3 Minutes [2013]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. Dezember 2014
Genre: Thriller / Drama

Originaltitel: The Elevator: Three Minutes Can Change Your Life
Laufzeit: 92 min.
Produktionsland: Italien
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Massimo Coglitore
Musik: Stefano Caprioli
Darsteller: James Parks, Caroline Goodall, Burt Young, Niccolò Senni, Katie McGovern, Sara Lazzaro, Katia Greco, Gianfranco Terrin, Daniel Mba, Paolo Borzì


Kurzinhalt:
Jack Tramell (James Parks) ist Showmaster der erfolgreichen "3 Minutes"-Quizshow. Auf dem Weg nach Hause empfiehlt er dem Wachmann George (Burt Young) noch die heutige Sendung, ehe er in den Aufzug steigt. Kurz danach steigt eine Frau (Caroline Goodall) zu. Als der Fahrstuhl unerwartet anhält, will Jack die Alarmtaste drücken, doch er wird von der Frau mit einem Tazer außer Gefecht gesetzt.
Wenig später kommt Jack wieder zu sich, gefesselt und an einem Gurt um den Oberkörper aufgehängt. Die Frau, die sich Katherine nennt, will mit ihm ein Spiel spielen – der Einsatz ist sein Leben. Obwohl Jack behauptet, er wisse nicht, was sie von ihm wolle, lässt sie sich von ihrem perfiden Plan nicht abbringen ...


Kritik:
Etwas am Konzept von 3 Minutes ist auf grundlegende Weise unstimmig. Und das bezieht sich sowohl auf den Film, als auch auf die gleichnamige Quizshow innerhalb des Films. Darin haben die Kandidaten ähnlich wie bei Wer wird Millionär? [seit 1999] die Möglichkeit, eine Million zu gewinnen, wenn sie alle Fragen richtig beantworten. Vier Möglichkeiten gibt es jeweils, mit drei Jokern. Für jede Frage, die vom Showmaster quälend langsam vorgetragen und wiederholt wird, hat der Kandidat drei Minuten Zeit zu antworten – worin liegt bei dem Tempo der Spaß beim Zusehen? Im Film wird der Showmaster von einer Frau im Aufzug nach den Regeln des Spiels gefoltert – worin soll hier der Spaß beim Zusehen liegen?

Die Ausgangslage erinnert etwas an Roman Polanskis Der Tod und das Mädchen [1994] nur ohne dessen psychologischen Thrill, das klaustrophobische Drama oder die schauspielerische Finesse. Quizshow-Moderator Jack Tramell ist ein normaler, nicht wirklich sympathischer, aber auch nicht unsympathischer Mann, der (so scheint es zumindest im Fernsehen) auf alles eine Antwort hat. Im Hochhaus angekommen, in dem er seine Wohnung hat, stellt er sich in den Aufzug. Kurz danach steigt eine Frau ein, die ihn mit einem Elektroschocker außer Gefecht setzt. Als er wieder zu sich kommt, ist er immer noch im Fahrstuhl, aber gefesselt und an einem Leibgurt aufgehängt, damit er nicht fliehen kann. Die Frau eröffnet ihm, dass sie ein Spiel spielen werden: Für jede richtige Antwort kommt er in die nächste Runde, für jede falsche wird sie ihm ein Körperteil entfernen.

Im Gegensatz zu Polanski setzt Massimo Coglitore hier weniger auf das psychische Dilemma seiner Figuren, als auf die Schmerzen, die Katherine ihrem Opfer zufügt. Gemessen an der Spielzeit von eineinhalb Stunden sind das erstaunlich wenig und bewegen sich glücklicherweise nicht auf dem Niveau gängiger "Folterpornos". Was geschieht passiert immer abseits der Kamera, auch wenn sich 3 Minutes auf Grund der Geräusche und der Situation offensichtlich an Zuschauer solch vorgenannter Filme richten will.

