Douglas Adams: "Macht's gut und danke für den Fisch" [1984]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 24. Oktober 2004
Autor: Douglas AdamsGenre: Unterhaltung / Science Fiction / Komödie
Originaltitel: So Long, and Thanks For All the Fish
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Englisch
Ausgabe: Gebunden
Länge: 136 Seiten
Erstveröffentlichungsland: Großbritannien
Erstveröffentlichungsjahr: 1984
Erstveröffentlichung in Deutschland: 1985
ISBN-Nr. (gelesene Ausgabe): 0-517-14925-7
Kurzinhalt:
Ford Prefect kann es nicht fassen, jetzt da die Erde zerstört ist, wird sein gesamter Artikel in den Reiseführer "Per Anhalter durch die Galaxis" aufgenommen – oder existiert die Erde immer noch, beziehungsweise wieder? Arthur Dent ist nach Jahren der Sternenbummlerei wieder auf seinem Planeten angekommen und mehr als verwundert, dass er überhaupt noch da ist. Die Menschen gehen ihren gewohnten Gang und auch Arthurs Haus steht noch wie einst.
Bei seinen Nachforschungen trifft Arthur auf die junge Frau Fenchurch, die sich erinnern kann, dass die Erde zerstört wurde, und die seitdem auf der Suche nach einer Antwort ist, die sie damals verloren hat. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Grund für 'neue' Erde, und müssen dabei erkennen, dass größere Kräfte am Werk sind, als ursprünglich gedacht. Und als wäre das nicht genug, sind auch noch alle Delphine vom Planeten verschwunden ...
Kritik:
Nach dem doch sehr enttäuschenden dritten Teil der Buchserie Per Anhalter durch die Galaxis, entführt Autor Douglas Adams den Leser hier nun auf den ungewöhnlichsten aller Planeten und begleitet Hauptfigur Arthur Dent, wie er die Erde von Grund auf neu entdeckt. Was einem als Leser der anderen Teile aber auffällt ist die Tatsache, dass der Roman stilistisch kaum etwas mit den Vorgängern gemein hat, auch die Story ist gänzlich anders angehaucht, und wäre es nicht um einen wirklich ungünstig gewählten und das Flair der vorangegangenen 121 Seiten fast zerstörenden Storytwist, dann hätte der Roman vom abgefahrenen Science Fiction-Weltraumabenteuer überhaupt gar nichts in sich.
Aber um zu verstehen, weshalb Adams so schrieb, wie er geschrieben hat, muss man etwas tiefer graben und sich die Hintergründe des vierten Roman genauer ansehen.
Es ist seit jeher ein ungeschriebenes Gesetz, dass Buchverleger ihren Autoren Termine zur Fertigstellung der Bücher setzen, die diese aber nicht einhalten. In etwa so, wie jede zweite Filmproduktion ihr Budget und ihre Drehtage überschreitet. Douglas Adams gehörte zu der Generation Autoren, die ihre "Deadlines" generell zu versäumen pflegten, und am Ende kam es bei Macht's gut und danke für den Fisch so weit, dass sein Verleger Sonny Mehta bei Adams einzog, und ihm dabei half, den Roman fertig zu stellen. Später äußerte sich Douglas Adams, dass er mit dem Buch nicht wirklich zufrieden sei, und es einige Einschnitte gegeben habe, die seine Vision stark verändert hätten. Vielleicht wirken die letzten 20 Seiten deshalb so gehetzt und vom restlichen Inhalt des Buches "losgelöst", denn man hat während der gesamten, sich immer weiter anbahnenden Romane das Gefühl, dass Adams hier viel persönlicher, ja intimer aus seinem Leben erzählt. Den Effekt verstärkt noch die kleine, aber wirklich drollige Geschichte, die Arthur Dent erzählt, und die Douglas Adams selbst widerfahren ist. Sie handelt von zwei Packungen Keksen, einem völlig Fremden und ihre Erlebnisse in einem Bahnhof.
Bisweilen macht es schon den Eindruck, als wäre Adams die üblichen Per Anhalter-Fans Leid gewesen, als wolle er nicht mehr Buch für Buch dieselben irrwitzigen Geschichten erzählen, sondern sich einem anderen, einem für ihn in dem Moment passenderen Thema widmen. So lässt sich auch das 25. Kapitel interpretieren, in dem er den "alten" Lesern der bisherigen Teile eine regelrechte Ohrfeige verpasst. Dort erzählt er über seinen Hauptcharakter Arthur Dent und die Leser, die an dessen Erfahrungen eigentlich nicht interessiert sind. Wer es doch ist, sollte weiterlesen – alle anderen mögen "zum letzten Kapitel vorspringen, das nicht nur gut ist, sondern auch Marvin beinhaltet". Der Autor schlägt hier einen deutlich härteren, unverblümten Ton hat, benutzt Worte, die er bislang immer gescheut hat, und führt seine Stammleserschaft regelrecht vor. Dabei macht der vierte Band der Reihe ansich einen viel reiferen Eindruck, was auch daher rührt, dass er sich nur auf zwei Figuren konzentriert.
