Ocean’s Twelve [2004]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 21. Oktober 2018
Genre: UnterhaltungOriginaltitel: Ocean’s Twelve
Laufzeit: 125 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2004
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Steven Soderbergh
Musik: David Holmes
Darsteller: George Clooney, Brad Pitt, Bernie Mac, Matt Damon, Elliott Gould, Casey Affleck, Scott Caan, Eddie Jemison, Don Cheadle, Shaobo Qin, Carl Reiner, Julia Roberts, Catherine Zeta-Jones, Albert Finney, Vincent Cassel, Andy Garcia, Eddie Izzard, Jeroen Krabbé, Cherry Jones, Robbie Coltrane
Kurzinhalt:
Nachdem ihnen der unmögliche Raubüberfall auf mehrere Kasinos in Las Vegas gelang, haben sich Danny Ocean (George Clooney) und die übrigen zehn Mitglieder seiner Truppe zurückgezogen. Dennoch spürt sie der bestohlene Kasinobesitzer Terry Benedict (Andy Garcia) auf und setzt ihnen eine Frist: Entweder er erhält in zwei Wochen sein gesamtes Geld inklusive Zinsen zurück, oder er wird sie alle töten lassen. Für einen möglichen Coup reisen sie nach Amsterdam, wo Rusty (Brad Pitt) und Danny einen Job an Land ziehen. Aber sie müssen feststellen, dass ihnen der Meisterdieb, der sich „Nachtfuchs“ (Vincent Cassel) nennt, zuvorgekommen ist. Der fordert Danny zu einem Wettstreit auf, um endgültig klarzustellen, wer der beste Dieb ist. Dabei sehen sich Danny und die anderen nicht nur ihm, sondern auch der Europol-Agentin Isabel Lahiri (Catherine Zeta-Jones) gegenüber, die ihnen dicht auf den Fersen ist – und eine Vergangenheit mit Rusty hat …
Kritik:
In Ocean’s Twelve versammelt Filmemacher Steven Soderbergh nochmals die gesamte Truppe seines überaus erfolgreichen Ensemble-Heist-Films Ocean’s Eleven [2001] und lädt weitere hochkarätige Darsteller und Darstellerinnen zu Gastauftritten ein. Das Ergebnis fühlt sich an wie ein Klassentreffen, nur dass das Publikum weder in derselben Abschlussklasse gewesen war, noch an derselben Schule. Dass die Beteiligten eine gute Zeit haben, steht außer Frage, doch hätte man diesem Dutzend ein Drehbuch mit bedeutend mehr Substanz an die Hand geben sollen.
Im Zentrum der dünnen Story steht dieses Mal nicht der Titel gebende Danny Ocean, sondern der von Brad Pitt verkörperte Rusty Ryan. Der war vor einigen Jahren in Europa kriminell unterwegs und hatte sich mit der Europol-Agentin Isabel Lahiri eingelassen – die jedoch nichts von seiner wahren Profession wusste und ihm auf den Fersen war. Inzwischen sind Rusty und die übrigen nach dem Überfall auf das Bellagio an sich in ihrem neuen Leben angekommen, doch werden sie von dem bestohlenen Kasinobesitzer Terry Benedict aufgespürt. Der will sein Geld (das ihm an sich von der Versicherung bereits ersetzt worden ist) plus Zinsen zurückhaben und gibt Danny und den übrigen elf zwei Wochen Zeit.
Bereits in den ersten 15 Minuten zeichnet sich ab, wie Filmemacher Soderbergh seine Fortsetzung anlegt. Würde man vermuten, dass es ausreicht, wenn Benedict bei Danny oder Rusty auftaucht, um sie unter Druck zu setzen, ihre Schulden zu bezahlen, gibt es je eine Szene mit allen Mitgliedern von Oceans elf, die jeweils nach dem gleichen Schema abläuft. Es beginnt damit, dass die Person ihrem Alltag nachgeht und einen Monolog führt, der unterbrochen wird, indem Benedict die Bühne betritt. Das ist nach dem zweiten Mal nicht nur langatmig, sondern vollkommen überflüssig, immerhin können sich die wenigsten im Publikum überhaupt an die Namen der Beteiligten erinnern, geschweige denn hatten sie im letzten Film genug zu tun, als dass sie interessieren würden.