Ein Grundsatzproblem hierbei ist, dass die Sympathien einzig auf der Seite von Opfer Jack liegen. Nicht nur, dass man nicht weiß, was er getan hat, um diese Strafe zu verdienen, man erfährt ewig nicht, was ihm überhaupt vorgeworfen wird. Stattdessen beginnt Katherine ihr Spiel mit scheinbar belanglosen Fragen, ehe sie selbst das Interesse daran zu verlieren scheint. Dann ziehen sich die Dialoge über die üblichen Klischees hin, ehe es zum Kern des Films geht. Dieser ist derart breitgewalzt und mit einer Hintergrundgeschichte der rachsüchtigen Frau geschmückt, dass die durchaus wahre Anklage, die darin enthalten ist, im Film nur ausgebeutet aber nicht mit Würde vorgetragen erscheint.

Was 3 Minutes vollkommen vermissen lässt ist eine gelungene Gegenwehr von Seiten des ach so schlagfertigen Jack, der vielleicht doch nicht das Unschuldslamm ist, das er vorgibt zu sein. Dieser schafft es zwar, wenn Katherine am Boden liegt, den Alarmschalter beim Aufzug zu betätigen, aber schlau genug, sie auszuknocken, wenn sie ihm den Rücken zudreht, ist er nicht. Dasselbe gilt, wenn Katherine sogar zwei Geiseln hält, die sie überrumpeln, von denen sich eine dann aber zurückzieht, anstatt dass sie die Frau gemeinsam überwältigen. So profiliert die Karriere von Caroline Goodall ist, immerhin finden sich darin auch Rollen wie diejenige im großartigen Schindlers Liste [1993], ihre Darbietung hier ist so wenig überzeugend wie die gesamte Ausgangslage. In keinem Moment stellt sie eine wirkliche Bedrohung für Jack dar oder scheint in der Lage, ihm all das anzutun.

Bei der Heimvideoveröffentlichung auf Blu-ray erwartet Fans des Films ein klares, scharfes Bild und ein durchaus gelungener Ton in DTS-HD Master Audio 5.1. Letzterer nutzt die hinteren Boxen auch zur atmosphärischen Unterstützung, selbst wenn diese Art Film naturgemäß eher die Vorderen zum Klingen bringt. Das mitgelieferte Wendecover ohne das aufdringliche FSK-Logo wird Enthusiasten freuen, wer auf Bonus-Material hofft, wird diesmal allerdings enttäuscht. Außer dem Trailer zum Film und anderen Veröffentlichung der "OFDb-Filmworks" gibt es nichts zu sehen. Schade. In Anbetracht der Tatsache, dass der Film wohl international gar nicht in HD als Disc erhältlich und kein anderes Zusatzmaterial verfügbar ist, bleibt der Release vermutlich der beste, den Interessenten erhoffen können.


Fazit:
Die letzten zwei Minuten von 3 Minutes versuchen schlauer zu sein als der Rest des Films. Das gelingt ihnen schon deshalb, da was zuvor geschieht die Messlatte nicht allzu hoch legt. Auch den Schlusskniff dürften Thrillerfans schon lange im Voraus kommen sehen. Was bis dahin passiert ist nur anfangs interessant, nie wirklich spannend und von allen Beteiligten so matt gespielt, dass man vermuten könnte sie ahnten, wie das Endergebnis aussieht.
Regisseur Massimo Coglitore gelingen paar interessante Perspektiven, aber schon die säuselnde Musik wirkt jeglicher Spannung entgegen. Darum scheint der Film viel länger als er ist und das, obwohl aus der Idee ein wenn schon abstruser, zumindest packender Film hätte werden können.
Man kann es auch anders formulieren: Vor die Wahl gestellt, eineinhalb Stunden im Fahrstuhl festzustecken oder mir 3 Minutes nochmal anzusehen, würde ich den Fahrstuhl vorziehen. Und das ist keine leichte Entscheidung.    

Blu-ray-Wertung:
3 von 6 Punkten