Sonic the Hedgehog 3 [2024]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 18. Dezember 2024
Genre: Komödie / Animationsfilm / Fantasy

Originaltitel: Sonic the Hedgehog 3
Laufzeit: 109 min.
Produktionsland: USA / Japan
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Jeff Fowler
Musik: Tom Holkenborg
Besetzung: Ben Schwartz (Julien Bam, Stimme), Jim Carrey, Colleen O’Shaughnessey (Stimme), Idris Elba (Stimme), Keanu Reeves (Benjamin Völz, Stimme), James Marsden, Tika Sumpter, Krysten Ritter, Natasha Rothwell, Lee Majdoub, Tom Butler, Adam Pally, Shemar Moore, Alyla Browne


Kurzinhalt:

Zusammen mit Tom (James Marsden) und Maddie (Tika Sumpter) sowie Knuckles (Idris Elba) und Tails (Colleen O’Shaughnessey) möchte der blaue, überschallgeschwindigkeitschnelle Igel Sonic (Ben Schwartz / Julien Bam) eine ruhige Auszeit genießen, als sich Direktorin Rockwell (Krysten Ritter) der Militärorganisation G.U.N. dazu gesellt und Sonic um Hilfe bittet. Vor der Küste Japans ist aus einem streng geheimen Gefängnis ein weiterer Igel ausgebrochen, der dort seit 50 Jahren eingesperrt war: Shadow (Keanu Reeves / Benjamin Völz). Dessen Kräfte sind so zerstörerisch, dass G.U.N. ihm nicht gewachsen ist. So machen sich Sonic, Tails und Knuckles auf, Shadow zu finden. Doch dafür brauchen sie die Hilfe von Sonics totgeglaubtem Erzfeind Dr. Robotnik (Jim Carrey). Während der zutiefst verbitterte Shadow dorthin zurückkehrt, wo für ihn alles begann, kommt es zwischen Sonic und Robotnik zu einer brüchigen Allianz. Dabei folgen sie jedoch dem Plan der Person, die Shadow zur Flucht verholfen hat und die noch etwas viel Schlimmeres im Schilde führt …


Kritik:
Filmemacher Jeff Fowler stellt in der zweiten Fortsetzung seiner Videospielverfilmung um den rasend schnellen, außerirdischen Igel Sonic weitere Figuren aus dessen Universum vor, das zwischenzeitlich auch im Serienformat erweitert wurde. Doch anstatt die Geschichte dem Neuzugang Shadow entsprechend etwas ernster auszurichten, gerät Sonic the Hedgehog 3 merklich alberner als die beiden Teile zuvor. Ein ganz junges Publikum mag das zusammen mit dem hohen Erzähltempo unterhalten, doch schießt die bisweilen bewusst lächerliche, beinahe an eine Parodie erinnernde Erzählung öfter über das Ziel hinaus, als ihr guttut.

Sie setzt an einem Jahrestag von Sonics Ankunft auf der Erde an, an dem er an sich mit seinen Zieheltern Tom und Maddie zusammen mit Knuckles und Tails feiern möchte, bis die Direktorin der Militärorganisation G.U.N. das „Team Sonic“ um Hilfe bittet. Aus einem streng geheimen Gefängnis vor der Küste Japans ist ein anderer, außerirdischer Igel ausgebrochen: Shadow. Seine zerstörerischen Kräfte übersteigen alles, womit G.U.N. es bislang zu tun bekam und so verbündet sich Sonic notgedrungen mit Dr. Robotnik, um Shadow zu finden. Doch dabei sind sie nicht allein, denn Shadow hat Hilfe erhalten, um nach mehr als einem halben Jahrhundert aus der Gefangenschaft auszubrechen. Wer dafür verantwortlich ist, besitzt nicht nur eine Verbindung zu Robotnik, sondern verfolgt gleichzeitig einen noch viel finstereren Plan, der die ganze Welt bedroht.

Bis der jedoch enthüllt wird, vergeht sehr viel Zeit. Dafür findet Sonic the Hedgehog 3 in Shadow einmal mehr einen würdigen Gegner für den Titel gebenden Rennigel, der von G.U.N.-Commander Walters beschrieben wird als wer Sonic geworden wäre, wäre er nicht in der liebevollen Obhut seiner Familie aufgewachsen, sondern hätte nur Leid und Wut kennengelernt. Shadows Hintergrundgeschichte wird in mehreren Rückblenden erzählt, in denen das außerirdische Wesen, das sich nicht an seine Herkunft erinnert, nach seiner Ankunft auf der Erde Experimenten unterworfen wurde, ehe es in dem Mädchen Maria eine Freundin fand. Wohin diese Geschichte führt, ist durchaus tragisch und sie ist eine gute Gelegenheit, Sonic vor Augen zu führen, wie sein Leben hätte verlaufen können. Doch an den Punkt, dass der stets quasselnde Sonic seine eigenen dunklen Seiten entdeckt, kommt das Drehbuch ebenfalls erst sehr spät. Bis dahin setzen die Verantwortlichen gleichermaßen auf den bekannten, verbalen Humor von Sonic und seinen Freunden, der wieder viele Anspielungen an Filme beinhaltet, für die das junge Publikum zu jung ist, und Slapstickeinlagen, in denen Jim Carrey als Dr. Robotnik alle Register ziehen darf. Ob das etwas Gutes ist, sei jedem selbst überlassen. Grimassen, ungelenke Akrobatik, Tanzeinlagen und all dies mit einem Kostüm, in dem der Wissenschaftler mit Weltherrschaftsfantasien deutlich übergewichtig erscheint, sind an der Tagesordnung. Nicht nur, dass dies mitunter so platt ist, dass man gar nicht mehr hinsehen möchte, es ist auch immer dasselbe.

