Star Trek: Der Aufstand [1998]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 5. August 2019
Genre: Science Fiction / Thriller / Action / Komödie

Originaltitel: Star Trek: Insurrection
Laufzeit: 103 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Jonathan Frakes
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: Patrick Stewart, Jonathan Frakes, Brent Spiner, LeVar Burton, Michael Dorn, Gates McFadden, Marina Sirtis, F. Murray Abraham, Donna Murphy, Anthony Zerbe, Gregg Henry, Daniel Hugh Kelly


Kurzinhalt:

Während Captain Picard (Patrick Stewart) und seine Crew der U.S.S. Enterprise diplomatischen Missionen nachjagen, unterstützt Androide Data (Brent Spiner) ein Forscherteam auf einem Planeten in einer abgeschirmten Region des Alls. Dort untersucht das Team der Sternenflotte und der Son’a verdeckt die friedliebende Gruppe der Ba’ku auf einem idyllischen Planeten. Als Data eine Fehlfunktion erleidet und die Forscher enttarnt, reist Picard ins System. Nicht nur, dass ihn die scheinbar wenig technologisch entwickelten Ba’ku überraschen, vor allem die Gesellschaft von Anij (Donna Murphy) fasziniert ihn. Als Picard von einer Verschwörung erfährt, die die Heimat der Ba’ku bedroht, sieht er keinen anderen Weg, als einen direkten Befehl von Admiral Dougherty (Anthony Zerbe) zu missachten und sich dem Anführer der Son’a, Ru’afo (F. Murray Abraham), in den Weg zu stellen …


Kritik:
Nach ihrem Leinwanddebüt absolvierte die Crew der U.S.S. Enterprise um Captain Picard in Star Trek: Der erste Kontakt [1996] zwar ein bei Fans sehr beliebtes, finanziell aber nicht allzu erfolgreiches Abenteuer. Für den insgesamt neunten Kinofilm des Franchise griffen die Macher daher auf eine Geschichte zurück, die weniger Vorwissen der zu diesem Zeitpunkt mehr als 30jährigen Star Trek-Geschichte verlangte. Der Aufstand lockte noch weniger Zuschauer in die Kinos. Dabei ist der Science Fiction-Film deutlich besser gealtert, als man erwarten würde.

Das liegt zum einen an der Stammbesetzung, die sich die verbalen Bälle so gelungen zuspielt, dass beinahe alle Figuren zur Geltung kommen können, aber auch an der Story, die eine politische Frage in den Mittelpunkt rückt und damit wie oft bei Star Trek einen aktuellen Bezug bietet. Die Geschichte beginnt auf einem Planeten, auf dem eine etwas mehr als 600 Personen umfassende Gruppe lebt, die Ba’ku. Die friedliche Gesellschaft kommt ohne Technologie aus, lebt vom Ackerbau und es scheint ihr an nichts zu mangeln. Sie ahnen nicht, dass unter ihnen, in einer getarnten Anlage und mit Tarnanzügen ausgestattet, ein Forschungsteam der Föderation und der Son’a wandelt. Hierzu zählt auch Commander Data von der Enterprise, der urplötzlich das Forscherteam aufdeckt und die Gruppe auf dem Planeten festsetzt. Als Captain Picard erfährt, was geschieht, beordert er das Raumschiff in die Nebelregion Briar Patch, wo der Planet der Ba’ku liegt. Als die Crew auf die Planetenbewohner und die Forschergruppe unter Leitung von Föderations-Admiral Dougherty und Son’a Ru’afo trifft, kommen sie einer Verschwörung auf die Spur.

