Three Kings [1999]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. November 2005
Genre: Kriegsfilm / Action / Komödie

Originaltitel: Three Kings
Laufzeit: 114 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: David O. Russell
Musik: Carter Burwell
Darsteller: George Clooney, Mark Wahlberg, Ice Cube, Spike Jonze, Cliff Curtis, Nora Dunn, Jamie Kennedy, Saïd Taghmaoui, Mykelti Williamson, Holt McCallany, Judy Greer, Christopher Lohr


Kurzinhalt:
Der Golfkrieg 1991 der US-Truppen ist zu Ende, der Waffenstillstand mit dem Irak vereinbart – Zeit für viele der dort stationierten Soldaten, die Heimreise anzutreten. Doch als Troy Barlow (Mark Wahlberg) bei einem der entwaffneten irakischen Militärs eine Karte entdeckt, auf dem mehrere Bunker markiert sind, steigt in ihm, wie auch im resignierten Major Archie Gates (George Clooney) ein Verdacht auf: dies könnten die Verstecke sein, in denen die Goldbarren lagern, die Saddam Hussein von dem Scheichs in Kuwait gestohlen hat.
Als Nebenverdienst und zur Sicherung eines angenehmen Lebensabends käme den beiden Offizieren, wie auch Privat Conrad Vig (Spike Jonze) und Chief Elgin (Ice Cube), dieses Gold nur recht, und so beschließen sie, sich am nächsten Tag auf die Suche nach dem ersten der Bunker zu machen.
Hierfür müssen sie jedoch zuerst die Reporterin Adriana Cruz (Nora Dunn) loswerden, die nach wie vor auf ihre Pulitzer-Preis-Story hofft. Auf ihrem Weg ahnen die vier US-Soldaten nicht, dass der Krieg vielleicht für die US-Truppen vorüber sein mag, das irakische Volk vom Militär nun aber nur noch stärker unterdrückt und misshandelt wird. So sehen sich Barlow, Gates, Elgin und Vig einem gepeinigten Volk gegenüber, das endlich auf die Rettung durch die US-Militärs hofft – doch sehen die vor Golddurst die Not der Bevölkerung erst, als es beinahe zu spät ist. Sollten sie sich aber einmischen, wäre ihre Flucht mit den Goldbarren wiederum gefährdet ...


Kritik:
Die Absurdität eines Krieges in Worte zu fassen, ist ansich schon schwierig genug. In Bezug auf die Golfkriege jedoch, gestalten sich die Jahrzehnte dauernden Verstrickungen so komplex, dass darüber in der Tat schon mehrere Bücher geschrieben wurden. Derjenige Golfkrieg, auf den sich die meisten Menschen beziehen, ist dabei nicht der erste gewesen und – wie inzwischen bekannt – auch nicht der letzte. Der Erste Golfkrieg dauerte von September 1980 bis August 1988 und beschreibt die kriegerischen Grenzauseinandersetzungen zwischen dem Iran und dem Irak, wobei während dieser Zeit mehrere westliche Länder, darunter die USA, Frankreich und auch das übrige Europa sich dem Irak zuwandten und dem damaligen Staatschef Saddam Hussein auch mit Waffenlieferungen und Krediten zur Seite standen.
Der Zweite Golfkrieg begann 1990 mit dem Einmarsch Iraks in Kuwait und wurde 1991 durch eine von den USA angeführte Koalition beendet. Die politischen wie militärischen Konsequenzen jenes Krieges wirken sich bis heute aus. Dass Three Kings erst acht Jahre nach dem offiziellen Ende des zweiten Golfkrieges entstand, sicherte der Produktion die Möglichkeit, viele unangenehme Themen aufzugreifen, die zuvor im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auf Grund der starken Sympathie gegenüber dem damaligen Präsidenten George Bush undenkbar gewesen wären. Diese offenen Kritikpunkte an der allgemeinen Außenpolitik der größten politischen Macht auf dem Globus, zusammen mit einer der schwärzesten Satiren zum Thema Golfkrieg, machen den kommerziell zwar wenig erfolgreichen, im Irak unter Hussein verbotenen Film sehenswert, wenn man denn politisch genügend bewandert ist.

