Slither - Voll auf den Schleim gegangen [2006]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. März 2008
Genre: Horror / Komödie / Science Fiction

Originaltitel: Slither
Laufzeit: 92 min.
Produktionsland: Kanada / USA
Produktionsjahr: 2006
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: James Gunn
Musik: Tyler Bates
Darsteller: Nathan Fillion, Elizabeth Banks, Gregg Henry, Michael Rooker, Tania Saulnier, Brenda James, Don Thompson, Haig Sutherland, Jennifer Copping


Kurzinhalt:
Es scheint wie ein ganz normaler Abend kurz vor Eröffnung der Jagdsaison in dem verschlafenen Nest Wheelsy, als sich der verheiratete Grant Grant (Michael Rooker) gerade noch zurückhalten kann, seine Frau Starla (Elizabeth Banks) nicht mit der Schwester seiner alten Flamme zu betrügen. Stattdessen entdeckt er ein seltsames Etwas, das sich kriechend auf dem Waldboden fortbewegt. Beim näheren Hinsehen wird er von dem Ding mit einem außerirdischen Lebewesen infiziert.
Starla fallen die Veränderungen anfangs gar nicht auf, doch wenig später mutiert Grant auch körperlich – ein Glück, dass der neue Sheriff Bill Pardy (Nathan Fillion), der seit langem Gefühle für Starla hegt, rechtzeitig kommt. Doch als wenig später wurmartige Aliens die Kleinstadt heimsuchen und die Bewohner in zombieartige Wesen verwandeln, muss sich Bill nicht nur um Starla, Kylie (Tania Saulnier) und Bürgermeister Jack MacReady (Gregg Henry) sorgen, die bei ihm sind – was, wenn sich die Aliens wie eine Epidemie weiter ausbreiten? Einzig das Wesen, das von Grant übrig geblieben ist, scheint der Schlüssel. Und Grant ist nach wie vor hinter Starla her ...


Kritik:
Das Genre des Horrorfilms ist in etwa so alt, wie der "Film" an sich. Nach wie vor sind viele Regisseure versucht, sich in dem Genre zu behaupten, und es findet sich für allerlei Arten von Horrorfilmen immer wieder ein williges Publikum. Dass Slither-Regisseur und Autor James Gunn selbst ein Fan des Genres ist, glaubt man ihm gern, zumal sein erster großer Kinoeinstand vor Anspielungen und Zitaten nur so strotzt. Der prominenteste Gastauftritt ist dabei zweifellos die Stimme von Horror-Regisseur Rob Zombie, der allerdings nur in einer Szene zu hören ist.
So verwundert es auch nicht, dass Gunn im Gegensatz zur momentanen Stilrichtung des Genres eher auf den klassischen Horror setzt, anstatt die Zuschauer mit Folterszenen und anatomisch korrekten Verstümmelungen zu schocken. Stilistisch sowohl an Zombie-, wie auch Invasionshorrorfilme wie Die Körperfresser kommen [1978] und ganz offensichtlich an Der Blob [1988] (beziehungsweise Blob, Schrecken ohne Namen [1958])  angelehnt, entpuppt sich die Low-Budget-Produktion als ein Fest für Horror- und Splatterfans, auch wenn der Komödienanteil an sich merklich zu kurz kommt.

Das Skript an sich benötigt einige Zeit, ehe man sich mit den Gegebenheiten und den verschiedenen Figuren in dem kleinen, unschuldig erscheinenden Nest zurecht findet, auch wenn dann immer noch viele Figuren unterentwickelt und die Dialoge nicht auf höchstem Niveau erscheinen. Was der Story allerdings gut tut ist einerseits die Ironie, mit der Gunn seine Figuren vorstellt, und auch die Tatsache, dass er Klischees offen nutzt, um seinen Film letztlich vom Genremittel abzuheben.
Aber auch wenn die Handlungsweisen der Charaktere nicht immer wirklich nachvollziehbar sind, und wenn die Geschichte letztlich mit wenigen Überraschungen daher kommt, der Charme der Figuren ist es, der Slither von vielen anderen Filmen dieser Art unterscheidet.
Gerade was die Schockmomente angeht, hätte man von Gunns Werk etwas mehr Einfallsreichtum erwarten können. Stattdessen gibt es nichts zu sehen, was es nicht schon in anderen Film zu sehen gab, auch wenn es zugegebenermaßen in Slither gut gemischt und mit ein paar wenigen neuen Ideen versehen wurde. Vom mutierten Monster mit letzten menschlichen Zügen, bis hin zum obligatorischen "Twist" nach dem Abspann ist eben alles vertreten, so dass man unter dem Science Fiction-Horror mehr eine Hommage, wie eine eigenständige Idee verstehen könnte. Etwas mehr Innovation wäre insofern wünschenswert gewesen, auch wenn das, was gezeigt wird, zumindest ordentlich umgesetzt wurde.
Einzig verwunderlich ist die Storyentscheidung, das Finale so endgültig für viele Beteiligte zu gestalten. Damit hätte man zwar nicht gerechnet, wirklich notwendig war es allerdings auch nicht.

