Escape Room 2: No Way Out [2021]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. August 2021
Genre: Horror / Thriller

Originaltitel: Escape Room: Tournament of Champions
Laufzeit: 88 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Adam Robitel
Musik: John Carey, Brian Tyler
Besetzung: Taylor Russell, Logan Miller, Thomas Cocquerel, Holland Roden, Indya Moore, Carlito Olivero, Deborah Ann Woll, Matt Esof, Jamie-Lee Money, Wayne Harrison, Lucy Newman-Williams, Scott Coker


Kurzinhalt:

Nachdem sie das tödliche Spiel des Minos Konzerns mit seinen Escape Rooms, aus denen nur eine Person lebend herauskommen darf, überstanden haben, plagen Zoey (Taylor Russell) mehr noch als Ben (Logan Miller) die Vorstellung, was Minos den Menschen, die sie zur Teilnahme zwingen, antut. So entschließt sie sich, einem Hinweis im Minos-Firmenlogo zu folgen und begibt sich mit Ben nach Manhattan. Doch statt dort ein Hauptquartier oder Ähnliches zu entdecken, stecken sie plötzlich mit Nathan (Thomas Cocquerel), Rachel (Holland Roden), Brianna (Indya Moore) und Theo (Carlito Olivero) in einem abgekoppelten U-Bahn-Waggon fest. Mit Schrecken müssen sie feststellen, dass sie alle bereits das Spiel besiegt hatten und nun offenbar zu einer weiteren Runde tödlicher Escape Rooms versammelt wurden. Dabei sind die Fallen noch ausgefeilter als zuvor – und wieder werden nicht alle das Ende des Spiels erleben …


Kritik:
Für die Art Fortsetzung, die Escape Room 2: No Way Out sein möchte, ist das Ergebnis erstaunlicherweise weit weniger enttäuschend, als man vermuten würde. Tatsächlich strauchelt Filmemacher Adam Robitel erst im letzten Drittel, insbesondere in den letzten Minuten vor dem Abspann. Bis dahin weiß seine Fortsetzung mit durchaus packenden Momenten und sichtlich hohen Produktionswerten zu gefallen. Aber statt sich der Hintergrundgeschichte oder den Figuren zu widmen, präsentiert er mehr von demselben wie zuvor.

Dass die Verantwortlichen hinter dem überraschend erfolgreichen Escape Room [2019] ein Sequel in Angriff nehmen, ist in Anbetracht des damaligen Einspielergebnisses nicht wirklich verwunderlich. Mit seinem mehr als überschaubaren Budget nahm der Horror-Thriller mehr als das 15fache wieder ein. Hinzu kommt, dass die der Geschichte zugrundeliegenden und Titel gebenden „Escape Rooms“, in denen die Spielerinnen und Spieler eingesperrt werden und sich im Rahmen einer Geschichte durch das Lösen von Rätseln meist innerhalb einer Stunde wieder befreien müssen, weiterhin sehr populär sind. Zwar ist die Story von mehreren Fremden, die tödliche Fallen überlisten müssen, um sich zu befreien, nicht viel mehr als eine Abwandlung des Genreklassikers Cube [1997], doch das heißt nicht, dass dies nicht funktionieren könnte. Regisseur Robitel stellt dabei zu Beginn in einer sehr ausführlichen Zusammenfassung die Ereignisse des ersten Teils nochmals vor, bei dem Zoey und Ben das tödliche Spiel überlebten und vor allem sie seither versucht, die Machenschaften des für die Spiele verantwortlichen Minos Konzerns aufzudecken.

Hinweise führen Zoey und Ben nach Manhattan, New York, wo sie sich urplötzlich in einem abgekoppelten U-Bahn-Waggon wiederfinden, der zu einer stillgelegten Station umgeleitet wird. Wie sie feststellen, haben sowohl sie als auch die vier anderen Anwesenden das Spiel bereits besiegt und wie es scheint, sollen sie nun in einem neuen, ebenso tödlichen, aber noch ausgefeilteren Puzzlespiel um ihr Überleben kämpfen. Dabei ändert sich an der grundsätzlichen Ausgangslage wenig: Sie befinden sich in einem Raum voller tödlicher Fallen, den sie nur durch das Lösen von Rätseln verlassen können, wobei die Szenerie jeweils thematisch in sich abgeschlossen ist. Diejenigen, die den Rätseln nicht zum Opfer gefallen sind, werden in den nächsten Raum geleitet, wieder mit einer neuen Szenerie und neuen Rätseln, wobei die Zeit zunehmend knapper wird. Dabei gibt es eine größere Hintergrundgeschichte, die mehrere Räume in Escape Room 2: No Way Out verbindet, doch liegt gerade hier eines der größten Probleme des Films, das sich aber – ob dies gut oder schlecht ist, sei dahingestellt – erst spät offenbart.

