RoboCop [1987]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 21. August 2016
Genre: Science Fiction / Action / KrimiOriginaltitel: RoboCop
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1987
FSK-Freigabe: ab 18 Jahren / Keine Jugendfreigabe
Regie: Paul Verhoeven
Musik: Basil Poledouris
Darsteller: Peter Weller, Nancy Allen, Dan O'Herlihy, Ronny Cox, Kurtwood Smith, Miguel Ferrer, Robert DoQui, Ray Wise, Felton Perry, Paul McCrane, Jesse D. Goins
Kurzinhalt:
Am ersten Tag nach der Versetzung an seine neue Polizeistation, wird Polizist Alex J. Murphy (Peter Weller) von Clarence Boddicker (Kurtwood Smith), der einen bedeutenden Teil des organisierten Verbrechens in Detroit kontrolliert, grausam ermordet. Doch Murphy wird Testperson von Bob Mortons (Miguel Ferrer) RoboCop-Programm und kehrt, nachdem er in einem beinahe unverwüstlichen Körper einer Maschine wieder zum Leben erweckt wurde, als Gesetzeshüter zurück auf die Straße. Als er sich zu erinnern beginnt, begibt sich RoboCop auf die Suche nach seinen Mördern, zusammen mit seiner ehemaligen Partnerin Lewis (Nancy Allen). Aber O.C.P.-Vizepräsident Dick Jones (Ronny Cox), der kurz davor stand, einen millionenschweren Deal um militärische Waffen abzuschließen, hat ein wichtiges Geheimnis zu verbergen und ein As im Ärmel, um RoboCop auf Distanz zu halten ...
Kritik:
Auch wenn Regisseur Paul Verhoeven mit Werken wie Total Recall - Die totale Erinnerung [1990] oder Starship Troopers [1997] Genre prägende Science Fiction-Filme hervorgebracht hat, die Gewalt regelrecht zelebrieren, keiner seiner Filme treibt dies so auf die Spitze wie RoboCop. Das ist in einigen Szenen derart abstoßend, dass man beinahe übersieht, wie gekonnt die düstere Zukunftsvision als bittere Gesellschaftssatire funktioniert und gleichzeitig das Flair der 1980er-Jahre wie eine Zeitkapsel einfängt.
Dass der Regisseur ganze 12 (!) Anläufe benötigte, um selbst in den USA angesichts der extrem brutalen Szenen eine Film-Freigabe für Erwachsene zu erreichen, macht deutlich, was den Zuseher bei RoboCop erwartet. Das heißt nicht, dass Verhoevens Film nicht übertroffen worden wäre, weder vor, noch nach seiner Veröffentlichung, aber die expliziten Darstellungen, die teils derart überdreht sind, zusammen mit einem geradezu widerlich zynischen Bösewicht und seinen Helfern, machen das Gezeigte auch für hartgesottene Zuschauer schwer zu ertragen.
Die Geschichte spielt in einer nicht näher definierten Zukunft in Detroit in den USA. Die Stadt versinkt im Chaos, öffentliche Dienste wie die Polizei sind bereits in die Hand von privaten Organisationen – hier O.C.P. – übergeben worden. Während der O.C.P.-Firmenchef die Vision eines Neubeginns hegt, in einem Stadtprojekt genannt "Delta City", sind Gewalt, Prostitution und Drogenmissbrauch auf dem Vormarsch. Polizist Alex Murphy wird an seinem ersten Tag bei der neuen Arbeitsstätte mit seiner Partnerin Lewis in einen Hinterhalt gelockt und von dem mehrfachen Polizistenmörder Boddicker hingerichtet. Die Sequenz gehört zu den grausamsten, die je in einem Mainstream-Film veröffentlicht wurden, ebenso allein die Idee beim Finale mit dem Giftmüll – mehr sei dazu nicht gesagt.
Murphy wird wiederbelebt und Testperson des RoboCop-Programms, ein von O.C.P.-Manager Morton in Auftrag gegebener Cyborg, der mit einer speziellen Rüstung ausgestattet für Recht und Gesetz auf den Straßen sorgen soll. Die Idee eines Polizisten, der nie müde wird, dessen Entscheidungen immer im Einklang mit den Gesetzen stehen, der nicht korrumpierbar und schneller ist als seine Gegner, hat dabei durchaus seinen Reiz. Anstatt wie Mortons Rivale Dick Jones auf einen Roboter zu setzen, der die Straßen sicherer machen soll, ist Murphy das Beste aus beiden Welten.
Es ist an sich überflüssig zu sagen, dass Murphy sich an seine Zeit vor seinem Dasein als RoboCop zu erinnern beginnt und sich aufmacht, diejenigen zur Strecke zu bringen, die ihn getötet haben. Dabei hat er sich an drei Hauptdirektiven zu halten: 1. "Diene dem öffentlichen Vertrauen." 2. "Beschütze die Unschuldigen." und 3. "Halte das Gesetz aufrecht.". Angelehnt an die Gesetze der Robotik von Isaac Asimov reichen sie an sich aus, sein Verhalten in die richtige Bahn zu lenken – wäre da nicht eine vierte Direktive, anhand derer deutlich wird, dass Verhoevens Film nicht nur Science Fiction, sondern auch einen bösen Gesellschaftskommentar bietet.
Wie später auch in Starship Troopers werden in RoboCop regelmäßig Ausschnitte aus einer Nachrichtensendung oder Werbespots eingeblendet, die gleichermaßen die erschreckende Lage in der Welt verdeutlichen, aber auch auf zynische Art und Weise ihre Doppelmoral vorführen. Sieht man Vater, Mutter und Kinder am Esszimmertisch ein Brettspiel um die globale Vernichtung spielen – "für die ganze Familie" beworben – dann bleibt einem beinahe das Lachen im Halse stecken. Auch die Darstellung von großen Firmen, die in alle Lebensbereiche (bis hin zur Herztransplantation) vordringen, um die Menschen mit Kreditvergaben an sich zu binden, besitzt eine erschreckende Aktualität.
Zusammen mit dem Bild einer Stadt, die im Chaos versinkt, in der Polizisten, die an sich für Ordnung sorgen sollen, ins Visier von Kriminellen geraten, aber gleichzeitig dafür kritisiert werden, wenn sie auf Grund der Arbeitsbedingungen in den Streik treten, regen diese Aspekte zum Nachdenken an.
Präsentiert wird all das mit auch heute noch sehenswerten Trickeffekten, von denen einzig die Stop-Motion-Animationen des Polizeiroboters ED-209 inzwischen offensichtlich, aber angesichts der Zeit, in der der Film entstand, sehr gelungen sind. Die fantastischen Soundeffekte tragen insbesondere bei den Bewegungen RoboCops zu einer gelungenen Atmosphäre bei – bei ED-209 sorgt das Grummeln und Kreischen für geradezu urkomische Momente. Basil Poledouris' Musik ist derart eingängig und zeitlos, dass man sich RoboCop nicht ohne vorstellen kann.
Fazit:
Sieht man sich an, was Filmemacher Paul Verhoeven in seinem ersten US-Spielfilm alles erreicht, dann möchte man ihm sagen, dass ihm mit weniger Gewaltexzessen nicht nur ein moderner Klassiker des Genres gelungen wäre, sondern auch ein Meilenstein. Als mitunter sehr zynische und düstere Zukunftsvision, die gleichermaßen Science-Fiction-Action-Krimi wie Satire ist, ist RoboCop für ein erwachsenes Publikum nach wie vor überaus sehenswert und packend. Allerdings schmälert die extreme Darstellung der verherrlichenden Brutalität den Spaß am Zusehen. Auch heute noch.