Douglas Adams: "Das Restaurant am Ende des Universums" [1980]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 17. Oktober 2004
Autor: Douglas Adams

Genre: Science Fiction / Komödie

Originaltitel: The Restaurant at the End of the Universe
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Englisch
Ausgabe: Gebunden
Länge: 163 Seiten
Erstveröffentlichungsland: Großbritannien
Erstveröffentlichungsjahr: 1980
Erstveröffentlichung in Deutschland: 1982
ISBN-Nr. (gelesene Ausgabe): 0-517-14925-7


Kurzinhalt:
Auf der Flucht vor Nagern, die in sein Gehirn sehen möchten, reist Arthur Dent zusammen mit Trillian, Ford Prefect, Zaphod und Marvin an Bord der "Herz aus Gold" durchs All, bis sie von einem Schiff der Vogonen angegriffen werden, die auch die letzten Überlebenden der Erde auslöschen wollen.
Im Verlauf der nächsten Minuten muss Zaphod jedoch erkennen, dass er selbst Teil einer riesigen Verschwörung ist, deren Kern die Identität des mächtigsten Mannes des Universums ist. Er muss zahlreichen Fallen, Angriffen und Vortexen widerstehen, ehe er mit der Crew endlich dem Restaurant Milliways abstatten kann. Doch auch hier findet die Gruppe Außenseiter keine Ruhe, und während Zaphod und Trillian dem Geheimnis um den Herrscher immer näher kommen, stranden Ford und Arthur an einem der unwahrscheinlichsten Orte des Universums – zu einem der unwahrscheinlichsten Zeitpunkte.


Kritik:
Nachdem Autor Douglas Adams mit seinem ungewöhnlichen Science Fiction-Roman Per Anhalter durch die Galaxis [1979] ein Überraschungserfolg sowohl als Hörspiel (wie ursprünglich entworfen), als auch als Roman gelungen war, ließ eine Fortsetzung nicht lange auf sich warten. Die zweite (und letzte) Staffel der Hörspielreihe umfasste erneut sechs Episoden, die Adams wenig später im Roman Das Restaurant am Ende des Universums verarbeitet hat. Wie er selbst zugibt jedoch nicht in der Reihenfolge, wie als Hörspiel gedacht, wodurch sich auch die krude Reihenfolge der einzelnen Abschnitte des Buches erklären. Und so wird beim zweiten Teil der Reihe auch eines deutlich, was man am kongenialen, skurrilen ersten Teil noch gar nicht beachtet hat: Ansich handelt es sich weniger um einen Roman, als um eine Aneinanderreihung von witzigen Episoden, die von einer kaum vorhandenen Hintergrundgeschichte zusammengehalten werden.

Dagegen wäre nichts einzuwenden, wäre die Geschichte interessant genug, aber man wird im zweiten Roman das Gefühl leider nicht los, dass Adams zu sehr darauf versessen war, mit immer noch ulkigeren, noch abgefahreneren Ideen das Science Fiction zu veräppeln, ohne dabei aber wirklich zu wissen, wie sich die Geschichte weiterentwickeln soll. So verstrickt sich der Roman nicht nur in Widersprüche, sondern manche Abschnitte (insbesondere mit dem eingebildeten Universum im "entwurzelten" Haus des Per Anhalter durch die Galaxis-Verlages) ergeben schlichtweg keinen Sinn. Auch die fast schon nebensächlich erwähnten, möglichen Zeitreisen (mit denen das Geschehen des ersten Romans ja ganz einfach rückgängig gemacht werden könnte), lassen den offenen Schluss des Romans nur halb so spannend erscheinen. Dafür schlägt Adams hier jedoch einen noch düstereren Ton an, als noch im ersten Buch.
Die Episoden sind dabei nicht weniger skurril, allerdings macht der Roman gerade nachdem Arthur und Ford erkennen, auf welchem Planeten sie am Schluss bruchgelandet sind, einen sehr melancholischen Eindruck, die Stimmung ist insgesamt – mit den verschiedenen Foltermethoden – auch deutlich düsterer, als im ersten, bei dem die Vernichtung der Erde mit einem sarkastischen, aber nicht hoffnungslosen Unterton propagiert wurde. Dafür nimmt sich Douglas Adams diesmal aber mehr Zeit für die beiden beliebtesten Figuren der Reihe, Zaphod Beeblebrox und Marvin, der depressive Roboter. Letzterer bekommt dann auch die witzigsten, nervigsten und besten Sprüche zugeschrieben, seine "Verhandlung" mit einem Kampfroboter, ist zweifelsohne der beste Abschnitt auf den ganzen 160 Seiten. Kaum beleuchtet bleibt hingegen Trillian, die hier kaum eine Rolle zu spielen scheint. Ford und Arthur kommen zwar im letzten Drittel zum Tragen, aber sie scheinen sich seit ihrer Abreise von der Erde nicht wirklich weiterentwickelt zu haben. Über Zaphods Hintergrund, seine eigentliche Mission und seine Vergangenheit wird hingegen glücklicherweise mehr berichtet, und der interessante Charakter trägt weite Teile des Romans sichtlich, wenn auch erst mit Marvin als Rückendeckung souverän. Die übrigen neuen Figuren, von Zarniwoop, Hotblack Desiato und auch die Golgafrinchan werden hingegen wenig beleuchtet, Zarniwoop fast gar nicht, auch wenn einem die Figur grundlegend unsympathisch ist. Der einzige neue Charakter, der während seines kurzen Auftritts treffend und einwandfrei beschrieben wird, ist der alte Mann in der Hütte, der mehr im Universum zu sagen hat, als irgendjemand anders.

