Zombieland 2: Doppelt hält besser [2019]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. Oktober 2019
Genre: Komödie / Action / Horror

Originaltitel: Zombieland: Double Tap
Laufzeit: 99 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Ruben Fleischer
Musik: David Sardy
Besetzung: Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Emma Stone, Rosario Dawson, Luke Wilson, Zoey Deutch, Abigail Breslin, Avan Jogia, Thomas Middleditch


Kurzinhalt:

Jahre sind vergangen, seit das ungleiche Gespann aus Draufgänger Tallahassee (Woody Harrelson) und dem eher schüchternen Columbus (Jesse Eisenberg) nach der Zombie-Apokalypse aufeinandergetroffen ist. Inzwischen ist Columbus mit Wichita (Emma Stone) zusammen und alle drei bewohnen gemeinsam mit Wichitas Schwester Little Rock (Abigail Breslin) das Haus in 1600 Pennsylvania Avenue, Washington, D.C.. Doch Little Rock ist keine Teenagerin mehr und zunehmend unzufrieden, dass sie außer diesen drei Bezugspersonen niemanden – geschweige denn in ihrem eigenen Alter – um sich hat. Als die Gruppe auseinanderbricht, treffen Tallahassee und Columbus auf Madison (Zoey Deutch), die die letzten Jahre in einer Kühlkammer überlebte. Auf ihrem gemeinsamen Weg nach Graceland stoßen sie nicht nur auf weitere Überlebende wie Nevada (Rosario Dawson), sondern auch auf neue Zombies, die schneller und schwieriger zu töten sind. Ganze Horden dieser Untoten ziehen inzwischen über das Land …


Kritik:
Zehn Jahre hat es gedauert, bis Filmemacher Ruben Fleischer eine Fortsetzung zu seiner überraschend erfolgreichen Zombie-Horror-Komödie Zombieland [2009] auf die Leinwand bringt. Was das Publikum erwartet, versteckt sich bereits im deutschen Filmtitel, Zombieland 2: Doppelt hält besser. Insbesondere, was die schiere Menge an Zombies, den gezeigten Gewaltgrad, oder die Hauptfiguren anbelangt, legt Teil zwei merklich zu. Nur was die schon im ersten Film eher maue Geschichte angeht, präsentieren die Macher keine Steigerung. Im Gegenteil.

Wie viel Zeit seit dem ersten Film, der kurz nach der Zombie-Apokalypse spielte, vergangen ist, wird zwar nicht erwähnt, bedenkt man jedoch, dass die damalige Teenagerin Little Rock nun erwachsen und auch der Zustand des Verfalls spürbar weiter fortgeschritten ist, werden es vermutlich ebenfalls zehn Jahre sein. Die ungleiche Truppe um Tallahassee, Columbus, Wichita und Little Rock hat inzwischen keine geringere Immobilie als das Weiße Haus als Unterschlupf ausgesucht und das Gebäude so gut es geht gegen Zombie-Angriffe abgeriegelt. Aber während sich drei Personen aus der Gruppe mit dem Status Quo anfreunden, ist Little Rock zunehmend frustriert von der Aussicht, nie mit Gleichaltrigen zusammen sein, oder sich verlieben zu können. Umso mehr, da sie Tag für Tag ihre Schwester Wichita und Columbus als Paar vor sich sieht. So kommt es, wie es kommen muss, die Gruppe bricht auseinander.

