Die Braut, die sich nicht traut [1999]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 01. Juni 2002
Genre: Komödie / Liebesfilm

Originaltitel: Runaway Bride
Laufzeit: 111 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Gary Marshall
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Julia Roberts, Richard Gere, Joan Cusack


Kurzinhalt:
Kolumnisten in Zeitungen zählen zu den unbeliebtesten Menschen, sie nörgeln immer und machen sich über jeden lustig, vor allem aber ist die Hälfte von dem, was sie sagen, meist erlogen. Ike Graham (Richard Gere) ist ein solcher Kolumnenschreiber und da er unter großem Druck steht, verfasst er einen Artikel über eine Frau, die bereits einige Männer vor dem Traualtar stehen ließ und sich jedesmal wieder aus dem Staub machte. Immer andere Männer. Und immer dieselbe Frau. Ein unbekannter Mann in einer Bar hatte ihm davon erzählt und Ike hatte es drucken lassen. Was er nicht wissen konnte war, dass diese Frau, Maggie Carpenter (Julia Roberts), ihn verklagen würde, sollte die Verlegerin der Zeitung Ike nicht feuern. Und das passiert.
Arbeitslos und wütend macht Ike sich auf, die Heiratswillige zu besuchen, um einen richtigen Artikel über sie schreiben zu können – und sich dadurch zu rehabilitieren. Doch die Dinge entwickeln sich anders als geplant und so kommt es, dass die beiden Neurotiker sich gegenseitig helfen könnten.


Kritik:
1990 verzauberte Julia Roberts als Prostituierte wider Willen (und auf der Suche nach dem Ritter in schimmernder Rüstung: Richard Gere) in Pretty Woman [1990] die Zuschauer weltweit. Neun Jahre später versuchen die beiden Hauptdarsteller (viele Nebendarsteller sind übrigens auch wieder dabei) und Regisseur Garry Marshall, diesen Erfolg zu wiederholen.
Das Geld spricht für sich: 70 Millionen Dollar kostete Die Braut, die sich nicht traut, allein in den USA spielte er 150 Millionen Dollar wieder ein. Dass es sich bei diesem Budget "nur" um eine Komödie handelt, mag man leicht übersehen, gingen doch schon fast 50 Millionen Dollar auf die Konten von Roberts, Gere und Marshall.

Runaway Bride, so der bessere Originaltitel, ist ein zweischneidiges Schwert, einerseits spielt Julia Roberts die zerbrechliche und unentschlossene Braut in Spe wirklich gut, auch Richard Gere kann als Journalist punkten. Und doch entscheidet sich der Film nicht so recht, was er eigentlich will.
Zu Beginn und auch am Schluss wird der "Witz" sehr groß geschrieben mit vielen guten Sprüchen und witzigen Szenen. Dazwischen geschieht lange Zeit nicht viel und dann erscheinen Charakterzeichnungen auf dem Schirm, die den Personen zwar wirklich Tiefe verleihen, aber ansich hat das mit Komödie nicht viel zu tun.
Als Beispiele seien genannt: Ikes Unfähigkeit, auf seine Partnerinnen einzugehen und vor allem, statt sich selbst, nur andere zu kritisieren, und Maggies Phobie vor Beziehungen, weil sie im letzten Moment bemerkt, dass sie das was sie möchte, eigentlich gar nicht möchte – im Vorfeld wollte sie immer das, was die anderen von ihr erwartet haben. Hinzu kommt ihr alkoholkranker Vater und die Tatsache, dass die Neckereien und "Scherze" ihrer Verwandschaft gar nicht so witzig sind und sie sehr stark verletzen.

Das ist zwar sehr gut eingebaut und umgesetzt, lenkt den Schwerpunkt der Geschichte kurzzeitig jedoch eher zum Drama, anstatt wie eine Komödie zu unterhalten.
In diesem Moment wird auch deutlich, warum die beiden Hauptfiguren letztendlich zusammen kommen sollten und müssten, das wurde von den Autoren sehr schön eingeleitet und von den Darstellern auch toll gespielt. Sie verstehen einander, sie hören auf einander und vor allem reden sie miteinander. All das ist glaubhaft und einfühlsam inszeniert und gespielt, dabei bleibt jedoch der Unterhaltungswert auf der Strecke.

Hinzu kommt, dass der Film eindeutig 15 Minuten zu lang geraten ist. Der Epilog und die Aussprachen sind sicher wichtig, erinnern letztendlich aber zu stark an einen Woody-Allen-Film, als dass man als Zuschauer Spaß daran haben könnte. Eine straffere Erzählweise wäre hier deutlich besser gewesen.

Im Gegensatz zu Julia Roberts ähnlich angelegten Film Die Hochzeit meines besten Freundes [1997], leidet dieser hier nicht unter der schwachen männlichen Hauptfigur, denn Richard Gere passt der smarte Gentleman-Schuh zwar nicht so gut wie viele seiner früheren Rollen, aber dennoch gut genug, dafür wirken in Die Braut, die sich nicht traut die Nebencharaktere viel zu blass, teils zu übertrieben und künstlich. Der Flair, den manche Figuren der etwas schrulligen Kleinstadt erwecken, wird durch die überkandidelten und unpassenden Charaktere beinahe wieder erstickt.


Fazit:
Was unterm Strich bleibt ist ein annehmbarer Unterhaltungsfilm, der zwar zu keiner Zeit an den indirekten Vorgänger Pretty Woman anschließen kann, jedoch zwei charmante Darsteller in überzeugenden Rollen liefert.
Wirklich mitreißend ist der Film leider nicht, und im Kino hätte ich mich wahrscheinlich über das gezahlte Geld geärgert, im Fernsehen kann man sich den Film jedoch getrost anschauen – da läuft oft viel Schlechteres.