Das ist ein weiteres Problem von Ocean’s Twelve, denn wer erwarten würde, dass die Macher die Chance nutzen und die Figuren ausbauen würden, der irrt. Die einzige, über die man hier mehr erfährt, ist die von Catherine Zeta-Jones gespielte Europol-Agentin Lahiri, die man zuvor noch nie gesehen hatte und die im Grunde niemanden wirklich interessiert.
In Amsterdam nimmt die Gaunertruppe einen Coup an, bei dem sie jedoch von einem anderen Einbrecher überrascht wird: Einem Meisterdieb, der sich „Nachtfuchs“ nennt. Die Idee, dass sich zwischen ihm und Dannys elf ein Wettstreit entwickelt, klingt verlockend und könnte in der Tat für ein paar interessante und packende Sequenzen sorgen. Doch bis es überhaupt soweit ist, ist das erste Drittel von Ocean’s Twelve bereits vorbei und aus der eigentlichen Ausgangslage um Terry Benedict noch nichts geworden. Inwiefern hier Spannung aufkommen soll, bleiben die Macher schuldig.
Stattdessen inszeniert Steven Soderbergh seinen Film mit viel Handkamera und Perspektiven, die wohl an europäisches Kunstkino erinnern sollen. Die zugegebenermaßen tollen Locations in Europas Metropolen sind gut eingefangen und mit warmen Farben versehen. Aber die künstlerische Entscheidung, Dialoge zu inszenieren, ohne dass die sprechenden Personen zu sehen sind, die Gespräche entweder von der Kamera abgewandten Personen oder gar hinter der Kamera ausgehen, ist im besten Fall irritierend. Die Szene, in welcher der erste Einbruch in Amsterdam besprochen wird und neun Mitglieder der Truppe durcheinanderreden, während der Bildausschnitt einzig auf Matt Damons Linus verbleibt, ist hierfür ein gutes Beispiel.
Auch durch die laut eingespielte, immer präsente und aufdringliche Musik erweckt Ocean’s Twelve den Eindruck, dass es sich weniger um einen Heist-Film handelt, als um einen jazzig-improvisierten Kunstfilm, in dem zufällig mehr als ein Dutzend bekannter Hollywood-Stars mitspielen. Aber selbst sie sind nicht in der Lage, aus der oberflächlichen Vorlage brauchbare Szenen herauszuholen. Der gequält lange Abschnitt, in dem Julia Roberts’ Tess als „Julia Roberts“ auftritt und sich Bruce Willis, der wiederum sich selbst spielt, gegenübersteht, verliert wie die Geschichte selbst nach ein paar Minuten vollkommen ihren Reiz. Was bleibt sind Momente, bei denen man sich fragt, wieso sie nicht auf dem Boden des Schneideraums gelandet sind. Es scheint fast, als hätte man den ganzen Film dort gefunden.
Fazit:
Ocean’s Twelve ist ein Heist-Film, bei dem der größte Kniff des Regisseurs der ist, dass dem Publikum ganze zwei Stunden gestohlen werden. Von den drei eigentlichen Überfällen, die im Film stattfinden, gibt es keinen einzigen zu sehen und auch der Wettstreit mit dem Meisterdieb kommt nie in Fahrt. Dass sich am Schluss erneut alles in Wohlgefallen auflöst, soll wohl den Charme von Danny Ocean unterstreichen, tröstet aber nicht darüber hinweg, dass die Story scheunentorgroße Löcher aufweist. Die Besetzung selbst besitzt immer noch Charme, der hier aber kaum zum Tragen kommt, weil niemand etwas zu tun bekommt. Ihre Szenen, der ganze Aufbau des Films, wirkt bis zu einem Grad improvisiert, dass dem Gezeigten jeglicher inhaltlicher Zusammenhalt fehlt. Das macht den Film trotz der guten Bilder und der stylischen, verkrampft kunstvollen Inszenierung unerträglich langatmig. Furchtbar.