Team Knight Rider: Die Serie [1997 / 1998]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 8. September 2024
Genre: UnterhaltungOriginaltitel: Team Knight Rider
Laufzeit: 22 Episoden, je ca. 45 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1997 / 1998
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Spiro Razatos, Gil Wadsworth, William Warren, John Weidner, Scott McAboy, Jacques Haitkin
Musik: Gary Stockdale
Besetzung: Brixton Karnes, Christine Steel, Duane Davis, Kathy Trageser, Nick Wechsler, Rick Copp, Steve Forrest, Jim Marland, Rainer Grant, Jim Piddock, Marta Martin, Roland Kickinger
Stimmen: Tom Kane, Nia Vardalos, Kerrigan Mahan, Andrea Beutner, John Kassir, Linda M. McCollough, David McCallum
Kurzinhalt:
Zehn Jahre, nachdem ein Mann und ein Auto gegen das Unrecht kämpften, hat die Foundation für Recht und Verfassung ein Team von fünf Spezialisten mit dieser Aufgabe betraut. Ihr Auftrag ist es, diejenigen Aufträge erfolgreich zu Ende zu bringen, an denen andere bislang gescheitert sind. Kyle Stewart (Brixton Karnes) ist der Leiter des „Team Knight Rider“, das aus einer mobilen Einsatzzentrale heraus operiert, der Sky One. Jedes Mitglied des Teams ist mit einem Fahrzeug versehen, das speziell auf die Eigenschaften der Fahrerin bzw. des Fahrers eingestellt ist. Kyles SUV Danté ist gleichzeitig der Anführer des Fuhrparkteams. Die ehemalige Soldatin Jenny Andrews (Christine Steel) fährt das Cabriolet Domino, während Ex-Polizist Duke DePalma (Duane Davis) den autoritätsscheuen Pickup Attack Beast fährt. Die zwei übrigen Team-Mitglieder Erica West (Kathy Trageser) und Kevin „Trek“ Sanders (Nick Wechsler) steuern die Motorräder Kat und Plato, die sich unter anderem koppeln können. Immer wieder kreuzen sie in ihren Missionen den Weg des Schurken Mobius, dessen finstere Pläne auch die Vergangenheit der Foundation betreffen – und das Schicksal von Michael Knight sowie seines Autos K.I.T.T. …
Kritik:
Die kurzlebige Serie Team Knight Rider ist dritte Versuch in weniger als zehn Jahren, die Marke der Unterhaltungsserie Knight Rider [1982-1986] wiederzubeleben. Nach zwei erfolglosen TV-Filmen, die jeweils eine eigene Serie nach sich ziehen sollten, gehen die Verantwortlichen um Produzent Glen A. Larson hier einen anderen Weg und präsentieren ein ganzes Team, das für Recht und Ordnung sorgt. Das Ergebnis ist eine Ansammlung von Ideen und Verweisen an die ursprüngliche Erfolgsidee, verpackt in ein Gewand, das die schlimmsten Eigenschaften der Serienlandschaft der 1990er-Jahre heraufbeschwört.
Dabei sorgt bereits die grundsätzliche Ausrichtung von Team Knight Rider für Verwunderung. In Knight Rider engagierte sich eine private Stiftung, die Foundation für Recht und Verfassung, für diejenigen, die sich mitunter gegen übermächtige Gegner wie Konzerne vor Gericht verteidigen mussten. Für diejenigen Fälle, in denen rechtlicher Beistand allein nicht ausreicht, hatte der Gründer der Foundation ein spezielles Programm vorgesehen: Ein Mann, Michael Knight, der mit seinem Wunderauto K.I.T.T. den Schwachen und Unterdrückten helfen soll. Der Vorspann von Team Knight Rider erklärt nun, dass die Foundation fünf Spezialisten versammelt hat, die mit ihren fortschrittlichen Fahrzeugen diese Aufgabe übernehmen sollen. Aus der privaten Organisation der Foundation ist nunmehr, so wird es in den Episoden selbst geschildert, eine Regierungsorganisation geworden, mit eigenen Gesetzen und Gerichtsbarkeit. Das Team kümmert sich dementsprechend auch nicht mehr um Privatpersonen, die von großen Konzernen unterdrückt werden, stattdessen sind die Mitglieder so etwas wie Geheimagenten, die gegen Spionage vorgehen und regelmäßig die Welt retten.
