"Star Trek: »Countdown to Darkness«" [2013]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 05. Mai 2013
Autoren: Mike Johnson (Story von Roberto Orci und Mike Johnson)Zeichner: David Messina
Genre: Science Fiction / Action
Originaltitel: Star Trek: »Countdown to Darkness«
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Englisch
Ausgabe: ePub
Länge: 91 Seiten
Erstveröffentlichungsland: USA
Erstveröffentlichungsjahr: 2013
Erstveröffentlichung in Deutschland: 2013
ISBN-Nr. (gedruckte Ausgabe): 978-3-86425-175-7
Kurzinhalt:
Während Captain Kirk einen Landurlaub kaum erwarten kann, plagen seinen ersten Offizier Spock Schuldgefühle an einer Tragödie, die er nicht hatte vorhersehen oder verhindern können. Die kommende Mission des Sternenflotten-Raumschiffs Enterprise stellt die Crew augenscheinlich vor keine großen Herausforderungen: Sie sollen den Entwicklungsstand der Bewohner von Phaedus feststellen, die nach letzten Erkenntnissen noch lange nicht soweit sind, in die interstellare Raumfahrt zu treten. Durch die Oberste Direktive ist damit ein Kontakt mit den Bewohnern verboten.
Doch dann entdecken sie auf der Oberfläche ein Energiefeld, das bedeutend weiter entwickelt ist. Bei einem Erkundungsflug wird das Shuttle, an Bord dessen sich unter anderem Sulu, Spock und Kirk befinden, abgeschossen. Was sie auf der Planetenoberfläche entdecken lässt sie nicht nur an der Obersten Direktive zweifeln, sondern könnte Ausgangspunkt für einen intergalaktischen Krieg sein ...
Kritik:
Dass Filmstudios mit dem Merchandising meist mehr verdienen als mit dem eigentlichen Film, ist kein Geheimnis und auch durchaus legitim. Wenn jedoch der Film ohne eine durch das Merchandising vorgestellte Geschichte nicht funktioniert, ist dies der falsche Ansatz. Im Prequel-Comic Star Trek: »Countdown« [2009] zum Neuanfang des bekannten Science Fiction-Universums erzählten die Autoren den Werdegang des Bösewichts aus Star Trek [2009]. Ohne dieses Wissen ergeben dessen Handlungen im Film merklich weniger Sinn. Ob die Macher sich damit einen Gefallen getan haben, sei dahingestellt.
Mit Star Trek: »Countdown to Darkness« bereiten die Verantwortlichen nun den Weg für den kommenden Kinofilm Star Trek Into Darkness [2013]. Wie sehr die Story hier mit dem Film verzahnt wird, bleibt abzuwarten. Dass bereits Comics angekündigt sind, die unmittelbar nach dem Film ansetzen, lässt ebenfalls keine eindeutigen Schlüsse zu.
Was an Countdown to Darkness als erstes auffällt ist der Fokus auf die Figur des Vulkaniers Spock, der nach dem Tod seiner Mutter und dem Verlust seines Heimatplaneten ebenso rastlos ist, wie von Alpträumen daran verfolgt. Auch wenn die mittleren Bände des eingangs als vierteilige Reihe veröffentlichten Comics den Blick auf andere Charaktere werfen, Spock rahmt die Reihe insgesamt ein und ist an allen wesentlichen Punkten beteiligt. Dafür muss die Geschichte ohne prominente Unterstützung auskommen wie Captains der übrigen Star Trek-Serien oder Besucher aus der Zukunft wie im ersten Film und Comic gleichermaßen.
Die Story verschlägt die junge Crew der Enterprise um Captain James Kirk auf den Planeten Phaedus, den sie eigentlich nur beobachten sollen, ohne sich einzumischen – getreu der Obersten Direktive. Doch dann entdecken sie eine Technik, welche das dort lebende Volk gar nicht besitzen sollte. Das Shuttle, das die Vorkommnisse untersucht, wird sodann abgeschossen und Kirk muss erkennen, dass seine Crew unfreiwillig in einen Bürgerkrieg hineingezogen wird.
Die prominenteste neue Figur, die Countdown to Darkness vorstellt ist Robert April, der totgeglaubte ehemalige Captain einer früheren Enterprise. Nicht nur, dass er Kirk vor eine Gewissensfrage stellt, er trickst den jungen Befehlshaber aus, um ihn für seine Zwecke zu benutzen. Star Trek-Fans erwarten weitere Verweise auf bekannte Charaktere wie Schmuggler Harry Mudd, beziehungsweise Aprils ersten Offizier Alex Marcus – Vater von Carol Marcus. Dass außerdem Klingonen im Verlauf der Geschichte eine Rolle spielen, erhöht zum Beginn des vierten Comics merklich die Spannung. Zwar enden die jeweiligen Ausgaben mit einem Cliffhanger, doch insgesamt gerät die Crew erst im letzten Drittel merklich unter Zugzwang, sobald April an Bord der Enterprise gelangt.
Die Zeichnungen des Comics zeigen nicht nur die bekannten Schiffe des Star Trek-Universums, sondern auch die vertrauten Figuren, die aber nicht immer gleich gut getroffen sind. So passt meist die Körperhaltung zum Charaktertyp, aber der Gesichtsausdruck wirkt wie bei Comics oft üblich stark überspitzt. Das Aussehen der Enterprise ist stets überzeugend, die Gesichter der durchaus bekannten Darsteller jedoch weniger. Informationen über die neu vorgestellten Aliens sind dabei außerordentlich rar.
Die einzelnen Panels des Comics wirken weniger aus dem Computer gerendert und eher von Hand gezeichnet, wobei die überstrahlend leuchtenden Phaserstrahlen und Explosionen ebenso herausstechen wie die von Regisseur J.J. Abrams oft und gern verwendeten Lens Flares, die hier auch Einzug halten, wenngleich nicht in dem Übermaß wie im ersten neuen Star Trek-Film. Die Präsentation ist durchaus gelungen und fängt dabei den Look des letzten Films ebenso ein, wie das Flair der ersten Serie Raumschiff Enterprise [1966-1969]. So sollte Fans zumindest die Wartezeit zum neuen Film versüßt werden, auch wenn noch nicht absehbar ist, wie wichtig das Comic für Star Trek Into Darkness wirklich ist.
Fazit:
Alle handwerkliche Finesse zum Trotz wird es letztlich darauf ankommen, wie sich die Story von Countdown to Darkness in das vor vier Jahren neu begründete Universum einfügt. Für sich allein genommen ist sie zwar interessant, aber doch kurz und vertieft nur die Figur von Spock weiter, während alle anderen auf der Stelle treten. Die neu vorgestellten Charaktere, allen voran Captain April, lassen zwar Potential erkennen, doch erfährt man zu wenig, als dass ihr Schicksal wirklich packt.
Die spannende Frage ist, wie eng die Macher das Comic in den Film Star Trek Into Darkness einbinden. Für sich allein erscheint die Geschichte unfertig und gehetzt, wenn einiges davon weiter verfolgt wird, könnte sich das ändern. Als kurzweilige Unterhaltung eignet es sich für Fans in jedem Fall – Neueinsteiger werden sich nur schwer zurechtfinden –, doch nach der langen Ankündigung und den großen Versprechen waren die Erwartungen höher, als hier geliefert wird. Erst auf der allerletzten Seite bekommen diejenigen, die sich im Vorfeld mit dem neuen Film beschäftigt haben, den Namen des Mannes zu sehen, der die Crew in ihrem kommenden Filmabenteuer beschäftigen wird. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht die einzige Verknüpfung bleibt.