Death of a Unicorn [2025]
Wertung:
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Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 16. April 2025
Genre: Fantasy / Horror / Komödie
Originaltitel: Death of a Unicorn
Laufzeit: 122 min.
Produktionsland: USA / Ungarn
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Alex Scharfman
Musik: Giosuè Greco, Dan Romer
Besetzung: Paul Rudd, Jenna Ortega, Will Poulter, Téa Leoni, Richard E. Grant, Anthony Carrigan, Jessica Hynes, Sunita Mani, Steve Park, Kathryn Erbe (Stimme)
Kurzinhalt:
Es soll ein Wochenende sein, an dem Elliot Kintner (Paul Rudd) nicht nur seine berufliche Zukunft absichert, sondern auch diejenige seiner entfremdeten Tochter Ridley (Jenna Ortega). Dafür ist er auch durchaus bereit, den Umstand zu nutzen, dass vor nicht allzu langer Zeit Ridleys Mutter gestorben ist. Ridley begleitet ihn zu dem Geschäftstreffen mit der Familie Leopold, für die Elliot als Anwalt arbeitet. Der Leiter des Pharma-Firmenimperiums, Odell (Richard E. Grant), ist sterbenskrank und möchte die Leitung an Elliot übergeben, doch dafür wollen Odells Frau Belinda (Téa Leoni) und ihr gemeinsamer Sohn Shepard (Will Poulter) Elliot kennenlernen. Auf dem Weg zu der abgelegenen Lodge hoch oben in den Bergen, in einem der Familie Leopold gehörenden Wildtierreservat, fährt Elliot jedoch ein Tier an, das sich – entgegen aller Vernunft – als Einhorn entpuppt. Sie nehmen das tote Tier im Kofferraum mit, nicht ahnend, dass die heilenden Kräfte des Einhorns das Interesse der Leopolds wecken, während dessen Artgenossen auf blutige Rache sinnen …
Kritik:
Filmemacher Alex Scharfman scheint derart zufrieden mit seiner Grundidee von Death of a Unicorn, dass der schwarzhumorige Fantasyhorror nie darüber hinauswächst. Das ist auch deshalb schade, da er einige Ideen für eine bitterböse Satire mitbringt, die aber wie der Horroraspekt selbst so absehbar sind, dass man kaum davon mitgenommen wird. Das Ergebnis ist trotz der namhaften Besetzung nicht einmal um mehr bemüht, als was anfangs an die Hand gegeben wird. Begeistern kann das nicht.
Dabei klingt die Ausgangslage durchaus vielversprechend. Was wäre, wenn Einhörner wirklich existierten, aber rachsüchtige Kreaturen wären, die ein Gemetzel unter denen anrichten, die ihren Weg kreuzen? Das mag eine absurde Prämisse sein, doch macht Death of a Unicorn bereits vor der Einblendung des Filmtitels keinen Hehl daraus, dass man sich an Fantasyhorrorfilmen aus den 1980er-Jahren orientiert, die oftmals inhaltlich so abstrus wie blutgetränkt umgesetzt waren. Zusammen mit seiner entfremdeten Tochter Ridley macht sich der Firmenanwalt Elliot auf den Weg hoch oben in den Norden, wo sein Arbeitgeber Odell Leopold ein ganzes Wildtierreservat besitzt. Die Leopold-Familie hat ihr Geld mit Arzneimitteln gemacht, doch ausgerechnet Odell ist sterbenskrank und sucht einen Nachfolger. Seine Frau Belinda hat sich wohltätigen Zwecken verschrieben, während Sohn Shepard lieber den Reichtum genießt, anstatt sich sinnvoll einzubringen. Auf dem Weg zur Lodge fährt Elliot ein Wildtier an und staunt mit seiner Tochter nicht schlecht, als sie erkennen, dass es sich dabei offenbar (in Ermangelung einer besseren Beschreibung) um ein Einhorn handelt. Sie versuchen noch, den Unfall zu vertuschen und nehmen das totgeglaubte Tier im Kofferraum mit. Als sie aber feststellen, dass das Einhorn offenbar heilende Kräfte besitzt und die Familie Leopold beabsichtigt, dies buchstäblich für sich auszuschlachten, beschleicht Ridley eine Vorahnung, dass etwas Schreckliches geschehen wird. Schon bald sehen sich die Menschen anderen Einhörnern gegenüber, die auf Rache sinnen und offenbar so gut wie unverwundbar sind.
