Die Insel [2005]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 09. August 2005
Genre: Science Fiction / Action / ThrillerOriginaltitel: The Island
Laufzeit: 136 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Michael Bay
Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Ewan McGregor, Scarlett Johansson, Djimon Hounsou, Sean Bean, Steve Buscemi, Michael Clarke Duncan, Ethan Phillips, Brian Stepanek, Noa Tishby, Siobhan Flynn
Kurzinhalt:
Vor drei Jahren kam Lincoln Six Echo (Ewan McGregor) in die Kolonie, eine der wenigen Einrichtungen, in denen die Menschen nach einer globalen Kontamination noch überleben können. Mehrmals pro Woche findet eine Lotterie statt, in der Bewohner der Kolonie ausgesucht werden, um die Insel, das letzte Paradies auf Erden, neu zu bevölkern. Doch seit langem plagen Lincoln Alpträume, und auch sein Arzt und Vertrauter Merrick (Sean Bean) kann ihm keine Antworten auf seine drängenden Fragen geben.
So stellt Lincoln seit langem vieles in Frage, was ihm von den übrigen Bewohnern der Kolonie, in der alles seine Ordnung besitzt, in der nie jemand krank wird, und in der jeder eine Arbeit zugewiesen bekommt, erzählt wird, und seine Neugier färbt auch auf seinen besten Freund Jones Three Echo (Ethan Phillips) ab.
Als Lincolns beste Freundin Jordan Two Delta (Scarlett Johansson) auserwählt wird, auf die Insel zu gehen, unternimmt er abends eine Erkundungstour, um zu sehen, was jenseits der Kolonie liegt – doch was er entdeckt, wird alles in Frage stellen, was er zu wissen glaubte. Und wenig später befindet er sich mit Jordan auf der Flucht vor dem von Merrick engagierten Albert Laurent (Djimon Hounsou), der Merricks Produkte um jeden Preis einfangen muss ...
Kritik:
Seit zehn Jahren ist Michael Bay nun in Hollywood als Filmregisseur tätig, zuvor bereits viele Jahre als Regisseur für Musik- und Werbevideos, für die er auch zahlreiche Preise erhielt. Seinen Einstieg ins Filmgeschäft ermöglichte das Produzentenduo Jerry Bruckheimer und Don Simpson, die mit Bay zusammen Bad Boys - Harte Jungs [1995] auf die Beine stellten. Auch nach dem Tod von Simpson während der Produktion des nächsten Films, The Rock – Fels der Entscheidung [1996], arbeitete der Regisseur grundsätzlich mit Bruckheimer zusammen – ihre gemeinsamen fünf Filme nahmen insgesamt über 1,7 Milliarden US-Dollar ein, die Videoveröffentlichungen nicht mitgerechnet.
Doch bei Die Insel wurde die Zusammenarbeit des häufig als modernes Dream-Team bezeichneten Filmemacherduos aufgelöst; nach vielen Querelen mit Buena Vista vor allem bei Pearl Harbor [2001], deren Bay müde war, und nachdem ihm Steven Spielberg das Drehbuch zu Die Insel persönliche sandte, entschied sich Michael Bay für einen Wechsel zu DreamWorks SKG, für die er auch seinen nächsten Film inszenieren wird. Doch die Bilanz bei Die Insel ist alles andere als rosig: bei Produktionskosten weit über 100 Millionen Dollar spielte der Film in den USA allein in zwei Wochen lediglich 30 Millionen wieder ein, Tendenz sinkend.
Dies ist insofern tragisch, als dass der Film selbst alles andere als schlecht ist, inhaltlich einige neue Ansätze bietet und dank sympathischer Figuren auch mitzureißen vermag – wären da nicht einige Logiklöcher im Skript und vor allem eine Inszenierung, die einem gründlich den Spaß am Zusehen verdirbt.
Wie viel von der Vorlage dabei tatsächlich vom Storyliefernaten und Drehbuchautor Caspian Tredwell-Owen stammt ist fraglich, immerhin wurde er laut einem Interview mit Michael Bay für mehrere Wochen zu Gesprächen eingeladen, um das Drehbuch an die Vorstellung eines Bay-Films anzugleichen – ohne Erfolg. So griff man nach knapp einem Monat auf zwei neue Drehbuchautoren, Roberto Orci und Alex Kurtzman zurück, die unter anderem das Skript für Mission: Impossible III [2006] liefern und Tredwell-Owens Drehbuch offensichtlich ziemlich entfremdet haben, für Interviews war Tredwell-Owen jedenfalls nicht mehr bereit.
