C. S. Lewis: "Die Chroniken von Narnia" [1950-1956]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 10. April 2008
Autoren: Clive Staples LewisGenre: Fantasy
Originaltitel: The Chronicles of Narnia
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Englisch
Ausgabe: Gebundene Ausgabe
Länge: 767 Seiten
Erstveröffentlichungsland: Großbritannien
Erstveröffentlichungsjahr: 1950 bis 1956
Erstveröffentlichung in Deutschland: 1957 bis 1982
ISBN-Nr. (gelesene Ausgabe): 978-0-06-059824-2
Kurzinhalt:
Das Wunder von Narnia (Originaltitel: The Magician's Nephew)
Durch Zufall landen die befreundeten Nachbarskinder Digory Kirke und Polly Plummer im Arbeitszimmer von Digorys Onkel Andrew. Er zwingt sie, mittels magischer Ringe in eine andere Welt zu reisen, um ihm zu berichten, wie es dort ist – unbeabsichtigt bringen sie eine böse Weiße Hexe aus einer Zauberwelt in unsere.
Es beginnt ein Abenteuer, das Digory, Polly, Andrew und die Hexe in eine Welt entführt, die gerade erst im Entstehen ist. Und in der die Hexe ihre Möglichkeit sieht, die Herrschaft an sich zu bringen ...
Der König von Narnia (Originaltitel: The Lion, the Witch and the Wardrobe)
Unbeabsichtigt stolpert Lucy Pevensie durch einen Wandschrank in die Welt Narnia, in der die Zeit ganz anders verläuft, es sprechende Tiere und zauberhafte Wesen gibt. Doch Narnia – einst erschaffen vom mächtigen Löwen Aslan – befindet sich schon seit 100 Jahren im Winter. Ausgelöst durch ein Weiße Hexe, die weiß, dass irgendwann Kinder aus einer fremden Welt kommen werden, die ihr gefährlich werden könnten. Als Lucy zusammen mit ihren Geschwistern Peter, Susan und Edmund nach Narnia zurückkehrt, scheinen sie auserwählt, die Schreckensherrschaft der Hexe zu beenden ...
Der Ritt nach Narnia (Originaltitel: The Horse and His Boy)
Während des Goldenen Zeitalters in Narnia macht sich Shasta, ein Junge des Landes Calormen, das durch eine Wüste von Narnia getrennt ist, zusammen mit dem sprechenden narnianischen Pferd Bree auf, seinem Leben zu entfliehen und nach Narnia zu reiten. Auf ihrem Web begegnen die beiden Aravis und ihrem sprechenden Pferd Hwin. Nur durch Zufall erfahren sie, dass die Herrscher Calormens beabsichtigen, Archenland, ein an Narnia angrenzendes Land, zu überfallen – um so die Invasion Narnias vorbereiten zu können ...
Prinz Kaspian von Narnia (Originaltitel: Prince Caspian)
Es sind über 1000 Jahre vergangen, seit Peter, Edmund, Susan und Lucy zuletzt in Narnia gewesen sind, auch wenn die Kinder nur ein Jahr älter geworden sind. Ohne ihr Zutun werden sie von Aslan nach Narnia geholt, um dort dem rechtmäßigen König Kaspian zum Thron zu verhelfen. Dessen Onkel hat nicht nur geplant, ihn um sein Erbe zu bringen, sondern auch die sprechenden Tiere Narnias auszurotten, um so die Alleinherrschaft des Menschen zu sichern ...
Die Reise auf der Morgenröte (Originaltitel: The Voyage of the Dawn Treader)
Edmund und Lucy warden zusammen mit ihrem Cousin Eustace Scrubb nach Narnia gebracht, um dort König Kaspian zu helfen, diejenigen Lords zu finden, die verbannt wurden, als Kaspians Onkel damals den Thron beanspruchte. Seine Reise führt ihn weit jenseits der bekannten Grenzen Narnia bis ans Ende der Welt – doch bis es soweit ist, müssen sie auf ihrer Seereise viele Wunder und Abenteuer bestehen ...
Der silberne Sessel (Originaltitel: The Silver Chair)
Die Aufgabe, die Aslan Eustace und seiner Schulkameradin Jill stellt, als sie nach Narnia gebracht werden, ist nicht nur gefährlich, sondern scheint für die beiden Kinder auch kaum zu lösen. Zusammen mit Puddleglum sollen sie Prinz Rilian finden, der Sohn König Kaspians, der in seinen letzten Tagen ausgezogen ist, Aslan aufzusuchen.