Während also weder die Handlung, noch die Figuren wirklich in Fahrt kommen, bleibt Douglas Adams wenigstens seiner Linie mit der ungewöhnlichen, makaberen und schwarzhumorigen Sprachgesataltung treu. Zu nennen sei hier zum einen erneut Marvins Schlagabtausch mit dem Kampfroboter, oder auch der Abschnitt der Crew an Bord von Desiatos Stuntschiff. Auch im letzten Drittel, in dem Arthur und Ford auf dem gar nicht so unwirtlichen Planeten mit der düsteren Zukunft festsitzen, kommt stilistisch am ehesten das Flair des ersten Romans wieder auf. Der dahingehend aber bestgestaltete Abschnitt ist aber Zaphods Ausflug auf Frogstar Welt B, sein Gespräch mit Gargravarr und der Total Perspective Vortex. Hier sind auch die Science Fiction-Elemente nicht in dem Maße übertrieben und abgefahren, wie in anderen Teilen des Romans; schlichtweg enttäuschend ist aber der Abschnitt, der dem Buch seinen Titel verleiht, nämlich der Besuch der Gruppe im Restaurant am Ende des Universums.
So interessant das Setting hier sein mag, das anfangs völlige Fehlen von Erklärungen, wie das Restaurant überhaupt funktionieren soll (diese liefert Adams erst zwei Kapitel später nach), sowie der nicht klar werdende Aufbau des Restaurants nehmen zusammen mit dem sehr schwachen Inhalt dieser Episode so viel Tempo aus der Geschichte, dass man am Ende das Gefühl nicht los wird, der einzige Sinn und Zweck dieses Abschnitts war es, Seiten zu füllen und den Leser / Zuhörer von einer richtigen Episode zur nächsten zu bringen.

So hinterlässt Das Restaurant am Ende des Universums einen sehr zwiespältigen Eindruck; sprachlich kommt Douglas Adams nahe an den bekannten, skurrilen Humor des Originalromans heran, und man merkt den pointierten Dialogen hier mehr als im ersten Buch an, dass sie von Sprechern vorgetragen werden sollten, und gerade durch ihr Zusammenspiel so gut funktionieren, aber die Geschichte selbst macht hier weniger einen durchgedrehten und witzigen, als einen konfusen und zusammengeschusterten Eindruck. Nur zwei Handlungsstränge, und der leider hier immer noch unterforderte Marvin machen den Roman lesenswert, aber eine so mitreißende Atmosphäre wie bei Per Anhalter durch die Galaxis stellt sich hier nicht ein; vielleicht auch, weil einem als Leser die Figuren gar nicht so wichtig sind, wie sie das der Autor vielleicht vorgestellt hat.
Wer den ersten Roman gelesen hat, kommt um den zweiten nicht herum, immerhin wird hier die Geschichte wieder aufgenommen und weitergeführt. Nur wo sie im Endeffekt hinführen soll, scheint Adams beim Verfassen nicht so recht gewusst zu haben. Aus der Ausgangsidee um den wahren Herrscher des Universums, der Verschwörung um die Zerstörung der Erde und auch um das Restaurant Milliways, hätte man mit etwas mehr Phantasie einen gelungenen Roman machen können – vielleicht hätte sich der Autor aber einfach mehr Zeit lassen müssen, anstatt die Reihe in einem derart erschreckenden Tempo durchzuhetzen.


Fazit:
Es mag sein, dass Douglas Adams die Reihe um den heimatlosen Arthur Dent als Trilogie geplant hatte (auch wenn daraus am Ende fünf Bücher geworden sind), nur scheint sich der Romanautor in seinem zweiten Werk hoffnungslos in einer zwar überraschenden, aber zunehmend kruderen und konfuseren Story zu verlieren. So sehr mir einige Abschnitte (wie Marvins und Zaphods Besuch bei Gargravarr) gefallen haben, so ermüdend waren aber andere Teile – wie derjenige des Restaurants, oder auch die letzten Kapitel mit Arthur und Ford (der hier nur eine Randfigur ist). Denn hier geschieht das, was bei Per Anhalter durch die Galaxis nie der Fall war, man ist den Charakteren geistig meilenweit voraus und kann Storytwists schon abschätzen.
Was Das Restaurant am Ende des Universums dann aber doch noch für Fans interessant macht ist die Sprache, mit der Adams den Leser immer wieder verblüfft. Diese Ironie, die Gegensätzlichkeiten, die er in einem Abschnitt miteinander verbindet, und der trockene Sarkasmus, mit dem er Ereignisse, ja ganze Storyentwicklungen kommentiert, vermitteln glücklicherweise wieder so ein Lesegefühl, wie im ersten Roman. Hier punktet das Buch, wo es inhaltlich sehr viel zu wünschen übrig lässt.
Was ich zudem stark vermisst habe, sind die Einträge aus dem intergalaktischen Reiseführer, zwar gibt es zwei oder drei im ganzen Buch, aber auch die wirken bei weitem nicht mehr so spritzig oder skurril, wie noch im ersten Roman.
Für Fans ein muss, andere werden hier sowieso nicht zugreifen.