Die Ausgangslage ist jedoch alles andere als uninteressant, und man wird als Zuschauer schnell in eine völlig fremde, beinahe schon sterile und geordnete Welt geworfen, in deren Zusammenhängen man sich erst langsam zurecht findet. Wenn Lincoln Six Echo also die Einrichtung weiter erkundet, brennende Fragen stellt, ist man als Zuseher wie er darauf gespannt, wie die Antworten lauten – und wie er zu entdecken, dass sich hinter den Versprechungen der Insel nur eine Lüge verbirgt, ist zunehmend erschreckend. Welchen Zweck seine Existenz allerdings hat, und wohin ihn seine Flucht führt, spielt in der zweiten Filmhälfte nur eine untergeordente Rolle. Stattdessen wird der bisweilen philosophisch angehauchte Anfang von einer Reihe Actionsequenzen abgelöst, die sich in ihrem Muster nicht nur wiederholen, sondern schlussendlich von einem zwar – für ein publikumsfreundliches Ende notwendigen – Finale übertroffen werden, in dem aber die meisten Figuren ihre Glaubwürdigkeit verlieren, und das nach einem beinahe halbstündigen Actionreigen mit weiteren 20 Minuten Laufzeit schlicht zu lang wirkt.
Wer also einen gesellschaftskritischen Unterton im Stile von Der Blade Runner [1982] erwartet, wird enttäuscht, die gerade in der ersten Stunde gezeigten Szenen sind dabei wirklich einfallsreich und der einzige große Auftritt von Starkweather erschreckend, doch wenn schließlich die Motive derjenigen beiden Menschen offengelegt werden, die am Schluss entscheidend sind, fühlt man sich an althergebrachte Klischees erinnert, und auch wenn sich Lincoln Six Echo und Jordan Two Delta der realen Welt konfrontiert sehen, kommt man aus den Déjà-vu-Situationen bei den manchmal unterhaltsamen, bisweilen einstudierten Witzen nicht mehr heraus. Ein wirklich guter Einfall ist hingegen die Einbringung von Jones Three Echo, der als wiederkehrender Charakter die Sympathien auf seiner Seite hat, und mit dem man auch die Geschehnisse innerhalb der Kolonie zum Schluss hin gut nachvollziehen kann.
Blickt man nach dem Filmbesuch auf das Drehbuch zurück, kann man die vielen guten Einfälle in der ersten Filmhälfte erkennen, und die sich wiederholenden, zwar für einen Michael Bay-Film typischen, aber gerade deshalb enttäuschenden Actionmuster in der zweiten. Zusammen ergeben sie einen etwas ungleichen Mix, und man möchte sich nicht vorstellen, wie das ursprüngliche Skript ausgesehen hätte, hätte es von David Fincher (Sieben [1995]) verfilmt werden dürfen, und nicht für Michael Bay erst angepasst werden müssen.
Den Darstellern ist dabei kein Vorwurf zu machen, ganz im Gegenteil; wäre es nicht um Ewan McGregor, der Lincoln Six Echo so menschlich neugierig, so wissbegierig und doch in gewissem Sinne naiv mimt, würde Die Insel einen sichtlich schlechteren Eindruck hinterlassen. Der schottische Darsteller, der vor wenigen Wochen erst nach Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith [2005] seine Jedi-Kutte an den Nagel hängte, trägt den Film souverän, wirkt in der ansich vollkommen künstlichen Umgebung der Kolonie gänzlich natürlich und ist auch den Actionszenen, sowie den Überraschungsmomenten gut gewachsen.
Er gleicht auch die etwas blassere Vorstellung seiner Filmpartnerin Scarlett Johansson aus, die sich nach kleineren, aber deutlich anspruchsvolleren Filmen wie Reine Chefsache! [2004] hier in ihrem ersten großen Blockbuster zeigt. Johansson spielt durchweg überzeugend, ist aber schon vom Skript her mimisch weniger gefordert als McGregor.