Das allein klingt für Fans von abstrusem und nicht gerade zimperlichem Fantasyhorror bereits interessant, doch kommt die Erzählung überhaupt erst nach knapp einer Stunde an diesem Punkt an. Mehr Zeit verwendet Regisseur Scharfman darauf, seine überspitzte Gesellschaftskritik anzubringen, bei der zum einen die den Wohlhabenden vorbehaltenen Behandlungsmöglichkeiten von Krankheiten thematisiert werden, sie aber auch gezeigt werden, wie sie ihre Untergebenen abfällig behandeln oder buchstäblich den Monstern zum Fraß vorwerfen, um ihre eigene Haut zu retten. „Demokratie gewinnt“, sagt der reiche Schnösel, wenn die zwei reichsten Menschen im Raum abstimmen, dass der Ärmste nach draußen zu den Einhörnern gehen soll, während vier andere Anwesende dagegen stimmen oder sich enthalten. Das mag den Nagel auf den Kopf treffen, doch sind diese Momente in der Deutlichkeit selten und die übrigen Situationen weit zahmer.
So selten Death of a Unicorn diesbezüglich bissig gerät, so absehbar sind viele andere Momente der Erzählung. Die gesamte Mythologie ist buchstäblich nur eine Google-Suche von Ridley entfernt, auf die danach selbstverständlich niemand hören will, und wenn sich Mensch und Einhorn gegenüberstehen, verlaufen die jeweiligen Szenen genau so, wie man es erwarten würde, bis hin zu dem beabsichtigt emotionalsten Moment am Ende. Doch gerade diese emotionale Wucht gelingt Alex Scharfman leider nicht. Dass die Geschichte selbst nicht ernst gemeint ist, kann man dabei noch gut akzeptieren, aber es verhält sich auch keine der Figuren nachvollziehbar oder normal. Entsprechend gestellt klingen die Dialoge, abgesehen davon, dass viele der Personen sehenden Auges in ihr Verderben laufen. Aber wenn ihr Schicksal nicht mitnimmt, weshalb sollte man sich dann tatsächlich für sie interessieren? Dieser Umstand macht die erste Filmhälfte länger, als sie sein müsste und lässt die Wirkung der zweiten gewissermaßen verpuffen. Wer darauf aus ist, mitanzusehen, wie menschliche Figuren von Einhörnern aufgespießt und in Stücke gerissen werden, der mag hier genau das finden. Wer aber erwartet, dass einen das auch interessiert, der wird enttäuscht.
Das scheint auch die namhafte Besetzung erkannt zu haben, von der Will Poulter am meisten hervorsticht. Nicht nur, dass er einige der witzigsten Dialoge zugeschrieben bekommt, er bringt seine Figur des ererbten Lebemanns derart überzeichnet zur Geltung, dass man insbesondere zum Ende hin merklich über ihn lachen muss. Paul Rudd und Jenna Ortega hingegen schlüpfen in Rollen, in denen man sie bereits zig Mal gesehen hat und agieren, als wären sie auf Autopilot gestellt worden. Wenn nicht einmal die Darstellerinnen und Darsteller sichtlich Spaß an der Arbeit haben, kann sich der beim Zusehen ebenfalls kaum einstellen. Selbst dann nicht, wenn Filmemacher Scharfman seinen Fantasyhorror routiniert und tadellos in Szene setzt, sieht man von den merklichen Trickeffekten bei den Einhörnern einmal ab. Deren Design ist insgesamt aber gelungen und auch mit seiner Idee an sich könnte man sich anfreunden. Es fehlen nur Figuren, mit denen man tatsächlich mitfiebert, oder die Spitzen, die die Gesellschaftssatire mitbringen sollte, um nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Schade.
Fazit:
Beugt sich eines der Horror-Einhörner hinunter, so dass die vor ihm stehende Person glaubt, das Horn berühren zu können, ist jedem klar, was im nächsten Moment wohl geschehen wird – und genau das geschieht dann auch. So einfallsreich die Grundidee der rachsüchtigen, blutrünstigen Einhörner sein mag, die Filmemacher Alex Scharfman in seinem Drehbuch hier ausgearbeitet hat, die Situationen, die er daraus entwirft, lassen jede Spritzigkeit vermissen. Die erste Hälfte besteht, nachdem die absurde Prämisse erst einmal vorgestellt wurde, aus langen Gesprächen, in denen Elliot und die Familie Leopold die Möglichkeiten erörtern, mit den Heilkräften Umsatz zu machen. Bis die übrigen Fabelwesen überhaupt auftauchen, vergeht sehr viel Zeit, in der die Figuren aber kaum definiert werden. Doch wenn man sie nicht kennt, kann man sich nicht dafür interessieren, was ihnen in der zweiten Hälfte widerfährt, zumal weit absehbar ist, um wen es wann geschehen sein wird. Trotz oder gerade auf Grund seiner absurden Grundidee bietet Death of a Unicorn viel Potential, sich einen Spaß daraus zu machen. Doch über die Ausgangslage wächst die stellenweise durchaus brutal blutige Fantasyhorrorkomödie nie hinaus. Das ist schade für die Beteiligten – und das Publikum.