Auf Zaphod, Trillian oder Slartibartfast müssen die Leser diesmal verzichten, Ford Prefect spielt nur eine Nebenrolle, Marvin hat zudem nur einen Kurzauftritt, der einem als Fan des Blechroboters zudem zu denken gibt, und einen würdigen, wenn auch unerwarteten Abschluss bietet. Seine letzten Worte jedenfalls werden im Gedächtnis haften bleiben.
Schon nach dem etwas verwirrenden Anfang wird klar, dass Adams hier mit einem anderen Tempo erzählt, er führt verschiedene Handlungsfäden ein, löst sie dann anscheinend nicht zusammenhängend wieder auf, um sie im späteren Verlauf, nach einer fortwährenden Entwicklung der Figuren wieder zusammen zu führen, und dieses Aufeinandertreffen dann ausführlich zu zeigen. Er lässt seinen Hauptcharakter Arthur Dent, der in den letzten beiden Büchern stark vernachlässigt wurde, hier endlich zum Zug und vor allem zur Ruhe kommen. Die Odyssee im Weltall ist für ihn beendet, und wäre da nicht seit langer Zeit die erste Frau in seinem Leben, dann würde es ihn auch nicht kümmern, weshalb die Erde wieder da ist, sein Haus noch steht und alle Menschen glauben, der Angriff der Vogonen wäre nur eine Halluzination gewesen.
Wurden alle Charaktere im Per Anhalter-Universum bislang eher schemenhaft beschrieben, verleiht der Autor Fenchurch erstmals ein detailliertes Aussehen, und wenn er und Arthur sich durch die Wirrungen des Schicksals endlich finden, er auf mehreren Seiten beschreibt, wie sie verzaubert durch die Nacht fliegen, dann erscheint das bei weitem nicht mehr so abgehoben und fantastisch, aber doch vollkommen unpassend wie noch in Das Leben, das Universum und der ganze Rest [1982], sondern mehr schon wie eine Metapher, ein Stilmittel um zum Ausdruck zu bringen, in welchem Zustand sich die beiden befinden.
Aber während das Zusammenfinden der beiden Figuren sehr interessant ist, bleibt die eigentliche Geschichte lange Zeit auf der Strecke, sie wird verdrängt, nach über der Hälfte des Romans unversehens wieder ausgegraben und dann in einem derartigen Tempo durchexerziert, dass weder eine Spannung aufkommt, noch ein rechter Spaß am Weiterlesen. Wenn etwa 15 Seiten vor Schluss dann Ford Prefect wieder auf der Erde landet, mit ihm aber auch ein riesiger Roboter und dann das abgedrehte Science Fiction-Element die Oberhand gewinnt, verfliegt die Stimmung des Romans von einer Seite zur nächsten. Auch was aus Ford Prefect im Endeffekt wird, wird nicht erklärt, stattdessen beschreiten die beiden Hauptcharaktere zum Schluss einen fremden Planeten, treffen dort auf einen alten Bekannten und erfahren "Gottes letzte Botschaft an seine Schöpfung". Die ist zwar rückwirkend wirklich gelungen, aber nachdem der Roman so gekonnt den Eindruck vermittelte, als wolle Adams seinen Figuren einen Abschluss gönnen, sie endlich Frieden finden lassen, lässt er einen als Leser doch wieder auf der letzte Seite in der Luft hängen. Was aus ihnen wird, ist nicht klar, ob überhaupt etwas geschieht auch nicht, und wieso das Komplott mit den Vogonen der ersten beiden Romane hier überhaupt nicht erwähnt wird, bleibt auch ein Rätsel.
Man bekommt den Eindruck, dass der Roman ansich hätte anders verlaufen sollen, dass der Beginn Adams ursprüngliche Vorstellung war und das Ende dann der Vermarktung halber korrumpiert wurde. Dabei bleibt während des gesamten Buches die Spannung aus, die Dramaturgie kann ebenfalls nicht überzeugen und manche Kapitel scheinen wie ein nicht enden wollender, inhaltlich vollkommen unwichtiger, aber um Seiten zu füllen dennoch aufgenommener Erguss des Autors. Das Ende von Macht's gut und Danke für den Fisch enttäuscht bitter und hinterlässt dank Marvins letzter Worte doch einen hoffnungsvollen Beigeschmack. Die Entwicklung, die Douglas Adams seinen Figuren spendiert ist hier zum ersten Mal wirklich gut gelungen, und als Charakterzeichnung kann gerade Arthur Dents Wandlung überzeugen. Doch dafür werden alle anderen Figuren (mit Ausnahme von Fenchurch) stark vernachlässigt und die Story versandet auf dem Weg.
