Shazam! Fury of the Gods [2023]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 16. März 2023
Genre: Action / Komödie / FantasyOriginaltitel: Shazam! Fury of the Gods
Laufzeit: 130 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: David F. Sandberg
Musik: Christophe Beck
Besetzung: Zachary Levi, Grace Caroline Currey, Adam Brody, Ross Butler, Meagan Good, Helen Mirren, Lucy Liu, Djimon Hounsou, D. J. Cotrona, Asher Angel, Jack Dylan Grazer, Rachel Zegler, Ian Chen, Faithe Herman, Jovan Armand, Marta Milans, Cooper Andrews
Kurzinhalt:
Als zwei wie antike Kriegerinnen gekleidete Frauen einen zerbrochenen Stab aus einem griechischen Museum stehlen und dabei eine Spur der Verwüstung hinterlassen, wird Billy Batson (Asher Angel) alias Superheld Shazam (Zachary Levi) noch nicht stutzig und auch seine Familie um Mary (Grace Caroline Currey), Freddy (Jack Dylan Grazer / Adam Brody), Darla (Meagan Good / Faithe Herman), Eugene (Ross Butler / Ian Chen) und Pedro (D. J. Cotrona / Jovan Armand) haben noch keinen Verdacht. Doch bei den beiden Kriegerinnen handelt es sich um Töchter von Atlas, Hespera (Helen Mirren) und Kalypso (Lucy Liu), Göttinnen mit magischen Kräften, die aus der Verbannung befreit wurden und das Artefakt benötigen, um damit ihr Reich wiederherzustellen. Die einzigen, die sie aufhalten können, ist Shazam und seine Familie, wobei Billy mit der Last der Verantwortung kämpft und fürchtet, dass er bald von seiner Pflegefamilie ausgeschlossen wird, während Freddy hofft, mit der neuen Mitschülerin Anthea (Rachel Zegler) anzubandeln. Sie ahnen nicht, dass Kalypso Rache für ihre Verbannung sucht und bereit ist, dafür die ganze Welt zu zerstören …
Kritik:
In David F. Sandbergs Shazam! Fury of the Gods kehrt der Titel gebende Superheld nebst seiner ebenfalls mit magischen Fähigkeiten ausgestatteten Familie zurück, um die Töchter von Atlas zu bekämpfen, die drohen, die Welt zu vernichten. Das ist zugegebenermaßen nicht mehr oder weniger, als andere Comicverfilmungen zu bieten haben, doch weiß die Produktion kaum etwas daraus zu machen. Betont witzig und nie genügend ernst, wirkt das weniger wie eine Komödie denn eine Parodie.
Die Geschichte greift die Situation um den Heranwachsenden Billy Batson auf, der von dem uralten Magier Shazam seine Kräfte erhalten hat. Danach verwandelt sich Billy, wenn er „Shazam!“ ruft, in einen Superhelden samt Umhang und magischen Superkräften. Diese Gabe hat Billy, der bei einer Pflegefamilie mit fünf Geschwistern aufwächst, mit letzteren geteilt und gemeinsam helfen sie denen in Not. Immer alle gemeinsam, auf Billys Wunsch, denn tatsächlich überwiegt seine Furcht und Unsicherheit, dass seine Pflegeeltern ihn vor die Tür setzen werden, wenn er in Kürze volljährig wird. So zweifelt er auch, ob er der Verantwortung der Superkräfte wirklich gerecht wird. Die müssen er und seine Geschwister unter Beweis stellen, als die Töchter von Atlas, angeführt von Hespera, den magischen Stab vom Baum des Lebens entwenden, den Billy/Shazam nach seinem Kampf gegen den Bösewicht in Shazam! [2019] zerbrochen hat. Mit diesen Stab können sie nicht nur Shazam seiner Kräfte berauben, sondern auch mächtige Zauber sprechen und die ganze Welt vernichten. Immerhin sind sie Göttinnen und sehen die Menschen als ihre Untergebenen, die sich einst auflehnten und sie verbannten.