Worum es am Ende geht, sollte ein interessiertes Publikum selbst entdecken. Es wird aber überraschen, dass nach den vergangenen Abenteuern nicht das Schicksal einer ganzen Welt oder der Galaxis selbst in den Händen der Enterprise-Crew liegt, sondern „nur“ das Leben einiger Hundert Planetenbewohner. Ihr Geheimnis stellt dabei gleich mehrere Überzeugungen in Frage – ob das Wohl Vieler schwerer wiegt als das Weniger, zum Beispiel. Aber auch, ob der Forscher Picard durch sein Streben in die Weite nicht das größte Abenteuer verpasst.
Seine Dialoge mit der Ba’ku Anij sind das unumwundene Highlight des Films. Sie sind nicht nur vielschichtig, sondern entwickeln zwischen den beiden Figuren eine spürbare Chemie. Vor allem erfassen sie ihn als Charakter so präzise und lassen dabei doch gleichzeitig Raum für das Leben, das er nicht geführt hat, oder noch führen könnte. Insbesondere für Fans gelungen sind die humorvollen Momente innerhalb der Crew, sei es eine aufkommende Liebesbeziehung zwischen Riker und Troi oder den lockeren Sprüchen von oder gegenüber dem Klingonen Worf. Wer nicht nur die vorangegangenen Filme, sondern die sieben Jahre der Serie mit den Figuren verbracht hat, wird diese Szenen zu schätzen wissen. Doch gerade bei Worfs Figur lassen die Macher viel Potential brachliegen. Kurz nach dem Finale der sechsten Staffel von Star Trek: Deep Space Nine [1993-1999] angesiedelt ist, hätte man ihn als Charakter merklich voranbringen können. Aber auch Beverly, Geordi oder Troi kommen kaum zum Zug. Dass sich die Geschichte auf Captain Picard und Commander Data konzentriert, ist nicht verwunderlich. Immerhin waren sie die tragenden Figuren der Serie. Doch es lässt den Film weniger als eine Team-Anstrengung wirken.

Gleichzeitig erhalten die Bösewichte ebenfalls wenig Zeit vor der Kamera und sind auch (zu) wenig ausgearbeitet. Dougherty und Ru’afo werden von zwei überaus talentierten und charismatischen Darstellern verkörpert, Anthony Zerbe und F. Murray Abraham, doch sind beide kaum gefordert. Was jedoch bedeutend stärker – und negativer – auffällt, sind die Schwächen in der handwerklichen Umsetzung. Riker-Darsteller Jonathan Frakes, der auch schon bei Der erste Kontakt Regie führte, inszeniert Der Aufstand im Grunde tadellos, aber eben auch ohne Momente, die nachhaltig in Erinnerung bleiben, sieht man von dem idyllischen Dorf der Ba’ku ab. Auffällig sind allerdings die Trickeffekte, die nicht nur einen deutlichen Schritt zurück darstellen, sondern abgesehen von dem voluminösen, an Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops erinnernden Briar Patch-Nebel, so offensichtlich computergeneriert sind, dass man sich an zweitklassige Fernsehproduktionen jener Zeit erinnert fühlt. Beides sorgt dafür, dass das neunte Star Trek-Leinwandabenteuer schlechter in Erinnerung bleibt, als es im Grunde ist. Die schwachen Schurken kosten den Film den packenden Aspekt, während schwache Spezialeffekte bei einem Science Fiction-Film umso mehr enttäuschen.
Dabei gibt es hier eine durchaus philosophische Story zu entdecken, die den Geist des Franchise gelungen aufgreift. Schade, dass die Verantwortlichen nicht mehr daraus machen.


Fazit:
Statt bombastischer Weltraumaction, beschränken sich die Macher auf eine geradezu leise erzählte Science Fiction-Story mit einem durchaus interessanten Kern. Die Geschichte und insbesondere Picards Dialoge zeichnen den Film nach wie vor aus und lassen eine erzählerische Finesse erkennen, die dem Publikum beim ersten Ansehen vorenthalten bleibt. Dass Regisseur Jonathan Frakes hier kein Moment gelingt, der sich von den anderen abhebt, ist aber bedauerlich und auch die durchschnittlichen bis schlichtweg miesen Trickeffekte enttäuschen. Dafür ist die Maskenarbeit gelungen und die Musik von Altmeister Jerry Goldsmith über jeden Zweifel erhaben. Star Trek: Der Aufstand hat viele Aspekte eines guten Science Fiction- und eines sehr guten Trek-Films, die (aus welchen Gründen auch immer) nicht entsprechend herausgearbeitet sind oder durch andere, enttäuschende Merkmale überdeckt werden. Das lässt ihn schwächer in Erinnerung bleiben, als es die interessante Story und die gelungenen Charaktermomente verdienen, auch wenn er beim erneuten Ansehen gerade durch sie gewinnt.