Godzilla x Kong: Das neue Imperium [2024]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 2. April 2024
Genre: Action / Fantasy

Originaltitel: Godzilla x Kong: The New Empire
Laufzeit: 115 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Adam Wingard
Musik: Antonio Di Iorio, Tom Holkenborg
Besetzung: Rebecca Hall, Brian Tyree Henry, Dan Stevens, Kaylee Hottle, Alex Ferns, Fala Chen, Rachel House, Ron Smyck, Chantelle Jamieson, Greg Hatton, Kevin Copeland, Tess Dobré


Kurzinhalt:

Mit dem Erscheinen der Titanen wurde die Welt neu geordnet. Selbst wenn die Menschheit erkannt haben mag, dass Godzilla nicht das Monster ist, das man anfangs in ihm gesehen hat, die Zerstörung, die er mit sich bringt, wenn er gegen andere Titanen kämpft, ist unvorstellbar. „Monarch“ überwacht zwar die bekannten Titanen, aufhalten kann die Organisation die riesigen Kreaturen aber nicht. Dr. Ilene Andrews (Rebecca Hall) forscht weiter an Kong, der sich in seinem neuen Habitat einzuleben versucht. Im Reich der hohlen Erde trifft Kong dabei nicht nur auf sonderbare Kreaturen, sondern auch auf andere, riesige Affen. Als Andrews’ Adoptivtochter Jia (Kaylee Hottle), die letzte des Stammes, der einst mit Kong auf dessen Insel lebte, und die eine Verbindung zu Kong besitzt, von Visionen heimgesucht wird, die mit dem Kontaktabbruch einer Forschungsstation in der hohlen Erde in Zusammenhang stehen könnten, sucht Andrews die Hilfe von Bernie Hayes (Brian Tyree Henry), dank dessen Erkenntnissen zuletzt die Welt gerettet wurde. Sie machen sich zusammen mit Trapper (Dan Stevens) auf zu einer Forschungsmission in der hohlen Erde. Was sie finden, könnte Godzillas seltsames Verhalten erklären, der sich auf einen Kampf vorzubereiten scheint. Die Gefahr, die in der Tiefe schlummert, ist so groß, dass Kong und Godzilla sie nicht einmal mit gemeinsamen Kräften bewältigen können …


Kritik:
Adam Wingards zweiter Beitrag im sogenannten „MonsterVerse“, des filmischen Universums mit Monstern, Titanen genannt, wie Godzilla oder King Kong, ist vielleicht einer der durchgehend lautesten Filme, die man dieses Jahr auf der großen Leinwand sehen kann. Dass sich Godzilla x Kong: Das neue Imperium bei der Absurdität, die bereits der Name verheißt, nicht wirklich ernst nimmt, hilft ein wenig über die abstruse Geschichte hinweg, die nur einen von vielen kritisierenswerten Aspekten darstellt.

Die setzt einige Zeit nach den Ereignissen von Godzilla vs. Kong [2021] ein, in dem die beiden Titanen erstmals aufeinander trafen. Die Menschheit musste sich seitdem auf eine neue Weltordnung einstellen, deren Gleichgewicht dadurch gewahrt bleibt, dass Godzilla auf der Erdoberfläche andere Titanen, haushohe Monster mit unvorstellbarer Zerstörungsmacht, bekämpft, während sich Kong in seine neue Heimat zurückgezogen hat, die sich unter der Oberfläche, in dem sagenumwobenen Reich der „hohlen Erde“, befindet. Dort erkundet er immer weiter sein Revier, entdeckt unbekannte Spezies und Gefahren, gegen die er sich behaupten muss. Die Organisation „Monarch“ überwacht die Aktivitäten der Titanen, denen man doch überwiegend machtlos ausgeliefert ist. Als der Kontakt zu einer Forschungsstation in der hohlen Erde abbricht und Godzilla ein seltsames Verhalten zeigt, als würde er sich auf einen Kampf vorbereiten, unternimmt Dr. Ilene Andrews eine Aufklärungsmission in die fremde Welt unter der unseren. Zusammen mit ihrer Tochter Jia, die eine übernatürliche Verbindung zu Kong besitzt und von Visionen heimgesucht wird, sowie dem Verschwörungstheoretiker Bernie, nebst Titanen-Veterinär Trapper, entdeckt Andrews Hinweise auf eine viel größere Gefahr, die in der Tiefe lauert. Und eine Verbindung zu Jia, die letzte bekannte Überlebende des Volkes, das auf Skull Island einst mit Kong lebte.

Mit zahlreichen Titanen, darunter (der Rückkehr von) Fanlieblingen, zwei die längste Zeit unabhängigen Erzählsträngen um Godzilla und Kong sowie der Forschungsreise der wenigen menschlichen Figuren, bietet Godzilla x Kong: Das neue Imperium inhaltlich geradezu überraschend viel Story. Hinzu kommt, dass Kong in der hohlen Erde sogar auf andere Riesenaffen trifft, die ihm jedoch feindlich gesonnen sind, darunter ein Zögling, dessen er sich annimmt. Dass so viel geboten ist, sorgt unter anderem dafür, dass das Aufeinandertreffen der beiden Titelfiguren erst sehr spät stattfindet. Bis dahin bleibt allerdings auch die Bedrohung, der sie sich beim Finale stellen müssen, kaum greifbar und wird allenfalls angedeutet, aber nicht vorgestellt. Vielmehr folgt Filmemacher Wingard seinen Titanen und menschlichen Charakteren jeweils für sich, schildert anfangs, wie Kong sich in seiner Heimat gegen neue Gefahren wehren muss, oder wie Jia sich in ihrer neuen Umgebung nicht einfinden kann, während Godzilla, ohne dass sich irgendjemand einen Reim darauf machen könnte, durch die Lande zieht und seinen Kräftespeicher entweder durch die Energie anderer Titanen oder derjenigen aus Atomkraftwerken auflädt. Erst, wenn in der zweiten Filmhälfte die Storyfäden zusammen zu laufen beginnen, nimmt die Erzählung schließlich auch ein wenig Fahrt auf.

