Die glorreichen Sieben [2016]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 19. Februar 2017
Genre: Western / ActionOriginaltitel: The Magnificent Seven
Laufzeit: 133 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Antoine Fuqua
Musik: James Horner, Simon Franglen
Darsteller: Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke, Vincent D'Onofrio, Byung-hun Lee, Manuel Garcia-Rulfo, Martin Sensmeier, Haley Bennett, Peter Sarsgaard, Luke Grimes, Matt Bomer
Kurzinhalt:
Mit unvorstellbarer Brutalität versucht der mächtige Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard) im Jahr 1879, die Bewohner des Dorfes Rose Creek dazu zu bewegen, ihm ihr Land zu verkaufen. Sein Interesse gilt der zugehörigen Goldmine. Nach einer weiteren Attacke durch seine Helfer sucht Emma Cullen (Haley Bennett) in den nächsten Städten nach Hilfe. Es gelingt ihr, Sam Chisolm (Denzel Washington) zu gewinnen, der wiederum sechs weitere Männer anwirbt, um sich Bogues Armee entgegen zu stellen. Dabei scheint dieser sogar gewillt, Rose Creek dem Erdboden gleich zu machen, um sein Ziel zu erreichen. Nur die Sieben stehen ihm im Weg ...
Kritik:
Dass die sympathische Besetzung bei der 2016er-Fassung von Die glorreichen Sieben ihren Spaß gehabt hat, sieht man Antoine Fuquas Remake des Klassikers Die sieben Samurai [1954] merklich an. Sie machen für ein interessiertes Publikum den Film auch dann sehenswert, wenn die Geschichte merklich ins Stocken gerät und das Finale alle absehbaren Klischees mitnimmt, die man sich nur vorstellen kann. Das ist zwar durchweg unterhaltsam, aber nie packend oder gar überraschend.
Die Ausgangslage ist grundsätzlich dieselbe wie bei Akira Kurosawas japanischem Original: Ein kleines Dorf von Farmern, das tyrannisiert wird, heuert eine Gruppe Kämpfer an, um Angreifer abzuwehren. In diesem Fall ist das Geschehen aus dem Japan des 16. Jahrhundert in das Jahr 1879 in die Minenstadt Rose Creek im "Wilden Westen" verlegt. Der einflussreiche und skrupellose Bartholomew Bogue lässt die dort lebenden Bauern durch seine Schergen belagern. Er will das Land in seinen Besitz bekommen und damit auch die Schürfrechte an der Goldmine.
Emma Cullen, deren Mann von Bogue auf offener Straße erschossen wurde, zieht aus, um Hilfe zu suchen. Sie findet den Offizier Sam Chisolm, der durch das Land reist, um Haftbefehle zu vollstrecken. Nachdem Chisolm vom Schicksal der Einwohner von Rose Creek erfährt, wirbt er sechs Revolverhelden an, um Bogue die Stirn zu bieten.
Es mutet angesichts der einfachen Ausgangslage seltsam an, wie Filmemacher Antoine Fuqua hieraus einen mehr als zwei Stunden dauernden Actionwestern erzählen möchte – ungeachtet der Tatsache, dass Kurosawas Die sieben Samurai mehr als drei Stunden dauert. Doch statt Chisolm oder die übrigen Männer der Truppe genauer vorzustellen, geschweige denn Emma Cullen selbst, zeigt Die glorreichen Sieben sie bis zum Finale immer wieder in Situationen abseits der Schusswechsel, ohne ihnen ein nennenswertes Profil zu verleihen. Entsprechend verhalten ist schließlich auch die Reaktion, wenn sich die Sieben einer wahren Armee von Bogue gegenübersehen, der sie nicht gewachsen sind.
Wäre es nicht um die Vorstellung der jeweiligen Mitglieder der ungleichen Truppe, zu der zum einen der charmante Faraday gehört, aber auch der Scharfschütze Robicheaux, der messerwerfende Billy Rocks, oder der bärenhafte Jack Horne, zusätzlich zu dem Mexikaner Vasquez und dem Indianer Red Harvest, dann wüsste man von manchen bis zum Ende vermutlich nicht einmal den Namen. Sie erhalten zumindest eine Szene, in der ihre Fähigkeiten herausgestellt werden. Dass der Film dennoch unterhält ist der namhaften Besetzung zu verdanken: Denzel Washington verleiht dem überlegten Chisolm eine besonnene Aura, Chris Pratt scheint die Rolle des frechen Faraday wie auf den Leib geschrieben. Für unerwartet heitere Momente sorgt Vincent D'Onofrio, während Ethan Hawke und Byung-hun Lee insbesondere beim Finale leider sehr wenig zu tun bekommen. Ähnlich ergeht es Manuel Garcia- Rulfo und Martin Sensmeier, von Haley Bennett als eine der wenigen Frauen im Film ganz zu schweigen.
Insbesondere angesichts der Tatsache, dass Die glorreichen Sieben schon auf Grund der Idee auf einen großen Showdown hinausläuft, würde man sich wünschen, dass dieser entsprechend aufgebaut und mitreißend dargebracht ist. Aber auch wenn sich Fuqua hier mehr als 30 Minuten Zeit nimmt, Rose Creek zu durchlöchern, und die schiere Anzahl an abgefeuerten Schüssen bereits schwindelerregende Ausmaße annimmt, einen vollständigen Aufbau bleibt er leider schuldig. Anstatt das Geschehen immer wieder aus einer Totalen einzufangen, einem einen Überblick über die Position der Sieben und der angreifenden Flanken zu geben, bleibt er stets am Boden. Statt die jeweiligen Mitglieder in brenzlige Situationen zu bringen und die Spannung anzuziehen, wird auf die gesichts- und namenlosen Angreifer so schnell geschossen, dass man gar nicht sieht, wer von wem getroffen wurde.
Hier wäre mehr möglich gewesen.
Fazit:
Inwieweit sich Die glorreichen Sieben als Remake des gleichnamigen Westerns aus dem Jahr 1960 sieht, oder als Neuinterpretation des japanischen Originals, sei dahingestellt. Auch wenn die Wortwechsel der Sieben untereinander den ein oder anderen lockeren Spruch bieten und Antoine Fuquas Film trotz der bleihalten Erzählung mit erstaunlich viel trockenem Humor aufwartet, es fehlt den Figuren das gewisse Etwas, um wirklich herauszustehen. Denzel Washington und Chris Pratt fühlen sich in ihren Rollen merklich wohl, während Peter Sarsgaard als Bösewicht ausgesprochen blass bleibt. Die Figuren leiden unter derselben Oberflächlichkeit wie die Story insgesamt, so auch die Umsetzung, die nur selten über das Mindestmaß hinauskommt. So macht der actionreiche Western zwar nichts falsch, ahmt aber mehr nach, als dass er selbst erfindet.