Runner Runner [2013]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. Juni 2014
Genre: Unterhaltung / Thriller

Originaltitel: Runner Runner
Laufzeit: 91 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Brad Furman
Musik: Christophe Beck
Darsteller: Justin Timberlake, Ben Affleck, Gemma Arterton, Anthony Mackie, Michael Esper, Oliver Cooper, Christian George, Yul Vazquez, John Heard, James Molina, Louis Lombardi


Kurzinhalt:
Um seine Studiengebühren zu finanzieren, setzt Richie Furst (Justin Timberlake) sein ganzes Geld beim Online-Poker ein – und verliert. Aber wie ihm Technikspezialisten am Campus bestätigen können, war es kein ehrliches Spiel. Es scheint, als hätte sein Gegenüber seine verdeckten Karten sehen können. So nimmt Richie alles zusammen was er noch hat und fliegt nach Costa Rica, um den Leiter des Online-Glückspielhauses, Ivan Block (Ben Affleck), zur Rede zu stellen. Er ist davon überzeugt, dass sich Betrug für ihn nicht lohnen kann, denn sollte Richie an die Öffentlichkeit gehen, würden Ivan die Nutzer weglaufen.
Nach der Aussprache bietet Ivan Richie einen Job an und in den ersten Monaten läuft für Richie alles, wie er es sich immer erträumt hatte. Er kommt sogar Ivans Geschäftspartnerin Rebecca (Gemma Arterton) näher. Doch dann tritt der FBI-Agent Shavers (Anthony Mackie) an Richie heran. Wenn er nicht für ihn Informationen über Block zusammenträgt, wird Richie nicht mehr in die USA einreisen können. Je mehr Arbeit Richie dabei für Ivan erledigt, umso mehr bekommt er das Gefühl, dass Shavers' Behauptungen über Blocks dunkle Machenschaften zutreffen. Die Frage ist nur, ob Richie nicht schon zu tief drin steckt, um noch herauskommen zu können ...


Kritik:
In Runner Runner meint Hauptcharakter Richie Furst sinngemäß, dass es schon schlimm genug wäre, wenn man ehrlich im Poker geschlagen wird. Betrügt der Spieler gegenüber jedoch, wäre es wie ein Stich ins Herz. Ähnlich ist es mit Filmen, die einen enttäuschen. Sieht man, dass sich die Beteiligten wenigstens Mühe geben, kann man das noch verschmerzen. Doch haben sie alle offensichtlich selbst keine Lust, macht es das Gezeigte nur unerträglicher. So auch bei Runner Runner.

Was immer den namhaften Cast bei Brad Furmans Film angezogen haben mag, es war wohl nicht genug, sie auch zum Mitspielen zu motivieren. Wobei das fraglos auch dem Skript geschuldet ist, dem es nie gelingt, eine authentische Atmosphäre oder gar glaubhafte Figuren zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht Richie Furst, ein ehemaliger Wall Street-Aufstreber, der beim großen Bankencrash zu denjenigen gehörte, die auf die Straße gesetzt wurden. Seither versucht er, an der Elite-Universität Princeton seinen Master zu machen, doch die horrend hohen Studiengebühren zwingen ihn dazu, sich Geld auf ehrliche Weise, aber nicht ganz im Einklang mit den Hausregeln der Universität zu verdienen. Er ist Mittelsmann einer Online-Glücksspiel-Firma und verteilt Gutscheine für Neueinsteiger. Für jeden, der sich einloggt, erhält er eine Provision. Doch die Summe reicht nicht annähernd. Darum probiert er sein Glück selbst beim Online-Poker und verliert. Wie sich herausstellt, war das Spiel manipuliert, sein Gegenspieler konnte offensichtlich seine verdeckten Karten sehen.

