Escape Plan - Entkommen oder Sterben [2013]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 17. September 2014
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Escape Plan
Laufzeit: 115 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Mikael Håfström
Musik: Alex Heffes
Darsteller: Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Jim Caviezel, Faran Tahir, Amy Ryan, Sam Neill, Vincent D'Onofrio, Vinnie Jones, Matt Gerald, Curtis '50 Cent' Jackson, Caitriona Balfe


Kurzinhalt:
Ray Breslin (Sylvester Stallone) ist der Beste seines Fachs. Er bricht seit Jahren aus Hochsicherheitsgefängnissen aus, um den Betreibern die Schwachstellen in ihren Sicherheitsprotokollen aufzuzeigen. Sein Geschäftspartner Lester Clark (Vincent D'Onofrio) ist dafür zuständig, neue Kunden anzuwerben. Als eine CIA-Agentin Breslin bittet, eine nicht offizielle Einrichtung zu testen, zögert Breslin. Doch schließlich willigt er ein, gegen den Rat seiner Partnerin Abigail (Amy Ryan).
In dem Hochsicherheitsgefängnis werden diejenigen Straftäter gehalten, die nie wieder zurück in die Gesellschaft sollen, aber mitunter wichtige Informationen besitzen. Dort angekommen trifft Breslin auf Rottmayer (Arnold Schwarzenegger). Er besitzt Informationen über Victor Mannheim besitzt, die Gefängnisdirektor Hobbes (Jim Caviezel) mit allen Mitteln erhalten muss. Außer seinen eigenen Gesetzen scheint in der Einrichtung kein Recht zu gelten. Und offensichtlich wurde Breslin hereingelegt – statt einem Kennwort, mit dem er seinen Einsatz abbrechen kann, wird Hobbes bezahlt, dass Ray nicht entkommt ...


Kritik:
Mit Escape Plan - Entkommen oder Sterben erfüllt sich für viele ältere Zuseher ein Jahrzehnte alter Traum. Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone, die zwei profitabelsten Stars brachialer Actionfilme der 1980er- und 90er-Jahre, sind zum ersten Mal in gleichberechtigten Rollen in einem gemeinsamen Film zu sehen. Dass das Treffen der merklich gealterten Genreikonen funktioniert, liegt daran, dass sie sich auf das berufen, was sie am besten können – und sich nicht ständig über ihr Alter beklagen.

Die Ausgangsidee ist dabei so abstrus, wie sie sich anhört: Ray Breslin ist ein Meister darin, aus Gefängnissen auszubrechen. Mit seiner Firma überprüft er Hochsicherheitseinrichtungen und weist die Betreiber auf die Schwachstellen hin. Von einer CIA-Agentin wird Breslin angeworben, eine inoffizielle Einrichtung, genannt "Das Grab" zu überprüfen. Darin werden Gefangene gehalten, die nie wieder zurück in die Gesellschaft gelangen sollen. Privat finanziert, sind die Investoren um die Ausbruchsicherheit bemüht.

Ob die Drehbuchautoren Miles Chapman und Jason Keller die politischen Untertöne ihrer Grundidee wirklich beabsichtigt haben, sei dahingestellt. Sie werfen dennoch Licht auf Fragen, die gerade in der heutigen Zeit immer drängender werden. In welchem Maße sollen hoheitliche Maßnahmen wie die gesetzliche Freiheitsberaubung privatisiert werden? In vielen Justizvollzugsanstalten werden aktuell bereits private Firmen beauftragt – nur mit welchen Folgen? Darf ein profitorientiertes Handeln maßgebend sein? Das "Grab" im Film entpuppt sich als rechtsfreier Raum, in dem der Gefängnisleiter Hobbes seine eigenen Gesetze macht. Folter und Misshandlungen durch die Wärter, die mit Masken getarnt sind, um sie nicht erkennen zu können, sind an der Tagesordnung. Eine Privatsphäre gibt es in den gläsernen Zellen nicht. Es ist eine Schreckensvision, die angesichts grausamer Erfahrungen aus Abu-Ghuraib oder der Guantanamo Bay Naval Base überspitzt, aber nicht wirklich übertrieben ist.

Im "Grab" angekommen, muss Ray feststellen, dass er hereingelegt wurde. Seine Kontaktperson existiert nicht, sein Notfall-Abbruch-Code wird nicht akzeptiert. Dass außer ihm hochgradig gefährliche Strafgefangene dort einsitzen, macht die Situation nicht einfacher. Ein Mann namens Rottmayer nimmt mit ihm Kontakt auf und je weiter Rays Ausbruchpläne reifen, umso mehr erkennt er, dass er auf Rottmayers Hilfe angewiesen ist. Dieser scheint nur aus einem Grund einzusitzen: Hobbes will mit allen Mitteln aus ihm herausbekommen, was er über den Aufenthalt von Victor Mannheim weiß. Dass Mannheim ein MacGuffin ist, ein notwendiges Storyelement, das aber keinerlei wirkliche Relevanz besitzt, dürfte Genrefans nicht überraschen. Nichtsdestotrotz gibt sich Escape Plan unterhaltsamer, als man erwarten würde.

Das liegt zum einen am lockeren Umgang der beiden Filmtitanen miteinander, zum anderen an Jim Caviezels Darbietung als finsterer Gefängnisleiter. Er bringt die notwendige Distanz und in seinem Spiel auch ein merkliches Bewusstsein für die klischeehafte Rolle mit, so dass was er tut zur überzeichneten Figur passt. Namhafte Nebendarsteller wie Sam Neill oder Vincent D'Onofrio veredeln den Cast ebenso wie Faran Tahir, den das Skript im letzten Drittel gelungen einbindet. Es ist, als hätten die Macher gewusst, mit welchem Material sie arbeiten und gar nicht erst versucht, etwas daraus zu machen, was es nicht ist. So ist Escape Plan zwar nicht mehr als ein gewöhnlicher Actionthriller, aber dank der Besetzung nostalgischen Fans mit gutem Gewissen zu empfehlen.


Fazit:
Es gibt ein/zwei brutale Einstellungen beim Finale, die nicht notwendig gewesen wären, davon abgesehen versucht Regisseur Mikael Håfström, aus dem beengten Setting das Beste zu machen. Dass die Trickeffekte dem nicht ganz Stand halten, mag entweder den hohen Gagen der beiden Stars geschuldet sein, oder aber der Tatsache, dass das Studio nicht auf ihre Kassenwirkung vertraute. Letzteres wäre zumindest begründet gewesen.
Große Überraschungen sollten Fans bei Escape Plan jedoch nicht erwarten. Dass deutsche Zuschauer Arnold Schwarzenegger mit einer falschen Synchronstimme reden hören sollen, ist allerdings eine Zumutung. Interessenten sollten lieber auf die englische Tonspur mit Untertiteln zurückgreifen. Dann steht einem unterhaltsamen, actionreichen Filmabend mit gut gelaunten Darstellern und jeweils einem Stallone-, bzw. einem Schwarzenegger-Moment nichts im Weg. Wer mit diesen beiden jedoch wenig anzufangen weiß, der sollte von der Wertung einen Punkt abziehen.