Aus erzählerischer Sicht ist das Vorhandensein von Magie ein Segen, denn mit ihr kann man alles Wundersame erklären, weshalb schier Unmögliches möglich wird, anderes dann aber doch nicht. Von Seiten des Publikums ist Magie oftmals mehr ein Fluch, denn immer dann, wenn die Figuren in eine ausweglose Situation geraten, ist urplötzlich Magie die Lösung, während in anderen, scheinbar lösbaren Momenten Magie der Grund ist, weshalb urplötzlich Spannung erzeugt werden soll. Wie genau all dies funktionieren soll, erklärt Shazam! Fury of the Gods nicht und nutzt die Magie als Storyelement auch nicht sinnvoll. So wäre es ein Leichtes, jedem Mitglied der Shazam-Familie eine besondere Eigenschaft zu verleihen, die durch den Stab vom Baum des Lebens durch die Atlas-Schwestern absorbiert wird, so dass diese eine Fähigkeit hinzugewinnen. Wie ausweglos würde ein Finale scheinen gegen Gegnerinnen, die mächtiger sind, als Shazam selbst? Doch stattdessen wird der Stab lediglich als Artefakt vorgestellt, das die Macht der Götter enthält und Magie bündelt, doch was das genau bedeuten soll, erfährt das Publikum nicht. Stattdessen sind die einzelnen Heldinnen und Helden scheinbar alle gleich stark und gleich schnell – wobei der Stab ihnen ihre Superkräfte nehmen oder zurückgeben kann.
Würde man sich wünschen, dass Filmemacher Sandberg die Mythologie der Töchter von Atlas – oder Shazams – wirklich vertieft, beschäftigt sich der Regisseur zumeist damit, dass in den erwachsenen Körpern jeweils der Verstand von Kindern beziehungsweise Jugendlichen steckt. Das bedeutet, dass sich die Shazam-Familie, während eine Brücke einstürzt oder Philadelphia verwüstet wird, mit zotigen Sprüchen aufhält, anstatt sich auf die Rettung der in Gefahr befindenden Personen zu beschäftigen. Besaß die Idee einer Superheldenvariante mit „Körpertausch“ im Stile von Big [1988] im ersten Film noch durchaus Charme, erscheint dies mit sechs Superhelden, die sich allesamt unreif verhalten, verkrampft bemüht und was den Humor anbelangt auf Vorschulniveau. Vor allem sorgt diese Selbstbeschäftigung der Heldinnen und Helden mit ihrer kindlichen Naivität, während die Töchter von Atlas Pläne zur Auslöschung der Welt schmieden, dafür, dass die Geschichte nie packt und trotz der großflächigen Zerstörung samt des Verlusts von Menschenleben geradezu langatmig wirkt.
Nicht wirklich hilfreich ist dabei, dass die Trickeffekte der meist fliegenden, sich durch die Großstadt kämpfenden Figuren im zunehmenden Verlauf nur umso offensichtlicher werden. Dabei findet Regisseur David F. Sandberg durchaus gelungene Bilder und Perspektiven, die für sich genommen einem Comic entsprungen sein können. Nur erscheint dies zu oft künstlich und reißt daher spürbar aus der Erzählung. Dass die Verantwortlichen am Ende nicht den Mut finden, eigene Wege zu gehen, sondern wieder Klischees verfallen, so dass nichts hiervon irgendeine Auswirkung auf die Charaktere oder die Hintergrundgeschichte besitzt, ist symptomatisch für eine Story, die so sehr auf das übrige DC-Film-Franchise verweist, aber überhaupt rein gar keinen eigenständigen Eindruck hinterlassen will. Nicht nur werden mehrmals Wonder Woman und die Justice League in Dialogen herangezogen, auch die Szene nach dem Abspann greift auf Geschehnisse des ersten Films zurück, ohne mehr als bloß das zu bieten – einen Verweis. Einer Fortsetzung entgegen zu fiebern, fällt auch deshalb schwer, da diese bereits den Figuren nichts hinzugefügt hat.
Fazit:
Es ist kaum vorstellbar, dass eine Comicverfilmung, die im Grunde so viele Actionmomente bietet, derart wenig mitreißen kann. Doch reden die Figuren zu viel, anstatt zu handeln und abgesehen von den offensichtlichen Trickeffekten vermag auch die im Grunde solide Inszenierung nicht darüber hinweg zu täuschen, dass die Geschichte zu viel auf offensichtlichen Slapstick-Humor setzt, der zu einer Bedrohung für die ganze Welt nicht wirklich passt. Das macht David F. Sandbergs Film unnötig zäh und langatmig, der gleichzeitig wie eine Parodie auf das Genre der Comicverfilmungen wirkt. Die Interpretation der Einhörner ist gelungen, doch Shazam! Fury of the Gods bemüht sich so sehr, witzig zu sein, dass es oftmals verkrampft wirkt. Wie das Finale, das nur lang ist, ohne dass was auf dem Spiel steht, sich steigern würde, ist das Ergebnis insgesamt laute CGI-Superheldenkost ohne emotionale Wucht mit einem aufgesetztem Humor, der sich überwiegend an ein ganz junges Publikum richtet. Angereichert mit inhaltlich unnötigen Szenen, die wie Lückenfüller anmuten, zieht sich das bis zur Szene während des Abspanns, die allenfalls eingefleischten Fans ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Nicht nur in Anbetracht der Beteiligten und des Aufwands ist das enttäuschend.