Superman II - Allein gegen alle [1980]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 24. Mai 2007
Genre: Action / Science Fiction / Komödie

Originaltitel: Superman II
Laufzeit: 127 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 1980
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Richard Lester
Musik: Ken Thorne, John Williams (Themen)
Darsteller: Gene Hackman, Christopher Reeve, Ned Beatty, Jackie Cooper, Sarah Douglas, Margot Kidder, Jack O'Halloran, Valerie Perrine, Susannah York, Clifton James, E.G. Marshall, Marc McClure, Terence Stamp, Leueen Willoughby


Kurzinhalt:
Bei der Rettung der unerschrockenen Reporterin Lois Lane (Margot Kidder) in Paris, verhilft Superman (Christopher Reeve) unfreiwillig den drei kryptonischen Gefangenen General Zod (Terence Stamp), Ursa (Sarah Douglas) und Non (Jack O'Halloran) zur Flucht aus der Phantom Zone.
Auf der Erde angekommen, verbreiten die drei Zerstörung und Schrecken unter der Bevölkerung, während Superman der Frau seiner Träume näher kommt. Als sich auch noch der aus dem Gefängnis ausgebrochene Lex Luthor (Gene Hackman) zusammen mit seiner Gehilfin Eve Teschmacher (Valerie Perrine) mit den Kryptoniern verbündet, und ihnen verrät, wo Supermans Festung der Einsamkeit liegt, scheint es um den Superhelden geschehen.
Hat dieser doch, um mit Lois zusammen sein zu können, seine Fähigkeiten aufgegeben – und ist ein normaler Mensch geworden ...


Kritik:
Geplant war 1978, dass sowohl Superman [1978], als auch Superman II [1980] am Stück produziert werden. Auch Regisseur Richard Donner hatte für den zweiten Teil unterschrieben und drehte nicht nur alle Szenen zum ersten Film, sondern auch den größten Teil der Fortsetzung mit ab.
Bis er sich mit den Produzenten Salkind zerstritt, die wiederum den bekannten Regisseur Richard Lester (18 Stunden bis zur Ewigkeit [1974], der Beatles Musik-Film Hi-Hi-Hilfe! [1965]) verpflichteten. Lester, der nicht nur bekannt gab, dass er von der reinen Superman-Thematik alles andere als begeistert war, missfiel sowohl der religiöse Touch, den Donner der Reihe (getreu den Vorlagen aus den Comics) verliehen hatte, als auch die langgezogenen, epischen Kameraeinstellungen, die der inzwischen verstorbene Kameramann Geoffrey Unsworth zu verantworten hatte. Er drehte einen Großteil der Szenen neu, musste dabei aber auf manche Darsteller wie Gene Hackman verzichten – alle mit ihm im Film verwendeten Einstellungen sind entweder noch aus Donners Tagen, oder aber mit einem Double nachgedreht. Während der Dreharbeiten zerstritt sich Lester mit einigen der Cast-Mitglieder und prägte den zweiten Film durch statische Kameraeinstellungen und weit ausgewaschenere Farben, als noch der erste Teil der Reihe offenbart. Gleichwohl die Zuschauer von den ausschweifenden Actionszenen hingerissen waren, insbesondere die Fans des Superhelden waren von dem neuen Look alles andere als angetan.
Nach einem Interview mit der Darstellerin Margot Kidder, in dem sie äußerte, dass von Richard Donners Filmversion genügend Material übrig sein müsste, um einen vollständigen Film zu ergeben, und diese Filmrollen in irgendeinem Safe liegen würden, starteten Fans eine Petition, in der sie das Studio Warner Bros. darum baten, Donner die Möglichkeit, und die Mittel zur Verfügung zu stellen, um seine Filmversion endlich zu veröffentlichen. 2006, 20 Jahre nach dem letzten Superman-Film Superman IV - Die Welt am Abgrund [1987], der die Reihe unrühmlich zu einem Ende brachte, erschien eine Neuauflage von Superman II im Handel – mit dem Zusatz "Donner's Cut". Hier finden weniger als ein Fünftel der Szenen von Richard Lester Verwendung, alles übrige sind Szenen, die Donner damals gedreht hatte, darunter auch Szenen mit Marlon Brando, die 1980 auf Grund eines Rechtsstreits der Produzenten mit dem Filmstar nicht verwendet werden durften. Da trotz allem Lücken in der Story entstanden sind, musste Donner auch auf Test-Aufnahmen zurückgreifen, deren Qualität aber merklich schlechter ist, als der übrige Film. Nichtsdestotrotz erfüllt auch der "Donner's Cut" nicht die Erwartungen, die Fans so viele Jahre hegten, fehlten dem Filmemacher doch schlichtweg manche Szenen, um seine damalige Vision eines epischen Zweiteilers im Kino, nachträglich umzusetzen.
Womit man sich allerdings bei der vorliegenden Fassung abfinden soll, ist teilweise schlichtweg unzumutbar.

