Dracula Untold [2014]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 31. August 2015
Genre: Action / FantasyOriginaltitel: Dracula Untold
Laufzeit: 92 min.
Produktionsland: USA / Japan
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Gary Shore
Musik: Ramin Djawadi
Darsteller: Luke Evans, Sarah Gadon, Dominic Cooper, Art Parkinson, Charles Dance, Diarmaid Murtagh, Paul Kaye, William Houston, Noah Huntley
Kurzinhalt:
Nach den Gräueltaten, die er selbst erdulden musste und über andere brachte, herrscht Graf Vlad (Luke Evans) friedvoll über das transsylvanische Volk. Bis der türkische Herrscher Mehmed (Dominic Cooper) nach ihm sendet und ein Tausend Knaben verlangt, die er – wie Vlad einst – grausam zu Soldaten ausbilden will. Da Vlads und Mirenas (Sarah Gadon) Sohn Ingeras (Art Parkinson) darunter wäre, muss er handeln, auch wenn es Krieg gegen das unbezwingbare osmanische Heer bedeutet. Darum lässt sich Vlad auf einen Pakt mit einer Kreatur (Charles Dance) ein, die ihm unvorstellbare Kräfte verspricht. Doch dafür droht ihm ewige Verdammnis ...
Kritik:
Obwohl Gary Shores Dracula Untold alles andere als ein und rundum zufriedenstellendes Filmerlebnis ist, ist der Fantasy-Action-Film dennoch eine echte Überraschung. Das schon deshalb, weil er nicht einmal ansatzweise so grauenvoll ist, wie man es von der inzwischen gefühlt eine Millionsten Verfilmungen der Vorlage erwarten würde. Die Geschichte präsentiert sich wie aktuell üblich als Origin-Story, so dass man Figuren wie Jonathan Harker oder den Vampirjäger Van Helsing vergeblich sucht. Interessenten müssen sich vielmehr damit anfreunden, dass Graf Vlad womöglich gar nicht das Monster war, für das ihn viele heute halten.
Im Kindesalter als Soldat an den türkischen Herrscher gegeben, wuchs Vlad zu einem gefürchteten Krieger heran, der als Erwachsener friedliebend über Transsylvanien herrscht. Der Prolog bietet außer offensichtlich für das obligatorische 3D aufbereitete Standbilder nicht viele neue Informationen zur Figur. Setzt die eigentliche Erzählung ein, wird Vlad als Familienvater gezeigt, der des Kämpfens überdrüssig ist. Bis der neue türkische Herrscher Kindersoldaten fordert, darunter Vlads Sohn. Trotz seiner begangenen Grausamkeiten ist Graf Dracula somit kein wirklicher Schurke, sondern das eigentliche Opfer.
Dieser neue Aspekt macht den zukünftigen Dracula als Figur eingangs weniger Furcht einflößend, soll sein Schicksal dafür aber packender machen. Das gelingt dank Hauptdarsteller Luke Evans zum größten Teil auch ganz gut, da er seine Zerrissenheit angesichts der unmöglichen Situation, in die er sich gebracht hat, gut zum Ausdruck bringt. So lässt sich Vlad mit dem buchstäblichen Teufel ein, um seine Familie und sein Volk zu beschützen und beginnt die zweite Hälfte von Dracula Untold, bekommt man ein Gefühl dafür, welche Kräfte er tatsächlich besitzt und welcher Übermacht er sich gegenübersieht.
Doch genau hier beginnen die Probleme, sowohl bei Gary Shores Inszenierung, als auch der Geschichte dahinter. Die kommt ohne wirkliche Wendungen daher und ist einfallsloser als das erste Drittel. Handwerklich scheint das Budget Dracula Untold einen Strich durch die Rechnung zu machen, denn so trickeffektlastig der Film ist, so offensichtlich sind die Tricks leider auch. Wenn Luke Evans Mimik schließlich unter computergenerierten Fratzen verschwindet, überzeugt auch die Darbietung nicht mehr.
Sieht man die gesichtslosen türkischen Heerscharen aufmarschieren, ist zum einen klar, dass sie wenn nicht alle, dann zum größten Teil das Zeitliche segnen werden. Zum anderen erinnern die Szenen der sich im Einklang bewegenden Armee aus großer Entfernung an die gigantischen Schlachten, die bereits in der Hobbit-Trilogie nicht mehr so gut aussahen wie noch bei Der Herr der Ringe [2001-2003].
Darum reißt das Finale trotz der vampirischen Eigenschaften des Protagonisten nicht wirklich mit und der Epilog ergibt inhaltlich (angesichts dessen, dass Vlads Sohn den Film aus dem Off einrahmt) keinen Sinn. Aber dank der sympathischen Besetzung, dem offensichtlichen Willen der Filmemacher, der Figur neue Facetten zu verleihen und der nie langweiligen Umsetzung, ist Dracula Untold nie ärgerlich, selbst wenn der Film weder den besten, noch auch nur den guten Vorgängerverfilmungen nicht das Wasser reichen kann.
Fazit:
Auch wenn das Porträt des sauberen, grünen Mittelalters viel zu glatt wirkt, dass sich Filmemacher Gary Shore so sehr auf die digitalen Effekte verlässt, stört die Optik bedeutend mehr. Die Figuren selbst sind abgesehen vom Titelgebenden Dracula mehr Beiwerk als wirklich ausgearbeitet, doch dafür überzeugt Luke Evans mit seinem Charisma. All das geht so lange gut, bis die sich wiederholenden und im Fantasy-Genre in den letzten 10 Jahren so oft kopierten Schlachtsequenzen anfangen.
Dann verliert Dracula Untold nicht nur seine Geschichte aus den Augen, die mit der Bloßstellung von Vlads Veränderung vor dessen Volk einen unverständlichen Knick erfährt, sondern reiht sich in die zahlreichen Produktionen ein, die bedeutend bessere Fantasyfilme nur kopieren. Trotzdem haben die Macher versucht, der Figur neues Leben einzuhauchen. Das mag nicht rundum geglückt sein, aber es ist unterhaltsam und weit weg von den grauenvollen Reboots dieses Kinosommers.