Reasonable Doubt [2014]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 20. Oktober 2015
Genre: ThrillerOriginaltitel: Reasonable Doubt
Laufzeit: 91 min.
Produktionsland: Deutschland / Kanada / USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Peter Howitt
Musik: James Jandrisch
Darsteller: Dominic Cooper, Samuel L. Jackson, Gloria Reuben, Ryan Robbins, Erin Karpluk, Dylan Taylor, Karl Thordarson, Dean Harder, John B. Lowe, Philippe Brenninkmeyer
Kurzinhalt:
Der aufstrebende Staatsanwalt Mitch Brockden (Dominic Cooper) hat sein Leben in geordnete Bahnen gelenkt: Er ist gut in seiner Arbeit, seine Frau Rachel (Erin Karpluk) hat vor wenigen Tagen ihr erstes Baby zur Welt gebracht und in ihrem Haus in einer guten Wohngegend Chicagos wäre noch Platz. Bis sich Mitch entscheidet, nach einer durchzechten Nacht nicht das Taxi zu nehmen, sondern sich ans Steuer zu setzen. Stark alkoholisiert fährt er einen jungen Mann an und flieht, nachdem er den Notruf getätigt hat. Kurz darauf wird Clinton Davis (Samuel L. Jackson) festgenommen und beschuldigt, Mitchs Fahrerfluchtopfer getötet zu haben. Wissend, dass Davis unschuldig sein muss, übernimmt Mitch als Ankläger den Fall und weiß doch nicht, was in jener Nacht geschehen ist ...
Kritik:
Schauspieler sind Künstler. Aber ganz egal, welch künstlerische Ambitionen sie bei bestimmten Projekten haben mögen und auch wenn ihnen das Erreichte wichtiger sein mag als der Gehaltsscheck, den sie dafür erhalten, auch Schauspieler haben wie alle anderen Menschen Rechnungen zu bezahlen. Der kleine und erfreulich kurze Thriller Reasonable Doubt von Regisseur Peter Howitt, der hier unter dem Pseudonym Peter P. Croudins zu Werke war, ist ein Film, um besagte Rechnungen bezahlen zu können. Diese Atmosphäre schwingt in jeder Einstellung mit, bei allen Beteiligten. Dass sich die beiden Hauptdarsteller dennoch keine Blöße geben macht den Film überraschend ansehbar.
Die Grundidee erinnert an unzählige andere Geschichten: Saubermann Mitch Brockden begeht Fahrerflucht und muss mit ansehen, wie sein geordnetes Leben aus den Fugen gerät. Das geht bis hin zum Klischee, dass er sich zwei uniformierten Polizisten gegenübersieht und die Musik schon verheißungsvoll anschwillt, als wäre er entdeckt worden, nur damit die Ermittler im letzten Moment zu ihrem eigentlichen Ansprechpartner abdrehen. Brockden ist dabei nicht irgendein unbescholtener Bürger, sondern arbeitet für die Staatsanwaltschaft, ist somit an sich auf Seite des Gesetzes. Als er erfährt, dass der schweigsame Clinton Davis für seine Fahrerflucht vor Gericht landet, übernimmt er den Fall. Durch geschickte Fragekonstellationen will er die Geschworenen dazu bringen, Davis' unerfahrenem Anwalt zu glauben und die Anklage der Staatsanwaltschaft niederzuschmettern.
Das einzig vielleicht unerwartete Element bringt die Figur von Clinton Davis mit sich und auch wenn es bereits in der Filmvorschau verraten wird, soll es hier nicht vorweggenommen werden. Gibt der Film auch dieses Element preis, entwickelt sich jede einzelne Szene genau so, wie man es in dieser Story erwarten würde. Sogar die Dialoge sind Wort für Wort absehbar.
Dass das Gespräch zwischen Mitch und seinem straffällig gewordenen Bruder Jimmy, in dem er Jimmy von seinen Gewissensbissen erzählt, nicht im Film enthalten, sondern lediglich als gelöschte Szene vorhanden ist, ist bedauerlich. Immerhin bekäme eine Wendung im Film so Sinn.
An der Spielzeit des Films kann es nicht gelegen haben, Howitt zieht seinen Thriller glücklicherweise nicht durch Nebenhandlungen in die Länge und kommt so nach weniger als 80 Minuten bereits zum Ende. Nur der unvorstellbar langsam dahinrollende Abspann "rettet" den Film über die eineinhalb Stunden-Marke.
Wer bis zum Schluss dabei bleibt, bekommt ein vorhersehbares, maues Finale geliefert, dessen Ausgang nie in Zweifel steht. Ein Trost ist dabei, dass Reasonable Doubt vollkommen schnörkellos und sauber inszeniert ist. Der Look ist gelungen, Kamera und Schnitt nie unübersichtlich oder verwackelt – dafür aber auch nie einfallsreich oder ungewöhnlich.
Reasonable Doubt ist ein Thriller, wie ihn Verleihfirmen für gewöhnlich nicht direkt einkaufen, sondern der in einem Paket enthalten ist, in dem viel erstrebenswertere Filme schlummern. Es ist ein Thriller, wie er oft kurz vor dem Wochenende ab 22 Uhr im Fernsehen gezeigt wird, um die Zeit bis zum nächsten Hollywood-Kracher zu überbrücken. Und als solcher Film ist er immerhin bedeutend besser als viele andere.
Fazit:
Dass es Samuel L. Jackson eher gelingt, die Einfallslosigkeit des Drehbuchs mit einem Mindestmaß an Engagement zu überspielen, als Dominic Cooper, verwundert nicht. Auch vermag er in einen unergründlichen Blick mehr hinein zu packen, als sein 30 Jahre jüngerer Kollege. Beide machen Reasonable Doubt unterhaltsam, zusammen mit der routinierten, fehlerlosen Umsetzung. An seinem Thriller mit moralischer Botschaft scheint selbst Regisseur Peter Howitt nur geringfügig interessiert, immerhin gibt es keine einzige neue Idee zu sehen. Dafür entschädigen wenigstens die Beteiligten. Andere ihrer Kollegen kassieren den Gehaltsscheck und geben sich dabei gar keine Mühe.