten Passagen deutlich absetzt.
Die Geschichte selbst weist mit Voodoo-Elementen und schwarzer Magie etwas mehr Fantasygehalt auf, als noch das erste Abenteuer von Indiana Jones, und doch wirkt die Story durch ihre Erzählung aus einem Guss in dem Sinne nie störend oder unpassend, hätten die Autoren einen anderen Weg gefunden, von der Ausgangslage auf das Finale überzuleiten, gäbe es am Skript gar nichts zu bemängeln, denn abgesehen vom Mittelteil präsentiert sich die Vorlage als rundum gelungen und auch facettenreich, zeichnet sie doch ein gelungenes Bild der Situation der indischen Dorfbewohner und entwickelt gleichzeitig facettenreiche, charismatische Figuren.
Für Hauptdarsteller Harrison Ford, der sich bei Jäger des verlorenen Schatzes bereits das Knie sehr schwer verletzte, war Der Tempel des Todes lediglich eine weitere Station auf seinem Leidensweg als Indiana Jones; hier zog er sich eine sehr schwere Verletzung an der Wirbelsäule zu, die mittels einer komplizierten Operation versorgt wurde, nach der sich Ford allerdings mehrere Wochen schonen und eine Rehabilitation in Angriff nehmen musste. Zuvor hatte sich der damals 41jährige Darsteller intensiv auf die Rolle vorbereitet und körperlich trainiert. Kein Wunder also, wirkt er in seinem zweiten Archäologieabenteuer frischer und körperlich agiler, als noch in dem nur drei Jahre zuvor entstandenen Einstand der Reihe. Wovon Ford allerdings merklich profitiert ist die Zusammenarbeit mit Kate Capshaw, entwickelt er mit der sympathischen Darstellerin eine Chemie, die der Geschichte merklich zugute kommt und besser zu Jones zu passen scheint, als die zwar schlagkräftigere, aber weniger auf den Protagonisten zugeschnittene Karen Allen aus Jäger des verlorenen Schatzes. So überzeugt Ford tadellos, wartet mit vielen augenzwinkernden Momenten auf und passt einmal mehr perfekt in die Rolle des Abenteurers, der sich in seiner Situation eigentlich vollkommen unwohl fühlt.
Obgleich ihre Rolle physisch bei weitem nicht so anspruchsvoll ist, wie die ihrer Vorgängerin, hatte Capshaw doch mit allerlei Hürden beim Dreh zu kämpfen – allen voran der Tatsache, dass sie reale Insekten und Schlangen auf sich erdulden musste. Sie ergänzt den etwas raubeinigen Hauptcharakter durch ihre leicht hysterische, doch sympathische Darstellung der Sängerin Willie Scott und scheint ihm gerade in den gemeinsamen Momenten in Sachen Wortwitz und Charme durchaus ebenbürtig.
Erstaunlich ist auch die Darbietung des erst zwölfjährigen Ke Huy Quan, der ansich gar nicht für die Rolle vorsprechen wollte, sondern seinem Bruder beim Casting allerlei Tipps gab, wie er es machen sollte. Er überzeugt mit einer überraschend natürlichen Darbietung und wirkt trotz der auf Ford zugeschnittenen Rolle seiner Figur doch selbständig und weit ab jener Kindfiguren in Unterhaltungsfilmen, wie sie heute meist zu finden sind. Quan ergänzt das Team gekonnt und lässt keine Wünsche offen.
Ebensowenig Amrish Puri, der allerdings erst spät im Film zu sehen ist, und der ganz offensichtlich an einer fehlenden Motivation seiner Filmfigur leidet. Puri selbst scheint ohne Zweifel überaus charismatisch und erfüllt seinen Charakter trotz der wenigen Minuten vor der Kamera mit einer unheimlichen, Furcht einflößenden Persönlichkeit, die dennoch nicht zu übertrieben scheint. Amrish Puri verstarb im Januar 2005.
Ansich hatte sich Roshan Seth bereits aus dem Filmgeschäft zurück gezogen, wurde von Sir Richard Attenborough für dessen Gandhi [1982] allerdings engagiert und anschließend von Spielberg für Der Tempel des Todes gewonnen. Leider kommt seine Rolle im späteren Verlauf des Films viel zu kurz, er selbst leistet aber eine sehr gute Arbeit und verleiht seiner Darbietung gerade in dem aufschlussreichen Gespräch mit Indiana Jones feine Nuancen, die die Absichten der Figur schon lange im voraus durchschimmern lassen.
