Predator - Upgrade [2018]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. Juni 2019
Genre: Science Fiction / Action / Horror

Originaltitel: The Predator
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: Kanada / USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Shane Black
Musik: Henry Jackman
Darsteller: Boyd Holbrook, Trevante Rhodes, Jacob Tremblay, Keegan-Michael Key, Olivia Munn, Sterling K. Brown, Thomas Jane, Alfie Allen, Augusto Aguilera, Jake Busey, Yvonne Strahovski, Brian A. Prince


Kurzinhalt:

Während einer Mission in Mexiko beobachtet U.S. Army Ranger-Scharfschütze Quinn McKenna (Boyd Holbrook), wie ein Raumschiff auf der Erde bruchlandet. Es gelingt ihm, Teile der Ausrüstung des außerirdischen Jägers (Brian A. Prince) zu bergen, die er sich selbst per Post schickt, um einen Beweis für deren Existenz zu erhalten. Doch der Leiter der Militäreinheit „Stargazer“, Traeger (Sterling K. Brown), der um die Existenz der Aliens weiß, lässt McKenna festnehmen und mit einer Gruppe psychisch kranker Soldaten abtransportieren. Das Predator-Wesen soll unterdessen von Biologin Casey Brackett (Olivia Munn) studiert werden. Als ein weiteres Raumschiff auf der Erde eintrifft, beginnt eine blutige Jagd zwischen McKenna und seinen neu gewonnenen Kameraden auf der einen, dem skrupellose Traeger und den Militärs auf der anderen, sowie dem Predator auf seiner eigenen Seite. Dabei sind Mächte am Werk, die eine Bedrohung für die gesamte Menschheit darstellen …


Kritik:
Die Figuren in Predator - Upgrade beziehen sich immer wieder auf Ereignisse, die im Jahr 1987 stattgefunden haben, als eine Militäreinheit in Zentralamerika von einem außerirdischen Wesen dezimiert wurde. Wüsste man nicht, dass Filmemacher Shane Black in jenem Thriller, Predator [1987], selbst eine Rolle übernommen hatte, möchte man angesichts dieser dritten Fortsetzung meinen, er wäre wie sämtliche Akteure, die hier vor der Kamera zu sehen sind, damals bestenfalls in der Pubertät gesteckt und wüsste nicht, was für einen Film er eigentlich machen wollte. Predator - Upgrade ist die wohl mit Abstand schlimmstmögliche Fortsetzung, die sich Kenner und Fans des Originals vorstellen können. Man muss sich dabei durchaus fragen, wie es so weit überhaupt kommen konnte.

Nach dem ersten Predator-Film und den beiden Fortsetzung Predator 2 [1990] sowie Predators [2010] setzt Black, der auch an der Vorlage mitschrieb, seine Story in der heutigen Zeit an, ohne einen Neustart der Reihe vorzunehmen. Das wäre an sich ein löbliches Vorhaben, bliebe er denn dem Genre selbst treu. Aber waren die bisherigen Teile Horror-Action-Thriller im Science Fiction-Universum, will Upgrade eine Komödie sein. Mit menschenverachtend brutalem Humor zwar, aber vermeintlich lustig. Das geht soweit, dass hier ein Predator den abgetrennten Arm eines Soldaten nimmt, um damit ein „Daumen hoch“-Signal einem anderen Soldaten zu zeigen. Aus dem unbekannten, bedrohlichen, teils unsichtbaren, übermenschlich großen und agilen Jäger von einst ist hier eine Witzfigur geworden. Doch das heißt nicht, dass nicht genügend Körperteile abgetrennt oder Menschen getötet werden. Ganz im Gegenteil: Die Anzahl der Leichen ist im Vergleich zu den vergangenen zwei Filmen exponentiell gestiegen, nur soll man dabei ständig lachen.
Beispielsweise, wenn ein Kind einen anderen Jugendlichen tötet (an sich nicht er selbst, aber er ist es eben trotzdem). Oder wenn der Vater unmittelbar vor den Augen des eigenen Kindes einen Mann erschießt, obwohl dieser noch nicht einmal seine Waffen gezogen hatte. All das muss zum Lachen sein … fragt sich nur, für wen.

