Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers [2008]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. Januar 2009
Genre: Komödie / Action / Fantasy

Originaltitel: The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor
Laufzeit: 112 min.
Produktionsland: Deutschland / USA
Produktionsjahr: 2008
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Rob Cohen
Musik: Randy Edelman
Darsteller: Brendan Fraser, Jet Li, Maria Bello, John Hannah, Michelle Yeoh, Luke Ford, Isabella Leong, Anthony Wong Chau-Sang, Russell Wong, Liam Cunningham, David Calder


Kurzinhalt:
Die Familie O'Connell hat den zweiten Weltkrieg überstanden und während sich Sohn Alex (Luke Ford) in Asien als Archäologe versucht, langweilt sich Rick (Brendan Fraser) an der Monotonie seines wohlhabenden Daseins, während sich seine Frau Evelyn (Maria Bello) mit Autogrammstunden zu ihren erfolgreichen Abenteuerbüchern über Wasser hält. Doch Ideen für einen neuen Roman scheinen ihr nicht einfallen zu wollen.
Da kommt dem Ehepaar die Bitte, ein chinesisches Artefakt an ein Museum in China zu überführen gerade recht. Dort treffen sie nicht nur auf ihren Sohn, sondern auch auf Evelyns Bruder Jonathan (John Hannah). Mittels des Artefakts, das ihnen von General Yang (Anthony Wong Chau-Sang) gestohlen wird, möchte dieser die Mumie des Kaisers Han (Jet Li) auferstehen lassen, der China in altem Glanz erstrahlen lassen soll.
Mit Han wird auch seine Terracotta-Armee auferweckt – doch ist Han, der die Macht über die Elemente besitzt, noch nicht unverwundbar. Um zu verhindern, dass er unbegrenzte Macht erlangt, stehen den O'Connells die mysteriöse Zi Juan (Michelle Yeoh) und ihre Tochter Lin (Isabella Leong) zur Seite. Doch ihnen steht an der chinesischen Mauer eine ganze Armee gegenüber ...


Kritik:
Vor fast 10 Jahren lernte man als Zuschauer in Die Mumie [1999] zum ersten Mal Rick O'Connell, seine spätere Frau Evelyn und deren Bruder Jonathan kennen. Sie stolperten damals in ein Abenteuer, das größer war, als sie selbst und meisterten es, weil ihnen schlicht nichts anderes übrig blieb. In ihrem Leben sind nun stolze 23 Jahre vergangen und wer erhofft hatte, dass sie sich weiterentwickelt hätten, dass sie weiser geworden wären, der irrt leider. Stattdessen scheinen sie sich zu langweilen und es zu bedauern, dass die Spionageabenteuer des zweiten Weltkrieges vorbei sind – man erzähle das den Opfern jenes düsteren Kapitels der Menschheit.

Überhaupt hat es den Anschein, als wären die Figuren einfacher veranlagt als in den letzten Filmen, als hätten sie sich zurückentwickelt. Rick O'Connell verhält sich wie ein trotziger Teenager, während sein Sohn sich nicht nur schlagfertig gibt, sondern auch mit soviel Bedacht, dass die Rollen an sich hätten vertauscht werden können. Jonathan Carnahan redet meist mit sich selbst und scheint auch das besonders amüsant zu finden, während alle Hauptcharaktere eine Bedrohung durch Kaiser Han als nicht sonderlich tragisch empfinden. Die Ernsthaftigkeit angesichts der Lage in einer durch den Krieg völlig zerrütteten Welt ist verloren, die Figuren eindimensionale Stehaufmännchen, die nur äußerlich denjenigen ähneln, denen sie nachempfunden sind. Und wer der Meinung ist, es sei ein humoristischer Hochgenuss zuzusehen, wie sich ein Yak auf eine Hauptfigur übergibt, der sollte abwarten, bis drei gar nicht so bösartige Yetis mit den Weichteilen eines Schurken American Football spielen.
Wie die Autoren Miles Millar und Alfred Gough, verantwortlich unter anderem für die unnötig in die Länge gezogene TV-Serie Smallville [seit 2001], sich so etwas haben einfallen lassen können, ist schon schwer vorstellbar. Dass solche Ideen aber die Drehphase und die Testvorführungen überstehen konnten, schlichtweg traurig. Hat man das erst einmal gesehen, ist es auch nachvollziehbar, dass Rachel Weisz auf Grund ihrer Enttäuschung bezüglich des Drehbuchs ihre Rolle aufgab und an ihre Stelle Maria Bello tritt. Bello hat damit auch ein schweres Erbe anzutreten, dem sie zwar gewachsen ist, doch wird im Film schnell deutlich, wer an sich in den Mittelpunkt der Geschichte gerückt wird. Weder Evelyn, noch Rick selbst dürfen Schlüsselszenen bewältigen, dies obliegt ihrem Sohn Alex – der nur 14 Jahre jünger ist, als seine Darstellerkollegen. Er wird vorbereitet und soll auch in weiteren Filmen auftreten, wenn das Studio denn Interesse zeigt.
An Luke Ford soll es auch nicht liegen, er macht seine Sache gut, wirkt aber mit dem Grad an Verantwortung auch etwas überfordert. Wie sollte er dem auch gewachsen sein, wenn Brendan Fraser und Maria Bello so spielen müssen, als wären sie zusammen halb so alt wie ihr Filmkind. Das ist insbesondere deshalb bedauerlich, weil Fraser durchaus motiviert wirkt, aber schlicht nichts zu tun bekommt. Immerhin hat er mit Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers seinen drei-Filme-Vertrag abgeschlossen, der damals mit Die Mumie begann und mit Die Mumie kehrt zurück [2001] fortgeführt wurde.

