Die drei ??? und der Karpatenhund [2025]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. Januar 2025
Genre: Krimi / Unterhaltung

Laufzeit: 105 min.
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Tim Dünschede
Musik: David Reichelt
Besetzung: Julius Weckauf, Nevio Wendt, Levi Brandl, Ulrich Tukur, Sunnyi Melles, Bernd Hölscher, Christoph Bach, Siri-Anna Faal, Johannes Nussbaum, Tamara Lopez, Philipp Christopher, Florian Lukas, Jördis Triebel, Filip Schnack


Kurzinhalt:

Seitdem sie ihren bisher größten Fall gelöst haben, steht das Telefon der Detektive, die sich die drei ??? nennen, nicht mehr still. Doch statt sich um Bagatellen zu kümmern, will Justus Jonas (Julius Weckauf), seines Zeichens erster Detektiv, einen richtigen Fall bearbeiten. Der deutet sich an, als der Kunstsammler Fenton Prentice (Ulrich Tukur) in die Zentrale von Justus, Peter Shaw (Nevio Wendt) und Bob Andrews (Levi Brandl) kommt. Er fürchtet, mit einem Fluch belegt worden zu sein, denn seit dem Tod seines Partners, eines bekannten Künstlers, wird er von etwas heimgesucht, das dessen letztem Werk zuzuschreiben ist: dem kristallenen Karpatenhund. Gerade, als sich die Detektive selbst ein Bild machen wollen, wird die Skulptur gestohlen. Doch ohne das Meisterwerk kann Prentice keine Ausstellung eröffnen, die in wenigen Tagen geplant ist. So beginnen die drei ??? zu ermitteln und müssen erkennen, dass alle Anwohnenden in Prentices Wohnanlage ein Motiv hätten. Angefangen von Haushälterin Mrs. Boogle (Sunnyi Melles) über die junge Schauspielerin Gwen (Siri-Anna Faal) bis hin zu Makler Murphy (Christoph Bach) oder dem Erleuchtung suchenden Sonny (Johannes Nussbaum). Doch dann stoßen den Anwohnenden seltsame Unfälle zu, was die Detektive vor neue Herausforderungen stellt …


Kritik:
Nachdem Die Drei ??? - Erbe des Drachen [2023] die drei Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews in frischem Gewand auf die große Leinwand brachte, erleben die zu Jugendlichen herangewachsenen Jungen unweit ihrer Heimat in einem fiktiven kalifornischen Küstenort in Die drei ??? und der Karpatenhund ihr zweites großes Abenteuer. Das ist in der Tat merklich größer angelegt und überzeugt durch Details ebenso, wie die dem Zielpublikum gerechte Darstellung eines Krimis. Nur fällt es nicht ganz leicht, zuvor das Publikum hierfür einzugrenzen.

Nachdem die drei Detektive, deren Motto lautet, dass sie jeden Fall übernehmen, auf Grund der Aufklärung ihres Falles in Rumänien berühmt wurden, werden sie in ihrer Zentrale auf dem Schrottplatz von Justus’ Tante Mathilda in Rocky Beach mit Anfragen überhäuft. Die belaufen sich meist darauf, dass sie verschwundene Haustiere oder Ähnliches wiederfinden sollen, was auch gelingt. Aber nicht erst, wenn der Bully Skinny Norris sie im Internet bloßstellt, steht für Justus fest, dass sie wieder „richtige“ Detektivarbeit leisten müssen. Passend dazu werden sie von dem Kunstsammler Fenton Prentice aufgesucht. Der hat kürzlich die Liebe seines Lebens verloren und möchte dem verstorbenen Künstler zu Ehren eine Ausstellung organisieren. Das Highlight soll dessen letztes Werk sein, die Kristallskulptur des sagenumwobenen Karpatenhundes. Doch seit dem Tod des Künstlers wird Prentice offenbar vom Fluch des Karpatenhundes allabendlich heimgesucht, mit einem schrecklichen Heulen und einem Beben, das seine Wohnung erzittern lässt. Die drei ??? übernehmen den Fall und finden in den Anwohnenden der Wohnanlage von Mr. Prentice, Mulholland View, nicht nur eine vielfältige Gesellschaft, die erfolgreiche Makler ebenso umfasst, wie aufstrebende Schauspielerinnen oder einen Freigeist auf der Suche nach Erleuchtung. Vielmehr hätten sie alle ein Motiv. Doch dann wird eine nach dem anderen Opfer seltsamer Unfälle.

