Undank ist der Väter Lohn [2004]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 02. April 2005
Genre: KrimiOriginaltitel: The Inspector Lynley Mysteries: In Pursuit of the Proper Sinner
Laufzeit: 90 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2004
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Brian Stirner
Musik: Robert Lockhart
Darsteller: Nathaniel Parker, Sharon Small, Tom Burke, Sorcha Cusack, Steven Elder, Suzanne Procter, Lesley Vickerage, Timothy West, Simon Williams
Kurzinhalt:
Inmitten der hügeligen Landschaft von Derbyshire werden zwei Leichen gefunden – der Vater der einen Frauenleiche ist ein im Ruhestand befindlicher, hochrangiger Polizist, Andy Maiden (Timothy West), und so wird Inspektor Thomas Lynley (Nathaniel Parker) zu dem Fall hinzugezogen. Der gräbt sich eher schleppend durch die Vergangenheit der Toten, die überraschenderweise ihr Studium an der Universität abgebrochen hatte, sehr zum Unverständnis ihres Tutors Dr. Gavin Webster (Steven Elder).
Doch erst, als Lynley die inzwischen degradierte Barbara Havers (Sharon Small) mit einbezieht, kommt er in dem Fall voran – dabei geht sie jedoch hinter Lynleys Rücken eigenen Ermittlungen betreffend des Falls nach, die sie zwar auf die richtige Spur führen, aber ihre fragile Freundschaft zu Lynley nur weiter untergraben ...
Kritik:
Fast genau ein Jahr versetzt sendet das ZDF in ihrer Ladythriller-Reihe die neuen Episoden der in Großbritannien erfolgreichen Krimireihe um den adeligen Inspektor Lynley und seine Kollegin Barbara Havers. Denn während auf Europas größter Insel jüngst die vierte Staffel ausgestrahlt wurde, startet nun hierzulande das dritte Jahr um das Ermittlerduo, das allerdings mit vielen Problemen zu kämpfen hat, die zum einen auf die Story selbst, zum anderen aber auch mit den unverständlichen Charakterentwicklungen zu kämpfen hat.
War die zweite Staffel der Inspector Lynley Mysteries schon keine Erleuchtung, fand sie mit Denn sie betrügt man nicht [2003] zumindest einen soliden Abschluss. Selbiges kann man von Undank ist der Väter Lohn leider nicht behaupten.
So erwartet Havers zu Beginn erst einmal eine Degradierung, wobei wie bei den bisherigen Fällen üblich der eigentliche Mord, der am Anfang geschildert wird, klischeehaft zwischen die neue Handlung hinein geschnitten wurde. Aber während man als Zuschauer über die Entwicklung um Havers noch unverständig den Kopf schüttelt, gerät man vom Regen regelrecht in die Traufe, immerhin war es Lynleys Idee, wie Havers zu bestrafen wäre – sodass aller Fortschritt, der zwischen den beiden Figuren erzielt worden war, urplötzlich wieder vom Tisch gefegt ist.
Auch über Lynleys Beziehung mit Helen erfährt man hier kaum etwas Neues, ihren Auftritt als Cameo zu bezeichnen wäre schon eine Übertreibung. So kümmert sich die Autorin fortan um den eigentlichen Fall, den es zu lösen gilt. Die klischeebeladenen Ermittler, die Lynley unterstützen, sind dabei nicht nur eindimensional, sondern scheinen dem bekannten universellen Skript für Krimis entliehen, vervollständigt mit der offensichtlichen Inkompetenz des Hauptermittlers, seiner voreingenommenen Haltung und der Unterwürfigkeit seines Schützlings.
So dauert es eine ganze Weile, bis der Fall um die ermordete Nicola in Fahrt kommt, und tatsächlich hält dieser auch einige Überraschungen zur Person bereit. Doch sind die allesamt erst kaum vorstellbar, dann schnell präsentiert und die Entdeckung viel zu lang ausgewalzt. Es folgt wie so oft in Krimis das Auslegen falscher Fährten, die hier aber zum einen halbherzig wirken und sich vor allem zu schnell im Sand verlaufen. So kommt die letztliche Auflösung zwar überraschend, aber schon deswegen unvorhersehbar, weil einem als Zuschauer alle möglichen Details fehlten, die den Ermittlern früher hätten ins Auge springen müssen.