Man kann nun natürlich argumentieren, dass insbesondere Robotniks Auftritte in den vorigen Teilen ähnlich albern waren, wie hier. Doch war abgesehen von seinem Streben nach unbegrenzter Macht deren Geschichten nie so ernst. Es ist hier der Kontrast zwischen dem, was Shadow – und dem weiteren Super-Schurken, der Teil von Sonic the Hedgehog 3 ist – widerfahren ist, und dem überzogenen Humor, der nicht wirklich zusammenpassen mag. Dass abgesehen von Dr. Robotnik die übrigen menschlichen Figuren kaum zum Zug kommen, fällt da nicht mehr ins Gewicht. Wäre es nicht um eine Einbruchsequenz, die zu keinem Moment irgendeine Form von Spannung entwickelt, wären James Marsden und Tika Sumpter als Tom und Maddie keine fünf Minuten Teil des Films. Mit Krysten Ritter als Direktorin Rockwell wird hingegen eine mögliche Bösewichtin für Sonic und seine Freunde vorgestellt, deren Motivation einerseits nie erläutert wird und die andererseits irgendwann einfach aus der Geschichte verschwindet. Es ist beinahe, als wüsste das Drehbuch nicht, was es mit all diesen Elementen anfangen soll und wirft sie daher auf die Leinwand, um zu sehen, was sich festsetzt.

Das ist leider am Ende erstaunlich wenig. Selbst wenn zahlreiche Bilder durchaus gelungen sind und Sonic the Hedgehog 3 für manche Beteiligte einen durchaus überraschenden Abschluss findet, die Szenen während bzw. nach dem Abspann deuten bereits an, dass Filmemacher Jeff Fowler weiteren Abenteuern nicht abgeneigt ist. Die Frage, die man sich dabei stellen muss ist jedoch, wozu? Am Ende kommt die Erzählung an genau dem Punkt an, an dem sie begann. Man bekommt nicht das Gefühl, als hätte Sonic, was er dazwischen erlebt hat, in irgendeiner Form weitergebracht. Zugegeben, die Botschaft, die zwischen ihm und Shadow gefunden wird, ist nett, nur betrifft sie nicht den Held der Geschichte. Der tritt hier merklich auf der Stelle und gerät mit den vielen anderen, animierten Figuren stellenweise beinahe zum Gaststar seiner eigenen Story. Dass sich die an Kinder richtet, kann und sollte man ihr nicht vorwerfen. Doch mit den überaus ernsten Aspekten zusammen mit dem überzogenen Humor wundert man sich doch, welche Kinder hiervon gleichermaßen angesprochen werden sollen.

Vor vielen Jahren war es durchaus üblich, dass speziellen Veröffentlichungen von Videospielen spielbare Versionen von unfertigen Leveln als Bonusmaterial beilagen. Es war eine Möglichkeit für Fans zu entdecken, was hätte sein können, ehe sich die Verantwortlichen auf andere Aspekte ihres Spiels konzentriert hatten. So in etwa fühlt sich Sonic the Hedgehog 3 an: unfertig und ohne ein klares Ziel vor Augen.


Fazit:
Dass Filmemacher Jeff Fowler kaum eine einzige Situation wirklich ernst zu nehmen scheint, zumindest nicht lange genug, um sie spannend zu gestalten, ist gerade deshalb bedauerlich, da er durchaus einige gute Ideen versammelt. Die Rückblicke zu Shadows Vergangenheit sind gelungen, wie auch deren tragisches Ende. Ebenso die Einbruchsicherung mit den unterschiedlichen Schwerkraftfeldern. Doch während letztere durch eine Slapstickeinlage aufgeweicht wird, ehe es packend wird, verkehrt sich Shadows Verlust bei einem überzogen körperbetonten Finale zwischen Robotnik und einer anderen Figur ins Gegenteil. Das ist mitunter derart lächerlich, dass sich selbst junge Zuseherinnen und Zuseher veralbert vorkommen werden. Der beständig eingestreute Meta-Humor spricht sie ohnehin nicht an und bei der besuchten Vorstellung ist sogar den Jüngsten aufgefallen, dass die Figuren im Weltraum ohne Raumanzug kaum werden sprechen können. Immerhin sind ihre Dialoge zum größten Teil wörtlich vorhersehbar. Sonic the Hedgehog 3 findet durchaus eine nette, wenn auch nicht überraschende oder neue Aussage am Ende einer Geschichte, die Trauer und Verlust ebenso abdecken will, wie eine Art von Humor, die dazu nicht recht passen mag. Das geht vor allem zu Lasten der Figuren, die nicht vorankommen, während der Erzählfluss bei den Humoreinlagen teils vollkommen zum Erliegen kommt. Die Kinder im Publikum mag das auf Grund des grundsätzlichen Tempos der Actionszenen unterhalten, selbst wenn sich die begleitenden Eltern fragen werden, warum. Ob das Zielpublikum so mitgerissen wird, wie in den letzten Filmen, steht jedoch auf einem anderen Blatt.