Durchweg gut gelungen ist die Besetzung, die zwar aus bekannten Gesichtern besteht, deren Darsteller jedoch in den wenigsten Fällen aus großen Hollywoodproduktionen bekannt sind.
Hauptdarsteller Nathan Fillion, der Fans unter anderem aus der kurzlebigen Science Fiction-Serie Firefly [2002-2003] bekannt ist, wurde zwar als letzter gecastet, hinterlässt allerdings den besten Eindruck, und das nicht zuletzt durch seine durchweg sympathische Ausstrahlung. Er verleiht seiner Rolle genügend Augenzwinkern und dennoch Glaubwürdigkeit, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen, und dass man als Zuschauer auch mitfiebert, wenn er sich der außerirdischen Bedrohung stellt.
Etwas schwieriger ist die Einschätzung bei Elizabeth Banks, die allerdings eher unter dem Drehbuch zu leiden hat, als unter ihren Fähigkeiten, ihre Filmfigur entsprechend verkörpern zu können. Auch sie macht ihre Sache gut und teilt sich mit dem ansprechend überdrehten Gregg Henry die "zweite Geige". Schade ist dabei nur, dass Henrys Schicksal im letzten Drittel des Films eine Wendung nimmt, die man als Zuschauer so nicht gerne sieht. Um auch die Möglichkeit auf eine Fortsetzung offen zu halten wäre es an sich eine weisere Entscheidung gewesen, hier einem Klischee zu folgen.
Michael Rooker, den angesichts der ausgiebigen Maskenarbeiten ohne Zweifel das schwerste Los getroffen hat, enttäuscht ebenfalls nicht, sondern mimt die Karikatur seiner Rolle mit so viel Überzeugung, dass es beinahe schon erschreckend ist.
Abgerundet wird die Besetzung durch Tania Saulnier, die seither zwar in Unsichtbar - Zwischen den Welten [2007] zu sehen war, aber außerdem bereits ihren ersten Auftritt in einem Uwe Boll-Werk absolvierte. Ob dies tatsächlich karrierefördernd ist, seit dahingestellt. Hier hingegen enttäuscht sie nicht und wirkt überraschenderweise auch deutlich jünger, als sie tatsächlich ist.

Handwerklich präsentiert sich Slither erstaunlich solide, wobei insbesondere die Maskenarbeiten und die sehr dezent eingebrachten Spezialeffekte in Erinnerung bleiben. Angesichts der schieren Menge sowohl an digitalen Effekten, wie auch an umfangreichen Masken ist das recht niedrige Budget von nur 15 Millionen Dollar verwunderlich. Dass die Technik hinter Slither mitunter mehr überzeugt, als bei manchen großen Produktionen ein weiterer Pluspunkt für die kanadisch-amerikanische Koproduktion.
Kamera und Schnitt harmonieren ebenfalls gut, auch wenn klassische Schockmomente großteils ausbleiben. Einige Kamerafahrten sind überaus gelungen, und auch die grundsätzlich unheimliche Stimmung vermag zu überzeugen. Mehr kann man von einer solchen Art Film kaum erwarten und es ist erfreulich zu sehen, dass die Macher hier nicht enttäuschen.

Musikalisch lehnt sich Komponist Tyler Bates bei seinen Kollegen an und kopiert an einer Stelle sogar recht offensichtlich ein bekanntes Thema von Alan Silvestri, das für Genrekenner eine weitere Anspielung darstellt. Dabei sammelte Bates in den letzten Jahren durch seine Arbeit an Filmen wie TDR - The Devil's Rejects [2005] oder Dawn of the Dead [2004] selbst Erfahrung im Horror-Genre.
Sein Score ist grundsätzlich gut gelungen, weist allerdings wenig Wiedererkennungswert auf. Zu den Szenen eignet sich die Musik allerdings gut.

Ein großer Vorteil der klassischen Horrorfilme ist ihre Laufzeit von meist nur eineinhalb Stunden. Entsprechend kurzweilig scheint Slither, auch wenn sich der Film auf Grund der sehr deftigen Splatterszenen trotz der niedrigen FSK-Freigabe ausschließlich für ein erwachsenes Publikum geeignet ist.
Wer sich aus jener Zielgruppe auf einen unterhaltsamen, charmanten, wenn auch leider wenig überraschenden Horrorfilm mit komödiantischen Aspekten einlassen möchte, wird an James Gunns Film seine Freude haben. Als Hommage an seine Genrekollegen funktioniert der gut gemachte Streifen dabei ebenso gut, wie als eigenständiger Science Fiction-Horror. Ohne die sympathischen Darsteller würde ihm allerdings sein stärkster Pluspunkt fehlen.


Fazit:
Mit den vielen Zitaten und den Anspielungen an die bekannten Vertreter des Horrorgenres mutet James Gunns Film an, wie ein großes Fanprojekt. Entsprechend wurde er auf Festivals vor der Kinoveröffentlichung gelobt und gefeiert. Das Bild, das sich einem "normalen" Zuschauer bietet, ist allerdings ein etwas anderes. Sicherlich vermag die Story grundsätzlich zu überzeugen, doch beinhaltet sie zu wenige neue Ideen, um das Publikum überraschen zu können. Ohne Zweifel sind die Maskenarbeiten beeindruckend – und doch nichts, was man nicht schon gesehen hätte.
Was Slither fehlt, sind neue Elemente, eigene Ideen oder gar der Mut zum Unkonventionellen. Wenn Gunn dies am Schluss endlich beweist, wirkt es gar schon fehlplaziert, einfach weil nichts bis dahin auf eine solche Entscheidung hingedeutet hätte. Was in Erinnerung bleibt sind die sympathischen Darsteller und die leider zu seltenen humorvollen Anteile der Dialoge. Das macht den schleimigen Monsterhorror durchaus für Fans sehenswert – doch noch nicht zum Kult, wie mancherorts behauptet.