Auch der übrige Cast, darunter die überraschend gut besetzten Kinderdarsteller, ist sehr sorgfältig und passend ausgewählt, wirkt in den Kostümen und Kulissen nicht fehlplatziert und bereichert die Geschichte selbst dann auf glaubhafte Weise, wenn die Story inhaltlich allzu fantastische Ausmaße annimmt.
Mit demselben kreativen Team hinter der Kamera, erweist sich auch die handwerkliche Umsetzung von Der Tempel des Todes als rundum erstklassig gelungen. Mitreißend inszenierte Actionszenen wechseln sich mit malerischen, ruhigen Einstellungen ab, die bisweilen die exotische Landschaft einfangen, wenig später den Zuschauer mitten in eine der gezeigten Opferungszeremonien versetzen.
Dank der hervorragenden Setausleuchtung und den beeindruckend großen Bauten bekommt man als Zuschauer nie das Gefühl, die Filmemacher hätten im Studio gedreht, und das nicht einmal, wenn die Helden des Films minutenlang durch einen Minenschacht unterhalb des Palastes rasen. Kameramann Douglas Slocombe kleidet den Film in kräftigere Farben als noch drei Jahre zuvor, wobei Steven Spielberg auch in den actionreichen Szenen die Übersicht behält. Zwar wirken die Bildkompositionen nicht mehr in dem Maße choreografiert, wie noch im ersten Abenteuer, dafür dank der vielen Kamerafahrten und der gerade beim Finale deutlich erhöhten Anzahl der Schnittwechsel noch dynamischer und der Geschichte damit durchweg angemessen.
So gibt es auch in diesem Teil unzählige Szenen, die einem als Zuschauer sofort in den Sinn kommen: von der packenden Flucht in Shanghai bis hin zum Sprung aus dem Flugzeug, die Verfolgungsjagd mit den Loren und das herausragende Finale auf der Hängebrücke – die im übrigen tatsächlich gebaut und dann zerstört wurde. Spielberg gelang es allerdings nicht, seine Höhenangst zu überwinden, und so konnte er die Brücke nicht vollständig überqueren, weswegen die Bilder jener Sequenz auch nur von vorderen oder hinteren Drittel der Brücke aus eingefangen sind. Abgesehen von den wirklich monumentalen Bauten, verblüffen erneut die von Industrial Light & Magic produzierten Spezialeffekte, die nach wie vor ohne Computerunterstützung auskommen mussten, sondern tatsächlich in Handarbeit entstanden. Dass der Übergang zwischen Realaufnahme und Miniaturmodell bei der Loren-Sequenz nicht zu sehen ist, ist den Künstlern hoch anzurechnen, und so zählt der gesamte Abschnitt nicht zu unrecht zu den Highlights der Trilogie.
Kamera und Schnitt harmonieren einmal mehr auf eine Art und Weise, dass man sich handwerklich keinen Moment vorstellen kann, der besser hätte umgesetzt werden können. Spielberg gelingt mit Slocombe und dem Cutter Michael Kahn das Kunststück, eine fantasy-lastige Abenteuergeschichte im Indien der 1930er Jahre authentisch zum Leben zu erwecken – und das ist das größte Kompliment, das man den Beteiligten überhaupt machen kann.
Kenner der oscarnominierten Musik von Jäger des verlorenen Schatzes müssen bei John Williams erneut oscarnominiertem Score zum Film lange warten, ehe sie die bekannten Takte des meisterhaften Themas der Indiana Jones-Reihe zu hören bekommen. Dafür zeigt sich Williams überraschenderweise trotz der sehr düsteren Geschichte musikalisch äußerst verspielt, verleiht sowohl Willie Scott, als auch Short Round ein eigenes Thema und untermalt die Szenerie in Indien mit einem Trek-Thema, das das Dschungel-Flair des Films auch im Soundtrack gekonnt einfängt.
Die Musik veredelt dabei die ohnehin exzellent eingefangenen Bilder zusätzlich und verleiht jeder Szenerie eine eigene Stimmung. Das Thema der in Ketten gelegten Kinder bewegt ebenso, wie die Zeremonie-Hymne den Hörer regelrecht in Trance versetzt und dabei für Williams untypisch mit einem sehr tiefen, düsteren Männerchor aufwartet (dabei erinnert Williams allerdings stellenweise an Jerry Goldsmiths kongenialen Score zu Das Omen [1976]). Eine der besten, weil effektvollsten und doch minimalistischsten Melodien untermalt dabei das Finale auf der Hängebrücke, aber auch das Motiv der Befreiung der Sklaven-Kinder ist so bewegend wie mitreißend geraten, dass Williams es 20 Jahre später in den Soundtracks zu den neuen Star Wars-Filmen erneut verwendete.