Das ist für sich genommen kein Kritikpunkt, jedoch sehr wohl, wie dies geschieht. Besaßen Wichita und Little Rock im ersten Film stets ein Ziel, an das sie gelangen wollten, haben die Figuren in Zombieland 2 keinen solchen Antrieb. Vielmehr gibt es diejenigen, die das Nest verlassen und diejenigen, die ihnen hinterherfahren, um sie zu suchen. Dass sich auf diesem Weg neue Figuren finden, versteht sich von selbst und die nicht sehr vielfältige Madison, mit der sich Columbus einlässt, sorgt überwiegend für die heitersten Momente.
Doch das täuscht nur bedingt darüber hinweg, dass der Roadtrip nach Graceland und was Little Rock dort tatsächlich sucht, sich nicht aus der Geschichte heraus ergibt, sondern wie ein notwendiges Story-Element scheint, um den Figuren irgendetwas zu tun zu geben. Bei vielen Ideen der Geschichte weiß man nicht so recht, was sich die Macher an sich dabei gedacht haben. So beginnt die bereits in der Filmvorschau vorweggenommene Nebenhandlung um „Doppelgänger“ der Hauptfiguren ganz amüsant, nicht zuletzt dank der Besetzung. Doch der Witz wird zu oft wiederholt und der gesamte Abschnitt führt zehn Minuten später zu … nichts. Ebenso wenig die erneute Aufteilung der Gruppe.

Die wenig inspirierten Zwischenstopps des Roadtrips erscheinen wie notwendige Haltestellen, ohne Zusammenhang. Notwendig für den Humor des Films, nicht seine Entwicklung. Der zweifelsohne gelungenste Gag ist derjenige um Tallahassees Verachtung für den Minivan, mit dem die Truppe hier unterwegs sein muss und der nicht einmal die bekannte „3“ als Markenzeichen durch ihn erhält. Ebenso kehren Columbus’ Regeln aus dem ersten Film in sogar erweiterter Form zurück und ein Witz über Bill Murrays Schicksal im ersten Film ist überaus gelungen. Wer jedoch auf ein Wiedersehen mit dem charismatischen Mimen in der Story hofft, wird enttäuscht. Es lohnt sich allerdings, während und bis nach dem Abspann sitzen zu bleiben.
Dafür scheint Zombieland 2 merklich mehr Spaß an seinem Gewaltgrad zu finden. Der richtet sich zwar gegen Zombies, nur waren die selbst einst Menschen, was manch vermeintlich makaberer Einlage merklich den Spaß nimmt. Bereits die Eröffnung ist spürbar brutaler als die meisten Szenen des ersten Teils.

Am Ende ist all das nicht nur ernüchternd, sondern überaus enttäuschend. Man mag kaum glauben, dass dies die beste Story ist, die den Machern in den 10 Jahren seit dem ersten Film eingefallen ist. Zugegeben, die Besetzung funktioniert immer noch und amüsiert sich spürbar, wobei Woody Harrelson dann am besten ist, wenn er gegen sein Image als harter Kerl anspielt. Ihretwegen ist Zombieland 2: Doppelt hält besser zumindest nicht langweilig. Mit wechselnden Zielen wie Graceland oder der Pazifisten-Kommune „Babylon“, ohne dass von Beginn an absehbar wäre, wohin der erneute Reise führen soll, ist kein roter Faden innerhalb der Geschichte erkennbar. Zumal viele Zwischenstopps gar nicht notwendig wären. So wie die Fortsetzung an sich ebenfalls nicht.


Fazit:
Man hat das Gefühl, als hätten die Macher hier keine wirkliche Geschichte, sondern nur einzelne Momente als Ideen vor Augen gehabt, ohne eine Ahnung, wie sie all das in eine zusammenhängende Story packen sollen. Genauso episodenhaft fühlt sich die späte Fortsetzung schließlich auch an. Große Fans des ersten Teils finden in Zombieland 2: Doppelt hält besser einen Zombie-Film, wie es ihn seit dem Vorgänger nicht zu sehen gab. Das heißt, wer auf überzogene, brutale Action mit den Menschen fressenden Untoten gewartet hat, garniert mit oftmals arg oberflächlichem Humor, wird genau das finden. Aber selbst wenn es hier auch dank der kurzweiligen Laufzeit nie vollkommen langatmig wird, lassen die Macher die sympathische Leichtigkeit, auch der nach wie vor gut besetzten Figuren vermissen. Das ist schlicht bedauerlich – und unverständlich.