Picknick mit Bären [2015]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 22. Mai 2016
Genre: UnterhaltungOriginaltitel: A Walk in the Woods
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ohne Altersbegrenzung
Regie: Ken Kwapis
Musik: Nathan Larson
Darsteller: Robert Redford, Nick Nolte, Emma Thompson, Mary Steenburgen, Nick Offerman, Kristen Schaal, R. Keith Harris, Randall Newsome, Hayley Lovitt, Linds Edwards, Susan McPhail
Kurzinhalt:
Unvermittelt konfrontiert der erfolgreiche Reiseratgeberautor Bill Bryson (Robert Redford) seine Frau Catherine (Emma Thompson) mit seiner Entscheidung, den beliebten Appalachian Trail zu bewandern. Der ist insgesamt beinahe 2200 Meilen lang und durchquert 14 US-Bundesstaaten. Zuerst hält Catherine dies für ein Hirngespinst und gibt ihm vor, dass er zumindest nicht allein wandern darf. Der einzige seiner Bekannten, der ihm zusagt und den Bill nicht einmal selbst fragt, ist Stephen Katz (Nick Nolte), den er seit 40 Jahren nicht gesprochen hat. Gemeinsam starten sie, auch wenn niemand glaubt, dass sie es schaffen. Aber nicht nur die Witterung setzt ihnen zu ...
Kritik:
Es überrascht nicht wirklich, dass es in Picknick mit Bären kein wirkliches Picknick mit Bären zu sehen gibt. Unerwartet ist allerdings, dass die zweite Zusammenarbeit zwischen Robert Redford und Nick Nolte nach dem von Redford selbst inszenierten The Company You Keep [2012] trotz der zwei Schauspieltitanen so enttäuscht. Auch wenn der Film auf der Autobiografie von Bill Bryson basiert, man hat mehr das Gefühl, der einzige Grund wäre, die beiden Stars zusammen zu bringen.
Im Gegensatz zu Der große Trip - Wild [2014], in dem Reese Witherspoon ebenfalls einen sehr langen Trail abwandern möchte, ist Picknick mit Bären an den Figuren selbst nicht wirklich interessiert. Wäre es nicht um das Geschnatter zwischen den beiden Darstellern, wären sie vollkommen belanglos. Man sollte meinen, dass Regisseur Ken Kwapis somit zumindest die Landschaftsaufnahmen der immerhin mehr als 2000 Meilen langen Wanderroute entsprechend präsentiert, doch die sind so losgelöst vom Rest, dass all das nicht zusammenpassen mag.
Eines Tages entschließt sich hier Bill Bryson, der im Leben alles erreicht hat und dessen Arbeitszimmer vor Auszeichnungen und Urkunden überzuquellen scheint, den Appalachian Trail zu wandern. Der ist immerhin 3500 Kilometer lang und Bryson nicht mehr der jüngste (auch wenn er in Wirklichkeit mehr als 30 Jahre jünger war als Robert Redford hier). Seine Frau Catherine besteht darauf, dass Bill nicht allein wandert – wohl insgeheim hoffend, dass er niemanden finden wird, der sich ihm anschließt. Die Frage, die sich einem hierbei zwangsläufig stellt lautet: Wieso fragt er sie nicht? Zwar hat es den Anschein, als gäbe es in der Ehe unausgesprochene Konflikte, doch da der Film sie nie thematisiert, berührt das nur wenig. Der einzige, der sich bereiterklärt, mit Bill zu wandern, ist Stephen Katz, den er seit 40 Jahren nicht gesehen und wohl auch nicht vermisst hat. Katz wird bärbeißig von Nick Nolte verkörpert und könnte keinen größeren Gegensatz zu dem belesenen, alles planenden Robert Redford darstellen.
Nun gehen diese zwei Männer also auf den Trail, doch wie sie sich überhaupt im alltäglichen Umgang mit der Situation schlagen, zeigt der Film nicht. Was essen sie überhaupt, wie ist es für diese durchaus betagten Herren, jede Nacht auf dem Boden zu schlafen? Bill tritt stets frisch rasiert auf, doch wie macht er das? Picknick mit Bären gibt sich hiermit kaum ab, obwohl der Film bereits einige Zeit braucht, bis Bill und Stephen überhaupt loslegen. Eine wirkliche Konfrontation mit den beiden bleibt ebenfalls aus und man erfährt über Bills Beweggründe, den Trail zu beschreiten deutlich weniger, als über Stephens, der einer Gefängnisstrafe entgehen wollte. Inwiefern er dieser entgehen kann, wenn er nach der Wanderung doch zurück muss, verstehe dabei wer will.
Der Film plätschert vor sich hin mit einigen Gastauftritten, die durchaus nett sind, aber nicht in Erinnerung bleiben. Man würde vermuten, dass bei einem solchen Thema die Natur gewissermaßen ein Teil der Erzählung wird, aber Regisseur Kwapis gelingt es nur selten, seine Darsteller überhaupt in die Szenerie zu bringen. Als Beispiel: Nach einem beschwerlichen Aufstieg treten Bill und Stephen auf eine Anhöhe – man sieht ihre beiden beinahe ehrfürchtigen Gesichter. Im nächsten Schnitt sieht man auch wieso: Vor ihnen breitet sich eine beinahe unberührte, hügelige, grüne Landschaft aus. Nur wieso schwenkt die Kamera nicht von ihnen zur Landschaft? Picknick mit Bären löst die Darsteller durch ständige Schnitte und die Tatsache, dass in den Überflugszenen die Charaktere immer nur von hinten zu sehen sind, nie jedoch ihre Gesichter, derart aus dem Trail heraus, dass man meinen könnte, Redford und Nolte waren beim Dreh nie dabei. Die titelgebende Szene mit den Bären ist derart stumpf geschnitten, dass in keinem einzigen Moment die Figuren (oder die Zelte in denen sie sind) zusammen mit den Tieren im Bild sind. Schnitt: Bären, Schnitt: Zelte. Dass beides beim Dreh zusammen vorhanden gewesen sein soll, mag man so nicht glauben.
Bei einer solch ungelenken Umsetzung, die zu wenig aus den Darbietungen oder der Umgebung macht, fällt das ganze "Finale", das so offensichtlich im Studio gedreht wurde und bei dem die Hintergründe nicht echt sind, gar nicht mehr ins Gewicht.
Fazit:
Das Charisma von Robert Redford und Nick Nolte ist ungebrochen, selbst wenn sie hier scheinbar nur zugesagt haben, um etwas Zeit miteinander verbringen zu können. Wirklich gefordert sind sie nicht, da das Drehbuch den Figuren weder eine Entwicklung mit auf den Weg gibt, noch eine Erkenntnis an das Ende ihres gemeinsamen Weges setzt. Sie dürfen nicht einmal wirklich feststellen, dass wohl weniger Zeit vor als hinter ihnen liegt. Picknick mit Bären weiß aus den Urgesteinen ebenso wenig zu machen wie aus den zum Teil fantastischen Landschaftsaufnahmen. Der einzige Grund hier einzuschalten liegt in der Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, deren Wortwitz oft gelungen ist und bei denen man sich wünschen würde, dass sie für ihren gemeinsamen Auftritt etwas tiefer Gehendes vorbereitet bekommen würden. Denn egal wie lange ihr Trail auch ist, irgendwann ist er einmal zu Ende.