Der Tag, an dem die Erde stillstand [2008]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. August 2009
Genre: Science Fiction / Drama

Originaltitel: The Day the Earth Stood Still
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA / Kanada
Produktionsjahr: 2008
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Scott Derrickson
Musik: Tyler Bates
Darsteller: Keanu Reeves, Jennifer Connelly, Kathy Bates, Jaden Smith, John Cleese, Jon Hamm, Kyle Chandler, Robert Knepper, James Hong, John Rothman, Sunita Prasad


Kurzinhalt:
Ohne Vorwarnung landen eines Tages leuchtende Kugeln überall auf der Welt, die größte mitten im Central Park in New York. Ein Team von Forschern und Wissenschaftler wird eilig zusammengestellt, um die Sphäre zu untersuchen. Helen Benson (Jennifer Connelly) gehört zu ihnen und steht mit ihrer Gruppe im Park plötzlich einem seltsamen Wesen gegenüber, das aus der Kugel kam. Der Besucher wird versehentlich angeschossen und entpuppt sich wenig später als Klaatu (Keanu Reeves), ein Botschafter der Außerirdischen in Menschenform.
Seine Anweisung, er wolle mit den Machthabern der Welt sprechen wird ignoriert und so leitet er ein, wozu er gekommen ist. Aus dem Krankenbett geflohen, versteckt ihn Helen bei sich, rechnet aber nicht mit dem Widerstand ihres Stiefsohnes Jacob (Jaden Smith), zu dem sie seit dem Tod seines Vaters den Zugang verloren hat. Es liegt an Helen und Jacob, Klaatu davon zu überzeugen, dass die Menschheit sich ändern kann – denn da die Erde systematisch von den Menschen kaputt gemacht und ausgebeutet wird, ist es seine Aufgabe, dem Planeten einen Neuanfang zu ermöglichen. Und dafür müssen die Menschen und alle Spuren ihrer Zivilisation vernichtet werden. Diese "Säuberung" steht unmittelbar bevor ...


Kritik:
Was müsste geschehen, damit die Menschheit von einem Tag auf den anderen aufhören würde, den Planeten auf dem sie lebt, und der sie ernährt, bis zum Kollaps auszubeuten? Vermutlich würde der Besuch von Außerirdischen Wesen dafür ausreichen, wenn diese uns die sprichwörtliche Pistole auf die Brust setzen würden. Zwar würden die Führer der Nationen auch dann anfangen zu verhandeln, die Emissionsbeschränkungen aufweichen wollen und allerlei Ausreden finden, weswegen dies nicht in einer Kompromisslosigkeit und in einer Geschwindigkeit geht, die notwendig ist, um den Planeten vor dem Menschen zu retten. Doch die viel wichtigere Frage nach Der Tag, an dem die Erde stillstand lautet: was müsste geschehen, damit die Außerirdischen mit ihrem Vorhaben, den Planeten von seiner größten Bedrohung zu befreien, nicht einfach fortfahren würden? Die Antwort hierauf liefert Scott Derricksons Remake des beinahe 60 Jahren alten Originals leider nicht oder nur unzureichend.
Zwar versteht es der Filmemacher, das von ihm seit 15 Jahren angestrebte Projekt als ein Aufruf an den Klimaschutz und eine Rückbesinnung des Menschen auf die Erde selbst zu gestalten, doch wie sollte Helen dem Besucher Klaatu begreiflich machen, dass die Menschen die letzte Bewährung überhaupt verdient haben? Nachdem der außerirdische Besucher noch vor dem Erstkontakt niedergeschossen wird, gehört sie immerhin zur Truppe, die alle möglichen Tests an dem Forschungsobjekt durchführt. Und alle Beteuerungen, dass die Menschen sich ändern können zum Trotz wird die im Central Park ruhende, riesige Kugel der Ankömmlinge vom Militär beschossen und angegriffen. Eine Gesinnungsänderung scheint also nicht stattzufinden.
Dass sich die weit entwickelten Aliens davon beeinflussen lassen würden, zu welchen Emotionen die Menschen fähig sind, und erkennen würden, dass diese Spezies eine weitere Chance verdient hat, ist dabei nicht einmal abwegig. Nur überrascht das Drehbuch von David Scarpa, wenn man sich ansieht, welche Gefühlsregung denn den Ausschlag gibt. Es ist nicht die Hoffnung, oder aber die Fähigkeit, zu lieben, es ist auch kein Opfer für jemand anderen, sondern Trauer und Mitgefühl. Insofern scheint der Auslöser des Umschwungs der bis dahin recht kompromisslos angelegten Story von Der Tag, an dem die Erde stillstand nicht wirklich glaubhaft.

