Wild Wild West [1999]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. Februar 2003
Genre: Western / Action / Fantasy / Komödie

Originaltitel: Wild Wild West
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Barry Sonnenfeld
Musik: Elmer Bernstein
Darsteller: Will Smith, Kevin Kline, Kenneth Branagh, Salma Hayek, M. Emmet Walsh, Ted Levine


Kurzinhalt:
In den USA zur Zeit des Wilden Westens sieht sich Präsident Ulysses S. Grant (Kevin Kline) einer Bedrohung gegenüber, auf die er seine zwei besten Agenten ansetzt. James West (Will Smith) und Artemus Gordon (Kevin Kline) sollen Dr. Arliss Loveless (Kenneth Branagh) zur Strecke bringen, der verschiedene Wissenschaftler entführt hat und von Präsident Grant die USA fordert.
Ausgestattet mit allerlei Spielereien von Gordon macht sich das ungleiche Duo auf, Loveless zu finden, der mit dem verbrecherischen General McGrath (Ted Levine) gemeinsame Sache macht, um eine Kriegsmaschine zu bauen, wie sie die Welt noch nie gesehen hat.
Rita Escobar (Salma Hayek) begleitet die beiden Agenten, da ihr Vater unter den entführten Wissenschaftlern ist.


Kritik:
Als Jada Pinkett-Smith eine Rolle in den beiden Matrix-Fortsetzungen übernahm, erzählte ihr Ehemann Will Smith, dass ihm die Hauptrolle als Neo im ersten Teil angeboten worden war. Er hätte damals abgelehnt, da er sich nicht vorstellen konnte, dass sich irgendjemand für eine Geschichte um eine Computerwelt mit Kampfsporteinlagen interessieren würde. Stattdessen wollte er mit Wild Wild West lieber seine Erfolgskarriere fortsetzen – anschließend soll sich Smith kopfschüttelnd abgewandt haben, so der Interviewer.

Daran wird recht deutlich, dass niemand mit dem Endergebnis von Wild Wild West zufrieden war, am allerwenigsten das Studio Warner Bros., das insgesamt 150 Millionen (inoffziell 170 Millionen) Dollar in den Film investierte und weltweit knapp die Kosten einspielen konnte. Mit 114 Millionen Dollar Einspielergebnis in den USA war der Film ein ziemlicher Flop; von den Kritikern verrissen, von Zuschauern gemieden.
Grund für die immensen Kosten waren Nachdrehs, die sehr viel Zeit und Geld in Anspruch nahmen. Notwendig wurden sie, da das Publikum bei Testvorführungen nicht verstand, dass es sich um eine Komödie handelte – folglich mussten witzige Szenen nachgedreht werden.
Besser machte das den Film allerdings nicht. Bei der "Goldenen Himbeere" gewann der Streifen fünf der Anti-Oscars, darunter auch jenen für den "Schlechtesten Film". Robert Conrad, der in den 1960er Jahren die Rolle des James West in der TV-Serie spielte, nahm drei der Himbeeren sogar selbst entgegen, um so zum Ausdruck zu bringen, dass er von dem Film, basierend auf seiner Serie, nicht das geringste hielt.
Billiger wäre der Film allerdings mit George Clooney als Artemus Gordon auch nicht geworden; Clooney lehnte die Rolle ab, da sie in seinen Augen nur eine Nebenrolle und keinen Haupcharakter darstellte.
Kevin Kline kompensierte das dadurch, dass er gleichzeitig noch den Präsidenten spielte, eine Doppelrolle, die ihm trotz der guten Maske in dem Film nur schadet. Es ist verwunderlich, dass Kline in den neueren Filmen wie auch in Wilde Kreaturen [1997] immer wieder Mehrfachrollen übernimmt, angeblich soll das witzig sein. Viele Zuschauer empfinden das zurecht als störend und aufgesetzt; von Charme oder Witz kann wirklich keine Rede sein.