Die Idee erinnert daher ein wenig an In geheimer Mission [1988-1990] (auch bekannt als Mission: Impossible), nur, dass die Agenten jeweils besondere Fahrzeuge fahren. Auch die sorgen hier durchaus für Verwunderung. Das Markenzeichen von Knight Rider war das sprechende, futuristische Auto K.I.T.T., ein schnittiger Sportwagen mit einem unverwechselbaren, sich bewegenden, roten Licht über der vorderen Stoßstange. K.I.T.T.s Fähigkeiten ermöglichten es ihm, per Turbo Boost Distanzen zu überspringen, Gebäude zu scannen, Stimmen zu imitieren, Dinge zu analysieren und vieles mehr. Die neuen Wagen in Team Knight Rider sind äußerlich kaum von gewöhnlichen Autos zu unterscheiden. Sie haben zwar ebenfalls besondere Eigenschaften, die sich jedoch auf den Abschuss von Waffen oder sonstigen Dingen beschränken. Weder sind sie so unzerstörbar wie K.I.T.T., noch besitzen sie all seine Eigenschaften. Begründet wird dies damit, dass die Fahrzeuge jeweils mit speziellen Fähigkeiten ausgestattet sind und vor allem bewusst mit Schwachstellen versehen wurden, dass sollten ihre Computer aus dem Ruder laufen, sie leichter deaktiviert werden könnten. Diese Künstlichen Intelligenzen verleihen den Fahrzeugen jeweils ihren Charakter, der auf die jeweilige Person zugeschnitten ist, die sie fährt.
Danté, ein Ford Expedition SUV, der von Teamleiter Kyle Stewart gefahren wird, tritt ebenso frech und vorlaut auf wie Beast, ein Ford F-150 Pickup Truck, der von Duke DePalma gefahren wird, und gerne Dinge zerstört. Domino, ein Ford Mustang Cabriolet, ist das Auto von Jenny Andrews. Sie flirtet gern und lässt sich über Männer aus. Kat und Plato sind zwei Motorräder, die sich zu einem Fahrzeug verbinden können. Erica West ist die Fahrerin von Kat, während Computerspezialist Kevin „Trek“ Sanders zu Plato gehört. Ein weiteres, zentrales Fahrzeug ist Sky One. Die mobile Einsatzzentrale ist ein besonders ausgestattetes, militärisches C5 Frachtflugzeug mit einer Flügelspannweite von beinahe 70 Metern und einer Länge von 75 Metern, mit dem das Team zu den Einsätzen fliegt. Dass das Flugzeug dabei oftmals in Parks oder großen Arealen landet, versteht sich von selbst. Eine Crew von 65 Personen sorgt nicht nur für die Autos, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden, weshalb Sky One über einen eigenen Koch verfügt.
Die Beschreibungen verdeutlichen die schiere Größe der Foundation und mit welchen Befugnissen das Team Knight Rider auftritt, das inzwischen offenbar dann gerufen wird, wenn selbst das Militär nicht mehr weiter weiß. Von der ursprünglichen Serienidee von Knight Rider, alltägliche Geschichten zu erzählen, mit denen sich das Publikum wenigstens entfernt identifizieren kann, wenn sich Michael und K.I.T.T. mit Viehdieben oder Brandstiftern anlegen, ist man hier weit entfernt. Gerade deshalb ergeben zahlreiche inhaltliche Entscheidungen jedoch keinen Sinn. Die Fähigkeiten der Fahrzeuge aufzuteilen, erscheint in Anbetracht der internationalen Bedeutung der Teameinsätze ebenso absurd, wie ihre Verwundbarkeit zu erhöhen – immerhin können nun selbst kleine Sprengsätze Teile der Fahrzeuge beschädigen, was den Erfolg der Missionen ebenso gefährdet, wie dass die Fahrzeuge nicht einmal über einen besonderen Verfolgungsmodus verfügen. Gleichzeitig sorgen deren Persönlichkeiten regelmäßig für Kopfschütteln, denn anstatt pro-aktiv die jeweiligen Fahrerinnen und Fahrer zu unterstützen, müssen diese ihre Fahrzeuge regelmäßig zur Mitarbeit „überreden“. Aufmüpfig und unselbständig zugleich, sind sie in jeder Hinsicht ein Rückschritt gegenüber dem, was Fans der Originalserie gewohnt sind.
Kurzum, bereits das Konzept von Team Knight Rider ergibt, selbst ohne dass man bewusst darüber nachdenkt, keinen großen Sinn. Man könnte nun hoffen, dass die Verantwortlichen das mit den Geschichten, die sie erzählen, wieder ausgleichen, doch diese Hoffnung währt nicht lange. Immerhin, dies kann und sollte man ihnen zugutehalten, sie versuchen zumindest ein wenig, die Geschehnisse und Geschichten mit denjenigen von Knight Rider zu verknüpfen. So wird bereits früh angedeutet, dass sich ein Teammitglied über Michael Knight erkundigt und im Laufe der Serie wird die bedeutende Person der Foundation immer wieder referenziert. Auch K.I.T.T. selbst findet Erwähnung. Zu weiteren Überschneidungen kommt es jedoch, in Anbetracht des offenen Endes der ersten Staffel auf Grund der Tatsache, dass Team Knight Rider danach bereits abgesetzt wurde, nicht.