Seit dem Tod seiner Mutter vor vielen Jahren verschwunden, wird Rilian gefangen gehalten, um gegen seinen Willen eine Invasion Narnias vorzubereiten – es liegt an Eustace, Jill und Puddleglum, die finsteren Pläne einer bösen Hexe zu vereiteln ...
Der letzte Kampf (Originaltitel: The Last Battle)
Es sind die letzten Tage Narnias, als der böswillige Affe Shift den gutmütigen aber einfältigen Esel Puzzle dazu benutzt, Narnias Geschöpfen und Bewohnern den lange nicht erschienenen Löwen Aslan vorzugaukeln und so die bösen Absichten Shifts durchzusetzen.
Er hat sich mit den Calormen zusammengetan, um Profit zu machen und während die Calormen vorbereiten, Narnia zu unterwerfen, finden sich Jill und Eustace in Narnia wieder, um ein letztes Mal Aslans Willen zu tun und Narnia zusammen mit König Tirian vor den bösen Mächten zu retten ...
Kritik:
Zusammen mit J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe zählt Die Chroniken von Narnia zu den Genre prägendsten und einflussreichsten Fantasywerken, die je veröffentlicht wurden. Nicht zuletzt durch die vor einigen Jahren neu angestrebte Verfilmung einzelner Geschichten aus den Chroniken erfuhr das immerhin über 50 Jahre alte Epos einen erneuten Erfolg bei älteren wie jüngeren Lesern.
Autor C. S. Lewis, der in einer Abhandlung über das Schreiben von Kinderbüchern einmal meinte, dass man sich nicht vornehmen sollte, speziell für Kinder zu schreiben, weil diese es ersten merken würden und zweitens jede aussagekräftige Geschichte ebenso für Kinder wie für Erwachsene gedacht sein könnte, war auch ein Freund Tolkiens und gehörte demselben Autorenclub an. Doch während Fans die Fantasywerke um ein paralleles Universum namens Narnia nach wie vor in höchsten Tönen loben, gibt es von vielen Seiten nach wie vor Kritik an verschiedensten Elementen der Chroniken. Eine Kritik, die stellenweise nicht ganz unberechtigt ist.
Lewis, der im Erwachsenenalter zum Christentum übertrat, sieht sich insbesondere in heutiger Zeit vermehrt mit der Kritik konfrontiert, dass Narnia viele Allegorien enthält, die auf die Religionsgemeinschaft schließen lassen. Manche Kritiker warfen dem im November 1963 mit 65 Jahren verstorbenen Autor vor, dass er es sich zum Ziel gesetzt habe, ein Kinderbuch zu verfassen, dem er religiöse Motive zu Grund legen wollte – ein Vorwurf, gegen den sich C. S. Lewis immer wehrte. Unübersehbar sind die Anleihen allerdings schon, sei es nun ein allmächtiger, Welt erschaffender und unsterblicher Heilbringer, der sogar sterben muss, um Narnia so das erneute Leben zu schenken. Oder die Tatsache, dass nur diejenigen in Narnia bleiben dürfen, die auch daran glauben – die übrigen bleiben ausgeschlossen, um nur zwei offensichtliche zu nennen. Es sind sehr, sehr viele Motive, die in jedem einzelnen Buch untergebracht sind, die einen religiösen Unterton besitzen, auch wenn dies nicht ein Bestreben des Autors gewesen sein mag, sondern sich seiner Aussage nach "von selbst in die Geschichte eingebracht hat".
Wie eine richtige Missionierung scheint Die Chroniken von Narnia allerdings nicht, dafür ist es ein anderer Aspekt, der einen als Leser eher ins Stocken geraten lässt. Wird das Land Narnia als ein wahres Paradies beschrieben, in dem viele Fabelwesen friedlich miteinander leben, die intelligenten Tiere sprechen können und meist noble Könige herrschen, grenzt getrennt durch eine große Wüste das Land Calormen an Narnia an. Dort leben dunkelhäutige Menschen, die Säbel als Waffen nutzen, Turbane tragen, das Schicksal ihrer Frauen bestimmen und stets um ihren Profit bemüht sind. Putsch und Sklaverei sind an der Tagesordnung und mehr als einmal wollen die Calormenen Narnia heimtückisch überfallen, um das Land zu versklaven und die Schätze der "freien Welt" zu erbeuten.