Von den zahlreichen Nebendarstellern kommt Djimon Hounsou leider am wenigsten zum Zug, und das, obgleich der charismatische Darsteller auch in kleineren Rollen wie bei Gladiator [2000] oder der hervorragend gespielten, wiederkehrenden Rolle in der TV-Serie Emergency Room [seit 1994] bewies, dass er auch anspruchsvollen Charakteren mühelos gewachsen ist. Allerdings wird seine Filmfigur Laurent hier zu spät eingeführt, und abgesehen von Sprints und Verfolgungsjagden vor der Kamera, hat er nichts zu tun. Seine letztliche Motivation ist gerade darum so unglaubwürdig, da man die Figur nie wirklich kennen gelernt hat.
Etwas anders sieht es bei Sean Bean aus, der als Dr. Merrick eine große Rolle einnimmt und ihr trotz der papierdünnen Charakterzeichnung genügend Leben einhaucht. Lediglich beim Finale scheint sein Wandel allzu klischeebeladen und altbacken – bis dahin zählen seine Szenen aber zu den besten des Films.
Ebenso diejenigen von Steve Buscemi, der allerdings nur einen recht kurzen Auftritt genießt; er kann seinen unter anderem aus Armageddon - Das jüngste Gericht [1998] gewohnten Charme ausspielen und sorgt damit nicht nur für einige witzige Momente, sondern auch für ein paar ernste Szenen, die für die Story relevant sind. Michael Clarke Duncan ist hingegen ansich nur ein Gastdarsteller und hat von zwei Szenen abgesehen nichts zu tun – die beiden gelingen ihm allerdings problemlos.
Den Zuschauern von Star Trek - Raumschiff Voyager [1995-2001] ist Ethan Phillips bereits bekannt, auch wenn er dort nur unter der Maske von Neelix zu sehen war – bei Die Insel ist er nun ohne Maske zu sehen und mimt den sympathischen, wiederkehrenden Charakter Jones Three Echo, dem er auch überzeugend Leben einhaucht.
Die übrige Besetzung ist gut gelungen, kommt aber kaum zum Zug – weswegen sich die Autoren entschieden, die Sicherheitsabteilung der Kolonie (bei der ebenfalls die ein oder andere Figur mehrmals auftaucht) nicht auf die Jagd nach den beiden Entflohenen zu schicken, sondern hierfür neue Figuren aufzubauen, die aber ebenfalls nichts zu tun haben, wird ein Rätsel bleiben. So werden zwar viele Figuren eingeführt, die aber nicht beleuchtet werden. Glücklicherweise wird der Cast von einigen sehr guten Darstellern angeführt, die hier auch alle in Spiellaune scheinen.
Weswegen Regisseur Bay für seine Arbeit an Die Insel nicht erneut auf Kameramann John Schwartzman zurückgegriffen hat, mit dem er bereits Armageddon und The Rock inszenierte, und der für Seabiscuit [2003] sogar eine Oscarnominierung erhielt, ist unverständlich; stattdessen holte man Mauro Fiore an Bord, der bei den genannten Bay-Filmen lediglich für das zweite Drehteam verantwortlich war und auch mit Driven [2001] zeigte, dass ihm noch etwas seiner früheren B-Film-Arbeiten anhaftet.
Seine Blickwinkel bei den ruhigen Szenen von Die Insel sind dabei überaus interessant geraten und vermitteln gerade zu Beginn einen sehr guten Eindruck über die Größe und die Struktur der Einrichtung, in der sich die Kolonisten befinden. Genauer gesagt gibt es überhaupt nichts zu bemängeln, bis zu dem Moment, da die Jagd nach Lincoln und Jordan beginnt. Doch wenn hier Michael Bay noch mehr als je zuvor auf Handkamera, schnelle Schnitte und seine Kamerafahrten setzt (die aber alle nach nur einer Sekunde wieder durch einen Schnitt unterbrochen werden), verliert man als Zuschauer schlicht den Überblick. Das ist insofern schlimmer als gedacht, da man sich wie die beiden Flüchtigen ständig in neuen Gebieten aufhält, mit der Umgebung nicht vertraut ist und so nie weiß, wer eigentlich wohin unterwegs ist, sich wo versteckt und wo gerade wer auf wen einschlägt.