Aber nicht nur werfen die Grundsatzideen der Serie Fragen auf, die Umsetzung funktioniert überdies kaum. So gelingt es den Verantwortlichen nicht, noch scheinen sie daran interessiert, den Fahrzeugen über die verbalen Querelen und das Infragestellen der Autoritäten ihrer Fahrerinnen bzw. Fahrer hinaus beispielsweise durch ein unverwechselbares Cockpit eine Persönlichkeit zu verleihen. Zählte allein schon das futuristische Armaturenbrett von K.I.T.T. zu den Highlights jener Serie, sieht man von Danté, Beast, Domino, Kat und Plato jeweils nur einen austauschbaren Bildschirm, der sich irgendwo in der Konsole befinden soll und auf dem sich eine grobe Animation des Fahrzeugs bewegt. Zumindest in zwei Fahrzeuge darf man einmal in der Serie einen Blick erhaschen. Die Trickeffekte, insbesondere betreffend Sky One, sind dabei so offensichtlich, dass sie zu keinem Moment überzeugen können. Setzte Knight Rider auf praktische Trickeffekte, die unzweifelhaft nicht alle gut gealtert sind, erinnern die digitalen Computereffekte bei Team Knight Rider wie bei Sliders - Das Tor in eine fremde Dimension [1995-2000] oftmals an Zwischensequenzen von Videospielen aus jener Zeit. Das ist bestenfalls störend, oftmals geradezu unfreiwillig komisch.
Dass man trotz eines kleineren Budgets und weniger aufwändiger Trickeffekte eine überzeugende Geschichte erzählen kann, hat nicht zuletzt Babylon 5 [1994-1998] bewiesen, das zeitgleich mit Star Trek: Deep Space Nine [1993-1999] damals über die Fernsehbildschirme flimmerte. Doch auch die Geschichten von Team Knight Rider erscheinen in den besten Episoden der Staffel ungelenk. Konstruierte Situationen, Figuren, die sich vollkommen lebensfremd verhalten und ein Team, das ständig um einen lockeren Spruch bemüht ist, anstatt den Ernst der Situation zu erkennen und entsprechend zu handeln. Nichts vermag wirklich zusammen zu passen, was insofern schade ist, da manche Grundideen wie diejenige der Folge „Ein Heim fern der Heimat“ durchaus vielversprechend klingen und auch die auf mehrere Episoden der Staffel aufgeteilte große Hintergrundstory um den Schurken Mobius und seine „ Legion of Doom“ andeutet, dass die Verantwortlichen einen größeren Erzählbogen im Sinn hatten.
Der kommt am Ende jedoch nicht zu einem wirklichen Abschluss und es überrascht nicht, dass auch der nächste Versuch, die Marke Knight Rider wiederzubeleben, der TV-Film Knight Rider – K.I.T.T. in Gefahr! [2008] und die darauf aufbauende, ebenfalls nur eine Staffel dauernde Nachfolgeserie Knight Rider [2008-2009], keinen Bezug auf die Ereignisse in Team Knight Rider nimmt. Selbst die inhaltlich wenig gelungenen Episoden der Originalserie besaßen dank der Figuren einen gewissen Charme, eine Wärme und eine Ausstrahlung. Gerade die eindimensionalen, platten Figuren, begleitet von den eher nervigen anstatt zukunftsweisenden Fahrzeugen, sorgen hier jedoch dafür, dass der Funke nie überspringt. Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass am Ende der Staffel Episoden untergebracht sind, die ganz offenbar zu den erstgedrehten zählen und den Hintergrund der Figuren vorstellen. Das Interesse hat man bis dahin längst verloren.
Fazit:
Sieht man, wie viel Aufwand das produzierende Studio nach dem verfrühten Ende der kurz darauf bereits zum Kult avancierten TV-Serie Knight Rider betrieben hat, diese fortzusetzen, muss man sich doch fragen, weshalb man sie überhaupt so abrupt absetzen musste. Die Idee, ein ganzes Team anstelle eines einzelnen Mannes zu entsenden, klingt im ersten Moment folgerichtig, doch untergräbt dies die ursprüngliche Prämisse des einstigen Serienformats. Team Knight Rider ist keine Unterhaltungsserie, in der der Kampf der Unterdrückten gegen übermächtige Gegner im Zentrum steht. Es ist vielmehr eine Agentenserie, in der die Bedrohungen mitunter sogar weltweite Auswirkungen entfalten. Doch um dies für das Publikum mitreißend zu gestalten, fehlt es den Verantwortlichen sowohl an inhaltlichen Ideen, wie auch am Budget. Die offensichtlichen Trickeffekte werden ergänzt durch Aufnahmen aus Dokumentationen und anderen lizenzierten Sendungen, die oftmals so unscharf sind, dass man sie gar nicht übersehen kann. Der erzwungene Humor, die künstliche Synthesizermusik, die zu keinem Moment eine ikonische Hymne wie diejenige der ersten Serie erzeugt, all das sind Markenzeichen jener Zeit. Dass die Besetzung nie wirklich zusammenfindet, ist den ungelenken Geschichten und den flachen Dialogen geschuldet. Dementgegen überzeugen Stunts und Pyrotechnik bei den Fahrzeugen mit einem Aufwand, der durchaus überrascht. Doch das allein reicht nicht, wenn das Gesamtkonzept so wenig stimmig präsentiert wird, wie hier. Selbst Knight Rider-Fans können hier abschalten, ohne etwas zu verpassen.