Da dann jedoch die menschlichen Charaktere und die heroischen Titanen zusammenfinden, wird auch überdeutlich, dass man sich mit der Darstellung beider Gruppen für sich genommen durchaus arrangieren kann, aber der durchgehend künstliche Look der hohlen Erde, oder der Zerstörungsorgien, wenn Kong oder Godzilla in Großstädten jedes nur erdenkliche Weltwunder oder Wahrzeichen dem Erdboden gleichmachen, gerade mit den Menschen darin, schlicht nicht überzeugen kann. Nicht nur, dass sich in den am Computer entstandenen Sequenzen die riesigen Kreaturen ironischerweise schneller bewegen, als es einst bei menschlichen Akteuren in entsprechenden Kostümen von Godzilla oder Kong in Modellen im Studio der Fall war, es geht schlicht so viel zu Bruch, dass man vollkommen die Übersicht verliert. Erschwerend kommt hinzu, dass Godzilla x Kong: Das neue Imperium die unaufhaltsame Zerstörung der Titanen vollkommen von den menschlichen Figuren entkoppelt. Zwar fliegen ständig Wolkenkratzer, Brücken oder Autos durch die Gegend, aber dass sich darin oder darauf Menschen befinden, deutet die Geschichte nicht einmal an. Auch haben die menschlichen Charaktere beim Finale im Grunde gar nichts zu tun und schweben nie in Gefahr. Nur gelingt es der Geschichte nicht, noch ist sie überhaupt darum bemüht, dass das Publikum mit Kong oder Godzilla in ihrem Kampf gegen die neue Gefahr aus der hohlen Erde mitfiebern würde.

Dabei bleibt alles, was geschieht, sei es die Geschichte selbst, oder was der Erkundungstrupp in der hohlen Erde entdeckt, jederzeit vorhersehbar. Da fragt man sich nicht einmal mehr, woher Godzilla genau zu wissen scheint, wo er welchen Titanen auf der Welt finden kann, um sich deren Kräfte einzuverleiben. Godzilla x Kong: Das neue Imperium erweitert das Konzept des MonsterVerse um zahlreiche neue Spezies, mit denen sich weitere Ableger, ob nun in Film- oder Serienform, beschäftigten können. An viel mehr scheint Filmemacher Adam Wingard nicht interessiert. Das heißt nicht, dass manche der lockeren Sprüche nicht für erheiternde Momente sorgen würden. Aber auch sie erinnern, wie die gesungen musikalische Untermalung in bestimmten Szenen, an andere Filme, in denen man all dies schon gehört oder das Stilmittel bereits gesehen hat. Nur war es damals frisch und einfallsreich, während es hier keines von beidem ist. Blendet man all das aus und erwartet einzig ein audiovisuelles Feuerwerk, dann mag man hier auf seine Kosten kommen. Aber auch das ist dem letzten Film besser gelungen.


Fazit:
Dass das zweite Aufeinandertreffen der Titelfiguren über weite Strecken wie ein Animationsfilm anmutet und vielleicht mehr Szenen besitzt, die ohne reale Hintergründe oder Menschen vor der Kamera entstanden sind, kann man verschmerzen. Ebenso, dass die Illusion der Bilder spätestens dann zusammenfällt, wenn sich die menschlichen Figuren in der künstlichen Umgebung der riesenhaften Titanen wiederfinden. Viel schwerer wiegt, dass das Drehbuch gar nicht daran interessiert scheint, die menschlichen Figuren überhaupt einzubinden. Auf jede Herausforderung, jedes Problem, das sich auftut, wissen sie sofort eine Lösung. Hat Kong Zahnschmerzen und kehrt deshalb an die Oberfläche zurück, gibt es zwei Minuten später ein maßgeschneidertes Implantat (kein Scherz). Entdeckt Dr. Andrews ein Signal, weiß Bernie kurz darauf, dass es sich um einen Notruf handelt. Godzilla x Kong: Das neue Imperium erzählt überraschend viel, was nicht heißt, dass die Story einen großen Sinn ergibt, noch irgendwelche Hürden für die Figuren aufbaut. Die Erklärung all dessen wird, wenig einfallsreich, in einer Sequenz zusammengefasst, ehe das Finale beginnt. Ja, all dies ist kunterbunt und laut, aber es läuft nicht erst am Ende auf eine künstliche Monster-Klopperei in Zeitlupe hinaus, die keine neuen Ideen liefert, keine tiefere Aussage besitzt, oder wirklich mitzureißen vermag. Immerhin, ein Publikum, das sich von dem Getöse allein gut unterhalten fühlt, ist hier bestens aufgehoben und darf auch gern seinen Spaß haben.