Von denselben Autoren verfasst wie Teil eins, zeigt sich die Kinofassung von Superman II in seinen Grundzügen noch kindischer, als der Vorgänger, ersetzt jegliche bedrohliche Situation durch überzogenen Humor und aufgesetzt wirkende Action.
Dabei sind es insbesondere die drei Bösewichte, die schon von sich aus eher für Belustigung sorgen, als für Furcht. Mit General Zod, Non und Ursa sabotieren die Autoren ihr Vorhaben einer ernst gemeinten Bedrohung für Superman und die Welt bereits selbst und provozieren bei den Zuschauern mit einsilbigen Dialogen, hanebüchenen Formulierungen und dem primitiven Grunzen Nons Lacher, wo an sich keine angebracht sind. Von Jor-Els Feststellung in Teil eins, dass Krypton eine weiter entwickelte Zivilisation sei, ist hier jedenfalls nicht viel übrig geblieben.
So absurd die Story selbst auch sein mag, so viele Logiklöcher sich in Superman II auch verbergen, es tröstet nicht über die unzähligen Längen hinweg, die der Film offenbart. Mit einer aufgezwungenen Lovestory, einzelnen Aspekten (wie die Enttarnung Clark Kents), die gleich mehrfach durchgekaut werden, und der umständlichen Verquickung der Zod-Story mit der Rückkehr Lex Luthors (weswegen Eve Teschmacher ihrem ehemaligen Boss erneut gehorcht, bleibt ebenfalls außen vor), bürden sich die Autoren viele Storylines auf, die aber letztlich doch nicht funktionieren.
Figuren, die außerhalb jeder Vernunft agieren, Wendungen in der Geschichte, die nicht erklärt werden (wie beispielsweise Superman seine Kräfte zurück erhält), ebenso wie die unausgegorene Dramaturgie beim Wechsel zwischen den verschiedenen Erzählebenen, lassen sich nicht mit der Begründung um die komplizierte Entstehungsgeschichte des Films wieder wett machen. Das Skript ergibt stellenweise schlicht keinen Sinn, und auch wenn man darüber noch hinwegsehen mag, die Tatsache, dass von Superman selbst in zwei Drittel des Films kaum etwas zu sehen ist, dürfte Fans des "Mannes aus Stahl" ohnehin missfallen.

Auch die Darsteller scheinen unter den erschwerten Herstellungsbedingungen gelitten zu haben, gleichwohl sich Christopher Reeve merklich Mühe gibt, seinen Clark Kent so menschlich und verletzlich wie möglich zu gestalten, wohingegen er als Superman wie gewohnt sicher und unverwundbar agiert.
Margot Kidder scheint das Komödienfach immer noch nicht zu liegen, und auch sonst wirkte ihre Darbietung der Lois Lane ohne tatsächliches Engagement oder gar Spaß an ihrer Rolle. Gegenüber dem wandlungsfähigen Reeve erscheinen ihre Stimmungsschwankungen so plump wie unkontrolliert, aber in kaum einer Szene wirklich angemessen.
Dagegen scheint Gene Hackman angesichts der Tatsache, dass seine Figur weniger zu tun hat, etwas motivierter, wohingegen Ned Beatty zu seinem Glück nur einen Kurzauftritt genießt.
Wie sich allerdings ein renommierter und auch Preis gekrönter Darsteller wie Terence Stamp in eine solch unwürdige Rolle zwängen lassen kann, wird sein Geheimnis bleiben. Schwor er als Zod in Superman noch ewige Rache, verkommt seine Darbietung eines einfältigen, primitiven Übermenschen in Superman II zur Karikatur. Da ist es auch kein Trost, dass Sarah Douglas an seiner Seite ebenso unbeholfen agiert, von dem unaussprechlichen Schauspiel des ehemaligen Boxers Jack O'Hallorans als Non ganz zu schweigen.
Von den übrigen Beteiligten Valerie Perrine und Jackie Cooper ist nicht allzu viel zu sehen, wohingegen Clifton James immerhin für ein paar lustige Momente sorgt.