Basierend auf dem Jugendkrimiroman von M. V. Carey aus dem Jahr 1975 vereint Die drei ??? und der Karpatenhund beide Aspekte, die die Abenteuer der drei Detektive so unterhaltsam machen: ein Kriminalfall einerseits und eine scheinbar übernatürliche Ursache andererseits. Denn die Skulptur wird auch noch gestohlen, weshalb die geplante Ausstellung zu platzen droht. Die Detektive müssen daher ihr ganzes Geschick aufbringen, das Rätsel zu lösen. Fährten gibt es viele, jede und jeder ist verdächtig. Insbesondere die neugierige Haushälterin Mrs. Boogle, aber auch der Bruder des Verstorbenen, der wenig erfolgreiche Erfinder Charles, der beim Erbe übergangen wurde. Wie in den meisten Krimis werden die Verdächtigen vorgestellt und wie es üblich ist, konzentriert sich ein Großteil der Detektivarbeit der drei ??? darauf, die richtigen Fragen zu stellen. Zwar arbeiten sie auch mit Hilfsmitteln, um ihren Vermutungen nachzugehen, letztlich läuft es aber darauf hinaus, dass sie richtig kombinieren. Diejenigen, die mit der Vorlage nicht vertraut, aber im Genre versiert sind, werden sicher den ein oder anderen Hinweis erkennen. Wie so oft, wird aber auch hier eine entscheidende Information zurückgehalten, so dass man kaum bis zum Ende wird Miträtseln können.

Dem Unterhaltungswert schadet das kaum, der sich gleichermaßen aus den drei zentralen Figuren speist, wie dem Fall, der sich Stück um Stück komplexer gestaltet, selbst, wenn die drei Detektive einen Teil vielleicht bereits gelöst haben. Es gibt allerdings zwei Aspekte, auf die sich das geneigte Publikum einstellen muss. Zum einen erscheinen die drei Freunde hier merklich älter, als noch im letzten Film, so dass sie deutlich über das ursprüngliche Alter von zwölf bzw. dreizehn Jahren hinausgehen. Das kann man dann akzeptieren, wenn man die Geschichte in die sogenannte „Crimebusters-Ära“ versetzt sieht, in der die Detektive etwa 16 Jahre alt sind. Zum anderen jedoch gelingen den Verantwortlichen die vermeintlich temporeichen Augenblicke weit weniger überzeugend, als der Rest. Denn so clever wie Justus, Peter und Bob grundsätzlich sind, wenn sie einem Verdächtigen hinterher laufen, stellen sie sich auffällig unbedarft an. Liest sich ein solcher Moment durchaus nervenaufreibend, ist es etwas ganz anderes, Peter hier im Stile eines Actionfilms durch dunkle Gassen rennen zu sehen, ohne dass dies irgendwo hinführt.

Überhaupt fällt es etwas schwer, die Rollenverteilung klar zu erkennen. Denn während Justus der Kopf der Gruppe ist und Bob für die Technik und das Protokoll zuständig, erscheint Peter, gerade weil seine wenigen Einsätze im Nichts enden, beinahe fehl am Platz. Hier würde man sich durchaus wünschen, dass alle Figuren im nächsten Abenteuer, das in einer Szene während des Abspanns bereits angekündigt wird, ihre Stärken auch ausspielen dürfen. Von denen gibt es einige, insbesondere hinsichtlich der Art und Weise, wie Filmemacher Tim Dünschede seinen Krimi erzählt. Nicht nur die zahlreichen Außeneinsätze, das Mehr an Figuren und Sets verleiht Die drei ??? und der Karpatenhund ebenso eine andere Größe als zuvor. Die Aufnahmen, die in Los Angeles spielen sollen, wirken durchaus authentisch, selbst wenn die deutschsprachige Besetzung hierzu nicht ganz passen mag. Abgesehen davon, dass dies einem jungen Publikum kaum auffallen wird, ist das nur ein kleiner Makel in Anbetracht der tadellos dargebrachten Geschichte, die nicht nur junge, sondern auch junggebliebene Fans mit vielen Verweisen an die Vorlagen oder auch den ersten Film mühelos unterhalten wird.


Fazit:
In den ersten Minuten scheint es beinahe, als wollten die Verantwortlichen die drei Darsteller der Titel gebenden Detektive nicht in Großaufnahme zeigen, da man sonst bemerken würde, dass sie beinahe aus dem Alter von Justus, Peter und Bob herausgewachsen sind. Doch gelingt es Regisseur Tim Dünschede auch dank einer Vielzahl an Anspielungen und Details, schnell das bekannte Flair der Krimireihe heraufzubeschwören. Die Ermittlung selbst ist überaus gut gelungen, da der Fall selbst durchaus zum Miträtseln einlädt. Doch die tatsächliche Auflösung zieht sich merklich hin und nicht nur durch die mauen Actionmomente kommt kaum Spannung auf. Zu spät geraten die drei ??? unter Druck und zu oft geben sie sich nonchalant, anstatt selbst mitgerissen zu werden. Das ändert jedoch nichts daran, dass Die drei ??? und der Karpatenhund als Jugendkrimi überaus unterhaltsam und für das Publikum im richtigen Alter eine eindeutige Empfehlung ist. Das sollte in etwa so alt sein, wie die Detektive in der Vorlage. Nicht, weil der Krimi zu düster geraten wäre, sondern weil Jüngere die Zusammenhänge schwerer verstehen werden. Abgesehen davon, dass man sie auch nicht den unnötigen wie unpassenden Kraftausdrücken aussetzen muss, die hier gelegentlich eingestreut werden.