Gesteigert wird das nur noch bei der durchaus langen Actionsequenz mit der Autoverfolgungsjagd, die derart katastrophal gefilmt und geschnitten ist, dass man nur noch die großen Logos der Autohersteller erkennen kann, aber sonst nichts zu sehen bekommt. Von den Karamboulagen hat man in den zahlreichen Trailern ansich alles gesehen, was im Film zu sehen ist; abgesehen von einer inhaltlich haarsträubenden Actionszene, in der die Protagonisten auf einem Firmenlogo vom 70. Stockwerk fallen und in ihrem Fall einen Hubschrauber rammen. Diese geht im Film zwar länger, ist aber dennoch (gerade auf Grund des Verzichts von Zeitlupen) so schnell vorbei, dass man beim besten Willen nicht sagen kann, was sich eigentlich alles zugetragen hat. Wieso Bay gerade hier auf Zeitlupen verzichtet, für die er bislang ansich berühmt war, bleibt ein Rätsel – auch wenn die Autoverfolgungsjagd bei Bad Boys II [2003] zu wünschen übrig ließ, im Gegensatz zu den Actionszenen hier wirkt sie wie ein Picasso gegen eine Meteorologische Wetterkarte. Dass der ebenfalls am Schnitt beteiligte Christian Wagner auch bei den letzten, grausam geschnittenen Tony Scott-Filmen, darunter Mann unter Feuer [2004], und dem kommenden Domino [2005] für den Schnitt verantwortlich war, erklärt zwar einiges, jedoch in keinem Fall die unverständliche Entscheidung der Produzenten, diese Person an Bord zu holen.
Es mag auch sein, dass die schnellen Schnitt bisweilen gewählt wurden, um die niedrigere Altersfreigabe zu rechtfertigen, denn gerade bei den Kampfszenen wird ansich mehr Gewalt ausgeübt, als letztlich zu sehen ist; was gerade bei der Verfolgungsjagd mit den Speederbikes sichtbar wird, sind die zum Teil nur durchschnittlichen Spezialeffekte. Während die meisten gut bis sehr gut aussehen, ist der Bluescreen nicht nur beim Finale, sondern bei der angesprochenen Speederbike-Sequenz horrend offensichtlich, wie es bei einer so teuren Produktion ansich nicht der Fall sein sollte.
Weswegen in einer Szene von einer Kameraeinstellung auf die andere zudem die Farbfilter wechseln, wird auch ein Geheimnis des Regisseurs bleiben – es wirkt allerdings schlicht störend, wenn die Szenerie in einer Sekunde in einen Braunton getaucht ist, und eine Sekunde später (nur durch eine andere Perspektive) urplötzlich grau erscheint.
So hinterlässt Die Insel handwerklich einen zwiespältigen Eindruck; während die ruhigen Szenen in der ersten Hälfte einfallsreich, mit interessanten Kamerawinkeln und auch interessanten Kamerafahrten versehen sind, scheinen insbesondere die Actionszenen lustlos eingefangen und hoffnungslos zerschnitten. Das ist zwar noch nicht ganz so schlimm, wie bei den beiden Bourne-Verfilmungen, aber beinahe. Die bisweilen nur durchschnittlichen Spezialeffekte tun ihr übriges, um den Gesamteindruck (gerade in Erinnerung an den einfallsrech gefilmten und sehr gut gemachten I, Robot [2004]) zusätzlich zu trüben.
Auch die Musik von Steve Jablonsky ist schwierig einzuschätzen, das zum einen, weil sie im Film nicht wirklich auffällt, zum anderen, weil im Abspann vier (!) weitere Komponisten aufgelistet sind, die zum Film beigetragen haben. Das mag sich zwar dadurch erklären, dass Jablonsky zu der von Hans Zimmer gegründeten Künstlergruppe Media Ventures gehört, liefert jedoch auch eine Erklärung dafür, weshalb die verschiedenen Themen im Film so uneinheitlich scheinen.