Während also Undank ist der Väter Lohn schon nicht in Bezug auf die Charaktere überzeugen kann, wirkt auch der Krimi arg konstruiert, vor allem aber träge erzählt. Die Figuren machen einen sehr schablonenhaften Eindruck, so wie die Verstrickungen der Figuren gestelzt erscheinen.
Was die Darsteller angeht konnten sich die Macher nicht beschweren, während Nathaniel Parker und Sharon Small gewohnt routiniert, wenn auch nicht übermäßig engagiert erscheinen, ist mit Timothy West zumindest ein bekannter Name an Bord. Dieser spielt auch nicht schlecht, kommt aber insgesamt zu kurz.
Von der übrigen Besetzung fallen vor allem Tom Burke und Simon Williams auf, die ihre Sache sehr gut machen, aber vom Skript einfach zu wenig gute Dialoge spendiert bekommen.
So scheint die Besetzung einmal mehr angemessen, wobei manche Nebenrollen aber mit zu viel Elan ausgespielt werden. Steven Elder als Romanautor und Tutor überzeugt dabei die meiste Zeit des Films, wirkt aber beim Finale arg hölzern emotional.
Regisseur Brian Stirner, der bereits in der letzten Staffel einen Fall inszenierte, kleidet auch hier das Geschehen in angemessene Bilder, ohne bei der Erzählung jedoch großartig Spannung auf zu bauen.
So sind die Szenenkompositionen nicht schlecht, Kamera und Schnitt wirken routiniert, aber eben auch nicht innovativ, und gerade bei dem anfänglichen Mord, der mit einer weiteren Erzählebene zusammen geschnitten wurde, wirkt das Ergebnis alles andere als homogen, sondern vielmehr gekünstelt. Damit ist Undank ist der Väter Lohn zwar nicht schlecht inszeniert, aber es gab bereits bessere Lynley-Abenteuer.
Doch lässt man die fehlende handwerkliche Finesse (die den Fall ja nicht abwertet) einmal außer Acht, dann fällt vor allem die löchrige Vorlage ins Auge, die zahlreiche Handlungsstränge urplötzlich auflöst, obgleich sie noch gar nicht ausgearbeitet worden sind, oder aber dem Zuschauer Motive und Täter präsentiert, die derart konstruiert erscheinen, dass buchstäblich der Spaß am Zuschauen auf der Strecke bleibt.
So ist der Staffelauftakt zwar für Fans und Kenner der Reihe Pflicht, neue Zuschauer werden die Macher aber nicht gewinnen und die bereits Interessierten werden sich zurecht fragen, wann die inhaltliche Durststrecke denn überwunden ist.
Fazit:
Hatte man als Kenner der Reihe darauf gehofft, dass die Autoren sich für die erste der vier neuen Episoden etwas Besonderes aufgehoben haben, ist die Ernüchterung nach den zähen 90 Minuten groß. Statt die Figuren endlich in ihrer Entwicklung weiterzubringen, gehen die Macher einen Schritt zurück und liefern einen enttäuschenden Auftakt zur dritten Staffel der englischen Krimiserie.
Im Vergleich zu Die Methode Hill fehlt es hier nicht nur an guten Ideen innerhalb der Storys, sondern auch an einer spannenden Inszenierung. Die abrupten Szenenwechsel, die dem Zuschauer die interessantesten Dialoge vorenthalten, sowie die übertriebenen Darstellerleistungen der Gastakteure runden das unausgegorene Gesamtbild ab.
Ob diese Makel an der Romanvorlage liegen, sei dahingestellt, Tatsache ist, dass der Serie bei diesen Fällen und dieser Darbietung die Zuschauer ausbleiben. Vielleicht wird es Zeit, dass sich die Autoren losgelöst von den Vorlagen von Elizabeth George endlich selbst behaupten und die Figuren auch unabhängig entwickeln. So langsam wäre es an der Zeit, dass Lynley und Havers gemeinsam gegen die Verbrecher kämpfen, anstatt sich in kindischer Manier selbst zu bekriegen.