Glimmer Man [1996]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 16. September 2002
Genre: Action / ThrillerOriginaltitel: The Glimmer Man
Laufzeit: 88 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1996
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: John Gray
Musik: Trevor Rabin
Darsteller: Steven Seagal, Keenen Ivory Wayans, Bob Gunton, Brian Cox
Kurzinhalt:
Etwas Mystisches umgibt den Polizisten Jack Cole (Steven Seagal), der von New York nach Los Angeles versetzt wurde, um bei der Aufklärung einer Mordreihe zu helfen. Mit seinem neuen Partner Jim Campbell (Keenen Ivory Wayans) kommt er auf den ersten Blick nicht wirklich gut zurecht – Cole ist und bleibt ein Einzelkämpfer.
Doch als dieser Mordreihe auch seine Ex-Frau zum Opfer fällt, wird sein Kampf persönlicher Natur. Seltsam ist jedoch, dass die Morde auf irgendeine Art und Weise mit Frank Devereaux (Bob Gunton) in Verbindung stehen, der viel Geld mit illegalen Geschäften gemacht hat. Bei den Ermittlungen muss Campbell allerdings feststellen, dass er nicht das Geringste über Cole weiß. Dann werden auch noch Coles Fingerabdrücke an einem der Tatorte gefunden.
Kritik:
Steven Seagal, ein unbesiegbarer Held, der mit weniger Grips, dafür mehr Muskeln die Knochen seiner Gegner bis zum Brechen durchbiegt. Unnahbar, mit einem mystifizierten Hintergrund (in diesem Fall war er erst Elite-Soldat, dann Buddhist und anschließend Cop) und einem mimischen Repertoire, gegen das sogar eine Schaufensterpuppe oscarverdächtig agiert.
Seine Filme haben mehr oder weniger viele Fans, wobei es seit seinen erfolgreichsten Zeiten in den 80er Jahren immer weniger wurden. Glimmer Man spielte in den USA knapp 21 Millionen Dollar ein – auf der Erfolgsskala nicht gerade viel. Keenen Ivory Wayans hat als Regisseur der Scary Movie-Reihe deutlich mehr Erfolg, als als Darsteller – angesichts der farblosen Darbietung in diesem Film nicht verwunderlich.
Die Story von Glimmer Man erzählt sich so schnell, wie sie gekünstelt ist: da gibt es einen Cop mit undurchschaubarem Hintergrund, der mit seinem neuen Partner eine Mordserie aufklären soll. Irgendwie ist der Bösewicht Devereaux darin verstrickt, der mit der Russenmafia illegale Geschäfte betreibt. Cole lässt die Fetzen fliegen, Campbell liefert Sprüche, die so gequält wirken, als wäre es ihm selbst peinlich gewesen. Dann kommt noch der Handlanger des Bösewichts hinzu, den Cole zum Finale Mann gegen Mann bearbeitet. Actionszenen gibt es zuhauf – dazwischen für zwei Minuten immer wieder Lichtblicke eines Drehbuchs, das offensichtlich für die Produktion keine große Bedeutung hatte.
Schnell geschnitten, hektisch gefilmt; in den meisten Kampfszenen soll Dynamik dadurch aufkommen, dass die Kamera übelkeiterregend hin und hergerissen wird. Von Übersicht oder Szenenaufbau keine Spur. Keine Einführung der Charaktere oder ihres Umfeldes, beide bekommen so viel Hintergrund wie Pappaufsteller. Gespräche dauern nicht mehr als vier Wortwechsel, bevor erneut eine Verfolgungsjagd, Schießerei oder etwas ähnliches dazwischen kommt. Auch die Actionszenen springen dem Zuschauer förmlich ins Gesicht – ein spannender Aufbau der Szenen fehlt völlig! Angesichts des finalen Shootouts war ich kurzzeitig versucht, an den Beginn des Finales in Face/Off [1997] zu denken, nur dass dort mit minimalen Mitteln eine Spannung in der Szene erzeugt wurde, die mich als Zuschauer fast vom Sitz aufspringen ließ. Bei Glimmer Man muss man sich trotz der Action anstrengen, nicht einzuschlafen.
Der Holzhammer Seagal produzierte den Streifen zudem noch, was den Film weder besser noch schlimmer macht, aber erklärt, wieso sein Charakter mit dem tibetischen Hintergrund so auf ihn zugeschnitten ist.
Fehlendes Handwerk von Seiten der Produktion, ein Drehbuch, das alle Klischees des Genres neu aufbereitet und stolz serviert und zwei Hauptdarsteller, die zusammen nicht so viel Talent besitzen, wie eine ihrer Rollen mindestens erfordert hätte. Sicher ist das Skript auf Seagal und seine Künste zugeschnitten (und kämpfen darf er in dem Film oft), dass dabei aber sämtlicher inhaltlicher Aufbau zu leiden hat, ist einfach inakzeptabel.
Erschreckend finde ich außerdem die Musik von Trevor Rabin, der bisher mit Deep Blue Sea [1999], Con Air [1997] und Armageddon [1998] einige gute Scores abgeliefert hat. Glimmer Man war seine erste Arbeit und eine schlicht erbärmliche dazu. In den besten Szenen erinnert die Musik an ein gutes Computer-Spiel, in den meisten (und schlechteren) besteht sie aus zusammenhangslosem Synthesizer-Geklimper. Glücklicherweise sind diese Zeiten vorbei.
Seagal ist mit Sicherheit kein überragender Darsteller, das wird wohl auch niemand bestreiten – dass er angesichts seiner ermordeten Ex-Frau jedoch keine Mimik aufzuweisen hat, ist einfach lachhaft. Sowie dieser unglaubwürdige Mythos seiner Unbesiegbarkeit: seien es Kugeln, Messer, Fäuste oder Explosionen, erst im Finalkampf bekommt er einen (!) Schlag ab und geht doch ansich unverletzt aus dem Film hervor.
Wieso sollte ich mich für einen Helden interessieren, der sowieso nie bezwungen werden kann?
Unterhaltungswert besitzt der Film aufgrund des unstrukturierten Aufbaus leider auch keinen großen, Schauspieler und Handwerk rechtfertigen kein Einschalten – für Actionfans gibt es Filme, die deutlich besser für einen Abend geeignet sind (z.B. Seagals Alarmstufe: Rot [1992]), als dieses überschätzte und verkorkste Machwerk.
Fazit:
Schnell, dumm, laut. Für Seagal-Fans sicher unterhaltsam, alle anderen werden an der sinnentleerten Story und der unterdurchschnittlichen Inszenierung scheitern – von den tödlich langweiligen Darstellern ganz abgesehen. Sicher nicht der schlechteste Film des Einzelkämpfers, aber dafür gibt es keine Bonuspunkte.