Bis es soweit ist, müssen sich Zoey, Ben, Nathan, Rachel, Brianna und Theo aus abenteuerlichen Situationen befreien. Sei es der bereits erwähnte U-Bahn-Waggon, der unter Strom gesetzt wird, oder ein Kundenbereich einer Bank, der von tödlichen Laserstrahlen durchzogen wird. Wer selbst bereits Escape Rooms gemeistert hat (oder daran gescheitert ist), wird wissen, dass es hierbei durch die Spielleitung eigentlich Tipps gibt, wie die Rätsel denn zu lösen sind. In der Horror-Variante ist allerdings gewünscht, dass die Teilnehmenden das Zeitliche segnen, immerhin bezahlt die Kundschaft Minos für ein vergleichbares Spektakel wie die Gladiatorenkämpfe. Was wäre, wenn alle Spielerinnen und Spieler bereits am ersten Raum scheitern würden, klärt der Film nicht. Dabei wäre die Frage durchaus interessant. Wie dem auch sei, werden die Spielenden mit vielen Rätseln konfrontiert und müssen zusammenarbeiten, um sie zu lösen. Dass Escape Room 2 hier ein so hohes Tempo vorlegt, dass man selbst gar nicht die Möglichkeit bekommt, in größerem Umfang mitzurätseln, ist schade, denn genau diese Momente sind es, die einen mitfiebern lassen. Oftmals ist der Hintergrund, mit den elektrischen Ladungen, in sich zusammenfallenden Spielwelten oder auch prasselndem Säureregen, jedoch so laut, dass man kaum versteht, was sich die Personen zurufen.

So bedrohlich die Situation, gerät der Film überraschend zurückhaltend hinsichtlich der Darstellung der Auswirkungen der einzelnen Fallen. Dafür gibt sich der Filmemacher sichtlich Mühe, das Gezeigte so eindrucksvoll wie möglich in Szene zu setzen. Trotz der teils hektischen Momente ist Escape Room 2 erfreulich konventionell inszeniert und setzt das Publikum entsprechend ins Bild, was im Moment geschieht. Dadurch, dass die Figuren aber ständig vorangetrieben werden, nimmt sich das Skript kaum Zeit, seine Figuren weiter- oder überhaupt zu entwickeln. Auch über Minos und den Hintergrund der tödlichen Escape Rooms erfährt man bedauerlicherweise nichts Neues. Es bleibt abzuwarten, ob die zusätzliche und inhaltlich erzwungene Verbindung zum ersten Film im letzten Drittel oder das Filmende selbst, das sich eine unnötige Hintertür offen lässt, am Ende bedeuten, dass die Verantwortlichen einen größeren Plan haben, den sie beispielsweise in einer möglichen Fortsetzung zum Abschluss bringen würden. Denn wenn Fans von den wirklichen Escape Rooms eines wissen, dann, dass es keinen Spaß macht, wenn man Ende immer nur verliert.


Fazit:
Anstatt inhaltlich neue Wege zu gehen, begibt sich Regisseur Adam Robitel in bekannte Bahnen. Dass hier mehr Figuren versammelt sind, die das Spiel bereits besiegt hatten, hat am Ende keine konkrete Auswirkung. Schnell nimmt die Zahl der Teilnehmenden ab und wie zuvor sind die Fallen selbst mehr fantastisch als praktisch. Dass die einzelnen Szenerien etwas Unwirkliches besitzen, ist kein Kritikpunkt, denn was die handwerkliche Umsetzung anbelangt leistet sich der Film keine Patzer, auch wenn manche Momente wie Bens Alptraum auffallend lang sind, als wollte man früh das Flair der Escape Rooms aufkommen lassen, um das Publikum bei Laune zu halten. Bis zwei Minuten vor Ende ist dies ein besserer Film, als zu Beginn des Abspanns, und auch wenn es nicht wie ein Kompliment klingt, erinnert die Präsentation von Escape Room 2: No Way Out in gewisser Weise an eine Geisterbahnfahrt auf einem Volksfest. Über weite Strecken irrsinnig laut, wenig subtil und mit offensichtlichen Schreckmomenten, Entscheidungen und Wendungen, die nicht immer überraschen können, ist das als unterhaltsamer Horror-Thriller durchweg solide und für ein Publikum, das sich genau darauf einlassen will, durchaus zu empfehlen.