Wenn man sich die Ausgangslage von Wild Wild West ansieht, könnte man dem Projekt durchaus Potential zusprechen:
Die Darsteller sind eigentlich alle gut ausgewählt und insbesondere Will Smith nimmt den Zuschauer mit seiner Westernkluft sofort für sich ein. Kenneth Branagh ist ebenso talentiert wie Kevin Kline, Salma Hayek kann gut spielen, dient in dem Film aber großteils als Blickfang.
Regisseur Barry Sonnenfeld zeigte nicht zuletzt mit Men in Black [1997], dass er gute Komödien inszenieren kann und die Autoren Jim und John Thomas lieferten die Story für die Westerparodie. Mit den Predator-Filmen machten sie sich zurecht einen guten Namen in Hollywood. Doch für das eigentliche Drehbuch waren vier andere Personen verantwortlich, die bislang hauptsächlich in Kinder- oder Videoproduktionen als Schreiberlinge tätig waren.

Das Drehbuch ist auch der erste Sargnagel des Films, beschreitet es doch – von einem Klischee zum nächsten, mit aufgesetzten Sprüchen und großteils geschmacklosen Szenen – genau den Weg, den keine Komödie gehen sollte. Anfangs wirken manche Szenen womöglich noch witzig, doch jeder dieser Momente wird derart überstrapaziert, dass man als Zuseher das Interesse daran veliert. Bestes Beispiel ist schon zu Beginn die Sequenz, in der Gordon und Smith den abgetrennten Kopf eines Mannes dazu benutzen, das letzte Bild, das er sah, zu rekonstruieren.
Geschmack- und pietätlos, ebenso wie einige der Dialoge, die offensichtlich an spitze Wortwechsel aus den James Bond-Filmen angelehnt sind. Doch in Wild Wild West driften beinahe alle der Dialoge ins Rassistische oder Beleidigende ab, ohne interessante Pointen.
Zu allem Überfluss ist das Drehbuch immens langweilig geraten, zwischen den Actionsequenzen folgt viel Leerlauf und Gequassel, das die Geschichte nicht voranbringt und sich anhört, als wäre es aus einem Beispielbuch für Drehbuchanfänger kopiert worden. Die eigentlich interessante Hintergrundgeschichte um die mechanische Maschine, die Loveless hat bauen lassen, ist eher nebensächlich. Sie dient nur als Schauplatz für das Finale, das obendrein nicht einmal mehr gut gemacht ist. Storylöcher und Ungereimtheiten gibt es ebenfalls in preisgünstigeren Großpackungen; so wird zum Beispiel nicht erklärt, wie Smith und Gordon aus einer Schlammgrube entkommen sind.

Zu Beginn können Ausstattung und Effekte noch halbwegs überzeugen, im Laufe des Films nimmt jedoch die Qualität der Bauten derart rapide ab, dass der Film mit einem Wort billig wirkt. Die immensen Produktionskosten sieht man ihm jedenfalls nicht an. Eingestreut wird zudem noch eine Monsterschow, die an Judge Dredd [1995] erinnert, nur hier überhaupt nicht zum Film passt.
Kamera und Schnitt schreiten mit demselben Eiltempo ins Verderben, zu Beginn noch unübersichtlich, gibt es am Schluss neben konfusen Schnittfolgen und peinlich inszenierten Kampfszenen auch noch schlecht umgesetzte Dialogsequenzen, die zu oft genau die Person ins Bild rücken, die im Moment nur zuhört und nicht redet.
Die Spezialeffekte sind zu Beginn ganz gut, beziehungsweise durchschnittlich. Später, insbesondere beim Finale sind die Greenscreens zusammen mit den Computereffekten aber so offensichtlich, dass man nur den Kopf schütteln kann. Bedenkt man, dass hierfür zwei renommierte Firmen wie Cinesite und Industrial Light & Magic verantwortlich waren, versteht man das Endergebnis umso weniger.

Aber es gibt auch spärliches Licht im Wilden West: Die Musik von Elmer Bernstein ist sehr gut gelungen und toppt den Titelsong von Will Smith bei weitem. Bernstein gelang eine eingängige Melodie, die zwar den Wilden Westen zum Ausdruck bringt, aber dennoch modern klingt. Leider wiederholt sich das Thema im Film allzu oft, ansonsten kann man ihm zur parodistischen Modernisierung der Westernmusik nur gratulieren.