So erklingt je nach Situation zwar ein passendes Stück, doch von drei verschiedenen Mustern abgesehen wiederholen sich die Themen ständig. Das heißt nicht, dass sie zu den Bildern nicht passen würden, auch wenn der Score für einen so bombastischen Actionfilm (in der zweiten Hälfte) etwas zu synthetisch und minimalistisch klingt, allerdings finden sich kaum Motive aus einem Thema im anderen wieder, und wenn am Ende der Chor erklingt, dann passt das zwar zur Szene, hat aber keinen rechten Bezug zu etwas anderem, das man zuvor im Film hörte – außerdem klingt der Chor sehr stark nach Brian Tylers kongenialem Score zu Children of Dune [2003].
Mit den künstlichen Streichern erinnert der Soundtrack hier bisweilen ohne Zweifel an Blade Runner, ohne aber einen so einzigartigen und wiedererkennbaren Klang zu besitzen. Erinnert man sich zudem an die Media Ventures-Zusammenarbeit bei The Rock, bei dem die Künstler einen der energetischsten und einprägsamsten Actionscores der Neuzeit schufen, enttäuscht Die Insel mit einer zu sehr zurückhaltenden und wenig einprägsamen Musik, die beim Verlassen des Films schon wieder vergessen ist.
Das wirklich überall zu sehende Product-Placement (darunter unter anderem MSN, Xbox, Cadillac und Mack) war laut Regisseur Bay notwendig, um die Produktionskosten unter 120 Millionen Dollar zu halten, wie vom Studio vorgegeben; weswegen Die Insel aber an den Kinokassen letztlich so unterging, ist schwer auszumachen; ein Grund ist sicherlich, dass bereits im Vorfeld bekannt wurde, welches die größte Überraschung des Films sein würde, und während viele twist-freudige Filme ihre Kniffe in Trailern nur andeuten oder gar nicht erwähnen, wurde man als Zuschauer durch die Berichterstattung und die Werbekampagne bereits darauf geschult, wer oder was Lincoln Six Echo und Jordan Two Delta eigentlich sind – die Überraschung blieb also aus.
Zudem waren weder Kritiker noch Zuschauer von den jüngsten inszenatorischen Auswüchsen des Regisseurs Bay begeistert, der sich vor knapp zehn Jahren immerhin einen Namen als grandioser Action-Inszenator machte. Doch von jenem Fingerspitzengefühl scheint bei der hektischen Kameraarbeit und den schnellen, beinahe schon im Millisekundentakt erfolgenden Schnitten nichts übrig geblieben zu sein. Und wenn bei einem Science-Fiction-Action-Feuerwerk die Action keinen Spaß macht, geben die Zuseher ihr Geld eben lieber für andere Filme aus – zumal man auf DVD dank des kleineren Bildes womöglich mehr erkennen wird können.
Fazit:
Während in den letzten Monaten die drei lang erwarteten Filmstarts Krieg der Welten [2005], Batman Begins [2005] und Star Wars: Episode III die Erwartungen von Zuschauer und Studios erfüllen konnten, war es ausgerechnet Die Insel, die bei DreamWorks mit den katastrophalen Zuschauerzahlen für Schockmomente sorgte. Tatsächlich überrascht die Entscheidung der Kinobesucher insofern, als dass Micahel Bays jüngstes Werk kein schlechter Film ist, und inhaltlich einige wirklich interessante und auch wichtige Fragen stellt.
Der größte Schwachpunkt des Films liegt allerdings nicht beim Skript, das zwar mit einigen schwerwiegenden Löchern zu kämpfen hat, und auch abgesehen davon in der zweiten Hälfte ohne große Überraschungen auskommt – es ist vielmehr die unterdurchschnittliche Inszenierung in den Actionsequenzen, die einen als Zuschauer unberührt zurücklassen, und einen buchstäblich zwingen, gelegentlich die Augen zu schließen, um angesichts all der lauten Explosionen und grellen Bilder nicht in einen epileptischen Schock zu verfallen. Weswegen Bay gerade hier die Actionsequenzen, die an Bombast durch die schiere Szenerie kaum zu überbieten wären, handwerklich so hektisch und doch chaotisch ziellos umsetzt, wird sein Geheimnis bleiben; dass er es früher einmal besser konnte, ist erwiesen.
Da helfen auch die durchweg guten Darsteller, angeführt von einem charismatischen Duo aus Scarlett Johansson und Ewan McGregor nicht, wenn man den vermeintlichen Action-Kracher des Sommers auf Grund der kopfschüttelnd-durchschnittlichen Inszenierung der Action selbst nicht genießen kann.