Angesichts der wirklich hervorragenden musikalischen Begleitung es Films ist es schlicht unverständlich, weswegen damals zwar ein Score auf Schallplatte und Kassette veröffentlicht wurde, dieser aber heute nicht auf CD erhältlich ist. Die analogen Medien sind inzwischen meist vergriffen, und selbst der als Japan-Import für horrende Summen zu bekommende CD-Score umfasst nur 40 Minuten der beinahe zwei Stunden dauernden Kompositionen. Es bleibt abzuwarten, ob die Musik der Trilogie ähnlich der der ersten Star Wars-Filme irgendwann als Komplett-Score mit je zwei CDs pro Film veröffentlicht werden wird. Immerhin haben alle Indiana Jones-Soundtracks von John Williams Oscarnominierungen erhalten und gehören zurecht und ohne Zweifel zu den besten Kompositionen des Genres überhaupt.
Sowohl die Kritiker, als auch die Fans von Jäger des verlorenen Schatzes wurden polarisiert, als Indiana Jones und der Tempel des Todes erschien; wurde dem Film vorgeworfen, die Mystik des ersten Teils durch brutale Folterszenen zu ersetzen, genossen die anderen Zuschauer die übertriebenen Actionszenen und ließen sich anhand der unheimlich-bedrohlichen Atmosphäre gekonnt gruseln.
Es stimmt durchaus, dass die Autoren dem zweiten Abenteuer des Archäologen einen viel ernstere und hoffnungslosere Prämisse zuschreiben, dabei aber die Geschichte ohne solche Sprünge wie beim ersten Teil erzählen. Vielmehr erwachsen alle folgenden Sequenzen gekonnt aus einer Szene heraus und führen Indiana Jones und seine Mitstreiter immer tiefer in den Palast. Die Geschichte überzeugt durch viele Details und einen (wenn nicht beabsichtigt geschmacklosen) gelungenen Humor, der in der Chemie zwischen Dr. Jones und Willie Scott seinen Höhepunkt findet. Doch scheinen viele der brutalen Einlagen schlichtweg unnötig, obwohl die Gewalt zumindest nicht vom Protagonisten ausgeht.
Sieht man darüber hinweg, erwartet einen erneut ein perfekt gemachter, weniger hektischer, dafür umso mitreißenderer Abenteuerfilm, der noch größere Sets, noch packendere Action und Humor bietet, als der erste Teil der Reihe. Einzig die Stimmung leidet im Mittelteil, doch das drückt den Unterhaltungswert nur unwesentlich.
Fazit:
Den Vorstellungen der Filmemacher Spielberg und Lucas entsprechend, zeichnet das Autorenpaar eine deutlich düsterere Geschichte, als noch in Jäger des verlorenen Schatzes, obgleich der Film mit vielen humorvollen Einlagen aufwartet. Doch wandelt sich die Stimmung des Films im Mittelteil relativ unvermittelt und nimmt dabei Züge an, die viele Fans zurecht an Der Tempel des Todes stören. Erst mit dem Ende gewinnt Steven Spielbergs erste Fortsetzung wieder den Charme zurück, der dem ersten Teil der Reihe und auch diesem hier am Anfang anhaftet.
Sicher stellenweise unnötig brutal richtet sich Indiana Jones Indienabenteuer ausschließlich an ein erwachsenes Publikum und wartet dabei mit vielen Elementen auf, die bereits den Einstand der Saga ausgemacht haben. So gibt es erneut traumhafte Landschaften, ausgefallene Orte und ein Actionfeuerwerk zu sehen, von dem ganze Filmreihen nur träumen können. Exzellent gemacht und packend erzählt mangelt es dem Film eigentlich an nichts, nur nimmt er bisweilen sadistisch-ernste Züge an, die man als Kenner des ersten Teils so nicht erwartet – und auch gar nicht sehen möchte.
Davon abgesehen gestaltet sich Indiana Jones und der Tempel des Todes sowohl dank Harrison Fords umwerfender Verkörperung, Spielbergs einfallsreicher Umsetzung und nicht zuletzt der unvergleichlich wichtigen Musik von John Williams ebenso gelungen wie der erste Teil der Saga.