Die fragmentierte Story beginnt mit dem Absturz eines Predator-Raumschiffs. Während das Wesen selbst von der Militäreinheit „Stargazer“ geborgen wird, die es studiert, wird Elite-Soldat und Scharfschütze Quinn McKenna, der das Wesen gesehen und Teile von dessen Ausrüstung entwendet hat, von eben dieser Einheit gefangen genommen und soll mit einer Gruppe psychisch labiler Soldaten weggesperrt werden. Doch das Predator-Wesen kann ausbrechen und macht sich auf die Suche nach seiner Ausrüstung, die inzwischen bei McKennas autistischem Sohn Rory gelandet ist. Darum machen sich Quinn, seine neu gefundenen Kameraden und Biologin Casey Brackett auf, das Wesen zur Strecke zu bringen, während der Leiter von „Stargazer“, Traeger, den Predator fangen und Quinn und seine Männer ausschalten will.
Dass der deutsche Titel durchaus Sinn ergibt, können Interessenten selbst herausfinden, die Story-Wendung sei hier nicht verraten. Sie mag das Universum der außerirdischen Jäger zwar erweitern, doch auch dieser Punkt beraubt die Wesen ihrer eigentlichen Bedrohlichkeit.

Die bisherigen Filme hatten gemein, dass sich die Protagonisten einem (oder mehreren) Jäger gegenübersahen und erkennen mussten, dass sie dem übermächtigen Gegner nicht gewachsen sind, sondern sie eine andere Strategie entwickeln müssen, um zu überleben. In Predator - Upgrade ist die Strategie immer dieselbe: So lange auf den Predator schießen, bis die Kugeln Wirkung zeigen. Denn praktischerweise knöpft der sich sämtliche namenlose Soldaten vor, spießt sie im Genitalbereich auf (weil das eben so witzig ist), oder verstümmelt sie größtmöglich, aber wenn es an die Hauptfiguren geht, kann er nicht anders, als sie nur hochzuheben und durch die Gegend zu werfen.
Vorbei sind die Zeiten, in denen sich Arnold Schwarzenegger oder Danny Glover versteckten, um von dem Weltraumjäger nicht gefunden zu werden, in denen sie lernten, in welcher Umgebung der Predator sie nicht sehen konnte. Hier wird ständig aus allen Rohren gefeuert, wobei die Biologin eine Waffenkenntnis und ein Kampftraining wie Rambo absolviert zu haben scheint. Anders lässt sich nicht erklären, weshalb sie all das kann, was sie hier tut.

Predator - Upgrade ergibt inhaltlich keinerlei Sinn und ist angehäuft mit möchtegern-coolen Sprüchen. So sehen sich beispielsweise die Menschen, die sich gegenseitig bekriegen, einem übermenschlichen Gegner gegenüber und haben doch nichts anderes zu tun, als vollkommen unnötigerweise einen Soldaten der gegnerischen Gruppe zu erschießen, nur damit beide menschlichen Parteien dieselbe Anzahl haben. Wer denkt, es könnte nicht schlimmer kommen, sollte auf die vollkommen überflüssigen Predator-Hunde in der zweiten Hälfte warten, oder das absurde Finale samt Teaser für eine Fortsetzung, die hoffentlich nie kommt.
Im ersten Predator-Film sagte der von Schwarzenegger gespielte Major Dutch Schaefer, „wenn es blutet, können wir es töten“. Filmemacher Shane Black hat Letzteres unzweifelhaft erreicht – in diesem Franchise steckt kein Blut mehr, egal, wie viel digitales hier vergossen wird.


Fazit:
In den ersten beiden Filmen der Reihe gab es massenweise Machosprüche von stereotypen, „harten Kerlen“ zu hören, vor denen selbst die Furcht Angst bekommen sollte. Doch war dies nur zu Beginn der Fall. Wenn diese Testosteron getriebenen Elitekämpfer verstummten angesichts eines Gegners, der ihnen haushoch überlegen war, bekam das Publikum ein Gefühl dafür, wie groß und greifbar die Bedrohung für sie tatsächlich war. In Predator - Upgrade vergeht keine einzelne Szene, in der den Figuren kein lockerer Spruch auf den Lippen sitzt, in der die Gewalt nicht ins Lächerliche gezogen wird. Selbst wenn die etablierten Figuren das Zeitliche segnen, soll das immer noch amüsant sein. Statt einen actiongeladenen Science Fiction-Thriller zu erzählen, versucht sich Regisseur Shane Black an einer schwarzen Komödie und beraubt das ikonische Alien seines Furcht einflößenden Mysteriums. Das wäre im besten Fall ein „Downgrade“, auf Grund der grausigen Dramaturgie, der absurden Sprünge in der im Nachgang umgestellten Erzählung und der auf Gewalt denn auf Atmosphäre getrimmten Umsetzung, ist das trotz des Produktionsaufwands nicht nur schlecht, es ist unverständlich, wie das so viele Verantwortliche beim Studio absegnen und veröffentlichen konnten.