Sprachlich bietet der Roman ebenfalls eine Überraschung, denn auch wenn viele Kapitel und Einleitungen so hintersinnig geraten sind, wie man es vom ersten Buch Per Anhalter durch die Galaxis [1979] gewohnt ist, Adams schreibt hier ohne Wertung gegenüber der Menschheit, der Sarkasmus und die Ironie bleiben großteils Aus und verstärken somit noch den Eindruck, dass auch im Leben des Autors etwas geschehen sein muss, das seinen Blick auf die Welt verändert hat.
Dass sein Bezug zu Computern seit dem dritten Buch ein gänzlich anderer geworden ist, sieht man auch daran, dass es keine bösartigen Seitenhiebe auf ihre Imperfektion gibt, sie schnattern nicht mehr oder nerven die Menschen mit ihren dämlichen Fragen – hier ist es interessant zu wissen, dass sich Adams in der Zwischenzeit einen Apple Computer gekauft hatte und darin regelrecht vernarrt war.
Die Sprache und die Erzählweise machen einen bedeutend reiferen Eindruck, die kosmischen Zwischenfälle spielen Arthur Dent nicht länger gegen den Rest der Welt aus, sondern helfen ihm, sein Leben zu meistern – man könnte auch meinen, dass der vierte Roman der bisher lebensbejahendste ist, und doch ist es gerade der Schnitzer mit Fords Ankunft und ihren Folgen, die den Roman auf den letzten Seiten in eine andere Richtung lenken, oder dazwischen einfach vierzig Seiten vermissen lassen, die diesen Übergang angenehmer und weniger abrupt-konstruiert hätten erscheinen lassen.
Vom eigentlichen Flair der Buchreihe ist jedoch nicht mehr viel übrig geblieben, der Autor widmet sich anderen Themen und verpackt diese leidlich in das bekannte Franchise, um den Fans einen neuen Roman verkaufen zu können. Die waren davon aber großteils wenig angetan; zu Unrecht. Stilistisch und inhaltlich ist Macht's gut und danke für den Fisch auf den ersten 120 Seiten wirklich gut, und auf jeden Fall besser als der dritte Roman. Erst als Adams auf Krampf versucht, sein Werk in das übrige Universum mit seinen abgefahrenen Wendungen zu pressen, zerbricht sein bis dahin sorgfältig aufgebauter Roman an einem viel zu schnellen, unglaubwürdigen und nichts wirklich beendenden Abschluss. Dass der Roman dabei sporadisch auf einen Erzähler zurückgreift und sich über weite Teile dennoch selbst erzählt, verstärkt den Eindruck eines gehetzten Schriftstücks nur noch.
Fazit:
Dass Douglas Adams nicht mehr derselbe Mensch ist, der er 1979 war, als er den ersten Roman Per Anhalter durch die Galaxis niederschrieb, steht außer Frage. Wieso er dann aber, wenn er sich für andere Themen interessiert, dieselben wieder in dasselbe Universum presst, sich am Schluss jedoch dahingehend nicht standhaft bleibt, und doch auf Krampf die ursprüngliche Thematik wieder mit einwebt, dabei sein Ursprungskonzept allerdings verwässert, wird sein Geheimnis bleiben.
So ungewöhnlich ich seinen Anfang fand, ich muss gestehen, er hat mir gefallen. Wie sich Fenchurch und Arthur näher kamen, ihre Gemeinsamkeiten entdeckten, allein wie Adams das kaum erwähnte Mädchen des Prologs des ersten Romans wieder auftauchen lässt, ist wirklich gelungen, und auch die verschiedenen Handlungsstränge mit dem Regen-Gott und John "Wonko" Watson, die er zuerst unscheinbar, später aber gekonnt miteinander verwoben werden lassen Spaß am Lesen aufkommen, aber eine rechte Spannung stellt sich nicht ein. Geht man an den Roman mit der Erwartung heran, dass er die Geschichte wie in Teil zwei und drei weiterführt, den Leser auf immer fantastischere Welten führt und mit noch abgefahreneren Aliens konfrontiert, dann wird man enttäuscht sein. Wer aber gerade den Beginn gut fand, wird vom Schluss mit der gekünstelten Mitfahrgelegenheit der Protagonisten vor den Kopf gestoßen, wobei die letzten Seiten wieder auf dem Niveau des Anfangs landen.
Von daher ist Macht's gut und danke für den Fisch ein zweischneidiges Schwert, einerseits ist es schön zu sehen, dass sich der Autor Douglas Adams weiterentwickelt hat, andererseits liefert er dann doch nicht den lange angekündigten und sich anbahnenden Abschluss, den man sich als Leser für die Charaktere wünscht.