Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil [1985]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 9. Juni 2011
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: The Jewel of the Nile
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1985
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Lewis Teague
Musik: Jack Nitzsche
Darsteller: Michael Douglas, Kathleen Turner, Danny DeVito, Spiros Focás, Avner Eisenberg, Hamid Fillali, Holland Taylor, Guy Cuevas, Peter DePalma, Mark Daly Richards, Sadeke Colobanane


Kurzinhalt:
Nachdem sie ihren abenteuerfreudigen Traumprinzen bekommen hat, hat die Romanautorin Joan Wilder (Kathleen Turner) an sich alles, was sie sich erträumt hatte. Nur von was träumt man dann? Während sie an einer Schreibblockade sitzt und von einer Buchvorstellung zur nächsten fährt, findet sich Jack Colton (Michael Douglas) nur sehr ungern damit ab, neben Joan als "Mr. Wilder" zu gelten. Als sie vom geheimnisvollen Omar (Spiros Focás) die Einladung erhält, zu ihm nach Nordafrika zu reisen, um seine Biografie angesichts seiner kommenden Ausrufung zum Kaiser zu verfassen, zieht es Colton nach Griechenland und so trennen sich ihre Wege.
Doch wenig später muss Joan erfahren, dass Omar ganz andere Pläne verfolgt und den spirituellen Führer (Avner Eisenberg) seines Landes gefangen hält, bis er seinen eigenen Machtanspruch durchgesetzt hat. Jack trifft indes auf Ralph (Danny DeVito), der sich an ihm rächen will, ehe sie von Omars Absichten erfahren und Joan nach Afrika folgen. Immerhin soll es dort auch den sagenumwobenen "Juwel vom Nil" geben ...


Kritik:
Sieht man sich Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil an, erkennt man erst, wie zeitlos Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten nur ein Jahr zuvor geraten ist. Dabei versucht die Fortsetzung, Jack Colton und Romanautorin Joan Wilder ein halbes Jahr nach ihrem Abenteuer zu zeigen, schildert, wie das Leben im Luxus eintönig geraten ist, setzt nach dem "und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende" an, und ersetzt es durch "und ein weiteres Abenteuer wartete auf sie". Es sind genügend Beteiligte des ersten Films vorhanden, damit dieses Vorhaben gelingen kann. Michael Douglas gibt sich erneut als Draufgänger, dem es nicht gelegen kommt, dass seine Partnerin im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Sein machohaftes Auftreten ist ihm dabei dennoch abhandengekommen. Auf der anderen Seite findet die Romanautorin Joan Wilder endlich die Möglichkeit, aus ihrer Rolle auszubrechen, auch wenn sie dabei auf Colton verzichten muss. Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil vorzuwerfen, es wäre eine bloße Nacherzählung des ersten Films, wäre nicht richtig. Und doch gelingt es der Abenteuergeschichte nicht, aus der Idee eine packende Achterbahnfahrt zu machen.

Ein halbes Jahr, nachdem der kantige Jack mit einem Segelboot vor Joan Wilders Apartment gewartet hatte, reisen sie immer noch um die Welt, auch wenn die Autorin ihren letzten Abgabetermin bereits um drei Monate überschritten hat. Da erhält sie ein verlockendes Angebot: sie soll die Biografie des geheimnisvollen Staatsmanns Omar schreiben, der sich in Kürze zum Kaiser wird ausrufen lassen. Dafür soll sie mit ihm nach Nordafrika. Jack zieht es unterdessen nach Griechenland. Die Haltung der beiden kann man nachvollziehen – wie lange hält das Gefühl des Abenteuers an? Wenn man es einmal gewohnt ist, was würde man alles dafür tun, es wiederzuerlangen? Was Jack umtreibt, und Joan nach Afrika bringt, ist dann verständlich, wenn man sich ansieht, wie sie sich kennenlernten. Dass hinter Omar mehr steckt, als ein charmanter Gönner, vermuten wir bereits zu Beginn, doch wie es Jack und den ebenfalls wieder aufgetauchten Ralph, lustig gespielt von Danny DeVito, nach Afrika verschlägt, und was sie dort erwartet, ist in der Tat kaum vorhersehbar. Das mag auch daran liegen, dass sich die Figuren selten so verhalten, wie man es selbst in jener Situation tun würde. Joan trifft unterdessen auf einen Mann, der von Omar gefangen gehalten wird und muss erkennen, dass Omar eine mit Spezialeffekten gespickte Show vorbereitet, mit der er sich selbst als spiritueller Führer profilieren will.

Es ist eine seltsame und auch nicht natürliche Verbindung von verschiedenen Themen, die Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil prägen. Beispielsweise eine Gruppe Araber auf Kamelen, die einen Ghettoblaster mit ständig dudelnder Musik mit sich tragen, oder gar abends beim Lagerfeuer zu amerikanischer Musik zu tanzen beginnen. Auch springt der Film von Panzern und Explosionen zu einem Stamm der Nubier mit einer Hochzeitszeremonie, ehe beim Finale etwas geschieht, das sich am besten als Mischung aus Rock-Konzert und Gottesdienst bezeichnen lässt. Auch eine übersinnlich angehauchte Einstellung mit Avner Eisenberg, dessen Fähigkeiten letztlich gar nicht erklärt werden, passt nicht ins Konzept. Eisenberg ist dabei die vielleicht größte Entdeckung des Films, entwickelt der Darsteller doch ein subtiles und natürliches Gespür für Comedy sowohl in dem was er tut, als auch in dem, was er sagt. Er ergänzt eine Stimmung, die zwischen Michael Douglas und Kathleen Turner immer noch existiert, der aber das Neuartige aus Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten fehlt. Womit die Fortsetzung stattdessen aufwartet ist solide Unterhaltung, mitunter spritzig dargebracht, insbesondere, wenn man sich auf die Dialoge der Protagonisten bezieht, aber ohne die Überraschungen, die der erste Film mit sich brachte. Ein paar Actionszenen, insbesondere der Ausbruch aus Omars Anwesen mittels eines F-16-Kampfjets, oder der Verfolgungsjagd durch die Schlucht mit den Panzern, sind gelungen, doch gibt es ein Element, das sich durch den gesamten Film zieht und ihn viel des Potentials kostet. Die Synthesizer-Musik von Jack Nitzsche kleidet den Film wenig vorteilhaft in ein 1980er-Jahre Ambiente und wirkt dabei doch nie so rhythmisch und ansteckend wie Alan Silvestris Untermalung des ersten Teils. Das ist gerade insofern tragisch, da sie hier in Erinnerung bleibt, während die durchaus guten Momente dabei untergehen.


Fazit:
Es ist in etwa so, als wenn man bei guten Freunden einen Abend mit einer Dia-Show verbringt über einen Urlaub, bei dem man selbst nicht dabei war. Man kann erkennen, wie packend es gewesen sein muss, und man erinnert sich auch an die gemeinsame Zeit mit den Menschen auf der Leinwand, aber wirklich mitgerissen wird man nicht. Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil ist keine bloße Nacherzählung und wirkt doch wie eine schnell abgehandelte Pflichtaufgabe.
Die Figuren scheinen vertraut, die Geschichte kann unterhalten, doch von einigen witzigen Momente und einer spürbaren Chemie zwischen den Beteiligten abgesehen gibt es kaum etwas, durch das die Actionkomödie wirklich hervorsteht. Dass man ihr außerdem ihre Entstehungszeit so stark anmerkt, während der Vorgänger erfrischend zeitlos wirkt, lässt sie im Schatten von Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten umso mehr verblassen.