Keiner der Darsteller kann in seiner/ihrer Rolle überzeugen, allen voran Smith und Kline, die zwar ein paar witzige Momente haben, aber alles in allem enttäuschen. Zu gekünstelt agieren sie, zu gezwungen erscheinen ihre Kommentare. Während man bei Men in Black das Gefühl hat, dass manche der Einzeiler aus der Situation heraus improvisiert wurden und völlig natürlich über die Lippen gehen, wirken die Witze hier "scripted", als stünden im Drehbuch; die Szene muss witzig sein, und deshalb werkeln die Beteiligten solange an der Szene, bis der Witz umzingelt ist, sich zahlenmäßig unterlegen ergibt und hervorgekrochen kommt.
Salma Hayek ist anfangs noch ganz witzig, später unwichtig bis nervend.
Seltsamerweise sind alle Darsteller in den ernsteren Szenen deutlich besser; Kevin Kline bewies nicht nur mit Ein Fisch namens Wanda [1988], dass er urkomisch sein kann – hier merkt man davon aber in den seltensten Fällen etwas. Seine Doppelrolle ist ein Rohrkrepierer.
Besondere Erwähnung verdient allerdings Kenneth Branagh, der für andere Filme so viele Preise zurecht bekommen hat, hier für seine "Goldene Himbeere"-Nominierung aber auch tatsächlich mit einem Preis hätte bedacht werden sollen. So lustlos, so gequält und übertrieben ist sein Spiel, dass man sich fragen muss, wie er jemals Shakespear-Stücke inszenieren konnte. Glücklicherweise häufen sich seine Fehltritte bislang nicht.

Anders sieht es allerdings bei Will Smith und Regisseur Sonnenfeld aus; sie versuchten zusammen, Men in Black II [2002] aus der Retorte zu heben und machten künstlerisch eine erneute Bauchlandung. In Wild Wild West ist Smith zwar nicht wirklich schlecht, bleibt aber bis auf sein cooles Auftreten farblos und weit hinter seinem komödiantischen Talent zurück.

Sonnenfeld ist zwar ein routinierter Kameramann (Misery [1990]), als Regisseur konnte er auch mit Filmen wie Die Addams Family [1991] überzeugen, als Komödienregisseur kann man ihn aufgrund seiner letzten Projekte allerdings nicht wirklich bezeichnen. Vor allem fehlt im bis auf die Ausstattung das Auge für's Besondere. Weder Darstellerführung, noch optische Leckerbissen konnte er in seinen letzten Filmen vorweisen. Bei der für 2004 angesetzten Komödie Lemony Snicket wurde Barry Sonnenfeld nach Streitigkeiten sogar vom Set gefeuert – in aller Regel kein gutes Zeichen.
Kurzum, seine Vorschuss-Lorbeeren hat sich der demnächst 50 werdende Regisseur nicht verdient und ist bislang deutlich überschätzt.

Dass es möglich ist, einen modernen Unterhaltungsfilm in einem älteren Zeitrahmen spielen zu lassen, und dabei gleichzeitig eine intelligente Story und eine große Portion Action, Witz und Spannung liefern, hat Regisseur Martin Campbell mit seinem erfolgreichen Die Maske des Zorro [1998] eindrucksvoll gezeigt. Die Hintergrundgeschichte um den maskierten Rächer, der finstere Pläne von Dons verhindern und ganz Californien vor ihren geplanten Machenschaften bewahren muss, ist intelligent, vielschichtig erzählt und mit so vielen Nuancen gespickt, dass für jeden etwas dabei sein sollte. Vor allem gelang es Campbell, die Gepflogenheiten der Zeit und ihren Charme für sich einzusetzen, und genau daraus mitunter amüsante Szenen entwachsen zu lassen.
Action, Unterhaltung und Western-Schauplätze schließen sich somit nicht zwangsläufig aus. Nur West und Gordon passen da einfach nicht hinein, zumindest nicht in dieser Form.


Fazit:
Wild Wild West entpuppt sich für den Zuschauer als die größte Publicity-Blase, die Hollywood 1999 platzen ließ. Immense Werbung konnte den Streifen vor einem totalen Flop bewahren, als Film ist er dennoch eine Enttäuschung.
Langatmig, unkomisch und schlecht gemacht, vergeuden alle Beteiligten ihr Talent an einem missratenen Drehbuch, das in den richtigen Händen durchaus hätte unterhaltsam werden können.
Komik ist eben doch nicht planbar, auch wenn Will Smith eine coole Figur abgibt.