Das Skript, basierend auf einer Idee von John Ridley, verfasst von David O. Russell wirft den Zuschauer mitten in die Festlichkeiten des Kriegsendes von Seiten der amerikanischen Soldaten und schockiert dennoch in kleinen Szenen immer wieder mit einer unverholen offenen Gewaltdarstellung, sowie sehr sarkastischer Momente, die dem Zuseher die groteske Szenerie der besiegten irakischen Soldaten vorführen.
Selten zuvor wurde auf so subversive Art und Weise das Schicksal der scheinbar Befreiten dargestellt, und während sich nach etwa einem Drittel der Schwerpunkt des Films vom offensichtlichen Humor zum unterschwelligen und versteckten wandelt, nimmt auch die Geschichte mit ihren unvorhersehbaren Wendungen ihren Lauf.
Dass dabei trotz allem die Hauptfiguren zur Geltung kommen, liegt an vielen Momenten, in denen ihre Herkunft, ihr Werdegang und ihre Motivation bei diesem Krieg verdeutlicht wird – gleichzeitig stellen die Filmemacher aber auch exemplarisch ein Opfer der Diktatur im Irak vor, und einen von Saddam Husseins Schergen, und machen auch hier deutlich, weswegen die Personen so handeln, wie sie handeln. So wird auf Klischees absichtlich verzichtet, und auch wenn sich die vier Hauptpersonen im Laufe der Geschichte wandeln, sie werden weder heroisiert, noch vollständig umgekrempelt. All diese Kleinigkeiten, zusammen mit den natürlichen, wenn auch bisweilen surrealen Dialogen und Szenerien, machen die Vorlage zu Three Kings zu einer der gewagtesten, besten und kompromisslosesten zum Thema Golfkrieg. Die unorthodoxe Erzählweise mit Einschüben, Rückblenden und verfälschten Szenen mag zwar im ersten Moment gewöhnungsbedürftig sein, passt aber dank der visuellen Umsetzung ideal.
Dass der Film insbesondere in den USA nicht gern gesehen war und auch bei den Oscars kommentarlos übergangen wurde, verwundert nicht wirklich.

Dass George Clooney für ein solches Projekt gewonnen werden konnte, aber ebenso wenig. Der TV- und Filmstar zählt insbesondere in der US-Politik zu einem der unliebsamsten Zeitgenossen, da er sich bevorzugt für solch schwierige Themen engagiert, um seine Landsleute wachzurütteln. Dies gelingt ihm hier zweifellos, immerhin mimt er den Major Archie Gates mit einer Überzeugungskraft, die man bei ihm so nicht in allen Rollen zu sehen bekommt.
Eine wahre Überraschung ist hingegen Mark Wahlberg, der vor seinem mimisch katastrophalen Ausflug zum Planet der Affen [2001] hier beweist, dass er wirklich gut spielen kann, wobei ihm dies bei der Foltersequenz insofern zum Verhängnis wurde, als dass er auf eigenen Wunsch wirklich einen Stromschlag erlitt. Er macht seine Sache jedoch durchgehend sehr gut, spiegelt allzeit den menschlichsten der "drei Könige" wider, dessen Gewissen ihm schnell zu schaffen macht.
Dem steht Ice Cube aber in nichts nach, auch wenn er mimisch am wenigsten zu tun bekommt und auch sein Hintergrund großteils im Dunkeln bleibt. Doch ab der Mitte des Films wird er bedeutend stärker ins Geschehen eingebunden und überzeugt tadellos.
Von den übrigen Beteiligten fallen vor allem Spike Jonze, Jamie Kennedy und Nora Dunn auf, die alle eine sehr gute Darbietung zeigen und in ihren Rollen aufgehen. Wirklich herausragend ist außerdem der aus Collateral Damage [2002] bekannte, in Neuseeland geborene Cliff Curtis, der eine sehr schwierige Rolle meistern muss, dem dies aber ohne Zweifel gelingt.
Auch die übrige Besetzung lässt keine Wünsche offen und fügt sich gekonnt in das Gesamtbild mit ein.

Handwerklich überzeugt die Kameraführung von Newton Thomas Sigel (Teil des gewohnten Filmstabes von Bryan Singer) ebenso, wie der rasante Schnitt von Robert K. Lambert. Dabei überrascht die Optik einerseits durch ungewöhnliche Perspektiven, die auch in längeren, einfallsreichen Kamerafahrten eingefangen werden, als auch durch ein flottes Erzähltempo, das trotz Rückblick-Szenen und "alternativen" Einstellungen nicht unübersichtlich oder verwirrend wirkt.
Außerdem im ersten Moment ungewohnt ist die Farbgebung des Films, der dank speziell eingesetzter Filter einen sehr ungewöhnlichen Look besitzt, der im Zeitalter der CSI-Serien aber bereits auf dem heimischen Fernseher Einzug gehalten hat.
Kamera und Schnitt harmonieren gekonnt zusammen und unterstützen die unabsehbare Story ebenso wie die sehr gut eingefangenen Actionszenen, die Three Kings so kurzweilig erscheinen lassen.