Eine solche Stereotypisierung weist gerade in der heutigen Zeit empfindliche Parallelen zu Vorurteilen gegenüber den Staaten im Nahen Osten auf, die außerdem eine Herabwürdigung anderer Glaubensgemeinschaften beinhalten – das mag zur Zeit von C. S. Lewis ein gängiges erzählerisches Mittel gewesen sein, um auch die Überlegenheit der britischen Übermacht zu unterstreichen, doch es wirkt einerseits angestaubt und gleichzeitig mit einem üblen Beigeschmack. Dass sich manche Bücher ausschließlich auf Calormen konzentrieren und man sehr viele Bezüge zu anderen Völkern darin entdeckt, macht es nicht wirklich besser.
Wer sich allerdings auf Narnia einlässt wird ein bilderreiches, fantasievolles und sehr detailliertes Fantasyuniversum vorfinden, das man (in der richtigen wie auch von Lewis gewollten Reihenfolge gelesen) von der Geburt bis zur letzten Stunde begleiten kann. Dass die Hauptfiguren wechseln mag zunächst etwas seltsam anmuten, doch verleiht es den verschiedenen Erzählungen auch jeweils eine besondere Perspektive und wirkt im Endeffekt, als würde die Fackel um die Entdecker und Besucher Narnias mit der Zeit weiter gegeben.
Die Rahmengeschichte, Das Wunder von Narnia [1955] und Der letzte Kampf [1956], entstand als letztes, Der König von Narnia [1950] (eigentlich das zweite Buch), war der erste veröffentlichte Roman. Gefolgt von Prinz Kaspian von Narnia [1951] – den zeitlich zwischen den beiden Büchern angesiedelte Der Ritt nach Narnia [1954] schrieb Lewis vor der Rahmengeschichte. Die Bücher fünf und sechs, Die Reise auf der Morgenröte [1952] und Der silberne Sessel [1953] entstanden in chronologischer Reihenfolge.
Insofern ist es erstaunlich, wie gut die einzelnen Erzählungen ineinander greifen, manche Zusammenhänge ergeben sich erst später, bisweilen nimmt der Autor in einem Roman Bezug auf einen vorhergehenden, den er aber erst danach verfasste. Man hat darum das Gefühl, als hätte Lewis sich das Universum, in dem seine Chroniken angesiedelt sind, schon zuvor zurecht gelegt und an sich nur entschlossen, in welcher Reihenfolge sie erzählt werden. Das Schema ist dabei grundsätzlich immer dasselbe, meist werden die Kinder nach Narnia geholt, um eine dort stattfindende Bedrohung abzuwenden und den Bewohnern Narnias Mut zu machen. Im Anschluss werden sie wieder in die "normale" Welt zurückgeschickt mit dem Ausblick, irgendwann wieder nach Narnia kommen zu dürfen. Doch darf an sich kaum jemand mehr als zweimal in das wundersame Fantasyland reisen, regelmäßig unterstreicht der Löwe Aslan, dass die Kinder zu alt seien, um zurückzukehren und erst später wieder kommen werden – zu einem anderen Zeitpunkt.
Die einzelnen Geschichten faszinieren durch einen kaum vorstellbaren Grad an Fantasie, die in den Eigenschaften der Figuren Narnias beginnt, sich auf die Gegebenheiten der Landschaft überträgt und reicht bis hin zur zeitlichen Entwicklung. Auch wenn Narnia viele, viele Generationen umfasst und man als Leser wie die Kinder selbst nur Auszüge daraus gezeigt bekommt, vermittelt Lewis dennoch einen Eindruck dessen, was in der Zeit dazwischen geschehen ist. Es scheint also beinahe so, als hätte der Autor noch viele Geschichten mehr erzählen können und deutet am Ende der beinahe 800 Seiten auch nur an, dass das wahre Abenteuer erst begonnen hat.