So einen Betrug aufzudecken wäre allein schon einen Thriller wert, doch all das geschieht in Runner Runner in den ersten zehn Minuten. Nachdem er sein Erspartes verloren hat, macht sich Richie auf nach Costa Rica, wo Ivan Block, der Herrscher dieses Glückspielimperiums, seinen Sitz hat. Er will Block über den Betrug informieren in der Hoffnung, so sein Geld wiederzubekommen. Es ist, als wollte man zu einer Automesse fahren, um vor allen versammelten Gästen den Leiter des weltgrößten Autoproduzenten darauf hinzuweisen, dass er Autos mit Lackschäden verkauft. Selbstverständlich kann Richie bis zu Block vordringen und dieser zeigt sich auch schockiert, dass auf seiner Plattform betrogen wird. Tags darauf bietet er Richie an, ihm sein Geld und als Bonus genug auszuzahlen, dass dieser seinen Abschluss machen kann – oder er steigt bei ihm ein und verdient in den ersten drei Jahren ein achtstelliges Gehalt.

Man sollte meinen, dass Richie nach dem Über-Nacht-Verlust seines Arbeitsplatzes an der Wall Street aus seinen Erfahrungen gelernt hätte und sich für eine sichere Ausbildung interessieren würde, statt dem schnellen, schmutzigen Geld hinterher zu laufen. Doch wie man im Film immer wieder über ihn sagt, ist Richie nicht besonders schlau. Er ist auch nicht wirklich schlagkräftig und gerissen schon gar nicht. Was Blocks ehemalige Geliebte und Geschäftspartnerin Rebecca an ihm findet, ist ein Rätsel und stände es nicht im Skript, würde eine solche Liebesgeschichte auch nie funktionieren.
So steigt Richie bei Block ein, bringt frischen Wind in das Team und die Geschäfte laufen gut. Erst, als FBI-Agent Shavers Richie kidnappt, ahnt er, dass bei Block nicht alles Gold ist, was glänzt. Ivan soll sein Imperium mit Bestechung, Geldwäsche und anderen zweifelhaften Methoden aufgebaut haben. Dass beim Glückspiel nicht alles ehrlich abläuft, konnte sich Richie dabei gar nicht vorstellen. Doch statt sich von Shavers einschüchtern zu lassen, geht Richie zurück zu Block. Wie gesagt, sehr schlau ist er nicht.

Einer von Richies Princeton-Kollegen kommt später dahinter, dass Shavers vermutlich doch Recht hatte und natürlich ist Block nicht der Wohltäter, der er ausgibt zu sein. Doch wer glaubt, dass es dann schon zu spät für Richies Ausstieg wäre, der hat verkannt, dass dies keine düstere Glücksspielvariante von Wall Street [1987] ist, sondern eine vollkommen harmlose, auf hippe Bilder und attraktive Darsteller getrimmte Geschichte. Würden letztere sich wenigstens Mühe geben, könnte man das noch verzeihen, doch sowohl Justin Timberlake, als auch Gemma Arterton und Anthony Mackie spielen mit so wenig Überzeugung, als hätten sie die Qualität der Vorlage schon beim Dreh bemerkt. Einzig Ben Affleck gelingt es mit seinem Mindestmaß an Einsatz, Ivan Block so überzogen darzustellen, dass man in ihm die Karikatur erkennt, die er wohl darstellen soll.


Fazit:
Man muss kein Pokerspieler sein, um zu erkennen, dass Filmemacher Brad Furman bei Runner Runner mit seinen bekannten Darstellern blufft, ohne ein gutes Blatt auf der Hand zu haben. Die Geschichte ist so übertrieben abstrus erzählt und so hanebüchen zusammengeschustert, dass man nicht erst beim erpresserischen Vorgehen des FBI-Agenten die Frage stellt, ob das wirklich ernst gemeint sein soll.
Handwerklich bietet der Film auch nichts Bemerkenswertes, abgesehen davon, dass bei der einzigen Actionszene im letzten Drittel die Kamera derart stark verwackelt, dass man außer Häuserwänden und dem Boden nichts erkennen kann. Der vermeintliche Blick in die Abgründe des Online-Glücksspiels entpuppt sich als oberflächliche, langatmige Farce, die im Grunde weder die Darsteller, noch die Aufmerksamkeit des Publikums verdient hat.