Das Ende der Welt mit der Ankunft einer außerirdischen Spezies einzuläuten ist keine wirklich neue Idee in Hollywood und insbesondere in den letzten Jahren gab es einige interessante Filme zu dem Thema. Nur scheinen sich die Filmemacher hier nicht so recht entscheiden zu wollen, wie sie ihr Werk anlegen möchten. So wird die Geschichte zum großen Teil aus der Sicht von Helen Benson und ihrem Stiefsohn Jacob geschildert. Der Aspekt mit der Regierungsentscheidung wird über die Verteidigungsministerin – solide gespielt von der charismatischen Kathy Bates – zwar angeschnitten aber nicht wirklich weiter verfolgt. Die globalen Auswirkungen bleiben allerdings außen vor. Dies ist umso tragischer, da man auch zum weltweiten Wüten des zerstörerischen Schwarms nichts gesagt bekommt und Der Tag, an dem die Erde stillstand leider keinen Epilog bietet. Welche Folgen ein solches Ereignis also für die Menschen haben würde, dazu geben die Macher keine Auskunft.
Da die Rolle der routiniert aber nicht übermäßig geforderten Jennifer Connelly ebenso klischeehaft angelegt ist, wie die Entwicklung von Jacob, der im erwarteten Moment das Wort "Mom" fallen lässt, berührt ihr Schicksal nicht so sehr, wie es beispielsweise bei Tom Cruise Filmfamilie in Krieg der Welten [2005] der Fall gewesen war. So passend John Cleeses Auftritt als philosophierender Wissenschaftler dabei ist, so erzwungen wirkt er in der Geschichte auch und der Charakter des sympathisch agierenden Kyle Chandler kommt leider viel zu kurz. Keanu Reeves mag zwar die Rolle des mysteriösen Besuchers Klaatu gereizt haben, doch sein eingefahrenes Mimikspiel, das sich mit Sicherheit irgendwie aus dem Drehbuch erklären lassen mag, enttäuscht und erscheint überraschend uncharismatisch.

Handwerklich gibt sich Regisseur Derrickson keine Blöße. Der Tag, an dem die Erde stillstand ist tadellos gefilmt, und auch wenn man immer wieder den Einsatz der Spezialeffekte bemerkt, dann ausschließlich nur deswegen, weil solche Bilder einfach in Wirklichkeit nicht existieren. Auch die wenigen Actionszenen sind gelungen inszeniert und dank einer passenden musikalischen Untermalung durch Tyler Bates auch packend. Nur tröstet all das nicht darüber hinweg, dass die Geschichte wirkt, als stecke sie noch in den Kinderschuhen. Die Aussage ist lobenswert und der Produktionsaufwand merklich, doch weswegen sich die Außerirdischen umentscheiden und der Menschheit eine weitere Chance einräumen sollten, wird nicht schlüssig und was es tatsächlich heißen würde, wenn die Menschen rund um den Planeten die Luft anhalten in Erwartung dessen, was als nächstes passiert, davon vermittelt der Film leider keinen Eindruck.


Fazit:
Dass sich die Macher und der Autor die Welt ein ganzes Stück "grüner" wünschen würden, sieht man nicht nur daran, dass Helen Benson ein Hybridfahrzeug fährt und die Menschen einmal mehr als größte Plage des Planeten bezeichnet werden. Doch so löblich diese Aussage ist, die Geschichte wird dadurch nicht packender. Dafür konzentriert sich der Film auf Figuren, die zu offensichtlich am Reißbrett entstanden und verliert den globalen Aspekt aus dem Auge. Wenn wirklich der Moment kommt, dass die Erde stillsteht, wird man als Zuschauer mit dem Abspann überrascht, einen Epilog, der zum Nachdenken anregen, oder die Stimmung der Menschen rund um die Welt gerade dann wiedergeben würde, gibt es leider nicht.
Bis dahin ist Der Tag, an dem die Erde stillstand tadellos gefilmt und aufwändig gemacht. Die Darsteller werden durch das Drehbuch in ihren Möglichkeiten gegängelt und als Zuseher hofft man auf einen wirklich packenden Augenblick – der aber nie eintritt.