Bei den verschiedenen Figuren bleibt festzuhalten, dass sie durch ihren Aufenthalt in Narnia immer sehr verändert werden, eine Änderung, die sich in ihrer Zeit außerhalb der Fantasywelt wieder rückgängig zu machen scheint. Sei es nun ihr Mut und ihre Tapferkeit, ihre Stärke oder Weisheit, ja sogar ihre Sprache verändert sich während der Geschichten nachhaltig, doch beginnen sie bei ihrem nächsten Besuch in Narnia wieder von vorne, ehe die Welt sie schneller verändert und zu der Person formt, die sie vorher schon in Narnia gewesen ist.
Mit Digory und Polly, die die Chroniken sozusagen einrahmen, beginnt eine ganze Reihe Kinder, die jeweils zwei Bücher in Narnia verbringen dürfen. Peter, Susan, Edmund und Lucy sind dabei ohne Zweifel die sympathischsten, mit denen man sich am schnellsten identifiziert. Für Eustace Scrubb und Jill Pole muss man sich hingegen erst ein wenig erwärmen, auch wenn ihnen an sich die wichtigsten Bücher zufallen und ihre Figuren auch bei ihrem letzten Auftritt mehr erleben dürfen als beispielsweise Peter, Edmund und Lucy, die beinahe zu Beobachtern und Statisten degradiert werden.
Mit über 100 Nebencharakteren und erwähnten Figuren umfasst Die Chroniken von Narnia ein sehr große Anzahl Figuren, von denen die meisten aber immerhin entsprechend ausgearbeitet und mit einem Hintergrund versehen werden. Für größere Rollen wie diejenige von Puddleglum, Tirian oder Prinz Rilian, beziehungsweise Prinz Kaspian entwickelt Lewis sogar eine besondere Form der Sprech- und Ausdrucksweise, so dass man sich schneller mit den Charakteren identifiziert. Für ein Kinderbuch ist die Hintergrundgeschichte zusammen mit den vielen Personen sehr komplex, so dass selbst erwachsene Leser Schwierigkeiten haben werden, sich alle Beteiligten zu merken.
Innerhalb der jeweiligen Bücher bringt Autor C. S. Lewis eine eigenständige Geschichte unter, die sich wie gewohnt aufbaut und nach eine Spannungsbogen im Finale mündet. Auf die gesamten Chroniken gesehen hebt sich lediglich Der letzte Kampf ein wenig ab, da hier zum ersten Mal die Bedrohung für Narnia so groß scheint, dass man sich als Leser darum sorgt, ob denn die Fantasywelt weiter bestehen wird. Bis dahin, so scheint es, hat Aslan selbst immer dafür gesorgt, dass die Abenteuer gut ausgehen, lediglich als sich die Tage Narnias dem Ende zuneigen, der große Löwe lange nicht gesehen wurde und auch nicht klar wird, wie Jill und Eustace das drohende Unheil abwenden sollen, kommt für das gesamte Universum Spannung auf. Deshalb unterhalten die einzelnen Bücher trotzdem, wahre Pageturner, Bücher die man nicht aus der Hand legen kann, sind sie allerdings nicht. Dafür ist das Schema, dass den Kindern ohnehin nichts passiert und sich alles zum Guten wenden wird, schon zu früh zu erkennen.
Sprachlich sind Die Chroniken von Narnia auch auf englisch an sich einfach zu verstehen, auch wenn viele Fantasyfiguren seltsame Namen aufweisen, manche Landschaftseigenschaften ungewohnt sind und auch die Sprache selbst ihren Ursprung vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert hatte. Die lyrischen Anleihen, insbesondere bei den Königen oder wenn die Charaktere eine Zeit lang in Narnia gewesen sind, stellen dabei schon eher ein Problem dar. Zwar wirken die Dialoge dann sehr getragen und erinnern nicht von ungefähr an Shakespeares Zeiten, doch wirkt es schlichtweg nicht natürlich, wenn zehnjährige Kinder in einer Art und Weise sprechen, als wären sie am chinesischen Kaiserhof aufgewachsen.
Interessenten, die Narnia im Original lesen wollen, sie dies nur empfohlen, der Zugang ist trotz der britischen Herkunft und Ausdrucksweise schnell gefunden, und auch wenn sich die Bücher nicht so schnell lesen wie moderne Popliteratur beinhalten sie viele Perlen und linguistische Raffinessen, die sie ohne weiteres lesenswert machen.