Handwerklich nimmt Regisseur Richard Lester viel von der Dynamik Donners aus der Inszenierung heraus, ersetzt die bewegten Kamerafahrten und Weitwinkel-Aufnahmen der jeweiligen Situation oder der Sets und verbleibt dabei auch bei eigentlich intimeren Dialogszenen in einem unpersönlichen Abstand, so dass man als Zuschauer gar nicht in der Lage ist, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen.
Unverständlich ist auch, weswegen Lester gerade bei dem Materialaufwand zum Finale hin so lustlos inszeniert. Keinerlei Tempo, keinerlei dramaturgischer Aufbau verbirgt sich hinter den jeweiligen Sequenzen. Auch hier werden manche Ideen, wie Menschen, die vom Wind der kryptonischen Angreifer weggeblasen werden, unzählige Male wiederholt, ohne dass sich die Story fort bewegt.
Nicht zuletzt die Sprünge im Erzählfluss – wenn man die dahinplätschernde Geschichte denn als solche bezeichnen möchte – und die Szenenwechsel ohne tatsächliche Überleitung, verstärken den Eindruck, dass Lesters Superman II ein Flickwerk aus verschiedensten Drehbuchentwürfen, Aufnahmen und Schnittfassungen darstellt. Schade, dass nicht einmal die Cutter in der Lage waren, einen zusammenhängenden Film daraus zu schneiden.
Seinerzeit hin und her gerissen waren die Zuschauer von den noch ausschweifenderen Spezialeffekten, mit denen die Produktion aufwartet – dass diese im Vergleich zu George Lucas Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück [1980] aber merklich schwächer aussahen, scheint niemanden gestört zu haben. Mehr noch, im Vergleich zum ersten Superman hat sich an der Qualität der Effekte nicht wirklich etwas verbessert. Immer noch erscheinen die Flugeinstellungen überwiegend künstlich, diejenigen mit den drei Kryptoniern merklich künstlicher als diejenigen mit Superman. Und auch das Finale scheint trotz des Materialaufwands in merklich kleinerem Maßstab stattzufinden, als drei Jahre zuvor.

Dass es John Williams bei Superman gelungen war, eine einprägsame Fanfare zu komponieren, die unverwechselbar mit dem letzten Sohn Kryptons verknüpft wurde, steht außer Frage. Schon deshalb blieb dem prämierten Komponist Ken Thorne, der auch die Fortsetzung Superman III - Der stählerne Blitz [1983] vertonte, nicht viel mehr übrig, als die von Williams erdachten Motive in seinem eigenen Score wieder zu verwenden.
So hört sich der Score zu Superman II an, wie eine Neuauflage des ersten Teils, mit eben jenen Themen und Melodien, dabei aber ohne bleibende neue Elemente, oder aber Szenen, bei denen die Musik wirklich herausstechen würde. Selbst dem eigentlichen Thema scheint keine neue Note beigefügt, oder es aber nur irgendwie anders instrumentiert. Ebenso gut hätte man den Score des ersten Teils genauso für den zweiten verwenden können.

Auch wenn der zweite Teil der Heldenreihe im direkten Anschluss an den ersten realisiert werden sollte, die zahlreichen Querelen mit den Produzenten Salkind, die auch bei Vor- und Abspann sehr darauf bedacht waren, ihre Namen in großen Lettern zu lesen, haben der epischen Vision Richard Donners einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Herausgekommen ist ein zweiter Film, der weder handwerklich, noch inhaltlich mit dem ersten mithalten kann, und der so zerstückelt wie notdürftig zusammen geschustert erscheint. So ergeben nach wie vor viele Szenen keinen Sinn, die Reduzierung der Bösewichte auf unfreiwillige Lachnummern und ein Superheld, der so super die meiste Zeit im Film gar nicht ist, tun ihr Übriges, um den Film merklich schwächer ausfallen zu lassen, als er hätte sein müssen.
Ob es zudem einer Marketing-Strategie zu verdanken war, dass Superman II über ein halbes Jahr später in den USA in den Kinos lief, als im Rest der Welt, oder ob sich die Verantwortlichen schlicht des Films geschämt haben, sei dahingestellt – stolz auf das Endprodukt sollte aber keiner von ihnen sein.


Fazit:
Gleichwohl Supermans Alter-Ego, Clark Kent von Natur aus viel Raum für komödiantische Elemente bietet, und der Humor auch bei allen anderen Inkarnationen des Superhelden eine große Rolle spielt, verkommt auch die an sich sehr ernste Bedrohung durch die drei kryptonischen Straftäter hier zur Farce, was nicht zuletzt an der geradezu peinlichen Darbietung basierend auf dem noch schlimmeren Drehbuch basiert.
Statt die ernsthaften Ansätze von Richard Donners Superman weiterzuverfolgen, gehen die Macher in die entgegen gesetzte Richtung und präsentieren eine Materialschlacht, die zwar aufwändig erscheint, im Kontext aber keinen Sinn ergibt, und auch lustlos gefilmt wurde. Überlang, ohne Charme und mit einem Trashcharakter, dass einem die Bemühungen Christopher Reeves eigentlich Leid tun müssten, enttäuscht Superman II auf so vielen Ebenen, dass nicht einmal die kindisch-naiven Storytwists den Gesamteindruck mehr retten können.