Was der Geschichte sehr gut tut ist der Schauplatzwechsel nach China – passend zum Kinostart und den damals beginnenden Olympischen Spielen. Nicht nur, dass sich dahinter eine interessante und sehr alte Kultur verbirgt, auch dass sich Regisseur Rob Cohen einsetzt und die Gespräche auf Mandarin belässt, sollte man ihm hoch anrechnen, immerhin trägt es zur Authentizität bei. Weswegen dies dann aber nicht in aller Konsequenz umgesetzt wird und beim Finale Lin auf Englisch nach ihrer Mutter ruft oder Zi Juan im Prolog die Sanskrit-Texte im Original vorliest, vor der entscheidenden Schlacht aber aus dem alten Buch auf Englisch rezitiert, ist schleierhaft. Jet Li verleiht dem Schreckensherrscher dabei durchaus Charisma und Michelle Yeoh steht dem in nichts nach. Nur aus einer richtigen Konfrontation beider Martial-Arts-Legenden wird es leider nichts, hier zeigen sich die Filmemacher zu zahm und zu wenig inspiriert.

Wirklich neue Impulse lässt das dritte Mumienabenteuer vermissen. Seien es Ideen, die von den bisherigen Filmen oder von der Indiana Jones-Reihe entwendet wurden, es gibt an sich nichts wirklich Neues zu sehen. Und selbst was man schon kennt wirkt hier nur wie zum zweiten Mal aufgewärmt. Das mag großteils unterhaltsam sein, aber bei einem Produktionseinsatz von 145 Millionen Dollar – und das ist beinahe doppelt so viel wie beim ersten Teil – erwartet man schlichtweg mehr. Dafür ist Das Grabmal des Drachenkaisers bis auf die Yetis und ein seltsam geartetes Monster beim Finale gut gemacht und bis auf einige unnötige Zeitlupen am Schluss auch solide gefilmt. Es sind nur die halbherzigen Ideen, die aus einer guten Grundidee und einem vielversprechenden Bösewicht nichts herauszuholen in der Lage sind. Auch die sich wiederholende Musik von Randy Edelman bringt kaum etwas, das am Ende haften bleibt. Auch wenn die ersten beiden Teile ihre Schwächen hatten, sie besaßen Figuren, mit denen man kämpfte und litt. Doch die sind in den letzten sieben Jahren irgendwo verloren gegangen.


Fazit:
Es ist immer schwierig, wenn etablierte Darsteller in einer Filmreihe ausgetauscht werden. Doch Maria Bello versucht ihr möglichstes, damit Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers funktioniert. Auf gewisse Art und Weise tut er das auch, es fehlt lediglich an einer vernünftig erzählten Geschichte, die es auch wert wäre, dass man sie auf die Leinwand bringt. Wie die Mumie selbst wirken auch die einst charmanten Figuren angestaubt und eingewickelt. Der asiatische Hintergrund reizt ohne Frage, auch dank der guten Besetzung, doch verhaspeln sich die Autoren in einer Wiederholung der letzten Abenteuer des O'Connell-Paares, ohne mit neuen Ideen aufwarten zu können.
Wenn sie es dennoch versuchen, ist das Ergebnis alles andere als rühmlich. Darüber täuschen auch nicht die guten Spezialeffekte oder die routinierte Inszenierung hinweg. Wenn das Abenteuer nicht interessiert, wieso sollte der Abenteuerfilm es denn dann tun?