Was nach den beinahe 800 Seiten bleibt ist ein etwas zwiespältiger Eindruck, der zur Zeit, als Die Chroniken von Narnia ursprünglich erschienen waren nicht so groß gewesen sein mag. So fantasievoll das Universum um den majestätischen Löwen Aslan auch sein mag, und so undurchschaubar seine Absichten sind, so scheint sich das Geschehen, mal abgesehen von den unterschiedlichen Figuren, immer zu wiederholen. In regelmäßigen Abständen muss Narnia gerettet werden, ist dies dann geschehen, werden die Helden wieder entlassen und ihrer Pflicht entbunden. Der Ausgang der jeweiligen Bücher ist immer schnell abzusehen, auch wenn es der Weg ist, der die Erzählung interessant macht.
Doch die vielen religiösen Anleihen und insbesondere die Abwertung anderer Glaubensgemeinschaften, die bei Narnia immer wieder durchschimmern lassen die Geschichtensammlung in einem schlechten Licht erscheinen verwundern in gewissem Sinne auch. Vorwürfe von Rassismus und Sexismus musste sich Lewis ebenfalls gefallen lassen, doch diese sind bei weitem nicht so prominent wie die religiösen Aussagen. Erwachsenen mag das ewig gleiche Schema der einzelnen Bücher auch etwas zu eintönig sein, auch wenn das Fantasyuniversum facettenreicher kaum hätte sein können.
Fazit:
Es ist berauschend zu sehen, wie Narnia in Das Wunder von Narnia entsteht, wie die Grenzen jener Welt voller Leben in Die Reise auf der Morgenröte ausgelotet werden, die Figuren buchstäblich bis ans Ende der Welt reisen und man in Der silberne Sessel gezeigt bekommt, wo Aslan, jene Ehrerbietung einflößende Figur tatsächlich lebt. Auch die angrenzenden Länder, ob es nun der Norden ist, oder aber Calormen, werden bereist und beleuchtet, die sozialen Strukturen aufgezeigt und verschiedenste Figuren vorgestellt. Selbst der einem Staffellauf anmutende Wechsel was die Hauptcharaktere angeht stört nicht, sondern bleibt dadurch interessant, dass man zu sehen bekommt, wie Narnia die einzelnen Figuren verändert, ihnen Tiefe verleiht und sie entwickelt.
Doch wiederholt sich all dieses Vorgehen in jedem der sieben Romane. Jeweils wird ein Charakter zurechtgeschliffen, der Narnia als besserer Mensch verlässt, als dass er die Welt betreten hätte. Und auch die Abenteuer, die jeweils eine große Reise umfassen, ähneln sich grundsätzlich in ihrer Aussage, ihrem Aufbau und Ablauf. Meist kann man sogar nach den ersten Kapiteln schon erahnen, wie sich die restliche Geschichte entwickeln wird, doch während manche Teile einfach übersprungen werden, zieht sich eine andere Situation dann unnötig in die Länge.
Ganz ohne Frage hat Autor C. S. Lewis sehr viel Fantasie in sein Epos Die Chroniken von Narnia mit einfließen lassen, und der Detailreichtum ist mancherorts wirklich überwältigend. Zumal die verschiedenen Bücher trotz der wiederholenden Themen eine Einheit bilden, die man auch als solches gelesen haben sollte – wenn es einen denn interessiert. Der Fantasyaspekt hat mich dabei am meisten fasziniert, obgleich ich mich mit den kindgerechten Inhalten stellenweise erst einmal anfreunden musste. Dass die Kinder dann aber Feinde enthaupten und blutrünstige Schlachten überleben schien sich mit anderen Teilen der Romane nicht wirklich zu decken in Bezug auf die gewählte Zielgruppe. Aber während ich mich auch mit den religiösen Anleihen durchaus abfinden konnte, die mitunter so präsent sind, dass sie einfach nicht übersehen werden können, waren es die Herabwürdigungen der anderen Glaubensgemeinschaften und die abwertende Schilderung der Calormen, die mir zu schaffen machten. Das mag zwar dem Zeitgeist Lewis' entsprochen haben, wirkt aus heutiger Sicht aber ignorant und in keinsterweise pädagogisch empfehlenswert.
Wer sich damit abfinden kann, den erwartet mit Die Chroniken von Narnia ein ansprechendes Kinderfantasywerk, dessen wiederholende Art Erwachsenen weniger angenehm sein dürfte, das aber durch die Beschreibungen und das lebendige Universum durchaus fasziniert.