Die musikalische Untermalung von Carter Burwell ist hingegen sehr schwer einzuschätzen, einerseits weil viel gesungene Musik (auch hier wurden die Titel mit bedacht ausgewählt) zu hören ist, und sich der übrige Score aus vielen Stilrichtungen zusammen setzt. So gibt es ebenso actionreiche wie orientalisch angehauchte und atmosphärische Klänge zu hören, wobei Burwell meist klassische, irakische Melodien aufnimmt und diese durch einen schnellen Beat und westliche Instrumente nur rhythmischer oder flotter gestaltet.
Die Bandbreite der Kompositionen ist so weitreichend, dass aber ein durchgehendes Thema zu fehlen scheint, auch wenn immer wieder ein Trek-Thema bei der Soldaten-Gruppe zu hören ist. Der Soundtrack passt sehr gut zum Film, eignet sich zum Hören ohne die Bilder aber nur bedingt.

Viele Berater und Statisten im Film sind tatsächliche irakische Flüchtlinge, und es ist den Filmemachern hoch anzurechnen, dass sie weder das irakische Volk mit der Gesinnung der Militärdiktatur gleichstellen, noch eine der beiden Gruppen verallgemeinern oder durch Klischees zum Ausdruck bringen. Sieht man die Soldaten Husseins aus Angst, der Diktator würde vorbeikommen und sich für die Niederlage gegen die Militär-Koalition rächen, flüchten, scheint dies zwar im ersten Moment überaus witzig, verdeutlicht jedoch auch, welche Macht jener Staatschef durch die Angst, die er induzierte, über seinen Militärapparat hatte.
Stellenweise scheint der Humor in Three Kings so schwarz und bösartig gegenüber den alliierten Truppen, dass man sich kaum vorstellen kann, wie der Film von einem amerikanischen Studio produziert werden konnte. Andererseits schockiert er aber auch durch die Verdeutlichung der Gewalt gegenüber, und der Schicksale derer im irakischen Volk, die nach dem Ende des Zweiten Golfkrieges und dem teilweisen Rückzug der US-Truppen wieder dem irakischen Militär ausgeliefert waren.
Vieles bekommt man nur am Rande vermittelt, oder subtil gezeigt, anderes wird dem Zuschauer offen vorgeführt – wer sich für die Thematik interessiert und einen überraschend vielseitigen und ehrlichen Blick auf die Militärintervention im Golfkrieg, sowie die Erlebnisse der Betroffenen haben möchte, auch wenn die Rahmenhandlung fiktiv und übertrieben sein mag, der sollte sich Three Kings nicht entgehen lassen.


Fazit:
Mit Three Kings gelang Regisseur David O. Russell eine der subversivsten, stellenweise subtilsten und bisweilen doch grafischsten Satiren auf einen Krieg, der sich nicht nur Anfang der 1990er Jahre zutrug, sondern der in jüngster Zeit beinahe 1:1 wiederholt wurde. Insofern ist das Thema so aktuell wie eh und je, die bissigen Kommentare in Bezug auf die Nicht-Einmischungs-Politik der Weltmächte ohnehin universal gültig und die Herangehensweise an die Thematik so unerwartet wie überraschend.
So bleibt einem als Zuseher bisweilen das Lachen im Halse stecken, und nach den ersten 30 Minuten gibt es bedeutend weniger zu schmunzeln und viel mehr Szenen, bei denen zwar ein surreales Gefühl vermittelt wird, die sich so aber ohne weiteres zugetragen haben könnten. Dank des engagierten Spiels der vier Hauptakteure und des buchstäblich unberechenbaren Skripts hält Three Kings viele Überraschungen parat und bringt seine offene Aussage gekonnt zum Ausdruck – sowohl inhaltlich, wie auch durch eine einfallsreiche und innovative Inszenierung. Das mag manchen Zuschauern zu heftig erscheinen, vielleicht mitunter auch zu sarkastisch, ist jedoch eine geeignete Möglichkeit, die Menschen wachzurütteln, damit sich ein solches Schauspiel in der Weltgeschichte nicht ein drittes Mal wiederholt.